OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Awecker: Gr·ein während der Franzoscnkriege Wie sehr diese Einquartierungen die Stadt bedrückten, kann man· verstehen, wenn man bedenkt, daß Grein im Jahre 1809 nur 950 Einwohner zählte, welche an Vieh nur 12 Pferde und 42 Ochsen und Kühe hielten. Vergütet wurden den Greinern alle Ausgaben, die sie für die feindlichen Soldaten seit dem 12. Juli 1809 gehabt hatten, sofern diese ordentlich quittiert waren und das vorgeschriebene Quantum nicht überschritten hatten. Pro Mann war vorgesehen ½ Pfund Fleisch, 1 ½ Pfund Brot, 1 Maß Bier und ein Gläschen Branntwein pro Tag und für die Pferde die nötige Fütterung. Für die Offizie:·e war kein Pauschquantum festgesetzt, doch mußten über die Verpflegungstage Bescheinigungen gebracht und der Name und Dienstcharakter der Offiziere angegeben werden. Die Summe, die Grein zur französischen Kriegskontribution zahlen mußte belief sich auf 1293 fl 12 kr; das war ungefähr der Betrag von sechs Ristgeldern und Pfennigbeiträgen. Ende März 1811 wurde den Bürgern das Geld von der Gemeinde rückgezahlt. Im März 1810, also schon lange, nachdem der Friede abgeschlossen worden war, traf bei den Gemeinden der kreisamtliche Befehl ein, daß alle nach Hause zurückgekehrten Landwehrmänner, die noch ·nicht bei der Kommission in Linz eingetragen sind, sich dort augenblicklich zur Evidenzhaltung zu melden hätten, worauf sie wieder nach Hause entlassen würden. Waren nun die feindlichen Einfälle auch.vorüber, so kam Grein wie auch das übrige Land noch lange nicht zur Ruhe. So wurde im Frühjahr 1812 eine Kopfsteuer von 1 fl W. W. ausgeschrieben. Ende August desselben Jahres noch folgte eine neuerliche Ausschreibung in der selben Höhe. über diejenigen, die wegen ihrer Armut von der Kopfsteuer befreit waren, mußte eine, vom Pfarrer gefertigte Liste eingereicht werden. Da die Stadt Grein vom Jahre 1809 noch 4916 fl an Quartiersvergütung zu fordern hatte, sollte den dürftigeren Stadtbewohnern von dem Kopfgeld die Quartiersentschädigung geleistet werden, so daß die Stadt dann nur mehr ungefähr 1520 fl zu fordern hätte. Auch die Einquartierungen setzten sich noch fort. Im Jahre 1812 waren 300 Mann in der Stadt einquartiert, etliche Offiziere und Mannschaften weilten zu Mappierungszwecken in der Stadt. Der Magistrat ersuchte, die auf vier Wochen festgesetzte Einquartierung auf 14 Tage abzukürzen; mit welchem Erfolg, ist unbekannt. Weitere Einquartierungen folgten in der Zeit vom 4. August 1813 bis 17. Mai 1814. Damals wurde eine Klassifikation der Häuser nach ihrer Größe, bezw. ihrem Fassungsraum für Einquartierungen angefertigt. Es wurden sechs Klassen angenommen, von denen die Häuser der ersten Klasse sechs Mann beherbergen sollten, die der zweiten Klasse fünf Mann usw., die Häuser der sechsten Klasse erhielten nur einen Mann Einquartierung. Zu denen der ersten Klasse gehörten Nr. 4, 65, 85, 86, 89, 101 und 111, wobei allerdings Nr. 85, das Haus des Bürgermeisters Johann Baptist Rösner, von aller Ein155

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