OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Linninger: Orgeln und Organisten im Stift St. Florian hat, und ein Begrüßungsgedicht 26 ) für Kardinal Leopold Ernst Firmian, Bischof von Passau, der am 10. 2. 1774 das Stift besuchte. Besonders in seinem Abschiedsgedicht, das offenbar bei der Kollaudierung zum Vortrag kam, nimmt er auf die Vollendung der Orgel Bezug, in dem er schreibt: ,,Das Werk ist vollendet, die Prüfung vorbei! Gott sei gedankt!" und in überschwenglichen Worten dem Propst, dem Hause und den Chorherren Glück und Segen wünscht. In diesem Abschiedsgedicht tritt ein Praefectus camerarum aeoliarum (Vorstand der Windkammern) auf, der den Teil des Liedes vorträgt, in dem er auch von den Gästen, die bei der Kollaudierung zugegen waren, Abschied nimmt. Wegen der schwierigen Windversorgung dieses großen Werkes ließ Krismann seinen besten Gesellen und langjährigen Mitarbeiter Jakob Prenschiz zurück, der die Aufgabe hatte, das Windwerk der großen Orgel zu betreuen. Es lag in der unzulänglichen Technik jener Zeit begründet, daß die Luftversorgung der Größe des Werkes nicht ganz entsprach. Diesem Übelstande suchten in der Folgezeit verschiedene Orgelbauer abzuhelfen, zuletzt 1875 Mauracher, der zu diesem Zweck trotz der vorgeschrittenen Technik noch die Zahl der Pfeifen verminderte. Erst die Windversorgung auf elektrischem Wege konnte diesem Übelstande völlig abhelfen. Jakob Prenschiz blieb bei einem Wochenlohn von 2 Gulden bis 16. 4. 1778 im Dienste des Stiftes. Schon anfangs 1778 kam der Karmelitenlaienbruder Martinian nach St. Florian, um Prenschitz abzulösen. Er baute später ein neues Windwerk in den Vorraum des Nordturmes. Anfangs 1781 trat der Orgelmachergeselle Daniel List aus Ungarn an seine Stelle, der einen Wochenlohn von 3 Gulden bezog. Er versetzte das Windwerk wieder in das Innere der Orgel, baute aber 17 Blasbälge ein. Am 10. 3. 1783 erhielt er für die Fertigstellung der Orgel ein Geschenk von 25 Dukaten. Er blieb weiterhin in Stiftsdiensten, zeitweise mit dem Neubau der Sonntagsorgel, sonst mit der Betreuung der übrigen Orgeln beschäftigt. Er starb in St. Florian am 24. 8. 1811 im Alter von 64 Jahren. 1788 wollte der Bürgermeister von Linz die Orgel für den (alten) Dom erwerben. 1836-38 erhielt der Orgelbauer Johann Georg Fischer aus Klosterneuburg für die Instandsetzung der großen Orgel 2267 Gulden 27 ) . Er ist der Verfasser einer Geschichte und Beschreibung der großen Orgel, wovon Propst Michael Arneth nur die Beschreibung, bzw. Disposition, verbunden mit einem Kupferstich des Prospektes und Grundrisses der Orgel, 1839 drucken ließ. Fischer hat die 17 Blasbälge des Daniel List auf 6 vermindert, aber im übrigen seine Arbeit so schlecht verrichtet, daß 1839 der Orgelbauer aus Niederwaldkirchen Matthias Höfer eine durchgreifende Reinigung und Ausbesserung der Orgel vornehmen mußte. über diese Arbeiten sind wir durch genaue Aufschreibungen im Archiv bestens informiert. 1858/59 hat der Linzer Orgelbauer Alois Schnepf die 5 Zungenregister auf bequemere Art und längere Haltbarkeit der Stimmung in 143 Arbeitstagen umgearbeitet und dafür 314 Gulden erhalten 27 ). Die Orgel hatte damals 5230 Pfeifen, 4541 aus Zinn und 688 aus Holz. 12 177

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