OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Oberösterreichische Heimatblätter Ein altösterreichisches Beamtenleben Im Besitze des Herrn Moritz Angerer vulgo Onimus in Bad Aussee befinden sich einige Tagebuchblätter aus dem Leben eines kleinen Beamten der Salinenverwaltung in Aussee und später in Hallstatt, Johann K h ä 1ß von K h ä 1 ßb e r g. Sie sind der letzte Rest eines einst sehr umfangreichen Tagebuches, drei Hefte, von denen eines die Jahre 1828 bis 1830 umfaßt, während die beiden anderen in den Jahren 1853 bis 1857 niedergeschrieben wurden. Ich verdanke ihre Kenntnis Herrn Dir. i. R. Franz Hollwöger, der mir auch mit weiteren Personaldaten und Erläuterungen behilflich war, wofür ich ihm auch an dieser Stelle bestens danken möchte. Tagebuchaufzeichnungen dieser Art lassen keine Mitteilungen über Vorgänge in der Welt der Großen und Mächtigen des Landes erwarten, vergeblich sucht man in ihnen Aufschlüsse über Motive führender Staatsmänner, Gelehrter oder Wirtschaftsgrößen, unsere Kenntnis von den ursächlichen Zusammenhängen politischer Ereignisse wird durch sie nicht erweitert; aber sie geben Einblick in das Tun und Lassen, in das Denken und Fühlen breiter Volkskreise und nicht zuletzt spiegeln diese anspruchslosen Notizen den Aufgabenkreis und das Berufsethos des österreichischen Beamtentums wider, das im Zeitalter des Vormärz und des Neoabsolutismus in den kleinen Provinzorten wenig bedankt, still und unbeachtet von den Hofstellen, seine nicht immer leichte Pflicht erfüllte. Als bescheidene Würdigung des anspruchslosen, häufiger von Sorge bedrückten als von Freuden erfüllten österreichischen Beamten der unteren Rangsklassen wollen auch die folgenden Zeilen gewertet werden. Johann Khälß von Khälßberg entstammte einer alten, seit Jahrhunderten in Aussee angesessenen Familie, die dem Landesfürsten eine ansehnliche Zahl von Berg- und Sudwerksbeamten gestellt hatte; auch Hansens Vater, Franz Khälß von Khälßberg, war im Staatsdienst gestanden. Er hatte als einfacher Forstknecht begonnen, war aber dann in den Bergdienst, wo ihm bessere Aussichten winkten, übergetreten und hatte es dort zum k. k. Salzberggeschworenen gebracht. Vermögen konnte er in seinem Beruf nicht sammeln, doch besaß er ein Haus in Aussee, das ihm wahrscheinlich im Erbwege zugefallen war. Seine Frau, Maria Anna Grill, war dem gleichen Milieu entsprossen, ihr Vater, Johann Grill; war Bergzuseher in Altaussee. So war der Lebensweg des am 19. August 1796 als siebentes und letztes Kind seiner Eltern geborenen Hans durch Herkommen und Familienverbindungen vorgezeichnet, er trat - wir wissen nicht genau wann - in den Dienst der Salinenverwaltung Aussee und wurde nach kurzer Dienstzeit Schichtenschreiber beim k. k. Waldamt der Saline Aussee, wozu außer einer schönen Handschrift und einiger Gewandtheit im Rechnen keine besondere Vorbildung notwendig war. Als Schichtenschreiber hatte er die Löhne der Waldarbeiter zu berechnen und aufzuschreiben, nicht aber auszuzahlen, und mußte beim Holzabmessen in den ärarischen Waldungen mithelfen. Der Holzbedarf der Saline war sehr groß und Schichtenschreiber waren nur zwei beschäftigt, so gab es genug zu tun für jeden. Die Art der Beschäftigung brachte 196

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