OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Bausteine zur Heimatkunde Regel alle vier Wochen statt, Khälß begab sich hiezu stets selbst und allein auf den Salzberg, dagegen nahm er nach Goisern meist eine seiner Töchter, manchmal auch seine Frau mit. Der weite Weg mit den Lohngeldern in der Tasche mochte nicht ganz ungefährlich sein. Von Hallstatt nach Gosaumühle fuhr er im Boot, von dort bis Goisern legte er den Weg im Wagen zurück. Bei stürmischem Wetter war die Bootfahrt unmöglich und er mußte auf dem schlechten alten Fußweg nach Gosaumühle wandern. Die Lohnauszahlung machte sein Amt zu einem Vertrauensposten, aber die staatliche Verwaltung begnügte sich nicht mit dem Diensteid des Beamten, sie wollte sicher gehen und verlangte die Stellung einer Kaution in der Höhe von 500 fl, die mit 4% verzinst wurden. Da Khälß über keine Barmittel verfügte, lieh er sich den Betrag von seinem „Gevatter" Hackl aus, dem Besitzer eines Gasthofes in Aussee, des heutigen Hotels „Zum Kaiser von Österreich". Später verkaufte er sein Haus in Aussee und bezahlte damit seine Schuld. Wie tief der k. k. Salinenkasscnamtskontrollor trotz der Länge seines Titels in der Hierarchie der Salinenbeamten stand, merkt man deutlicher noch als an seinen Bezügen an der Art, wie er und seinesgleichen von den höheren Beamten der Zentralstellen behandelt wurden. Wenn der Herr Regimentsrat von Plenzner aus Gmunden nach Hallstatt kam, um dort das Salinenamt zu inspizieren, mußte er am Landungsplatz von allen Beamten feierlich erwartet werden, dann folgte die Begrüßung und Vorstellung, worauf der hohe Herr seinen Untergebenen ,,eine Lection und Predigt" erteilte. Ein so unbedeutender Beamter Khälß auch war, so stand er doch immer noch himmelhoch über den Arbeitern. Das kostete ihn freilich Trinkgelder und andere Auslagen, die er seinem Stande schuldig war, die ihn aber hart trafen. Not und Geldsorgen verfolgten ihn sein ganzes Leben lang; eine Gehaltsaufbesserung notierte er mit den bezeichnenden Worten: ,,Gott Lob und Dank, kann ich meine alten Schulden bezahlen." Unterordnung, ja Unterwürfigkeit gegenüber den Vorgesetzten, aber ausgeprägtes Standesbewußtsein gegenüber den Untergebenen, ein starkes Pflichtgefühl bei drückenden materiellen Sorgen, die typischen Eigenschaften jedes österreichischen Beamten der niederen Dienstklassen, treten uns auch bei Khälß entgegen. Aus den Schulden kam er, wie erwähnt, sein Leben lang nicht heraus. Dabei war er nichts weniger als ein Verschwender, er führte über seine persönlichen Ausgaben genau Buch, seine Aufwendungen für Tabak oder Wirtshaus waren äußerst niedrig. Was ihm vom Erlös seines Hauses in Aussee nach dem Erlag der Kaution übrig geblieben war - 150 fl - verbrauchte er zur Abdeckung anderer Verpflichtungen. Eine kleine Erleichterung schuf ihm sein Haus in Eselsbach, die „Gstöttenburg", wie er es nannte. Er hatte es während seines Aufenthaltes in Hallstatt verpachtet gehabt und bezog es nach seiner Pensionierung, um sich den Mietzins zu ersparen uhd aus dem Garten eine kleine Zubuße an Obst und Gemüse zu ziehen. Bescheiden wie das ganze Leben waren die seltenen Vergnügungen, die er sich und seiner Frau gönnte. In der Jugend besuchte er die Schützenbälle, aber 199

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