OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter quartierung befreit war. Trotzdem war es fast ständig belegt, hauptsächlich mit Offizieren und ihren Familien. Zur Klasse 2 mit fünf Mann Einquartierung zählten die Häuser Nr. 6, 20, 46, 54, 61, 66, 67, 69, 70, 72, 73, 87, 96, 104 und 114. Beim Wundarzt Johann Philipp Oppenauer (Nr. 69) waren meistens Ärzte einquartiert. Für vier Mann bestimmte Häuser waren Nr. 15, 19, 68, 71, 88, 100, 109 und 113. Die weitaus meisten Häuser waren den Klassen 5 und 6 zugezählt. Im Haus Nr. 112, das zur vierten Klasse gehörte, war im unteren Zimmer die Wachstube untergebracht. Im Pfarrhof wohnten ein Oberleutnant, vier Kinder, ein Regimentsarzt und zwei Bediente, außerdem ein Feldspitalpater. Meßner- und Schulhaus (Nr. 2 und 3) waren frei von Einquartierungen. Viele der Häuser, auch solche mit geringer Einquartierung, mußten früh und abends für 5 - 15 Mann Einbrennsuppe kochen. Insgesamt waren damals in der Stadt 293 Mann untergebracht. Am 4. Juni 1814 traf dann das K. K. Feldspital Nr. 1 mit 555 Mann hier ein und blieb bis zum 7. Dezember; außerdem gingen Krankentransporte von und nach Ybbs hier durch. Sonderbarer Weise ergaben sich mit diesen einquartierten österreichischen Truppen des öfteren Reibereien, welche in den früheren Jahren mit den feindlichen Soldaten nicht zu beklagen waren. Teils erlaubten sich die Soldaten Ausschreitungen ihren Quartiergebern gegenüber, teils auch griff die Kommandantur zu sehr ins zivile Leben ein. Den Wirten wurde verboten, nach 10 Uhr abends die Gäste in ihren Häusern zu lassen oder ihnen einzuschenken; Zuwiderhandelnde wurden von den Patrouillen arretiert, auf die Wachtstube geführt und dann ihrer Behörde zur Bestrafung überwiesen. So kam es z. B. beim Schusterwirt Wimmer Ende Oktober zu einem schweren Zusammenstoß, bei dem allerdings nicht nur Bürger, sondern auch Leute vom Stammpersonal des Lazarettes beteiligt waren. Andererseits entstanden oft im Anschluß an den Gottesdienst Händel zwischen Soldaten und Bürgern wegen der von letzteren gekauften Kirchenplätze. Die Bürger forderten, der Kommandant solle dagegen einschreiten oder die Militärmessen in die Schloßkapelle verlegen. Ein anderes Stücklein leistete sich der Oberarzt Rapp, der im Hause Nr. 73 untergebracht war; am 17. September vollführte er in seinem Zimmer „Exzesse" und zündete dann im Raume Pulver an. Er erhielt 8 Stunden Profoßenarrest und wurde in die Ortschaft Struden versetzt. Diese und noch manche andere Zwischenfälle verbitterten die Bevölkerung von Grein aufs äußerste und der Magistrat reichte ein Gesuch ein, einen Teil der Ärzte und Mannschaften in die leeren Distriktskommissariate Klamm und Baumgartenberg zu verlegen. Dieses Ansuchen hatte scheinbar keinen Erfolg, denn am 24. November wird diese Bitte wiederholt, mit dem Bemerken, daß auch Waldhausen vollkomrnen leer liege. Es habe außerdem geheißen, daß das Spital aufgelöst würde; doch sei nun die Belegschaft vermehrt worden und es werde gesprochen, daß das Lazarett noch den ganzen Winter über in Grein beisammen bliebe. Hatte nun 156

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