OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Fröhler: Zur Geschichte der Schule und des Schuldramas der Jesuiten in Steyr glieder, die in erster Linie bei den Karfreitagsprozessionen als Geißler und Kreuzträger mitwirkten und sich auch sonst durch ihren religiösen Eifer hervortaten 38 ). Am besten aber unterrichtet er uns über die Sorgen, die damals das Kolleg bedrängten. Die finanzielle Lage war in jenen Jahren bedrohlich geworden. Kirchen- und Kollegbau hatten mehr Geld verschlungen als durch Schenkungen oder andere Einkünfte aufzutreiben war. Die Verschuldung war so groß geworden, daß man vorübergehend die Auflassung des Kollegs in Erwägung zog 39 ). Seit 1670 half die Hofkammer mehrmals mit einer Holzlieferung aus; seit 1674 sahen sich die Prälaten von Kremsmünster und St. Florian veranlaßt, den bedrängten Patres, die in Jahren der Mißernten nicht einmal das Geld zum Ankauf des notwendigen Brotgetreides aufbrachten, mit Getreidelieferungen unter die Arme zu greifen, die späterhin zur Gewohnheit und damit zu einer regelmäßigen Einnahmsquelle des Kollegs wurden. Doch im Verlauf weniger Jahre besserte sich die finanzi«:lle Lage so weit, daß der Bestand des Kollegs gesichert war. Im Jahre 1678 stiftet Johannes Christophorus von Abeln- und Lilienberg, ehemaliger Schüler des Steyrer Gymnasiums, 3000 Rheinthaler zur Errichtung eines neuen Schulgebäudes für 6 Klassen, dessen Grundstein am 14. Juni des gleichen Jahres gelegt wurde. Im Verlauf der Feierlichkeiten, an denen auch der Rat der Stadt teilnahm und die Kosten des Festmahles bestritt, stattete die Schuljugend ihren Dank ab, was sicherlich mit einem Drama geschehen ist, wenn wir die Quelle richtig deuten 10 ). Der Schulbau konnte nach vorübergehenden Schwierigkeiten - die gestiftete Summe erwies sich als zu niedrig und wurde vom gleichen Wohltäter erhöht - im Jahre 1680 vollendet werden 41 ) . Der Aufstieg spiegelt sich auch im Personalstand jener Jahre wider. Die Zahl der Ordensmitglieder, die im Jahre 1670 einundzwanzig betrug und in den Jahren 1675/76 auf sechzehn abgesunken war, erreichte im Jahre 1678 mit zwanzig annähernd die alte Höhe wieder 42 ). Im Jahre 1680 hören wir auch wieder von einer Festaufführung am 31. Juli, die als „ludus comicus" unter dem Titel „S. noster Patriarcha conversus" über die Bühne ging und bei der Graf Johann Maximilian von Lamberg als Prämienverteiler fungierte. Die im Herbst dieses Jahres an verschiedenen Orten auftretende Pest bewog die Patres, den Schulbeginn später anzusetzen. Doch setzte sich der Rat der Stadt, der sich vom gemeinsamen Gebet der Jugend die Abwendung der drohenden Gefahr erhoffte, wärmstens für den normalen Unterrichtsbeginn ein, sodaß der Unterricht im neuen Gebäude tatsächlich mit nur geringer Verzögerung aufgenommen wurde 43 ). Der Besuch des Herzogs Karl von Lothringen im Jahre 1681 wird durch eine Aufführung der Poetikklasse gefeiert. Die Rhetorikklasse führt ein Stück zu Ehren des Stifters des neuen Schulgebäudes auf. Leider finden sich auch darüber keine näheren Aufzeichnungen, die auf Art oder Inhalt der beiden Dramen schließen ließen. Etwas ausführlicher wird im folgenden Jahre (1682) über das Theater berichtet. Mit großem Aufwand wurde das Stück „Manus Divi 137

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