OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter Daß die Pfahlbauten am Attersee noch in der Frühbronzezeit (Bronzezeitstufe A nach P. Reinecke) bestanden und vielleicht sogar den Beginn der Mittleren Bronzezeit (Stufe B nach P. Reinecke) erreicht haben, ist schon seit einiger Zeit ermittelt worden 3 · 1 ). Dieser Nachweis ist zwar am Mondsee bisher nicht gelungen, doch mag es, wie L. Franz bemerkt, nur ein Zufall sein, daß man hier noch keine frühbronzezeitlichen Formen gefunden hat. Jedenfalls läßt der Depotfund von Mondsee (Fundplatz 9) vermuten, daß auch zu Beginn der Bronzezeit am Mondsee Menschen gelebt haben. Halsringbarren (auch ösenhalsringe genannt) der dort vertretenen Form erscheinen im Alpenvorland ziemlich häufig in größeren und kleineren Depots. Sie werden von P. Reinecke, M. Hell u. a. als Niederschlag eines altbronzezeitlichen Kupferhandels aus den in der Frühbronzezeit einsetzenden ostalpinen Bergbaubetrieben gewertet 35 . ) Das mittelständige Lappenbeil von der Achortmühle (Fundplatz 11) dürfte der mittleren Bronzezeit (Hügelgräberkultur) angehören. Es wurde in einer Holzkohle und Rundholz „von bis zu 22 cm starken Laubhölzern (Buche)" führenden Schicht angetroffen, deren Bedeutung aber nicht restlos zu klären war. M. Hell, der den Fundplatz untersuchte, dachte an einen „Werkplatz bronzezeitlicher Holzfäller" 36 ). Das Bronzebeil mit dem flachen Nackenausschnitt von der Villa Baum in Mondsee (Fundplatz 10) gehört schon dem Beginn der Hallstattzeit (Ältere Urnenfelderzeit) an. E. Theuer, der, wie bereits ausgeführt, daran dachte, daß die Bewohner der Pfahlbauten in der Bronzezeit auf das „Festland" übersiedelten, deutete auch das Barrendepot von Mondsee und die Beile von der Achortmühle und der Villa Baum in diesem Sinne und hielt es daher für möglich, daß „ein bronzezeitlicher Pfahlbau am Nordwestufer des Sees im Moor steckt" 37 ). Der bedeutendste metallzeitliche Fund aus dem Mondseeland ist das frühurnenfelderzeitliche, möglicherweise noch nicht zur Gänze gehobene Depot von der Schutthalde an der Kienbergwand (Fundplatz 12), ein ausgesprochener Versteckfund an abgelegener Stelle. Dieser Depotfund ist einer der wenigen mit einem sog. ,,Riegseeschwert" 38 ). Man versteht darunter nach einem bayerischen Fundort benannte Vollgriffschwerter aus Bronze, deren ovaler, schwach vierkantiger und von einer ovalen Knaufplatte abgeschlossener Griff gewöhnlich durch senkrechte Reihen paragraphenartig ineinander laufender S-Spiralen verziert ist 39 ). P. Reinecke sieht diese Art von Schwertern für eine jüngere Form seiner Bronzezeitstufe D an 40 ). Bei dem Stück von der Kienbergwand ist die Verzierung abgeschliffen. Dieses Schwert ist insofern bemerkenswert, weil die alt gebrochene Klinge neuerlich in den Griff eingesetzt wurde, wodurch ein ungewöhnliches Maßverhältnis zwischen Griff und Klinge eingetreten ist. Das mittelständige Lappenbeil und das Sichelbruchstück passen zeitlich gut zum Schwert. Runde Gußkuchen aus Rohkupfer kommen nicht selten in Depotfunden vor 41 ). Mit einer originellen Theorie, die viel Anklang gefunden hat, versuchte L. Franz dem Mondseeland zur Zeit der Pfahlbauten eine bedeutsame Wirt104

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