OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Jahrgang 9 / Heft 2/3 April-September 1955

Oberösterreichische Heimatblätter Herausgegeben vom Institut für Landeskunde von Oberösterreich Schriftleiter: Dr. Franz Pfeffer Jahrgang 9 Heft 2/3 Apri1-Sep t e m b er 1955 Inhalt Seite Kurt W i 11 von s e der: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit 97 Ernst N e w e k l o w s k y: Die Schiff- und Floßleute von Steyr . 113 Josef Fr ö h l e 1· : Zur Geschichte der Schule und cles Schuldl·amas der Jesuiten in Steyr (1630 -1773) 131 Hertha A wecke r: Grein wäluend der Franzosenkriege 147 Gilbert Trat h n i g g: Die Probegrabung in Breitenschützing 159 Franz Linn in g e 1·: Orgeln und Organisten im Stift St. Flori..'ln. Ein Beitrag zur ,Musikgeschichte des Stiftes 171 Bausteine zur Heimatkunde Kurt Hetzer: Der l,arolingische Königshof zu Linz 187 Othmar Wes s e l y: Zu Veit Stahel 189 Roman M o s e 1·: Hochwasser- und Gletscherstände im Flußgebiet der Tmun 193 Ferdinand T r e m e l: Ein altösterreichisches Beamtenleben 196 Lebensbilder Hermann Vetters: Paul Karnitsch Eduard Kriechbaum: Robert Bernhart Schrifttum Buchbesprechungen . Beilage Oberösterreichische Bibliographie 1952/53 201 204 207 Bearbeitet von Eduard S t r aß m a y r, Ernst B u r g s t a 11 er, Wilhelm F r eh, Ämilian K I o i b er und Alfred Marks. 77 Seiten. Anschrift der Schriftleitung: Linz a. cl. D., Bahnhofstraße 16, Ruf 26 - 3 - 71 Verleger: Verlag cles Amtes der o. ö. Lamlesregienmg, Linz a. d. D., IUosterstraße 7 Druck: Buchdnickerei des Amtes der o. ö. Landesregierung, Linz a. d. D., Klosterstr. 7

l'Jbtröfttrrrig']if r{Jt ~fuoffJlifffw Jahrgang 9 Heft 2/3 Apri1-September 1955 Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit Von Kurt Willvonseder (Salzburg) Das Mondseeland verdankt vor allem den Pfahlbauten von See am Mondsee und Scharfling, die der ausgehenden Jungsteinzeit und wohl auch noch dem Beginn der Bronzezeit angehören, seinen weit über Österreich hinaus gedrungenen Ruf als urgeschichtliches Siedlungsgebiet 1 ). Die übrigen, sich auf spätere Abschnitte der Urzeit verteilenden Funde stehen zwar hinsichtlich Zahl und Bedeutung erheblich hinter den Pfahlbaufunden zurück, lassen aber immerhin daran denken, daß das einmal Kulturlandschaft gewordene Gebiet stets eine gewisse Besiedlung durch den Menschen aufgewiesen hat und daher mit einer im wesentlichen ungebrochenen, wenn vielleicht auch zeitweise gelockerten Siedlungskontinuität gerechnet werden kann, deren Bedeutung man aber nicht überschätzen darf. Die Ur- und Frühgeschichte des Mondseelandes wurde wiederholt in wissenschaftlichen und heimatkundlichen Veröffentlichungen behandelt 2 ). Den tatsächlichen Stand der Forschung geben jedoch auch die nach dem zweiten Weltkrieg erschienenen Darstellungen nicht wieder; so ist z.B. die Fundkarte bei R. Wimmer unvollständig 3 ) und auch die Veröffentlichung von H. Awecker übersteigt, was die Ur- und Frühgeschichte betrifft, kaum einen bereits vor 25 Jahren erreichten Forschungsstand 4 ). Zunächst sei einmal festgehalten, was man gewöhnlich unter „Mondseeland" versteht. Diese Bezeichnung geht nach J. Strnadt auf das späte Mittelalter zurück und bezieht sich auf die Umgebung des Mondsees und des Irr- oder Zellersees, Es erstreckt sich „von Straßwalchen, den Mondsee hinüber durch die Gräben von Burgau (abgekürzt Burggraben geheißen) über den Schafberg und den Abersee und den aus demselben abfließenden Ischlfluß" 5 ). Für H. Awecker ist das Mondseeland das Gebiet der ehemaligen Herrschaft Wildenegg, ,,ein fast kreisrundes Stückchen Land bis zur Salzburger Grenze und fast bis Frankenmarkt und St. Georgen im Attergau reichend". Das Mondseeland der urgeschichtlichen Zeit ist nach Aussage der bisher bekannten Funde auf die unmittelbare UII?-gebung des Mondsees einzuschränken. Im Nordwesten mag man unter Berücksichtigung der naturräumlichen Situation als äußerste Grenze die sich bei Oberhofen aufbauenden Moränenwälle der Würmeiszeit ansehen, im Norden bilden die den See säumenden Flyschberge den natürlichen Rahmen. Im Osten ist allenfalls noch die von der Seeache durchflossene Landbrücke 7 97

Oberösterreichische Heimatblätter zwischen dem Mond- und dem Attersee zum Mondseeland hinzuzurechnen. Die Südgrenze ist durch den Steilabfall der mesozoischen Kalke des Schafberges (mit der Kienbergwand) und der Drachenwand eindeutig gegeben. Auf siedlungsgeschichtlich bedeutungsvolle Einzelheiten der Landschaftsgliederung, die eine Differenzierung dieses grob umrissenen Areals ermöglichen, wird noch eingegangen werden. An der seinerzeit von L. Franz und J. Weninger (1927) gebotenen Zusammenstellung der ur- und frühgeschichtlichen Funde aus dem Mondseeland hat sich nicht viel geändert, denn der Fundanfall in dem seither verstrichenen Vierteljahrhundert ist, außerhalb der beiden Mondseepfahlbauten, absolut wie auch relativ außerordentlich gering und umfaßt nur wenige bemerkenswerte Stücke. Mit Ausnahme des Steinbeiles vom Nordabhang des Schafberges (Fundplatz 3 des folgenden Fundverzeichnisses) und des frühurnenfelderzeitlichen Depotfundes an der Kienbergwand (Fundplatz 12), die von Salzburger Gebiet herrühren (Kat.-Gem. Oberburgau der Gemeinde St. Gilgen, Pol. Bezirk Salzburg-Umgebung, Gerichtsbezirk St. Gilgen), stammen alle Funde von oberösterreichischem Boden (Pol. Bezirk Vöcklabruck, Gerichtsbezirk Mondsee). Nach ihrer Zeitstellung geordnet liegen aus dem Mondseeland folgende urgeschichtliche Funde vor: A. Jungsteinzeit und Frühbronzezeit 1. S e e am Mondsee, Kat.-Gem. Au, Gern. Innerschwand. Pfahlbau am Ausfluß der Seeache. Entdeckt 1872 von M. Much. - über diesen Pfahlbau gibt es ein reiches Schrifttum, das im wesentlichen bei L. Franz und J. Weninger (a. a. 0., S. 105 f.) zusammengestellt ist 6 ) . Funde hauptsächlich im Urgeschichtlichen Institut der Universität Wien. 2. Nicht näher bezeichnete Fundstelle an der Straße zwischen S e e a m Mondsee und Unterach. Flachbeil aus Stein (Fundmeldung von M. Much). Materialien zur Urgesch. österr. 3 (1927), S. 14. - Im Urgeschichtl. Inst. d. Univ. Wien. 3. Nordabhang des Schafberges. Flachbeil aus Stein mit schräger Schneitle, gefunden angeblich in 1600 m Höhe im Bereich der Kat.-Gem. Ried (Gern. St. Gilgen, Salzburg). Diese bei G. Kyrle aufscheinende Fundmeldung ist unklar 7 ), denn der Nordabhang des Schafberges ist nicht in der Kat.-Gem. Ried, sondern in der Kat.-Gem. Oberburgau (Gern. St. Gilgen) gelegen. Im Originalbericht heißt es: ,, . . . Gespendet von Sr. Durchlaucht Alfred Fürst von Wrede und gefunden auf dessen Gütern am Schafberge" 8 ), bei M. Much: ,,Ein solches einfaches Steinbeil fand man auf dem sehr steilen Nordabfalle des Schafberges in Oberösterreich, etwa eine Wegstunde über dem Mondsee, beim Wegmachen auf einer Stelle, die rings vom Walde umschlossen ist, und wo von jeher wegen der Steilheit des Gehänges bis ans Seeufer hinab nur Wald bestanden haben konnte" 9 ). M. Much scheint als guter Kenner des Gebietes den Fundumständen nachgegangen zu sein. Aber auch sein Bericht ist nicht ganz richtig, denn der Fundort kann nicht auf oberösterreichischem, sondern muß auf Salzburger Boden liegen. Diesem an sich unbedeutenden Fund wird hier nur deshalb nähere Beachtung geschenkt, da er eine angreifbare siedlungs- oder besser gesagt wirtschaftsgeschichtliche Deutung erfahren hat (vgl. S. 106). - Das Beil gelangte in das Salzburger Museum Carolino-Augusteum. 98

Willvonseder: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit 4. A u, Gern. Innerschwand. Lochaxt, nach R. Much gefunden auf der Halbinsel südöstlich des Ausflusses der Wangauer Ache. Materialien zur Urgesch. österr. 3 (1927), S. 14. - Im Urgeschichtl. Inst. d. Univ. Wien. 5. Pi c h 1 am S e e, Kat.-Gem. Au, Gern. Innerschwand. Lochaxt, gefunden im Sommer 1950 beim Umbau des Hotels Pichl-Auhof, etwa 20 bis 25 m vom heutigen Seeufer entfernt. - In Privatbesitz (Mondsee). 6. Mondsee. Lochaxt aus Serpentin. Gefunden von M. Laad um 1928 am Seegrund östlich der Einmündung des Kandlbaches (an den Kaianlagen des Marktes Mondsee) 10 ). - Diese Axt war lange in Privatbesitz (Mondsee) und gelangte schließlich 1952 in das Oberösterr. Landesmuseum in Linz (Inv.-Nr. A 4642). 7. Schwarzindien, Gern. St. Lorenz. Lochaxt. Nach L. Franz „vor vielen Jahren" aus dem Wasser gefischt in der Bucht bei der Bahnhaltestelle Schwarzindien 11 ). Das Beil erhielt F. Angerer in seiner Jugendzeit (etwa in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts) von einem Fischer; es geriet aber in Verlust. 8. Scharf 1in g, Gern. St. Lorenz. Pfahlbau unweit der Einmündung des Kienbaches in den Mondsee. Entdeckt 1874 von M. Much. Schrifttum im wesentlichen wie bei See am Mondsee (Fundplatz 1). B. Bron zeze it und Früh h a 11 s tatt z eit (Urnen f e 1derzeit) 9. M o n d s e e. Depotfund, bestehend aus vier ganzen und fünf bruchstückweise erhaltenen Halsringbarren aus Bronze 12 ). Nach F. Angerer gefunden 1904 beim Bau einer Wasserleitung nordwestlich des Marktes Mondsee auf der ,,zweiten Erdterrasse beim Riesnerbauern". - Naturhistor. Museum Wien (Prähistor. Sammlung), Inv.-Nr. 38.766 - 38 - 772. 10. Mondsee. Mittelständiges Lappenbeil aus Bronze. Gefunden 1885 am Gaisberg bei Mondsee beim Ausheben der Grundfeste für die Villa Baum. - In Privatbesitz 1a). 11. A c h o r t, Gern. St. Lorenz. Mittelständiges Lappenbeil aus Bronze. Gefunden im April 1922 beim Bau eines Werkskanals für das Sägewerk Hollweger (Achortmühle) unweit der Mündung des Mühlbaches der Griesler- (Fuschler)-Ache in den Mondsee (am linken Ufer) 14 ). - Im Heimathaus Vöcklabruck. 12. Kreuzstein, Kat.-Gem. Oberburgau, Gern. St. Gilgen (Salzburg). überständiges Lappenbeil und Bruchstück (Griffteil) einer Sichel aus Bronze. Gefunden 1930 in der Schutthalde unmittelbar vor der Kienbergwand unweit des Hotels Kreuzstein. An derselben Stelle kam 1936 „3 m über der Straße, am Fuß des dortigen Schutthanges" ein Gußkuchen aus Rohkupfer und offenbar schon etwas früher (im Jänner 1936) in 2 - 3 m Tiefe ein gut erhaltenes Vollgriffschwert aus Bronze (ein sog. ,,Riegseeschwert") zutage; die alt gebrochene Klinge des Schwertes wurde neuerlich eingesetzt. - Beil und Sichelbruchstück im Heimathaus Vöcklabruck, Gußkuchen im Salzburger Museum CarolinoAugusteum, Schwert in der Volksschule Unterach 15 ). Aus der Jüngeren Hallstatt- und aus der Latenezeit (Jüngeren Eisenzeit) sind aus dem Mondseeland bisher keine Funde bekannt geworden. Das Lateneschwert aus Eisen, das 1905 mit der Sammlung Schott in das Oberösterreichische Landesmuseum in Linz gelangte, wurde nicht in oder bei Mondsee gefunden, 7* 99

Oberösterreichische Heimatblätter wie man die längste Zeit angenommen hatte 16 ). Eine genaue Überprüfung aller Nachrichten über dieses Stück hat ergeben, daß es aus Wels stammen dürfte 17). Es ist daher als Beleg für die Besiedlung des Mondseelandes in der Latenezeit zu streichen. überblickt man diese Fundzusammenstellung, so erkennt man sogleich, daß das Mondseeland, wie schon eingangs gesagt, seinen Ruf als urgeschichtliches Siedlungsgebiet zu überwiegendem Teil und auch mit Recht den Pfahlbauten verdankt, sind diese doch die einzigen bisher hier nachgewiesenen urzeitlichen Ansiedlungen mit einer recht erheblichen Menge verschiedenartigster Funde, die wiederholt beschrieben und abgebildet worden sind. Sie zeigen jedenfalls, daß die Pfahlbaubewohner hier Ackerbau und Viehzucht betrieben, Obst (Apfel) kultiviert und Metall verarbeitet haben. Die Frage, ob man tatsächlich von Pfahlbauten im Sinne von Bauwerken sprechen darf, die auf Pfählen im Wasser oder Moorgrund standen, gehört zu den umstrittensten Problemen der Urgeschichtsfors_chung. Der Widerstreit der Meinungen ist erst in den letzten Jahren wieder aufgeflammt und hat in zahlreichen Veröffentlichungen lebhaften Ausdruck gefunden. Während von der einen Seite, deren Wortführer vor allem 0 . Paret ist, entschieden behauptet wird, es habe in urgeschichtlicher Zeit in Europa niemals Wasserpfahlbauten gegeben, vertritt die andere Partei die Meinungen, man könne neben Siedlungen auf trockenem Mineralboden, auf periodisch überschwemmtem Strand oder in Mooren auch solche über offenem Wasser errichtete annehmen 18 ) . Die österreichische Forschung muß sich solange als aktiver Gesprächspartner aus dieser Diskussion heraushalten, ehe man bei uns nicht eingehende, mit modernen Methoden arbeitende Untersuchungen angestellt hat. Vorläufig steht die Pfahlbauforschung in Oberösterreich im Grunde genommen noch auf dem bereits vor dem Ende des vorigen Jahrhunderts erreichten Stand, obwohl man seither weitere Stationen entdeckt hat und die Ausdehnung der bisher bekannten wenigstens annähernd bestimmt worden ist. Bevor keine für eine Entscheidung brauchbaren Ergebnisse erzielt sind, empfiehlt es sich, den eingeführten Begriff „Pfahlbau" als Bezeichnung für die Bauweise der jetzt von \Vasser bedeckten und 20 bis 50 m vom heutigen Seeufer befindlichen Siedlungsreste beizubehalten. Hat man sich lange hauptsächlich damit begnügt, möglichst vieie Funde zustande zu bringen - und mehr läßt sich vom Boot aus mit der Baggerschaufel kaum erreichen -, wird die künftige Forschung ihr Augenmerk vornehmlich darauf zu richten haben, die Ausdehnung der einzelnen Fundplätze wie auch die Beschaffenheit der Kulturschicht zu ermitteln, ein Vorhaben, das aber kostspielige Untersuchungsweisen beansprucht. Die Entdeckungsgeschichte der oberösterreichischen Pfahlbauten wird im Rahmen einer in Vorbereitung befindlichen Monographie der Atterseefunde eingehend behandelt werden 19) . Hier sind nur die wichtigsten, teilweise selbst in Fachkreisen noch kaum bekannten Nachrichten zusammengefaßt, soweit sie sich auf den Mondsee beziehen. Es wird damit ein frühes Kapitel der österreichischen 100

\.Villvonseder: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit Urgeschichtsforschung angeschnitten. Die erste Anregung, in Seen der ehemaligen österreichisch-Ungarischen Monarchie nach Pfahlbauten zu suchen, ging, wie man heute weiß, mittelbar oder sogar unmittelbar von dem Schweizer Gustav von Morlot aus, der im Jahre 1846 „Geologischer Commissar" des vom Erzherzog Johann gegründeten „Geognostisch-Montanistischen Vereins für Innerösterreich und das Land ob der Enns" geworden war. Nach Auflösung des Vereins kehrte Morlot 1851 in die Schweiz zurück, wurde dort Professor für Geologie und Mineralogie in Lausanne, wandte sich jedoch 1854 von diesen Disziplinen ab und der Archäologie und Prähistorie, hauptsächlich aber der Pfahlbauforschung zu. 1863 weilte Morlot nochmals in Österreich, um die Ausgrabungen am Salzberg in Hallstatt zu besichtigen. Bei dieser Gelegenheit begab er sich auch an einige Seen in Oberöstereich und Kärnten, nachweislich an den Wolfgangsee und wahrscheinlich auch an den Mondsee. In dem Referat über den Vortrag, den Morlot in der Geologischen Reichsanstalt in Wien über die Schweizer Pfahlbauten hielt, heißt es: ,,Sie kommen fast in allen Seen der Schweiz zahlreich vor, selbst in den kleinsten des Tieflandes und müssen nach Herrn v. Morlot's Ansicht nothwendig auch in den Ostalpenseen zu finden sein"20 ). Zu einem Rundschreiben der k. k. Zentralkommission für die Erforschung der Kunst- und historischen Denkmale äußerte sich Vinzenz Maria Sueß, der Gründer des Museums Carolino-Augusteum in Salzburg, er glaube „Pfahlbauten in jenen Seen suchen zu dürfen, in deren Nähe man schon bedeutende Funde von Überbleibseln aus der Bronzezeit fand und noch bis dato findet, daher rücksichtlich des Mondsees und des Wolfgangsees die Hoffnung nicht so leicht aufzugeben sei" 21 ). Im Sommer 1864 forschte der Wiener Geologe und Ichthyologe R. Kner in den Salzkammergutseen nach Pfahlbauten, hatte aber keinen Erfolg, obwohl er, wie sich später zeigte, an mehreren Stellen gewesen war, an denen man einige Jahre nachher Pfahlbauten entdeckte 22 ). Am Mondsee scheint Kner nur das Ufer zwischen St. Lorenz und Scharfling abgefahren zu haben. Dort fand er eine nicht näher bezeichnete Stelle, die nicht einmal der ihn begleitende Fischer Leitinger gekannt hatte, wo „im Umkreis von 1/4 Joch viele 100, ja vielleicht ein paar Tausende scheinbare Pfähle, die meisten ½ bis 1 Fuß über dem Boden", sichtbar waren. Der Apotheker Rudolf Hinterhubei; in Mondsee, ein bekannter Botaniker und „mehrerer gelehrter Gesellschaften Mitglied", untersuchte einige dieser Hölzer und stellte Eiche und Fichte fest. Als Kner an den Attersee gefahren war, beschäftigte sich Leitinger näher mit dieser Örtlichkeit. Dabei soll festgestellt worden sein, daß die meisten „Pfähle" in Wirklichkeit Baumwurzeln waren, wovon sich später auch Kner überzeugte. Es ist aber auch von unten zugespitzten Pfählen ,, ½ Fuß dick" die Rede, die man aus dem Seegrund gezogen hat. Leitinger fand außerdem einen „grob behauenen Nagel aus Eichenholz", der aber verloren ging. Vermutlich handelt es sich um jene Stelle in der Bucht westlich Schwarzindien, wo F. Angerer (1927) ein „Gewirr von Pfahlresten" fand, die aber als sog. ,,Fischerstecken" erkannt wurden 23 ). Solche Pfahlgruppen 101

Oberösterreichische Heimatblätter kamen auch F. v. Hochstetter im Weißensee in Kärnten unter 24 ). Nach Aussage von Fischern dienten diese in früherer Zeit dazu, zwischen ihnen Netze auszuspannen; sie bezeichneten gleichzeitig die Grenzen (,,Brunnen" genannt), innerhalb welcher jeder „Hubmann" fischen durfte. Dafür vermag F. v. Hochstetter sogar einen Beleg von 1634 beizubringen (,,Statut-Ordnung und Satzung für Weißen-See vom 26. April 1634") . 0. Paret hat kürzlich eine weitere Erklärung für das massenhafte Auftreten von Pfählen im Seegrund geboten 25 ). Er führt sie im Bodensee auf das dort gebräuchliche und schon seit dem 13. Jahrhundert urkundlich belegte Fischen mit „Reisern" zurück. In „Gewellstätten" aus 60 oder mehr, in Form eines Rechtecks, Quadrats oder auch Kreises eingerammten Pfählen werden Reisigbündel versenkt, in denen bestimmte Fischarten Bergung suchen. Von Zeit zu Zeit umsetzt man die Gewellstätten mit Garn und treibt die Fische in dieses. Solche Anlagen können natürlich auch in den Bereich urzeitlicher, unter Wasser befindlicher Ansiedlungen geraten. Der Pfahlanhäufung bei Schwarzindien müßte jedenfalls nähere Beachtung geschenkt werden, da man dort, wie bereits erwähnt, ein Steinbeil im See gefunden hat (Fundplatz 7). Auch sollte ermittelt werden, ob die von 0. Paret beschriebene Art des Fischfanges in unseren Alpenseen gebräuchlich war oder noch ist 26 ). Im Rahmen eines von der Anthropologischen Gesellschaft in Wien aufgestellten Forschungsprogrammes entdeckte Gundaker Graf Wurmbrand im Aug1Jst 1870 bei Seewalchen am Ausfluß der Ager aus dem Attersee den ersten Pfahlbau in einem oberösterreichischen See. Unter Beobachtung derselben Voraussetzungen wie in Seewalchen fand Matthäus Much am 18. März 1872 die Station am Ausfluß der Seeache aus dem Mondsee (Fundplatz 1) und 1874 eine weitere bei Scharfling (Fundplatz 8). Die Funde, die M. Much in mehrjähriger Baggertätigkeit zutage förderte, gelangten in seine Privatsammlung, die 1912 vom Staat angekauft und dem Urgeschichtlichen Institut der Universität Wien abgetreten wurde 27 ). F. Angerer, der ein besonders guter Kenner des Mondseelandes war 28 ) - ihm ist auch eine ausgezeichnete Studie über den Mondseer Einbaum zu verdanken - 2n), hat mit einigen Fundnotizen eine Karte hinterlassen, in der Stellen eingezeichnet sind, an denen er auf Grund eigener Beobachtungen und Überlegungen weitere Pfahlbauten vermutete. Eine befindet sich in der bereits näher besprochenen Bucht bei Schwarzindien, die eine Lochaxt ergeben hat (Fundplatz 7), eine andere an den heutigen Kaianlagen des Marktes Mondsee, wo ebenfalls eine Lochaxt aus dem Wasser geholt wurde (Fundplatz 6). F. Angerer meinte, es sei hier die Möglichkeit gegeben, einem neuen Pfahlbau auf die Spur zu kommen, der dann auch „mit modernen Mitteln der Urgeschichtsforschung untersucht werden sollte" 30 ). An einer von F. Angerer (in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen) ebenfalls als aussichtsreich bezeichneten Stelle in einer Bucht bei Pichl kann sich jedoch kein Pfahlbau befunden haben, da dort der Seegrund schon wenige Meter vom Ufer entfernt steil abfällt. 102

Willvonseder: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit Die beiden Pfahlbaustationen vom Mondsee stehen zwar an Zahl und Ausdehnung, aber auch an Bedeutung der Funde, nicht unbeträchtlich hinter den Atterseepfahlbauten zurück, sind aber, vor allem durch die eingehende Veröffentlichung von L. Franz und J. Weninger (1927) in der Fachwelt unvergleichlich besser bekannt geworden als jene. Aus diesem Grunde hat sich für die in den oberösterreichischen Pfahlbauten so eindrucksvoll vertretene Kultur, die am Ausgang der Jungsteinzeit (um den Beginn des 2. vorchristlichen Jahrtausends) steht und in die Frühbronzezeit hineinreicht, der Name „Mondseekultur" eingebürgert. Sie gehört einem großen Kreis bereits metallführender endneolithischer (,,äneolithischer"), hauptsächlich in Mittel- und Südosteuropa verbreiteter Kulturen an, die gewöhnlich als „nordisch" bezeichnet werden. Bei der Mondseekultur, die der Altheimer Kultur in Bayern nahesteht, denkt man an Beeinflussung durch bandkeramische Kulturen, spricht sie daher als bandkeramisch-nordische Mischkultur an oder reiht sie in eine Gruppe „südlicher und südöstlicher Mischstile" des Spätneolithikums ein 31 ) . Diese Einordnung kann aber, wenn man neuere Forschungsergebnisse berücksichtigt, wenigstens in dieser allgemeinen Formulierung, heute nicht mehr recht befriedigen. Wie dem auch sei, die Mondseekultur, die durch steinerne Knaufäxte, Sichelmesser aus Hornstein, eine Tonware mit weiß inkrustierten Mustern und mancherlei Gerät aus Kupfer und Bronze charakterisiert ist, erscheint außerhalb der Pfahlbauten des Mond-, Atter- und Traunsees an mehreren Fundplätzen in Oberösterreich und Salzburg 32 ). Schon M. Much wies darauf hin, daß außerhalb der Pfahlbauten an den Seen Funde aus deren Besiedlungszeit fast gänzlich fehlen und er „vergeblich nach einem Begräbnisplatz der Pfahlbaubewohner und nach Ansiedlungen auf dem benachbarten Land gesucht habe". Er schloß daraus, ,,daß es in der Nähe der Seen keine_Ansiedlungen auf dem Lande gegeben hat". E. Theuer glaubte, die Pfahlbauten am Mond- und Traunsee seien zu Ende der Steinzeit von ihren Bewohnern verlassen worden; ein „gewaltsamer Untergang" sei aber in keinem Falle nachweisbar 33 ). Von den Pfahlbauten von Kammer (richtig Kammerl) und Seewalchen am Attersee nimmt E. Theuer an, daß sie „ziemlich weit" in die Bronzezeit hineinreichten. R. Pittioni meint, es sei auch das „Hinterland" der Pfahlbauten besiedelt gewesen. Aus dem nördlichen Vorland des Attersees sind heute einige Funde bekannt, die mit den Pfahlbauten in Beziehung gebracht werden können, doch gibt es außer ein paar siedlungsgeschichtlich bedeutungslosen Einzelfunden (hauptsächlich Steinbeilen) aus dem unmittelbaren Bereich der Seen noch immer keine sicheren Anzeichen für eine größere Ausweitung der Kulturlandschaft oder gar eine das „Hinterland" erfassende Ökumene. Eine solche läßt sich im Mondseeland vorläufig auch für spätere Abschnitte der urgeschichtlichen Zeit nicht erweisen. Schließlich darf man nicht übersehen, daß hier die Ökumene auch gegenwärtig noch von verhältnismäßig geringer Ausdehnung ist. 103

Oberösterreichische Heimatblätter Daß die Pfahlbauten am Attersee noch in der Frühbronzezeit (Bronzezeitstufe A nach P. Reinecke) bestanden und vielleicht sogar den Beginn der Mittleren Bronzezeit (Stufe B nach P. Reinecke) erreicht haben, ist schon seit einiger Zeit ermittelt worden 3 · 1 ). Dieser Nachweis ist zwar am Mondsee bisher nicht gelungen, doch mag es, wie L. Franz bemerkt, nur ein Zufall sein, daß man hier noch keine frühbronzezeitlichen Formen gefunden hat. Jedenfalls läßt der Depotfund von Mondsee (Fundplatz 9) vermuten, daß auch zu Beginn der Bronzezeit am Mondsee Menschen gelebt haben. Halsringbarren (auch ösenhalsringe genannt) der dort vertretenen Form erscheinen im Alpenvorland ziemlich häufig in größeren und kleineren Depots. Sie werden von P. Reinecke, M. Hell u. a. als Niederschlag eines altbronzezeitlichen Kupferhandels aus den in der Frühbronzezeit einsetzenden ostalpinen Bergbaubetrieben gewertet 35 . ) Das mittelständige Lappenbeil von der Achortmühle (Fundplatz 11) dürfte der mittleren Bronzezeit (Hügelgräberkultur) angehören. Es wurde in einer Holzkohle und Rundholz „von bis zu 22 cm starken Laubhölzern (Buche)" führenden Schicht angetroffen, deren Bedeutung aber nicht restlos zu klären war. M. Hell, der den Fundplatz untersuchte, dachte an einen „Werkplatz bronzezeitlicher Holzfäller" 36 ). Das Bronzebeil mit dem flachen Nackenausschnitt von der Villa Baum in Mondsee (Fundplatz 10) gehört schon dem Beginn der Hallstattzeit (Ältere Urnenfelderzeit) an. E. Theuer, der, wie bereits ausgeführt, daran dachte, daß die Bewohner der Pfahlbauten in der Bronzezeit auf das „Festland" übersiedelten, deutete auch das Barrendepot von Mondsee und die Beile von der Achortmühle und der Villa Baum in diesem Sinne und hielt es daher für möglich, daß „ein bronzezeitlicher Pfahlbau am Nordwestufer des Sees im Moor steckt" 37 ). Der bedeutendste metallzeitliche Fund aus dem Mondseeland ist das frühurnenfelderzeitliche, möglicherweise noch nicht zur Gänze gehobene Depot von der Schutthalde an der Kienbergwand (Fundplatz 12), ein ausgesprochener Versteckfund an abgelegener Stelle. Dieser Depotfund ist einer der wenigen mit einem sog. ,,Riegseeschwert" 38 ). Man versteht darunter nach einem bayerischen Fundort benannte Vollgriffschwerter aus Bronze, deren ovaler, schwach vierkantiger und von einer ovalen Knaufplatte abgeschlossener Griff gewöhnlich durch senkrechte Reihen paragraphenartig ineinander laufender S-Spiralen verziert ist 39 ). P. Reinecke sieht diese Art von Schwertern für eine jüngere Form seiner Bronzezeitstufe D an 40 ). Bei dem Stück von der Kienbergwand ist die Verzierung abgeschliffen. Dieses Schwert ist insofern bemerkenswert, weil die alt gebrochene Klinge neuerlich in den Griff eingesetzt wurde, wodurch ein ungewöhnliches Maßverhältnis zwischen Griff und Klinge eingetreten ist. Das mittelständige Lappenbeil und das Sichelbruchstück passen zeitlich gut zum Schwert. Runde Gußkuchen aus Rohkupfer kommen nicht selten in Depotfunden vor 41 ). Mit einer originellen Theorie, die viel Anklang gefunden hat, versuchte L. Franz dem Mondseeland zur Zeit der Pfahlbauten eine bedeutsame Wirt104

VVillvonseder: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit schafts- und Verkehrsfunktion zuzuschreiben 42 ). Er meint, diese seien Umschlagplätze für den Kupferhandel gewesen, ,,die man mit Rücksicht auf den zu Wasser sich abspielenden Handel ins Wasser hinaus gebaut hat". Das Kupfer wäre nach L. Franz mit Saumtieren aus der Salzburgisch-Tirolischen Grauwackenzone (hauptsächlich vom Mitterberg bei Bischofshofen) in das Salzburger Becken und auf einer von dort abzweigenden „Ostlinie" an den Mondsee gebracht worden; der Weitertransport hätte sich auf dem Wasserweg über diesen und die Seeache in den Attersee und von dort auf der Ager und Traun zur Donau vollzogen. Auch einen Landweg von Weyregg am Attersee, wo sich ebenfalls zwei Pfahlbauten befanden, an den Traunsee zieht L. Franz in Betracht. Als Belege für diesen angenommenen Wasserweg werden Funde aus dem Traunbett bei Wels und die bekannten Stromfunde aus dem Donaustrudel bei Grein herangezogen. L. Franz, dem auch M. Hell beipflichtete 43 ), hat diese Auffassung stets nur als einen interessanten Versuch betrachtet wissen wollen, das Pfahlbauproblem einmal von einer ganz anderen Seite her zu beleuchten, vermochte aber nicht zu verhindern, daß man nunmehr den von ihm als möglich angesehenen Wasserweg zur Donau als erwiesen hinstellt. So spricht V. G. Childe davon, daß das Kupfer aus den Ostalpen von den Pfahlbauten im Mondsee auf der Traun bis zur Bernsteinstraße an der Donau verschifft wurde und hält die Mondseepfahlbauten für den Ausgangspunkt (,,head") dieser Traunschiffahrt 44 ) . Für die Funde aus der Traun, die sich auf die Gegend von Wels konzentrieren und verschiedenen Zeiten, zu überwiegendem Teil aber der Urnenfelderzeit angehören, hat sich eine ganz natürliche Erklärung gefunden, die ihnen ihren Nimbus als Kronzeugen einer urzeitlichen Binnenschiffahrt nimmt. Die Traun gräbt nämlich ihr Bett dort immer tiefer ein, so daß der Fluß heute an mehreren Stellen sogar auf den vom Alluvialschotter überlagerten Schlier geraten ist. Durch diese stetige Tieferlegung des Flußbettes kommt es ständig zu Uferabrutschungen, durch die Bodeneinschlüsse und damit auch urgeschichtliche Funde in den Fluß gelangen können 45 ). Für die Funde aus dem Donaustrudel bei Grein 46 ) käme eine bisher nicht erwogene Deutung in Frage 47 ). Es scheint sich oberhalb des Strudels ein Donauübergang befunden zu haben wie bei Töging in Niederbayern, wo aus dem Inn, genau so wie bei Grein, Funde aus so gut wie allen urgeschichtlichen Perioden gehoben worden sind. M. Lindenthaler dachte an einen Salzweg von Hallstatt durch das Trauntal und den Burgaugraben an den Mondsee und führte den Namen „Burgau" auf eine uralte Straßensperre zurück 48 ). R. Much bezweifelte diese Möglichkeit; er nahm vielmehr eine alte Verbindung aus dem Weißenbachtal zum Abersee über den Haselwies- oder Halleswiessee an 49 ). Daß das Gebiet zwischen Atter-, Mond- und Wolfgangsee in urgeschichtlicher Zeit begangen wurde, zeigt u. a. die urnenfelderzeitliche Lanzenspitze vom Feichtingeggrücken (unweit des Münichsees) im Schafberggebiet 50 ) . Es gibt noch verschiedene andere Versuche, im Mondseeland ein ur- und frühgeschichtliches Wege- und Verkehrsnetz zu rekonstruieren. Diese müssen 105

Oberösterreichische Heimatblätter jedoch, solange sie nicht durch bessere Argumente, vor allem aber durch hinreichend beobachtete Funde unterbaut sind, größtenteils als romantischen Vorstellungen entsprungen, zweifelhaft oder sogar irreführend bezeichnet werden. Vorläufig bestehen nur geringe Möglichkeiten, im Mondseeland die Kulturlandschaft von der jüngeren Steinzeit an zu erkennen. Wenn R. Pittioni in seiner Besiedlungskarte der späten Jungsteinzeit Österreichs die Kulturlandschaft der Mondseekultur mit einem Flächenkolorit ausdrückt und dabei das Höllengebirge, das zu keiner Zeit besiedelt war, oder das bis heute völlig fundleere Gebiet von Innerschwand und Oberwang einbezieht 51 ) , ergibt sich ein Bild, das weder durch unsere heutige Fundkenntnis vertretbar ist, noch allgemeinen Erwägungen der geographischen Forschung hinreichend Rechnung trägt. Nach dem Zeugnis der Bodenfunde ist man einstweilen nur berechtigt, als Ökumene der ausgehenden Jungsteinzeit und der Frühbronzezeit den Ufersaum des Mondsee anzusprechen, keineswegs aber den gesamten, wobei allenfalls auch Areale, die bisher nur wenige oder keine Funde geliefert haben, wie die Glazialterrassen im Bereich des Marktes Mondsee oder die Schwemmkegel der Wangauer und der Fuschler- (Griesler-)Ache als „Primär-Produktionsgebiet" in Betracht gezogen werden können 52 ). Hält man sich an den gute Ortskenntnis verratenden Fundbericht von M. Much, so besteht kein Anlaß, das am Schafberg gefundene Steinbeil (Fundplatz 3) als Beleg für urzeitliche Almwirtschaft oder wenigstens Hochweidenutzung gelten zu lassen, welche Möglichkeit R. Pittioni andeutet 53 ). Vom Standpunkt der Urgeschichtsforschung versteht R. Pittioni unter Kulturlandschaft jene Gebiete, ,,die direkt oder indirekt durch die Siedlungstätigkeit des Menschen beeinflußt werden". Ausdehnung und Werdegang von Kulturlandschaften vergangener Zeiten zu bestimmen, gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die an eine weitschauende historische und damit auch urgeschichtliche Forschung herantreten, da man, worauf mit Recht hingewiesen wird, ,,nur mit Hilfe einer Reihe naturwissenschaftlicher Nachbardisziplinen zu einem Erfolg zu kommen vermag" 54 ) . Daß dabei u. a. Agrikulturchemie (Bestimmung der Phosphatgehalte von Böden, Anwendung der Laktatmethode usw.), Paläoklimatologie und Vegetationsgeschichte zu ihrem Recht kommen müssen, ist eine schon längst selbstverständlich gewordene Forderung. Allerdings übersieht R. Pittioni, daß die Urgeschichtsforschung mit einer spezialisierten Betrachtungsweise, zu der zwangsläufig jede Vertiefung in landschaftskundliche Probleme führt, ihre „Welt" verläßt. Wie jede historische Disziplin erwächst auch die Urgeschichtsforschung aus der Quellenkunde; ihre Quellen sind die Bodenfunde, deren Aussagewert nicht minder verschieden sein kann als der von Schriftdenkmälern. Es ist wohl denkbar, die Ausdehnung der Kulturlandschaft einer urgeschichtlichen Kultur durch exakte Beobachtung ihrer Beziehungen zu bestimmten landschaftlichen Gegebenheiten zu erkennen, z. B. welche Bodenarten oder Höhenlagen sie bevorzugt. Diese Möglichkeiten faßt R. Pittioni unter dem Begriff „statische Siedlungskunde" zusammen 55 ). Die synthetische Betrachtung der Landschaft, die Zusammenschau aller „Welten", 106

Willvonseder: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit die maßgebenden Anteil am Aufbau einer bestimmten Landschaft haben, kommt aber, wie H. Carol betont 56 ), der bei der Betrachtung geographischer Probleme mit dem Begriff der „Welt" im Sinne M. Heideggers operiert 57 ), ausschließlich der Geographie zu, deren wissenschaftliche Bedeutung „in der synthetischen Erkenntnis der konkreten erdräumlichen, landschaftlichen Wirklichkeit zu erblicken ist". Geographie kann weder Natur- noch Geisteswissenschaft allein sein 58 ). Auf die prähistorisch-archäologische Siedlungskunde angewandt bedeutet das, daß sich der Historiker mit dem Geographen einigen oder selbst zu echter geographischer, funktionaler Betrachtungsweise und Zusammenschau gelangen muß, wenn es um geographische Probleme geht. Nur auf diese Weise können, natürlich unter voller Berücksichtigung der jeweils maßgeblichen historischen, vegetationsgeschichtlichen und sonstigen entscheidenden Fakten und zunächst der durch Funde erhärteten Tatbestände grundlegende Fehler vermieden werden, wie die unberechtigte Übertragung mittelalterlicher oder sogar moderner Verhältnisse auf Zeiten, aus denen keine schriftlichen Nachrichten vorliegen, sondern die Bodenfunde und die festen Bodendenkmale die einzigen mittelbaren Zeugnisse der Wirksamkeit geistiger Kräfte sind, die, wie z.B. H. Carol sagt, ,,die Landschaft aus der unorganisierten Natur- zur organisierten Kulturlandschaft umformen". Die Naturlandschaft ist eine Landschaft, in der nur Naturkräfte tätig sind, die also „in ihrem ursprünglichen Zustand ohne Beeinflussung durch den Menschen geblieben ist bezw. war" 59 ). Wurde zu Beginn der Metallzeit Kupfer aus den Ostalpen über das Salzburger Becken ostwärts verhandelt, wie manche Forscher annehmen, so ist der natürliche Weg durch den Verlauf der späteren römischen Reichsstraße wie auch der mittelalterlichen und modernen Hauptverkehrsader durch das etwa 5 km breite „Tor von Frankenmarkt" (bezw. die Pfortenlandschaft von Straßwalchen) zwischen der Flyschzone und dem Hausruck klar vorgezeichnet 60 ). Daß die Pfahlbaubewohner ihren Bedarf an Kupfer, das nach dem Nachweis von Gußgeräten in den Mond- und Atterseepfahlbauten verarbeitet wurde, aus der ostalpinen Bergbauzone bezogen haben, ist naheliegend. Auf diese alte und vielumstrittene Frage kann hier nicht näher eingegangen werden; sie wird erst zu lösen sein, wenn einmal Ergebnisse lagerstättenkundlicher Serienuntersuchungen vorliegen 61 ). Die von W. Witter vertretene Ansicht, die Pfahlbauleute hätten ihr Kupfer aus Mitteldeutschland bekommen 62 ), ist jedenfalls wenig überzeugend 63 ). Auch ist nicht unwahrscheinlich, daß das in den oberösterreichischen Pfahlbauten benötigte und verarbeitete Kupfer auf dem von L. Franz angenommenen Weg durch das Tal von Thalgau angeliefert wurde. Aber als Durchzugsgebiet oder gar entscheidendes Glied eines weitreichenden Fernhandels ist das Mondseegebiet auszuschalten, denn es fehlen ihm selbst heute noch die Voraussetzungen, eine „Beschleunigungszone" zu sein 64 ), wie z. B. die verkehrsfreundliche Pfortenlandschaft des „Tores von Frankenmarkt". Diesen Schluß legt nicht zuletzt eine Prüfung der hydrographischen Situation nahe. 107

Oberösterreichische Heimatblätter Die Fuschler Ache, die in ihrem Unterlauf Griesler Ache heißt, gehört zum Flußgebiet der Traun und dieses ist nach N. Krebs ein typisches Beispiel zentripetaler Talstrecken 65 ) . Durch die Endmoränen des eiszeitlichen Salzach- und Traungletschers, die nahe dem Gebirgsrand stecken blieben, hat nämlich die Fuschler Ache ihren Lauf umgekehrt und fließt nicht, wie man erwarten sollte, ins Alpenvorland, sondern zwischen der Flysch- und der Kalkzone in der Richtung zum Attersee. Will man aus dem Salzburger Becken, wie auch aus dem Raum von Straßwalchen, ins Mondseeland gelangen, muß man diese Moränenwälle überschreiten, deren verkehrshemmende Wirkung sogar heute noch verschiedentlich bemerkbar ist. P..ibgesehen davon, daß der Weg über das Salzkammergut zur Traun, auch wenn man die Vorteile eines streckenweisen Wasserweges in Betracht zieht, schon an sich weiter ist, erscheint aus rein naturräumlichen Erwägungen das „Tor von Frankenmarkt" als die sich von selbst ergebende Verkehrslinie in das Traungebiet und weiter zur Donau. Die in den „Breves notitiae" um 790 erwähnte „via publica" 66 ) läßt wohl eine durch das Tal von Thalgau führende römische Straße vermuten, doch konnte eine solche bisher weder im Gelände aufgespürt, noch durch Funde eindeutig belegt werden 67 ) . Welche Rolle das Mondseeland in der Zeit der römischen Herrschaft gespielt hat, ist noch nicht hinreichend erwiesen. Außer einer Straße von Juvavum (Salzburg) über Thalgau an den Mondsee nimmt man auch eine Vicinalstraße von St. Georgen im Attergau am Rande der großen Waldflächen beiderseits der Dürren Ager und der Wangauer Ache sowie einen Straßenast von Mondsee über Zell am Moos und Irrsdorf nach Straßwalchen an 68 ). Aber es gibt noch viel zu klären. So weiß man z.B. nicht einmal, ob die vier jetzt in der Vorhalle der Stiftskirche von Mondsee eingemauerten Römersteine tatsächlich von Mondsee selbst herstammen 69 ). Und ob der beim „Tumpenbauern" stehende Rest eines runden (,,gescheibten") Turmes ein römisches Bauwerk (,,Wach- oder Signalturm") oder gar ein keltisches (Tempel) ist, bedarf ebenfalls noch einer näheren Begründung 70 ). Das Ergebnis dieses prähistorisch - geographischen Versuchs weicht in manchem einigermaßen von dem Bild ab, das man allgemein von der Besiedlung des Mondseelandes in urgeschichtlicher Zeit zu entwerfen gewohnt ist. überblickt man den Fundbestand, so fällt auf, daß die ausgehende Jungsteinzeit und die frühe Bronzezeit am besten vertreten sind, obwohl die beiden Mondseepfahlbauten (See und Scharfling), die den Hauptanteil der Funde stellen, hinter jenen des Attersees erheblich zurückstehen. Daß sich in ganz Oberösterreich „kein Fundort spätneolithischer Pfahlbauten mit denen am Mondsee" messen kann 71 ), trifft jedenfalls nicht zu. Von der Urnenfelderzeit bis in römische Zeit, aus der übrigens nur verschwindend wenige sicher belegte Funde vorliegen, klafft eine Fundlücke von mehreren hundert Jahren. Auch wenn man gelten ließe, diese Lücke könnte sich bloß aus dem Umstand ergeben, daß im Mondseeland außerhalb der Pfahlbauten noch keine nennenswerten systematischen 108

Willvonseder: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit Feldforschungen unternommen worden sind, erscheint es nicht gerechtfertigt, diesem Gebiet eine „höchst bedeutsame Stellung" in der ältesten alpinen Handels- und Wirtschaftsgeschichte (L. Franz) einzuräumen. Dagegen sprechen außer den fundtopographischen Tatsachen allgemeine landschaftskundliche Momente. Höhere wirtschaftliche, politische und kulturelle Bedeutung dürfte das Mondseeland erst mit der Gründung des Klosters Mondsee um die Ivlitte des 8. Jahrhunderts erreicht haben. Anmerkungen 1) Die wichtigste Veröffentlichung ist: L. Franz und J. Wen in g er, Die Funde aus den prähistorischen Pfahlbauten im Mondsee. Materialien zur Urgeschichte Österreichs 3 (1927); sie enthält einen Abschnitt: ,,Die Besiedlung des Mondseelandes in späterer Zeit" (S. 14-16). 2) An älteren Veröffentlichungen seien genannt: R. Hinter hub er, Mondsee in topographischer, naturhistorischer und archäologischer Hinsicht (Salzburg 1839) und M. Linden t h a 1er, Geschichte des Bezirkes Vöcklabruck (Vöcklabruck 1900), bes. S. 4-9. 3) R. Wimmer, Aus Mondsees Vergangenheit (Salzburg 1946) . 4 ) H. Awecker, Mondsee. Markt, Kloster, Land (Mondsee 1952) . 5) J. St r n a<l t, Innviertel und Mondseeland. Archiv für österr. Geschichte, 99. Bd., II. Heft (Abhandl. zum Histor. Atlas VIII u. IX), Wien 1912, S. 436 (S. 8 der Sonderausgabe). 6 ) Nachzutragen wären u. a.: K. W i 11 von s e der, Oberösterreich in der Urzeit (Wien 1932), S. 19-30 u. Abb. 5-23; J. E. F o r s s an der, Der ostskandinavische Norden während der ältesten Metallzeit Europas. Skrifter utgivna av kungl. human. Vetenskapssamfundet i Lund (Schweden) 22 (1936), passim; R. R. Schmidt, Die Burg Vucedol. Ausgabe des Kroat. Archäol. Staatsmuseums in Zagreb (1945), S. 155 f; V. G. Chi 1de, The Dawn of European Civilization, 4. Aufl. (London 1947), S. 240 u. 290 f.; J. K n e i dinge r, Die Steinzeit Oberösterreichs. Oberösterr. Heimatbl. 2 (1948), S. 97- 111; V. G. Chi 1de, Prehistoric Migrations in Europe. Instituttet for Sammenlignende Kulturforskning, Serie A: Forelesninger 20 (Oslo 1950) , S. 109-115 u. 167; Fundber. aus österreich, Bd. 3 (o. J., für 1938 und 1939), S. 13 (L. Franz). 7) G. K y r 1e, Urgeschichte des Kronlandes Salzburg. österr. Kunsttopographie 17 (1918), s. 20. 8 ) Jahresber. d. Städt. Mus. Salzburg für 1871, S. 24; E. Richter, Verzeichniß der Fundstellen vorhistorischer und römischer Gegenstände im Herzogthume Salzburg. Mittig. d. Ges. f. Salzburger Landeskunde 21 (1881), S. 95. 9 ) M. M u c h, Prähistorischer Bergbau in den Alpen. Zeitschr. f. Deutsch- u. österr. Alpenver. 33 (1902), S. 4. 1 0) F. Anger er, Ein neuer Steinbeilfund vom Mondsee, Oberösterreich. Wiener Prähist. Zeitschr. 18 (1931), S. 156; Fundber. aus Österreich, Bd. 1, Heft 3- 5 (1931), S. 66; K. W i 11 von s e der, Oberösterreich in der Urzeit (1933), S. 34 f., Nr. 75. 11) L. F ran z, Die kulturgeschichtliche Bedeutung der ober-österreichischen Pfahlbauten. Mittig. d. Anthropol. Ges. in Wien 58 (1928), S. 107. 12 ) J . S z o m bat h y, Vorgeschichtliche Funde aus Inner-österreich. Mittig. d. Zentralkomm., 3. F . 4 (1905), Sp. 43 f; Materialien zur Urgesch. österr. 3 (1927), S. 14 u. Taf. 39,1 (L. Franz u. J. Weninger); E. Th e u er, Urgeschichten österreichs (1925), S. 43, Nr. 266; P. R e ine c k e, Die Bedeutung der l(upferbergwerke für die Bronzezeit Mitteleuropas. Schumacher-Festschrift (Mainz 1930), S. 113 u. Fundskarte (S. 115); K. W i 11 von s e d e r a. a. 0 ., S. 36, Abb. 30. 13) Materialien zur Urgesch. österr. 3 (1927), S. 15 u. Taf. 39,3 (L. Franz u. J. Weninger). 14 ) M. H e 11, Eine Lappenaxt aus St. Lorenz am Mondsee. Wiener Prähist. Zeitschrift 10 (1923), S. 106- 109; E. Th e uer a. a. 0., S. 43, Nr. 267. 15) Fundber. aus österreich, Ed. 1, Heft 11- - 16 (1933 ), S. 191 (J. Berlinger), Bd. 2, Heft 3 (1937), S. 171 (M. Hell) und Bd. 3 (o. J ., für die Jahre 1938 u. 1939, S. 140 (A. M ü c k t) ; F. Ho Ist e, Die frühbronzezeitlichen Vollgriffschwerter Bayerns. 109

Oberösterreichische Heimatblätter Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, Bd. 4 (1953), S. 52, Nr. 22 (unter Oberburgau). 16 ) A. Mahr, Die La Time-Periode in Oberösterreich. Mittig. d. Prähist. Komm. d. Akad. d. Wissenschaften (Wien), Bd. 2, Nr. 3 (1915), S. 327; E. Theuer a.a.O., S. 55, Nr. 381; Materialien zur Urgesch. österr. 3 (1927), S. 15 u. Taf. 39,4 (L. Franz u. J. Weninger); K. W i 11 von s e der a. a. 0., S. 95, Abb. 92; R. Wimmer a. a. 0., S. 19; H. A wecke r a. a. 0., S. 14. 17 ) K. W i 11 von s e der, Urgeschichte des Kreises Wels im Gau Oberdonau. Materialien zur Urgesch. österr. 7 (1939), S. 58, Nr. 77 u. Taf. 9,5. 18 ) An wichtigerem neueren Schrifttum zur Pfahlbaufrage seien genannt: R. M u c h, Waren unsere Pfahlbauten Wassersiedlungen? Mitlg. d. Anthropol. Ges. in Wien 57 (1927) , S. (38) - (41) u. Forschungen u. Fortschritte 3 (1927) , S. 4; 0. T s c h um i, W. R y t z u. J. Fa v r e, Sind die Pfahlbauten Trocken- oder Wassersiedlungen gewesen? 18. Ber. d. Röm.-Germ. Komm. 1928, S. 68-91; 0. Par et, Die Pfahlbauten. Ein Nachruf. Schriften d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees 68 (1941/42), S 75- 107; wiederabgedruckt in: Das neue Bild der Vorgeschichte (Stuttgart 1946, 2. Aufl. 1948), S. 13- 53; K. K e 11 er - Ta r n u z z e r, Mein Standpunkt in der Pfahlbaiufrage. Festschrift f. Otto Tschumi (Frauenfeld 1948), S. 77-90; dazu: 0 . Par et, Doch Pfahlbauten? Eine Antwort (offener Brief vom 3. 1. 1949); R. Grad man n, Pfahlbauten und Klimaschwankungen. Schriften d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees 69 (1949/50), S. 11-25; W. Wund t, Pfahlbauten oder Moorsiedlungen? Naturwissenschaft!. Rundschau 1950, S. 205- 215; W. L ü d i, Pfahlbauprobleme. Bericht über das Geobotan. Forschungsinst. Rübel f. d. Jahr 1950 (Zürich 1951), S. 108-139; J. Speck, Das „Thaynger Haus". Eine Erwiderung. Ur-Schweiz 15 (1951), S. 6- 10; R. W y ß, Neue Ausgrabungen -am Burgäschisee, Kt. Bern (Ein Beitrag zum Pfahlbauproblem). Ur-Schweiz 15 (1951), S. 57- 65; E. Vogt, Das steinzeitliche Uferdorf Egolzwil 3 (Kt. Luzern). Bericht über die Ausgrabungen 1950. Zeitschr. f. Schweizer. Archäologie u. Kunstgeschichte 12 (1951), S. 93-215; 0 . Par et, Pfahlbaupfähle. Neue Beiträge zur Archäologie u. Kunstgeschichte Schwabens. Hgg. von der Ges. zur Förderung d. Württemberg. Landesmuseums. Julius Baum zum 70. Geburtstag am 9. April 1952 gewidmet (Stuttgart 1952), S. 11-21. 1 9) Geschichte, Stand und Aufgaben der Pfahlbauforschung in Oberösterreich wurden zuletzt skizziert von: K. W i 11 von s e der, Neuere Ergebnisse der Pfahlbauforschung in Oberösterreich. Bericht über den zweiten österr. Historikertag in Linz a. d. D., veranstaltet vom Verband österr. Geschichtesver. in der Zeit vom 18. bis 20. Sept. 1951 (Wien 1952), S. 28-34. 2 0) Jahrb. d. Geol. Reichsanstalt 13 (1863), Verhandl., Heft 3, S. 55 f. 21 ) über Pfahlbauten in den österreichischen Seen. Vorerinnerung der Redaction. Mittlg. d. Zentralkomm. 10 (1865), S. XV-XVII; V. M. Sueß spielt offenbar auf die Funde von Unterach an, die in das Mus. Carolino-Augusteum in Salzburg gelangt waren; vgl. A. M ü c k, Unterach am Attersee. Geschichte einer SalzkammergutSommerfrische. Jahrb. d. Städt. Mus. Wels 1936 (Wels 1937), S. 40. 22 ) R. K n e r, Bericht über die Untersuchung der Seen Oberösterreichs bezüglich vorhandener Pfahlbauten. Sitzungsber. d. Akad. d. Wissenschaften (vVi-en), mathem.- naturw. Kl. 50, 1. Abt., Jahrg. 1864, S. 332-346. 23 ) L. Franz, Mittig. d. Anthropol. Ges. in Wien 58 (1928), S.107. 24 ) F . v. Hochs t et t er, Bericht über die Nachforschungen nach Pfahlbauten in den Seen von Kärnten und Krain. Sitzungsber. d. Akad. d. Wissenschaften (Wien), mathem.-naturw. Kl., 1. Abhandl. (1865), S. 275 f. 25 ) 0. Paret, Neue Beiträge zur Archäologie u. Kunstgesch. Schwabens (1952), S. 11-21 (vgl. Anm. 18). 26 ) über die Fischerei im Mondsee vgl. H. A wecke r a. a. 0., S. 169- 171. 27 ) Vgl. 0. M eng hin, Die Neuaufstellung der Sammlung Much. Urania. Wochenschrift f. Volksbildung (Wien), 6. Jahrg. (1913), S. 601. 28 ) Vgl. L. Franz, Franz Angerer (1869- 1943). Wiener Prähist. Zeitschr. 30 (1943), s. 187. 29 ) F. Anger er, über den Mondseer Einbaum. In: Materialien zur Urgesch. österr. 3 (1927), S. 99-104. 30) F. Anger er, Wiener Prähist. Zeitschr. 18 (1931), S. 156. 110

Willvonseder: Das Mondseeland in urgeschichtlicher Zeit 31) Z. B. R. P i t t i o n i, Die urgeschichtlichen Grundlagen der europäischen Kultur (Wien 1949), S. 91- 93 (in Anlehnung an 0 . M eng hin, Weltgeschichte der Steinzeit, Wien 1931). - R. Pi t t i o n i, Urgeschichte des österreichischen Raumes (Wien 1954), S. 210-231, spricht jetzt von einer „Mondsee-Gruppe", die er in die „vollnordische Schicht" des „Keramikums" (Jungsteinzeit) verweist. 3:.!) Vgl. J. Kneidinger, Oberösterr. Heimatbl. 2 (1948), S. 105f. 33) E. Th e u e r, Urgeschichte Oberösterreichs (1925), S. 8. 3·1 ) D. h. die Stufe B1 nach K. W i 11 von s e der, Die mittlere Bronzezeit in Österreich (Wien 1937), S. 242- 248. 35 ) P. Reine c k e, Schumacher-Festschrift (Mainz 1930), S. 107 -115; M. H e 11, Zur Verbreitung der altbronzezeitlichen Spangen- und Halsringbarren. Germania 30 (1952), s. 90-95. 3 6 ) M. He 11, Wiener Prähist. Zeitschr. 10 (1923), S. 109. 37 ) E. Th eu er, Die Pfahlbauten im Mondsee. In: Oberösterreich. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Hgg. von F. Berger (Wien 1925), S. 496. 38 ) Z.B. im Depotfund von Piricse: J. Ha m p e 1, A bronzkor emlekei 1Iagyarhonban 3 (1896), Taf. 192. 39) Aus Oberösterreich sind ein Riegseeschwert und zwei Bruchstücke von solchen von Nöfing (Bez. Braunau am Inn) zu nennen. - E. Th e uer, Urgeschichte Oberösterr-eichs (1925), S. 12- 14 u. 39, Nr. 220, Taf. 4, 6 (S. 13); K. Willvonsed er, Oberösterreich in der Urzeit (1933), S. 45, Abb. 41; de r s., Ur- und frühgeschichtliche Kunst im Bezirk Braunau. Oberösterr. Heimatbl. 4 (1950), S. 194, Abb. 1. 40 ) über die Bedeutung der Riegseeschwerter siehe F . Ho Ist e, Bayer. Vorgeschichtsbl. 13 (1935), S. 21 u. Die Bronzezeit im nordmainischen Hessen. Vorgeschichtl. Forschungen, Heft 12 (1939), S. 108; der s., Münchner Beiträge zur Vorund Frühgeschichte, Bd 4 (1953), S. 29 f. 41) Vgl. 0. K 1 o s e, Die zeitliche Stellung des prähistorischen Kupferbergbaues in den Ostalpen. Mittlg. d. Anthropol. Ges. in Wien 61 (1931), 152, Abb. 10. 4:.! ) U. a. Materialien zur Urgesch. österr. 3 (1927), S. 10- 12; Mittlg. d. Anthropol. Ges. in Wi:en 58 (1928), S. 104-117; Jäger, Händler, Bauern. Die Wirtschaft in der Vorzeit (Brünn-Leipzig 1939), S. 105 f. 43 ) M. H ell, Mittlg. d. Anthropol. Ges. in Wien 58 (1928), S. 124. 44 ) V. G. Chi I de, Prehistoric Migrations in Europe (1950) , S. 167 u. The Dawn of European Civilization, 4. Aufl. (1947), S. 291 (vgl. Anm. 6). 45) K. W i 11 von s e d e r, Materialien zur Urgesch. österr. 7 (1939), S. 18 f. 46 ) Vgl. J. K n e i dinge r, Der Greiner Strudel als urgeschichtliche Fundstätte. Mittig. d. Anthropol. Ges. in Wien 74 (1942), S. 278-290. 47) Vgl. K. W i 11 von s e der, Archaeologia Austriaca 7 (1950), S. 45. 48 ) M. Linden t h a I er, Geschichte des Bez. Vöcklabruck (1900), S. 11. 49) Materialien zur Urgesch. österr. 3 (1927), S. 15, Anm. 1. 5o) F. Mo r t o n, Eine urnenfelderzeitliche Lanzenspitze aus dem Schafberggebiet, Oberösterreich. Archaeologia Austriaca 1 (1948) , S. 90 f . 5 1 ) R. P i t t i o n i, Urzeitlicher Siedlungsraum in ö sterreich. E rläuterungen zu vier Karten (Wien 1947), S. 25 und Karte 2. 5:.! ) In diesem Zusammenhang sei auf eine in methodischer Hinsicht interessante und bemerkenswerte Arbeit verwiesen: M. Ring I er, Zur Entwicklung der Landschaft um Schönenwerd. Geographica Helvetica 6 (1951), S. 66-108 (Eidgen. Techn. Hochschule Zürich. Arbeiten aus dem Geograph. Inst. Nr. 14). - Der Verf. versucht, in einem rund 22.000 Jahre umfassenden Zeitraum „eine möglichst exakte, metrische Fixierung der Arealänderungen als allein zuverlässige Grundlage der genaueren Erkenntnis der Landschaftssukzessionen zu bieten". 53 ) R. Pi t t i o n i, Zur Kulturgeographie der Urzeit Österreichs. Mittlg. d. Geograph. Ges. (Wien) 83 (1940), S. 218. 5 4 ) R. Pittioni, Urzeitlicher Siedlungsraum in österreich (1947), S. 17. 65 ) R. Pi t t i o n i, Das Werden der Kulturlandschaft unserer Heimat. Leitlinien zu einer archäologischen Siedlungskunde. Unsere Heimat. Organ d. Ver. f. Landeskunde von Niederdonau u. Wien 14 (1941), S. 223 f; vgl. auch der s., Urgeschichte des österreichischen Raumes (Wien 1954), S. 5- 20. 111

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