OÖ. Heimatblätter 1955, 9. Jahrgang, Heft 2/3

Awecker: Grein während der Franzosenkriege Grein während der Franzosenkriege Von Hertha A wecke r (Linz) \Vährend der Koalitionskriege war Österreich dreimal, und zwar in den Jahren 1800, 1805 und 1809 von den Franzosen und ihren verbündeten Truppen besetzt. Im Jahre 1800 dauerte diese feindliche Invasion nur verhältnismäßig kurze Zeit und blieb auf den Raum südlich der Donau beschränkt. Auch im Jahre 1805 gelang es den napoleonischen Truppen sehr bald, die Österreicher in ßayern zu besiegen, sie über den Inn zurück zu drängen und somit freien Weg nach Österreich zu bekommen. Zwar wurde auch dieser Feldzug schon am 26. Dezember durch den Preßburger Frieden beendigt, doch waren Besetzung und Folgen viel drückender als das erste Mal. Auch das Mühlviertel litt stark unter Einquartierungen und den damit verbundenen Repressalien. Oberösterreich mußte den vierten Teil der Kriegsteuern zahlen und eine Folge der hohen Kontributionen waren Teuerung und Inflation. Goldund Silbermünzen verschwanden, Bankozettel traten an ihre Stelle. Und ähnlic:h verlief der Krieg des Jahres 1809. Trotz öfterer Teilerfolge wurde das Land ob der Enns sowohl südlich wie nördlich der Donau binnen kurzer Zeit von den französischen Truppen besetzt. Am 14. Oktober 1809 wurde der Schönbrunner Friede abgeschlossen, bis zum Abzug der feindlichen Truppen aber vergingen noch weitere Monate, welche das Elend der Bevölkerung, die wieder alle Leiden der Besiegten mitmachen mußte, stark vergrößerte. Fünfundachtzig Millionen der Kriegskostenentschädigung mußte z.B. das Land ob der Enns allein zahlen. Der Franzoseneinfall des Jahres 1800 berührte, wie schon erwähnt, das Mühlviertel nicht direkt, fünf Jahre später jedoch hatte Grein von Anfang November 1805 bis Ende Jänner 1806 Standquartiere und durchreisende Truppen in großen Mengen zu ertragen. 29.846 Mann waren während dieser Periode in dem Städtchen einquartiert und verköstigt 1 ). Als Napoleon am 4. November in die schon vier Tage vorher besetzte Stadt Linz eingezogen und seine Truppen noch am selben Tage die Enns überschritten hatten, sorgten auch die Greiner Bürger schon für Maßnahmen bei einem eventuellen Einmarsch der Franzosen vor. Unter anderem unterzeichneten Magistrat und Bürgerschaft der Stadt Grein noch am 5. November einen gegenseitigen Revers, daß sie den Herren Zindel, Fischer, Dechant, Preusch-Langeneder, Wieser, Sturm, Wagner-Wirt, Walchshofer und Amon für ihre Weinvorräte haften und für Verluste durch feindliche Truppen gemeinsam Entschädigung leisten wollten. Zu diesem Zwecke wurden alle Weinvorräte dieser Bürger im Beisein eines Magistratsbeamten aufgenommen und eine Liste davon beim Magistrat aufbehalten. Bei den Greiner Wirten befanden sich damals 82 ¼ Eimer Wein. 10* 147

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