OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter kamen auch F. v. Hochstetter im Weißensee in Kärnten unter 24 ). Nach Aussage von Fischern dienten diese in früherer Zeit dazu, zwischen ihnen Netze auszuspannen; sie bezeichneten gleichzeitig die Grenzen (,,Brunnen" genannt), innerhalb welcher jeder „Hubmann" fischen durfte. Dafür vermag F. v. Hochstetter sogar einen Beleg von 1634 beizubringen (,,Statut-Ordnung und Satzung für Weißen-See vom 26. April 1634") . 0. Paret hat kürzlich eine weitere Erklärung für das massenhafte Auftreten von Pfählen im Seegrund geboten 25 ). Er führt sie im Bodensee auf das dort gebräuchliche und schon seit dem 13. Jahrhundert urkundlich belegte Fischen mit „Reisern" zurück. In „Gewellstätten" aus 60 oder mehr, in Form eines Rechtecks, Quadrats oder auch Kreises eingerammten Pfählen werden Reisigbündel versenkt, in denen bestimmte Fischarten Bergung suchen. Von Zeit zu Zeit umsetzt man die Gewellstätten mit Garn und treibt die Fische in dieses. Solche Anlagen können natürlich auch in den Bereich urzeitlicher, unter Wasser befindlicher Ansiedlungen geraten. Der Pfahlanhäufung bei Schwarzindien müßte jedenfalls nähere Beachtung geschenkt werden, da man dort, wie bereits erwähnt, ein Steinbeil im See gefunden hat (Fundplatz 7). Auch sollte ermittelt werden, ob die von 0. Paret beschriebene Art des Fischfanges in unseren Alpenseen gebräuchlich war oder noch ist 26 ). Im Rahmen eines von der Anthropologischen Gesellschaft in Wien aufgestellten Forschungsprogrammes entdeckte Gundaker Graf Wurmbrand im Aug1Jst 1870 bei Seewalchen am Ausfluß der Ager aus dem Attersee den ersten Pfahlbau in einem oberösterreichischen See. Unter Beobachtung derselben Voraussetzungen wie in Seewalchen fand Matthäus Much am 18. März 1872 die Station am Ausfluß der Seeache aus dem Mondsee (Fundplatz 1) und 1874 eine weitere bei Scharfling (Fundplatz 8). Die Funde, die M. Much in mehrjähriger Baggertätigkeit zutage förderte, gelangten in seine Privatsammlung, die 1912 vom Staat angekauft und dem Urgeschichtlichen Institut der Universität Wien abgetreten wurde 27 ). F. Angerer, der ein besonders guter Kenner des Mondseelandes war 28 ) - ihm ist auch eine ausgezeichnete Studie über den Mondseer Einbaum zu verdanken - 2n), hat mit einigen Fundnotizen eine Karte hinterlassen, in der Stellen eingezeichnet sind, an denen er auf Grund eigener Beobachtungen und Überlegungen weitere Pfahlbauten vermutete. Eine befindet sich in der bereits näher besprochenen Bucht bei Schwarzindien, die eine Lochaxt ergeben hat (Fundplatz 7), eine andere an den heutigen Kaianlagen des Marktes Mondsee, wo ebenfalls eine Lochaxt aus dem Wasser geholt wurde (Fundplatz 6). F. Angerer meinte, es sei hier die Möglichkeit gegeben, einem neuen Pfahlbau auf die Spur zu kommen, der dann auch „mit modernen Mitteln der Urgeschichtsforschung untersucht werden sollte" 30 ). An einer von F. Angerer (in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen) ebenfalls als aussichtsreich bezeichneten Stelle in einer Bucht bei Pichl kann sich jedoch kein Pfahlbau befunden haben, da dort der Seegrund schon wenige Meter vom Ufer entfernt steil abfällt. 102

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