OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter die Bühne gebracht; die Preise verteilte der Abt von Admont 19 ). Bei der Aufführung des Jahres 1642 - es handelt sich um das Spiel „Evangelicus Negotiator" - überreicht Joseph Achtmarcht, Bürgermeister der Stadt Steyr, den Schülern die Preise, ,,postquam cum plausu in theatro egissent." Diese Bemerkung scheint insofern wichtig, als sie zum ersten Male auf das Theater (oder den Theatersaal) als Örtlichkeit Bezug nimmt. 1643 beschränkt sich der Chronist hinsichtlich des Theaters und der Schule auf den kurzen Vermerk, daß die Schuljugend vor zahlreichen Zuschauern Proben ihrer Fähigkeiten zum besten gab 20 ), wird aber 1644 wieder etwas ausführlicher und berichtet gleich von zwei öffentlichen Aufführungen; die eine trug den Titel „Sanctus Nicolaus Episcopatu suo exutus propter inflictam Ariano blasphemo alapam, et ope Beatissimae Virginis in illum repositus", die andere, welche am Schulschluß gegeben wurde, den Titel „Caliphus Tartarorum Rex per montis translationem Christianus factus." Beide Stücke waren mit Prämienverteilung verbunden. Bedeutsam ist der Hinweis, daß diese beiden Vorstellungen auch den Häretikern, die als Zuschauer ziemlich zahlreich anwesend waren, gefielen 21 ). Wir ersehen schon aus dieser Zusammenfassung der ersten 12 Jahre, daß die Tätigkeit der Jesuiten ·in Steyr auf recht fruchtbaren Boden fiel und die Schule in ziemlich kurzer Zeit eine beachtliche Höhe des Wissensstandes erreichte, wie die aufgeführten Stücke, die nach den damaligen Begriffen als Gradmesser der Bildung zu werten sind, zur Genüge beweisen. Im Herbst des Jahres 1645 kam die Kaiserin Eleonora mit ihrem Hofstaat nach Steyr und stattete dem Jesuitenkolleg im Oktober einen Besuch ab. Ob aus diesem Anlaß eine Aufführung stattfand, ist in den Annalen nicht ersichtlich, doch kann man kaum annehmen, daß man sich eine so seltene Gelegenheit, vor Hofkreisen durch ein Spiel zu glänzen, entgehen ließ. Für 1646 berichtet der Chronist, daß die Kaiserin den Jesuiten in der Oktav zum Feste des hl. Ignatius ein Gastmahl gab, bei dem sie durch zwei kurze Dramen ergötzt wurde, ,,altero de S. Juditha, altero de S. n. Ignatio" 22 ). Daneben lief der im Herbst des Jahres 1634 begonnene Bau der Kirche, der wegen der Aufbringung der hiefür erforderlichen Geldmittel, die sich infolge der Kriegsunruhen nur umso schwieriger gestaltete, große Sorgen bereitete. Wohl war es 1641 endlich so weit, daß das Dach aufgesetzt werden konnte, doch 1644 klagt der Chronist, daß seit 2 Jahren keine rechten Fortschritte mehr erzielt werden konnten 23 ). Erst 1647 ist der Innenausbau so weit fortgeschritten, daß die Kirche am Feste des hl. Michael, des Schutzpatrons der Kirche, in vorläufige Benützung genommen werden konnte. Das war wieder eine Gelegenheit, eine Festlichkeit mit aller Pracht des Barock zu veranstalten, deren Bogen sich von der Kirche zur Welt spannt. Eingeleitet wird sie durch ein feierliches Hochamt, welches der Abt von Garsten unter so zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung zelebrierte, daß der Chronist berichtet, ,,ab hominum memoria Styrae in re sacra tantam non fuisse una visam multitudinen". Natürlich durfte auch die Schule nicht fehlen, die das Fest mit einem Drama „De Justulo Martyre" 134

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