OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Linninger: Orgeln und Organisten im Stift St. Florian Orgeln und Organisten im Stift St. Florian Ein Beitrag zur Musikgeschichte des Stiftes Von Franz Linn in g er (St. Florian) Über die Orgeln der Stiftskirche St. Florian liegen verschiedene Berichte vor. An erster Stelle ist Albin Czerny zu nennen, der in seinem Werk „Kunst und Kunstgewerbe im Stift St. Florian von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart", Linz 1886, an verschiedenen Stellen darüber schreibt und die meisten vorhandenen Quellen benützt. Trotzdem bietet die vorliegende Arbeit manches Neue über Czerny hinaus, insbesondere bringt sie neue Namen von oberösterreichischen .Orgelbauern früherer Jahrhunderte, die Reihe der Stiftsorganisten seit der Mitte des. 16. Jahrhunderts und klärt einige Fragen, die bis jetzt strittig waren. Die Schriften Czernys haben auch Wessely, Musik in Oberösterreich, Linz 1951, und Quoika, Die altösterreichische Orgel, Kassel 1953, benützt. Die Orgel des gotischen und barocken Zeitalters Obwohl im Stifte St. Florian, wie Choraldokumente bis ins 9. Jahrhundert zurück beweisen, der Choralgesang intensiv betrieben wurde und in den Handschriften sogar das Fragment einer Orgelmensurenberechnung 1 ) aus dem 13. Jahrhundert erhalten ist, ist eine Orgel in der Stiftskirche doch erst im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts nachweisbar. Schon die Statuten der Reformkommission 2 ) aus dem Jahre 1419 verbieten den Chorherren innerhalb und außerhalb des Klosters den Gebrauch von Musikinstrumenten mit Ausnahme der Orgel in der Kirche. Die Chorherren haben also damals schon mit verschiedenen Instrumenten Musik gemacht. Daß auch schon eine Orgel in der Kirche vorhanden war, getraue ich mir nicht anzunehmen. Denn als Propst Caspar Vorster ( 1467 - 1481) daran ging, eine Orgel anzuschaffen, wandte er sich an den Abt Thomas v·on Lambach (1436-1474) mit der Bitte, Holz für die neue Orgel aus den Beständen seines Klosters zu liefern, weil sich in den Stiftswäldern kein geeignetes Holz fände. Er schreibt in diesem Briefe: ,,Wir- haben uns nämlich entschlossen, zur Ehre Gottes eine Orgel, die für Choralgesang in unserer Kirche notwendig ist, zu bauen" 3 ). Aus diesem Ausdruck scheint hervorzugehen, daß noch keine Orgel vorhanden war. In einer 1468 datierten Papierhandschrift 4 ) sind die Anschaffungen des Propstes Caspar verzeichnet und dabei auch der Preis für die beiden Orgeln überliefert: Item die gross und klain argll auf der parkirchen facit 204 Pfund Pfennig. Leider ist der Name des Orgelbauers nicht angegeben. Um diese Zeit wirkte in Linz der Orgelbauer Hans Lar 5 ), der mit dem Stifte Lambach Holzgeschäfte tätigte und dort auch Orgeln baute und erneuerte 6 ) . Die beiden Orgeln fanden auf der Parkirchen, d. i. auf dem Lettner, Aufstellung, und zwar die kleinere gegen das Volk, während die große auf einer Fortsetzung der Lettnerempore an der Südwand des Chores über dem Chorgestühl stand. Darin ist auch die Auf171

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