OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Awecker: Grein während der Franzosenkriege war gleichgültig. Die Schuhe sollten möglichst aus schwarzem umgekehrten Kalbsleder verfertigt werden und brauchten vorne nicht, wie das Muster zeigte, „abgestutzt", sondern konnten auch rund sein. Das Distriktskommissariat hatte in Anwesenheit des Gemeinderichters das Material zu kaufen und mußte es durch je einen Schneider und Schuster zuschneiden lassen. Die zugeschnittenen Stücke kamen zu dann zu den Meistern, welche die fertigen Stücke wieder dem Kommissariate abliefern mußten. Von hier waren die Bekleidungsstücke wohl verpackt, mit einem Lieferschein versehen, in Begleitung einiger bewaffneter Bauern an das Kreisamt abzuliefern. Auch nach dem 15. November waren noch fast dauernd feindliche Truppen in Grein, teils Franzosen, teils Holländer und auch Würtemberger. Am 3. Jänner 1806 rückte z.B. das Bataillon von Deckendorff von Würtemberg, bestehend aus zwei Stabs-, 14 anderen Offizieren und 586 Gemeinen, vom Sergeanten abwärts, mit 16 Pferden hier ein und marschierte am nächsten Vormittag weiter nach Perg, dann waren Teile der Division des General Dupont in Grein und vom 13. - 24. Jänner 1806 vom 8. Linien-Infanterieregiment unter Oberst von Autier 30 Stabs- und Oberoffiziere und 650 Mann. Zur selben Zeit weilten auch 94 Mann und 169 Pferde vom 2. Bataillon du train d'Artillerie in der Stadt. Als am 24. Jänner das Standquartier der 1. Kompanie des 8. Linien-Infanterieregimentes abzog, erlebten die Greiner noch die angenehme Überraschung, daß die vorgelegten Quittungen vom Kommissar nicht gefertigt wurden, ohne deren Fertigung aber keine Vergütung der gelieferten Lebensmittel stattfand. Pro Mann wurde damals 3 Pfund Fleisch, 3½ Pfund Brot und 3 Maß Bier gerechnet, was jedoch keineswegs zu hoch erschien, da alle anderen Nahrungsmittel, die mitgereicht wurden, keine Verrechnung fanden. Eine kleine Illustration für das Leben mancher der einquartierten Offiziere soll folgende Notiz bilden. In der ersten Hälfte des Monat Jänner waren im Schloß Greinburg 18 Stabs- und Oberoffiziere vom 8. Linien-Infanterieregiment, 18 Bediente, Ordonanzen und Wachen und 28 Pferde untergebracht und natürlich auch verpflegt. Dazu wurden täglich vier bis sechs Offiziere aus der Stadt eingeladen. Die Wahl der Speisen und dergleichen war jedoch nicht der Willkür des Schloßpersonals anheimgestellt, sondern wurde vom Koch des Obersten v. Autier getroffen. _Dieser wollte täglich Mittag zwölf und abends sechs Speisen, ausschließlich des Konfektes, gereicht haben. Schon die Bedienten mußten dreimal des Tages Fleisch und zweimal Gebratenes erhalten, auch mußte Bier und Wein zum Trunk gegeben werden. Der Verbrauch war ungefähr drei Maß Obers täglich, 300 Eier, 34 Pfund Butter, 14 Maß Schmalz, 12 Stück Kapauner und 14 Pfund Speck. Während der ganzen französischen Besetzung war in Grein ein russisches Feldspital mit dem Chirurgen Joseph Schön untergebracht. Von Zeit zu Zeit gingen Transporte zu Wasser mft Verwundeten nach Mauthausen oder Linz. Am 28. Jänner wurde das Feldspital aufgelöst, die noch anwesenden Verwun149

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