Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Oberösterreich - Land der Bäder und Kurorte Landeshauptmannstellvertreter Gerhard Possart Heilbäder- und Kurorteland Oberösterreich 2 Professor Wolfgang Sperner Alte Bäderherrllchkeit in Oberösterreich 11 Dr. Dietmar Assmann Oberösterreichs Quellheiligtümer 19 Dr. Monika Oberhammer Die Architektur des 19. Jahrhunderts in Ischl 27 Landeskunde Professor Carl Hans Watzinger August Strindberg im Strudengau 41 Kunst der Gegenwart Dr. Wilhelm Mrazek Gudrun Baudisch und die Wiener Werkstätte - Zum Frühwerk der Künstlerin 1926 bis 1930 Dr. Benno Ulm Josef Furthner (1890-1971) - ein Bildhauer der Zwischenkriegszeit 71 77 Oberösterreich aktuell Dr. Annemarie Schmöizer Bad Hall - 125 Jahre Hellbad des Landes Oberösterreich 85 Literaturbeilage Hanns Gottschalk Gedichte und Erzählungen Kulturzeitschrift Oberösterreich 30. Jahrgang, Heft 3/1980 Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag; Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: 00. Landesverlag Linz, sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 230.-; Einzelverkaufspreis: S 75.-. (Alle Preise inkl. 8 % MWSt.) 99 Dr. Ernst Burgstalier Das österreichische Felsbildmuseum In Spital am Pyhrn 47 Denkmalpflege Günther Kleinhanns Der Arkadenhof auf Burg Pibersteln 55 Historische Kunst Dr. Andreas Huber Franz Jakob Schwanthaler (1760-1820) - Seine zeichnerischen Entwürfe aus seiner Ausbildungszeit im Innviertel 63 Umschlag: Bad Geisern, Kurhotel Jodschwefelbad, ke ramischer Trinkbrunnen von Gudrun Baudisch-Wittke im Aufenthaltsraum des Bade traktes. Auf rundem Marmortisch, Höhe 74 cm, grün glasierte Vase vor Mörtel schnitt, 250x150 cm, an seitlicher Längs wand, Motiv Phantasiebaum mit Vögeln. Farbfoto: Barbara Pflaum Gestaltung: Herbert Friedl Schwerpunktthema Heft 4/1980 Die Landeshauptstadt Linz

©fecgp Kulturzeitschrift Oberösterreich - Land der Bäder und Kuror te! Dieses Schwerpunktthema verlangt von einer Kulturzeitschrift eine überlegte Pla nung. Die Zielsetzungen Fremdenverkehr und Kulturgeschichte müssen in Einklang gebracht werden. Die Redaktion fühlt sich verpflichtet, W. Hofrat Dkfm. Karl Hain, Di rektorder Landeskuranstalten Bad Hall, und W. Oberrat Dr. Alfred Marks, 00. Landes museum, für wertvolle Beratung zu danken. Besonderes Gewicht erhält dieses Heft durch die aktive Mitarbeit von Landes hauptmannstellvertreter Gerhard Possart, der als Krankenanstaltenreferent der oö. Landesregierung den einleitenden Artikel ,,Heilbäder- und Kurorteland Oberöster reich" zur Verfügung stellte. In diesem Bei trag wird ein anschaulicher Überblick zum gesamten Bäderwesen in unserem Heimat land geboten. Als kulturhistorische Ergänzung ist die Ab handlung von Professor Wolfgang Sperner zu verstehen, der von ,,Alter Bäderherrlich keit in Oberösterreich" erzählt. Nach der gegenwartsbezogenen Balneologie kommt also sofort die Landesgeschichte zu Wort. Gleiche Zielrichtung besitzt die Abhandlung ,,Oberösterreichs Quellheiligtümer", die unser bewährter volkskundlicher M itarbeiter Dr. Dietmar Assmann verfaßte. Volksglaube und Volksmedizin werden hier an interes santen Beispielen dargestellt. Neuland eröffnet Dr. Monika Oberhammer aus Salzburg mit ihrer Studie ,,Die Architek tur des 19. Jahrhunderts in Ischl". Die Auto rin befaßt sich seit längerem mit der Archi tekturgeschichte des 19. Jahrhunderts im Salzkammergut. In dieser Zeit erfuhr Ischl durch den Aufstieg als Badeort und Som merresidenz des österreichischen Kaiser hauses die Umwandlung zu seinem typi schen Ortsbild. Dieser Aufsatz ist Teil eines Buchmanuskriptes der Autorin, das baldige Veröffentlichung verdienen würde. Die Fachsparten wurden verständlicher weise diesmal nicht auf das Schwerpunkt thema ausgerichtet. In ihnen werden ver schiedene Themata aufgegriffen. Auf dem Gebiet der Landeskunde können zwei Arbeiten veröffentlicht werden. Profes sor Carl Hans Watzinger erinnert an eine ei genartige Episode in unserer Landesge schichte, an die Anwesenheit des bedeu tenden schwedischen Dichters August Strindberg in Oberösterreich - Klam, Dor nach, Mondsee. Europäische Literaturge schichte wird in unser Bewußtsein gerückt. Dr. Ernst Burgstaller berichtet über das von ihm begründete ,,österreichische Felsbild museum in Spital am Pyhrn", das im ehema ligen Stiftsgebäude dieses Ortes eingerich tetwerden konnte. Landeskunde, Denkmal pflege und Musealwesen sind hier zusam mengefaßt. Ausschließlich denkmalpflegerisch ist der Beitrag von Günther Kleinhanns, Mitarbeiter des Bundesdenkmalamtes in Linz, orien tiert, der über den ,,Arkadenhof auf Burg Piberstein" berichtet. In dieser Abhandlung wird gezeigt, wie durch private Initiative und lokalen Idealismus ein wertvolles Geschichts- und Kunstdenkmal gerettet wer den konnte. In der Sparte ,,Historische Kunst" können wir in diesem Heft einen bewährten Mitar beiter der seinerzeitigen SchwanthalerAusstellung in Reichersberg begrüßen. Dr. Andreas Huber behandelt mit dem Aufsatz ,,Franz Jakob Schwanthaler (1760-1820) - Seine zeichnerischen Entwürfe aus seiner Ausbildungszeit im Innviertel" ein interes santes Einzelprobiem der SchwanthalerForschung. In ,,Kunst der Gegenwart" werden zwei kon träre Abhandlungen veröffentlicht. Dr. Wil helm Mrazek, langjähriger Direktor des österreichischen Museums für angewandte Kunst in Wien, schreibt über das Frühwerk der international bekannten Keramikerin Gudrun Baudisch-Wittke in den Jahren 1926 bis 1930, als die Künstlerin erfolgrei ches Mitglied der,,Wiener Werkstätte" war. Dieser Aufsatz soll gleichzeitig auf das Er scheinen der Künstlermonographie ,,Gu drun Baudisch Keramik" hinweisen, die noch heuer im OLV-Buchverlag zur Auslie ferung kommen wird. Die vom 23. Mai bis zum 31. August 1980 im Landesbildungszentrum Zell an der Pram veranstaltete Ausstellung ,,Josef Furthner 1890-1971, Bildhauer und Bildschnitzer" bot den aktuellen Anlaß, auch in unserer Zeitschrift auf diesen fast vergessenen Künstler aufmerksam zu machen.. Als Autor stellte sich der Kunsthistoriker des 00. Landesmuseums Dr. Benno Ulm zur Verfü gung. Für die Sparte ,,Oberösterreich aktuell" er gab das Jubiläum der Landeskuranstalten in Bad Hall die Möglichkeit, zum Schwerpunkt thema zurückzukehren. - ,,Bad Hall - 125 Jahre Heilbad des Landes Oberösterreich". Dr. Anneliese Schmölzer verfaßte diesen kenntnisreichen Aufsatz. Die Autorin war langjährige Mitarbeiterin der Landeskuran stalten und arbeitet derzeit an einem Bäder führer über Bad Hall. In der,,Literaturbeilage" fiel die Wahl auf Dr. Hanns Gottschalk. Bewußt wurde dieser Dichter, Philosoph und Germanist ausge wählt. Er hat als gebürtiger Oberschlesier in Linz eine neue Heimat gefunden. Während sein literarischer Ruf in der Bundesrepublik Deutschland nach wie vor lebhaft ist, wurde es um ihn in Oberösterreich in den letzten Jahren sehr still. Die in diesem Heft veröf fentlichte Auswahl von Gedichten und Er zählungen soll erneut auf die Gedankentiefe und Sprachschönheit seines Werks auf merksam machen.

Heilbäder- und Kurorteiand O berösterreich LHStv Gerhard Possart Kuranstalten-Referent der oö. Landesregierung Oberösterreich ist ein Land der Vielfait. Kaum ein anderes Bundesland besitzt auf rund 12.000 km^ Grundfläche -so groß oder so klein ist Oberösterreich - eine vergleich bare Vielfalt von Landschaftsformen. Har monisch schließen Zentren des Reisever kehrs und stille Oasen der Erholung, mo derne Heilbäder und Kurorte, Berg- und Seengebiete, Stützpunkte alier Formen des Sports im Winter wie im Sommer, aber auch noch fast urtümliche unberührte Landstriche aneinander. Pulsader des Landes ist die Donau, seit mehr als 2000 Jahren Handels weg und Bindeglied zwischen den Völkern. Einem bäuerlichen Gottesgarten gleicht im Süden das Alpenvorland, an das-noch wei ter südlich -das Bergland der Voralpen und der Hochalpen anschließt. Hier liegen die Seengebiete des Salzkammergutes, das Reich der Wildwässer der Traun, Alm, der Steyr und das Tal der durch Kraftwerke ge bändigten Enns, die alle zwischen Höhen zügen und Hügelwellen der Donau zustre ben. In dieser Landschaft zeugen viele Marktflecken und Städtchen von altem Bür gerfleiß und Bürgerstolz; Kirchen, Klöster und Schlösser bergen kostbare Denkmäler der Vergangenheit. Ein dichtes Netz vor züglicher Straßen, gut bezeichnete Wan derwege, Gondelbahnen und Sessellifte er1^1 - 15» .JVcV imsbach^ci c 1 -Wims n 1 .■i " - -.•ii Bad Xed K jV >..C' i' ■ ■ ■■■■.

Ii ir Seite 2: Bildselte aus dem Prospekt „Land der Heilbäder und Kurorte - Oberösterreicti", herausgegeben vom Landesfremdenverkehrs amt Oberösterreich Links: Symbol der Heilkraft des Wassers - Brunnenfigur im Kurpark von Bad Hall. Aufnahme: A. Laimer Unten: Bad Geisern verleiht an treue langjäh rige Kurgäste eine besondere „Treuenadei" msim schließen das Land. Hier lebt eine Bevölke rung mit jener heiteren Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit, bei der man gerne zu Gast ist. Nicht zu Unrecht nennt man dieses Ober österreich ,,das Land der Heilbäder und Kurorte". Mit insgesamt 14 Heilbädern und Kurorten, dazu noch zwei Kuranstalten und sieben Kneippkuranstalten, besitzt Ober österreich unter allen österreichischen Bundesländern die meisten Orte, in denen sinnvolle Ruhepausen mit einer Krankhei ten vorbeugenden, heilenden oder auch wiederherstellend wirkenden kurmäßigen Behandlung verbunden werden können. Allein die 14 Heilbäder und Kurorte des Lan des verzeichneten im Fremdenverkehrsjahr 1978/79 insgesamt 148.391 Gäste mit 2,651.448 Übernachtungen, davon 1,683.692 Nächtigungen von Inländern und 967.448 von Ausländern. So waren die 14 Heilbäder und Kurorte des Landes am ge samten Fremdenverkehr Oberösterreichs mit seinen 239 Fremdenverkehrsgemein den zu32,2 Prozent beteiligt. Dieses bedeu tende wirtschaftliche Gewicht wird noch da durch gesteigert, daß die vier Heilbäder Bad Ischl, Bad Schallerbach, Bad Hall und Bad Geisern sowie der Luftkurort St. Wolfgang einen Fremdenverkehrsumfang ausweisen, wie er von keinem anderen Ort des Landesauch nicht von der Landeshauptstadt Linz - verzeichnet werden kann. Noch deutlicher ließe sich die bestimmende Stellung des Kurortewesens für Oberösterreichs Wirt schaft unterstreichen, würde man auch die Umsätze und das Steueraufkommen dieser Sparte durchleuchten. Die bestimmende Stellung des Heilbäder und Kurortewesens in Oberösterreich er wächst nicht zuletzt aus seiner historischen Entwicklung. Die Vorkommen von Solen und heilenden Quellen in Ischl und Hall, die Nutzung des Moores von Neydharting, aber auch die bescheidenen Bauernbäder in Windischgarsten, Kirchschlag, Gutau, Mühllacken, Sandl, Zell und Schärding wa ren schon zwischen dem 17. und 19. Jahr hundert Ziel vieler Städter, die in den bis da hin abgeschiedenen Gegenden neue Ge sundheit suchten. Diese Orte wurden so die ältesten Zentren eines der Gesundheits pflege dienenden Fremdenverkehrs. Die dort gebotenen frühen Formen einer auf na türlichen Heilvorkommen aufbauenden Heilbehandlung waren durch das medizini sche Wissen, zugleich aber auch durch die medizinischen Möglichkeiten ihrer Zeit ge prägt. Durch viele Jahrhunderte wurde der Trinkkur und dem Wannenbad im heilenden Wasser die Aufgabe gestellt, andere, viel fach als beschwerlicher und lästiger, viel leicht auch als weniger erfolgversprechend geachtete Behandlungen des Hausarztes und des Krankenhauses zu ersetzen. Wohl sind die meisten dieser ländlichen Kurbetriebe inzwischen der Vergessenheit anheimgefallen. Im Laufe der letzten 100 bis 200 Jahre wurde das oberösterreichische Alpengebiet mit dem Salzkammergut, spä ter auch das Ryhrn-Prlel-Gebiet jedoch im mer mehr von Städtern entdeckt, die Natur erlebnis und Erholung suchten. Die Frem denverkehrsgebiete des Salzkammergutes wuchsen nicht nur wegen der landschaft lichen Schönheiten, sondern auch aus der historischen Entwicklung bis vor wenigen Jahrzehnten zunächst rund um die vier Kur-

Links: Gesamtansicht des Gebäudekompiexes der Landeskuranstaiten Bad ischi, Modeiifoto. Aufnahme: Hofer Links unten: Blick in das Sole-Hailenschwimmbad der Landeskuranstaiten Bad Ischi. Aufnahme: Hofer Das Kurhaus im Kurpark von Bad Ischl, geseiischaftlicher Mittelpunkt des alten Kurortes, im Sommer vor allem Aufführungsstätte der Operettenwochen Bad ischi. Aufnahme: A. Laimer r orte Bad Ischl, Bad Geisern, Gmunden und St. Wolfgang. In ähnlicher Weise wurden Windischgarsten und Weyer - obwohl sie das Kurorteprädikat erst vor wenigen Jah ren erhielten -zu Mittelpunkten einerfrühen fremdenverkehrsmäßigen Entwicklung im Einzugsgebiet des Steyrflusses und der Eisenwurzen. Vielleicht noch stärker wirkten die Hellbäder Im Bereich des Alpenvorlandes, so Bad Hall, Bad Schallerbach, Bad Wimsbach-Neydharting, sowie die Kurorte Aspach, Gallspach und Wolfsegg in ihrem Umland anre gend auf den Aufbau von Fremdenver kehrsbetrleben, vom Bauernhof bis zum Schloßhotel. Nicht anders setzten Bad Leonfelden, Bad Mühllacken und Bad Kreu zen im waldigen Hügelland des Mühlviertels kräftige Impulse zum Erblühen eines ge sunden örtlichen und regionalen Fremden verkehrs. In der Gegenwart umfaßt Ober österreichs Kurortewesen eine breite Pa lette von Standorten, verschieden nach Entwicklung, Grundlagen, Aufgaben und Bedeutung. Die Liste reicht vom bescheide nen ländlichen Badehaus, vom einzelste-

Menden Kneippkurhaus, vom Klimakurort, der sich strukturell vom sonstigen Erho lungsort kaum unterscheidet, bis zum Heil badeort moderner Prägung, in dem die neuen Erkenntnisse der Balneologie und Kiimatoiogie auch gestaltungsmäßig ihren Niederschlag finden. Sie alle haben in den letzten Jahren einen lebhaften Aufschwung genommen und werden nicht nur auf Wei terentwicklung bedacht sein, sondern auch starke Anstrengungen unternehmen müs sen, um zu verhindern, daß das Ortsbiid ebenso wie das Umland durch unbe schränktes Wachstum schweren Schaden erleidet. Die moderne Medizin sieht in einer Kurbe handlung - gleichgültig, ob dies eine Heil badekur, Kneippkur oder Kiimakur ist - ein besonderes therapeutisches Verfahren, das vor allem durch die ärztlich gelenkte wieder holte Anwendung natürlicher Heiifaktoren bestimmt wird. Der Orts- und Milieuwechsel spielen dabei eine keineswegs unbedeu tende Rolle. Im Sinne dieser Aufgabenstellung bieten Oberösterreichs Heilbäder und Kurorte überaus vielfältige Möglichkeiten kurmäßi ger Behandlungen. Die Luftkurorte des Lan des sehen ihre Aufgabe im Angebot beson derer klimatischer Bedingungen - von Schon- oder auch Reizklimaten -, die für Erholungskuren oder auch Rekonvaieszenzaufenthalte eingesetzt werden können. Mit vielseitigen Anwendungen von Wärmeund Kältereizen sowie von pflanzlichen Wirkstoffen schaffen die Kneippheilanstal ten eine Ganzheitstherapie mit dem Ziel ei ner vegetativen Umstellung und Entschlakkung. Sie werden demgemäß in erster Linie als vorbeugende und wiederherstellende Maßnahme bei chronischen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bei Er kältungskrankheiten und den immer stärker zunehmenden Ziviiisationsschäden in An spruch genommen. Die Kuranstalten aller größeren Heilbäder des Landes bieten Kombinationsbehand lungen auf Grundlage von natürlichen Heil quellen oder Heilpeioiden, denen - je nach besonderem Chemismus - entweder eine spezifische Wirkung oder ein Allgemein effekt zuerkannt wird. Immer weniger ist der Gast dort-behaglich dahinschreitend - auf der Kurpromenade zu treffen. Er ist vielmehr zumeist in ein Programm von Maßnahmen eingespannt, in denen er nicht mehr in erster Linie passives Objekt, sondern meistens ak tiver Teilnehmer ist. Der Pauschaibegriff ,,Heilbadekur" wird der Wesenheit der nunmehr gebotenen Kurformen nicht mehr voll gerecht. Die medizinische Wissenschaft sieht in den kurörtlichen BehandiungsweiOben: Erinnerungsfoto an die Inbetriebnahme der Augenabteiiung des Paracelsus-Institutes in Bad hall - eine Exkursion am 13. Juli 1971 mit Vorführung der Augen-Spray-Behandlung in der damaligen Form Links: Musikpavillon Im Kurpark von Bad Hall während eines Kurkonzertes. Aufnahme: A. Laimer Unten: Außenansicht des Thermal-Mineral-Hallenbades in Bad Hall, das sich seit Eröffnung im Mai 1975 steigender Beliebtheit erfreut

ÄS>^ Oben: Blick In das Thermal-Schwimmbad des Rheumaheilbades Bad Schaiierbach. Aufnahme: A. Laimer Darunter: Innenaufnahme des 1980 neu eröff neten Gästezentrums in Bad Schaiierbach. Aufnahme: Manfred Lang sen heute sinnvolle Ergänzungen zu der durch den Hausarzt oder in den Kranken häusern der Städte geübten medikamentö sen oder auch chirurgischen Behandiung von Krankheitszuständen. im Sinne der an ders gelagerten Behandlungsschwerpunkte werden Heilbadekuren, vor allem bei chro nisch gewordenen Erkrankungen, als vor beugende Maßnahme sowie als zielbe wußte Rehabilitationsform nach abgeklun gener Krankheit eingesetzt. Die wesentlichsten Aufgaben der in moder nen Kurorten immer reichhaltiger und viel seitiger angebotenen kurörtlichen Anwen dungen sind - je nach besonderer Art des Heilvorkommens und der kurörtlichen Ein richtungen -die Behandlung rheumatischer Krankheiten des Bewegungsapparates, die chronischen Leiden von Herz und Kreislauf, nicht tuberkulöser Atemwegserkrankungen, chronischer Schäden der Verdauungsor gane und des Nervensystems sowie von Al ters- und Abnützungserkrankungen im ali gemeinen. Zielgerichtete Forschungstätigkeit in zen tralen Universitätsinstituten und in For schungseinrichtungen der Kurorte - vor al lem des Paracelsus-Institutes Bad Hall-lie ferten die theoretischen Grundlagen der kurörtiichen Behandlungsweisen und zu gleich zeitgemäße Behandlungsmodelle ei ner dem medizinischen Wissen der Gegen wart entsprechenden kurörtlichen Therapie. Sie verhalfen dieser Sparte medizinischen Wirkens zu immer stärkerer Anerkennung in der Fachwelt. Demnach ist die Wirksamkeit einer kurmäßigen Behandlung nur zu einem Teil - so z. B. bei Anwendung von Jodsole wässern - das Ergebnis einer spezifischen medikamentenähnlichen Lokalwirkung auf erkrankte Organe oder Organsysteme. Die in allen größeren Kurorten eingesetzten vielfältigen Formen unterstützender Be handlungen zielen auf ein Funktionstraining des gesamten Organismus ab. Die Entwick lung der Heilbäder Oberösterreichs im Sinne einer solchen modernen Aufgaben stellung wurde wesentlich dadurch begün stigt, daß das Land Besitzer der Kuraniagen von drei Heilbädern Oberösterreichs - Bad Hall, Bad Ischl und Bad Zell - und darüber hinaus Hauptinhaber der Geschäftsanteile der Schwefelbad Schallerbach Ges. m. b. H. ist. Die durch die Verwaltung des Landes immer wieder gesetzten großzügigen Initia tiven ließen nicht nur in diesen vier Bädern Programme moderner kurörtlicher Behand lung verwirklichen, sondern bildeten auch Beispiel und Anregung für das gesamte Heilbäder- und Kurortewesen des Landes. Nur zu einem Teil ist die Wirksamkeit einer kurmäßigen Behandlung das Ergebnis einer

spezifischen, medikamentenähnlichen Lo kalwirkung auf erkrankte Organe oder Or gansysteme. Fast in ailen Kurorten werden nunmehr unterstützende Behandlungen eingesetzt, die auf ein Funktionstraining des gesamten Organismus abzielen. Im Rahmen einer solchen Aufgabenstellung gewinnen zusätzlich zu den immer vielseiti ger, immer individueiier gestalteten Kur maßnahmen im engeren Sinn auch sonstige äußere Faktoren Bedeutung. Die Kuriandschaft vom Charakter eines ausgesproche nen Erholungsgebietes, das bauliche Antlitz eines freundlichen Kurortes, die gesamte Umwelt und die kurgemäße, vor allem diät gerechte Verpflegung erhalten immer grö ßeren Wert. Selbst dem allgemeinen kurört lichen Freizeitprogramm mit Kurkonzert und geseiligen sowie kuitureilen Veranstaltun gen sind im Licht dieser Betrachtungsweise auch aus medizinischer Sicht neue Aufga ben zugewiesen. Mit 460.071 Gästeübernachtungen im Fremdenverkehrsjahr 1978/79, davon 109.689 Nächtigungen von Ausländern, steht Bad Ischl, das traditioneiie Heilbad im Herzen des Salzkammergutes, im Spitzenfeid aller Fremdenverkehrsorte Oberöster reichs. Das für den Fremdenverkehr und das Gesundheitswesen bedeutsame Heil bad wurde von drei Epochen seiner 160jährigen Entwicklung geprägt. Im Jahr 1823 begann der erste Abschnitt im kurörtiichen Aufbau mit der Eröffnung des ersten Solebades von Österreich. Von da an wurde Ischl in einer mehr als 100jährigen Geschichte zu einem Modebad ersten Ran ges, zum Treffpunkt des österreichischen Hochadels und der Prominenz aus Kunst und Literatur. Für die weitere Entwicklung Ischls war ein wesentliches Ereignis, daß die durch lange Jahre kinderlos gebliebene Erzherzogin Sophie nach einer Soiekur den späteren Kaiser Franz Josef und auch wei tere Nachkommen gebar, die bald allgemein als ,,Salzprinzen" bezeichnet wurden. Von da an nahm der kaiserliche Hof bis 1916 ständigen Sommeraufenthalt in Bad Ischl. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie sahen die örtlichen Stellen im Ausbau des Kurbetriebes die einzige Möglichkeit einer Weiterentwicklung des Heilbades. Im Jahr 1928 begann die Stadtgemeinde ohne fi nanzielle Sichersteliung den Bau einer zen tralen Kuranstalt, der bald aus Geldmangel eingestellt werden mußte. 1932 wurde der Bau durch das Land Oberösterreich voll endet. Nach dem zweiten Weitkrieg verwirk lichte das Land als Eigentümer der Kuran stalt ein langfristiges Ausbaukonzept, das eine grundlegende Modernisierung sowie eine Erweiterung und Errichtung zusätzliOben: Gesamtansicht des Gebäudekomplexes des Moorbades Neydharting Darunter: Anwendung des Neydhartinger Heilmoores und Blick in das Neydhartinger Hallenströmungsbad

Bad Leonfelden, Moorbad und Kneippkurort Im Mühlvlertel, Außenansicht der Kuranstalt Bad Leonfelden, Blick auf die Minigolfanlage vor dem Kurhaus. Beide Aufnahmen: A. Laimer m eher Therapleanlagen umfaßte. So entstand zunächst ein Großrauminhalatorium; die pneumatischen Kammern wurden moderni siert und kiimatisiert sowie durch eine Überund Unterdruckkammer ergänzt. Bald da nach erfolgte der Abbruch der aus dem Jahr 1850 stammenden Sommertrinkhalie, die im alten Stil neu aufgebaut wurde. Der Errichtung einer Wintertrinkhalle, dem Ausbau von Kneipp- und Hydrotherapleanlagen, der Eröffnung des Sole-Hallenbades folgte die Gestaltung einer neuen, modernst ausgestatteten Schlammpackungsabtei lung. Den Indikationen der kurmäßigen Be handlung Bad Ischls gemäß wurden im Kurmitteihaus auch ein modernes Diätre staurant sowie eine Station für Unterwas serbewegungstherapie geschaffen. Schließlich entstand ein 185 Gästebetten bietendes modernes Kurhotel, das durch ei nen direkten Gang mit den Kurmittelaniagen verbunden ist. Der Aufwand von rund 200 Millionen Schilling innerhalb von drei Aus bauepochen machte es möglich, daß die vier verschiedene Heilvorkommen nutzende Kuranstalt des Landes jährlich rund 300.000 Behandlungen in modern gestalteten Anla gen abgeben kann. So lebt Bad Ischl heute keineswegs allein von seiner großen Tradition oder von sei nem reizvollen Landschafts- und Stadtbild. Die Ischler Sole, die Salzberg-Schwefel quellen, eine Glaubersalzquelle und Salz bergschlamm wurden zu Grundlagen von vielseitigen kurmäßigen Behandlungen von Krankheiten der Luftwege, der Verdau ungsorgane, von Frauenleiden, Nervener krankungen, Krankheiten des Bewegungs apparates und funktioneilen Kreislaufstö rungen. Da auch das subalpine Klima als Heiifaktor mit einzubeziehen ist, können fast alle durch Kuren zu beeinflussenden Er krankungsformen zu den Heilanzeigen Bad Ischls zählen, das seinen Gästen mit einem reichen Programm gesellschaftlicher Ver anstaltungen im großzügig ausgebauten Kur- und Kongreßhaus, mit Operettenfest spielen im Kurtheater und umfassenden sportlichen Möglichkeiten auch ein vielseiti ges Rahmenprogramm bietet. Wesentlich jünger und trotz einer in den letz ten Jahren überaus regen Bautätigkeit noch behaglich ländlich geblieben, ist das sich im oberen Trauntal bis zum Nordufer des ro mantischen Halistätter Sees erstreckende Bad Geisern. Das Kurhotel nutzt nicht nur eine Schwefelquelle, sondern ebenso Sole aus dem Halistätter Salzberg und bietet ne ben Trink- und Badekuren auchSolde-lnhalationen, Schlammpackungen und sonstige physikalisch-therapeutische Behandlun gen, wobei Erkrankungen der Blutgefäße, Muskel- und Gelenkserkrankungen, chroni sche Entzündungen verschiedener Organ systeme und Hautkrankheiten als Hellan zeigen gelten. Darüber hinaus hat das Kur hotel Bad Geisern eine Spezialtherapie ge gen Schuppenfiechte in sein Aufgabenge biet einbezogen. Dank günstiger klimatischer Verhältnisse besitzen zwei traditionsreiche Fremdenver kehrsorte des Salzkammergutes gleich wie Bad Ischl und Bad Geisern das Prädikat ,.Luftkurort". Der von Bergen umrahmte Traunsee prägt die Atmosphäre des an sei nem Nordende gelegenen Kurortes Gmunden, der im frühen 19. Jahrhundert als das Tor zur schönsten Landschaft der Welt galt. Auf Haustafeln und in Gästebüchern dieses Kurortes eingetragene Erinnerungen an die Besuche von Benatzky, Brahms, Bruckner, Ginzkey, Hebbel, Hofmannsthai, Lehär, Lo nau, Meil, Rosegger, Scheffel, Schnitzler, Richard Strauss und Schubert zeugen für die Anziehungskraft dieses alten Traunseestädtchens. Gmunden registrierte im Frem denverkehrsjahr 1978/79 insgesamt 151.375 Gästeübernachtungen, davon 94.352 von Ausländern. Eine neu erbaute, modern eingerichtete Kneipp-Kuranstalt bietet vielseitige Behandlungen; umfas sende Freizeiteinrichtungen und reiche sportliche Möglichkeiten runden das Ange bot dieses reizvollen Kurortes ab. Auch in St. Woifgang wird das Leben durch die heitere Landschaft des gleichnamigen Sees bestimmt, der zu den wärmsten öster reichischen Alpenseen zählt und Voraus setzungen für alle Arten von Wassersport bietet. Der durch eine alte Zahnradbahn er schlossene Schafberg - der Hausberg von St. Wolfgang - schafft die Möglichkeit, zu sätzliche Klimareize im Sinne einer Klimaschaukei als Heilfaktor zu nutzen. Ähnlich wie in Gmunden gibt es auf den Strandpro8

menaden und in allen Gassen und Gäßchen dieses reizvoiien Marktfleckens reges sommerliches Leben. Verglichen mit den Kurorten des Saizkammergutes, trägt der Luftkurort Windischgarsten trotz eines Angebots von mehr als 1000 Gästebetten und 121.852 Gästeübernach tungen im Fremdenverkehrsjahr 1978/79 noch immer den Charakter einer ländlichen Sommerfrische, die im Sommer den Berg wanderer und im Winter den Skifahrer lockt. Eine neu erbaute Tennisballe und ein Squashraum, ein öffentliches Hallenbad, Einrichtungen für Reiten, Minigolf und Ke geln, eine Sommerrodeibahn sowie reiche Wandermöglichkeiten verleihen das Recht zum Slogan; wanderbar - sympathisch - wunderbar. Der im Gebiet der oberösterreichischen Eisenwurzen gelegene Luftkurort Weyer an der Enns mit einem im Durchschnitt fri schen, den Organismus zur Aktivierung der Abwehrkräfte anregenden Klima steht mit 11.184 Gästeübernachtungen im letzten Fremdenverkehrsjahr noch im Anfangssta dium einer fremdenverkehrsmäßigen Ent wicklung. Ein Heilbad besonderer Prägung ist das am Rand der oberösterreichischen Alpenberge gelegene Jodsolebad Bad Hall, das - auf bauend auf umfangreichen theoretischen und klinischen Forschungsarbeiten des Paracelsus-Institutes - in seinem großzügig neugestalteten Kurzentrum vielseitige Kur programme verwirklicht. Das Heilbad, das im letzten Fremdenverkehrsjahr 388.833 Gästeübernachtungen zählte, erzielt Be handlungserfolge vor allem bei Kreisiaufschäden, gewissen Augenleiden, Krankhei ten der Atemwege und des Bewegungsap parates. Durch zufällige Erschließung einer hoch er giebigen warmen Schwefelquelle im Zuge einer erfolglosen Erddöibohrung entstand vor knapp 60 Jahren im Bereich des Haus ruckviertels das Heilbad Bad Schallerbach, das seither zu einem kräftig aufstrebenden Fremdenverkehrsschwerpunkt wurde und im letzten Fremdenverkehrsjahr mit 453.716 Gästeübernachtungen nach Bad Ischl der zweitstärkst besuchte Fremden verkehrsort Oberösterreichs war. Vielsei tige Maßnahmen der aktiven und passiven Mechanotherapie unterstützen die Wirk samkeit der in strömendem Thermaiwasser gebotenen Bäder und bilden die Grundlage einer erfolgreichen Behandlung von Erkran kungen des rheumatischen Formenkreises. Nicht weit von Bad Schallerbach entfernt liegt der Kurort Gallspach, ein bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum bekannter Ort, in dessen altem Schloß Valentin Zeileis 1910 gegen viele Widerstände die von ihm entwickelten strahientherapeutischen Maß nahmen aufbaute. Nun arbeitet bereits die dritte Generation ausgebildeter Ärzte in dem 1929 errichteten strahientherapeutischen Institut, das auch Behandlungen mit Ultra schall, Eigenbiutserum, Ultrakurzwellen und Grenzstrahlen in sein Aufgabengebiet einbezieht. Der Kurort konnte im abgelaufe nen Fremdenverkehrsjahr 216.056 Gäste übernachtungen zählen. Das in einem stillen Waidtai des Voralpengebletes gelegene Bad Neydharting wurde dank der Tatkraft seines Gründers, Otto Stöber, zum Pionier der MoorschwebstoffBlick auf den Luftkurort Weyer im Ennstal. Aufnahme: Sedlacek

i * c ' / A. Hi;. ' ' V ' V C.» j •♦. -U lÄi>' ^.v 'it ,<.t' > *. /' «;t// -i'^?-.!#/' J.-. u-.-:, V r •iCi-' V' -itr^ tV-i'-i*" w 'I '' 4 *'V'• ' .v»¥ ^iyA ' : 4tTO#V®"'. therapie, die vor allem bei entzündlichen gynäkologischen Erkrankungen, bei primä rer und sekundärer Sterilität und beim vege tativ endokrinen Syndrom der Frau als an gezeigt gilt. Gleiche Aufgaben sind dem unweit Gmunden in der Gemeinde Laakirchen gelegenen Moorbad Gmös gestellt. Wer die Stille eines einsamen Badehauses liebt, wird Bad Weinberg aufsuchen, dessen Eisenquellen bei Hautleiden Erfolg bringen. Nördlich der Donau entstand in dem von zahlreichen Bächen durchfurchten waldrei chen Hochland des Mühlviertels nach dem zweiten Weltkrieg das junge Heilbad Bad Leonfelden. Das abseits des freundlichen Ortes am Waldrand erbaute Kurhaus wid met sich - gestützt auf Moorschlamm, Moorwasser, Kneippbehandlungen und günstige klimatische Bedingungen - vor al lem der Therapie von subakuten und chroni schen rheumatischen Erkrankungen und Frauenleiden. Im unteren Mühlviertel liegt das jüngste Heilbad Österreichs, das über vorbildlich moderne Anlagen verfügende, im Besitz des Landes Oberösterreich stehende Radonbad Bad Zell. Sein Heilwasser wird vor ailem bei Erkrankungen des rheumatischen Formen kreises, bei Abnützungserscheinungen des Stütz- und Bewegungsapparates, bei Ver letzungsfolgen, Restzuständen nach Läh mungen, Alters- und Aufbruchskrankheiten erfoigreich angewendet. Eine Schilderung von Oberösterreich als Land der Heilbäder und Kurorte wäre ohne Erwähnung der Kneippschen Kuranstalten unvollständig. Sie liegen zudem fast durch wegs in klimatisch und landschaftlich be günstigten Gebieten. Einige der zu Stand orten von Kneippschen Behandlungen ge wordenen Siedlungen - so Aspach und Wolfsegg - tragen daher auch das Prädikat ,,Luftkurort". Das Kneippkurhaus Wolfsegg hat sich zusätzlich der Laktotherapie - einer Spezialbehandlung mit Milch und Milchpro dukten - verschrieben. Auch besteht ein neuzeitliches physikotherapeutisches Kur institut, das sich der Elektro-Akupunktur, biologischen naturgemäßen Heilmethoden und anderen Verfahren widmet. Der Luftkurort Wolfsegg im Hausruckwald. Aufnahme; Hajek All diese Kneippheilanstalten, so auch die jenigen der Barmherzigen Brüder in Schär ding und die Kneippanstalten der Marien schwestern vom Karmel in Aspach, Mühl lacken, Bad Kreuzen, bieten -gleich wie die sonstigen Stätten für Kneippsche Behand lungen - ein Heilsystem, dessen wesent lichste Formen Waschungen, Wickel, Um schläge, Güsse, Teil- oder Ganzbäder sind. Zugleich wird eine vernünftige Regelung der Lebensweise, vor allem aber eine entspre chende Diät angestrebt. Durch diese Summe vielfacher Kuranwendungen und Maßnahmen ist die Kneippkur eine Ganz heitstherapie mit dem Ziel einer vegetativen Umstellung und Entschlackung, der ein sehr breiter Aufgabenbereich zukommt. Vorbeu gende Maßnahmen gegen Entstehen von Erkäitungskrankheiten, von Zivilisations schäden, von Krankheiten des rheumati schen Formenkreises sowie die Behand lung von Neuritiden, Bronchitiden und ge wissen Hauterkrankungen stehen im Vor dergrund der Aufgabenstellung. Damit bietet Oberösterreich zusätzlich zu seinen vielfältigen landschaftlichen Schön heiten, zu seinen zahlreichen Kultur- und Kunstdenkmälern auch eine Fülle von na turgebundenen Heilwerten, Kuranlagen und Kneippheilanstalten, die diesem Bundes land einen besonderen Charakter als Kuror teland aufgeprägt haben. Sie sind lebendi ger Ausdruck dafür, daß dem Gesundheits wesen von heute nicht allein die Heilung akuter Krankheitsfälle als Ziel gestellt ist. Ebenso gewinnen die in den Kurorten des Landes gebotenen Einrichtungen für vor beugende und heilende Maßnahmen gegen chronisch gewordene Krankheitszustände sowie die zielbewußte Rehabilitation zu nehmend an Bedeutung. 10

Alte Bäderherriichkeit in Oberösterreich Wolfgang Sperner Es mag heute für viele seltsam klingen, aber Weis war einst mit seinen Jodheiiquellen so berühmt, daß es im offizieiien österreichi schen Bäderbuch des Jahres 1928 Auf nahmefand, und Kirchschlag bei Linzgaitzu Anfang des vorigen Jahrhunderts als einer der berühmtesten Badeorte Österreichs, dem sogar um 1839 der einstige Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Andrew Jackson, einen Besuch abstattete. Alte Bäderherriichkeit in öberösterreich - es gibt sie, beziehungsweise es gab sie in der Tat und manche örte, von denen man es heute kaum mehr ahnen würde, waren vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten das Ziel vieler Heilungssuchender, lange bevor Ischl durch die kaiserlicher Freude über die Salz prinzen ,,hoffähig" wurde und weit eher als man in Schalierbach auf der Suche nach dem damals schon so begehrten ,,Petro leum" auf die riesige und so segensreiche Schwefeltherme stieß. Die Bedeutung der heutigen ,,Traditionsbäder" des Landes zu würdigen, ist einem anderen Beitrag vorbe halten, hier wollen wir uns vor allem jenen heute unbekannten, in Vergessenheit gera tenen Heilquellen und Badeorten widmen und man mag staunen, wo überall Im Lande Quellen mit Heilkraft entdeckt wurden, die es, wie etwa Bründl bei St. öswald bei Frei stadt oder Zell bei Zelihof an Radioaktivität, wenn auch nicht in der Schüttung, nahezu mit Gastein aufnehmen können. Als Im Jahre 1928 vom damaligen Bundes ministerium für soziale Verwaltung das offi zielle Handbuch derMineraiquelien, Kurorte und Kuranstalten Österreichs als ,,österrei chisches Bäderbuch" erschien, verzeich nete man mit gewisser Wehmut, daß Öster reich zur Zeit der iVlonarchie im Jahre 1914 laut seinerzeitigem Bäderwerk über nicht weniger als 273 Minderalquellenkurorte, 17 Moorbäder, 20 Meerbäder, 89 Luftkurorte und 360 Kuranstalten in 165 örten verfügte und so Aitösterreich damals zu den kurorte reichsten Ländern der Erde zählte. Nach dem ersten Weltkrieg gingen mit dem Ver lust der Adriaküste die Meerbäder verloren. ,,Ein schwerer Verlust in baineoiogischer Hinsicht", bedauerte man, doch tröstete man den Leser rasch mit dem Hinweis, daß als Ersatz für das Seeklima im Restöster reich Heiiorte mit ,,Luftreinheit" und ,,ultra violetten Strahlen von größter Intensität", sowie Quellen mit Salz-, Schwefel- oder Brom-Jod-Gehait bestehen. Unter den Mineralquellen des Landes Qberösterreich, die in jenem Bäderbuch des Jah res 1928 aufscheinen, findet man neben Bad Ischl, Bad Schalierbach und Bad Hall auch Goisern, Grünbrunn bei Freistadt, Hallstatt, Kirchschlag, Maria Bründi im sgdtiei: «iit» @efunli6runiieii in OtetSiierrci®. •) 1) ^Jefuntbrunntn uiib ©(bwcfct« SWinrralqucBt ober Öggl^of im ^iraunoiertel bei SBInbifA« garjlcn. 2) ©ai^mafTer im SJtarftc JpaU, 5 «SfHiifcen oon Ciiij miioeit uom gliiyd;cn (£jil3toctf. 3) ©ab jp ßcfclbru.u n iiidjt weit »om I>orfc ©anbei an ber öii|5er|len ©rdnie gegen JSd^men. 4) 2)30 Sab 'Äirtbfdjlag 3 ©funben üon finj ober ai^ilbberg mit einer ber fdjcnjlcii «Jußjlcbren, beforn texi am breiten ©teilt, in 2)ben'jlcnei£^ **), ö) 2)er 23rumieit QfDlaxia Jürunbl) 3« ^con' feiten. 6) 2)aS Sab 9)?ulla<fcn 3 ©tunbcn oon ?ni3 am Unfen 2>ona:mfer in einem angene(jmen Sbale ***). .7) Gt. Oßroalb'd 2Baf|"er iiß^jc am ®ad>e ?)?anufcrii?ten itnb cfem SDevfc: ©cfunbbrn»: ncnbcr öfterr. WUnarcftie von .^ctnricf)3oö. V. .Ui'flii 515icii bei 3or. Olerelb »IT?. ~ Scmolii iöaroii von ÄvitnH, j>crt Q'VtfciTin'^.t^ebcrcr in Srcvhirij Imücn ftrt) iint bte '^»nifniia niebrerct vcrbient sjeiiiacl't, tücicbe «n feinem Crfc an^fgcliCH njcröen wirf. •*) Stei'd!. ©dipl'cr fbcr 2irjitctfitnbc Tw i:i ^iuj) fwrie Sbr linitL';iii:3 \mi Dem Siabc jn Äii'ei,i"d;lasi Lei jiiiiA. ate Suft. Sntj idi7. Tk 35eftbrcil'iii!:t biefeiJ »rnd-cn Kjitv- unb ^^cllöaöetf riftlMCH .iiiLiiii im 3. «7ay UHCCC bctuiiiel: ij'outigr«- Benedikt Pillwein: Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz und ihrer nächsten Umge bung . . ., Linz 1824, Seite 31: Beginn eines Verzeichnisses der,,Bäder und Gesundbrun nen in Oberösterreich", das Insgesamt 22 Badeorte nennt. Exenhoiz bei St. Qswaid bei Freistadt, na türlich Bad Mühiiacken, aber auch ein Bad Scharten, Weis und Windischgarsten mit dem Püriglerbad. In seiner ,,Beschreibung der ProvinziaiHauptstadt Linz und ihrer nächsten Umge bung' widmet der bekannte Historiker Bene dikt Piliwein im Jahre 1824 ein eigenes Ka pitel den ,,Bädern und Gesundbrunnen in Qberösterreich" und zählt hier22 Bäder auf, von denen viele heute vergessen sind. Da verweist Pillwein gleich zu Beginn auf den ,.Gesundbrunnen und Schwefei-Mineraiquelle Egel- oder Eggihof im Traunviertei bei Windischgarsten", er hebt ,,das Bad Hackelbrunn, nicht weit vom Dorfe Sandel an der äußersten Grenze gegen Böhmen" hervor, nennt natürlich ,,Bad Kirchschlag, 3 Stunden von LinzoberWiidberg", er zitiert Maria Bründl bei Leonfelden, ferner Bad Mühiiacken, dann das ,,St. Qswaid's Was ser nahe am Bache Feistritz an der böhmi schen Gränze". Piliwein zählt aber auch das St.-Peters-Bad unweit Weis neben dem Pfarrorte Gunskirchen auf, dann das Puchrigier-Bad bei Windischgarsten, und er schreibt vom heilkräftigen Brunnen zu Putz leinsdorf, vom ,,M ineraiwasser Riendl in der Herrschaft Waidenfeis an der böhmischen Gränze". Ja sogar Linz hatte eine Heilquel le. und zwar laut Piliwein den ,.sogenannten Röhribrunnen im Landhause zu Linz, vom Freinberge am Binderdudelgute kommend". Damals gab es ferner ,,das Bad am Pihrn", die Mineralquelle zu Raab bei Schärding und den Sauerbrunn zu St. Thomas bei Ried im Innkreis. Eine ,,kalte Mineralquelle" be stand in Eberschwang, auch Öbernberg im Innviertel, wo heute wiederum fündige Boh rungen erfolgten, hatte damals Bedeutung als Mineralquelle. Es gab weiters im Schloßgarten zu Schlüßlberg bei Grieskir chen eine eisenhäitige Mineralquelle und die Schwefel hältigen Säuerlinge ,,am soge nannten Saurüßl bei Weichen" dienten un ter anderem ,,zum Abwaschen der Krätze". Ein kleiner Gesundbrunnen bestand in Weng bei Wiidshut und zuletzt verweist Pili wein noch auf das ,,Mineralwasser zu Thannbach im Mühlviertel" und auf das ..Hedwigsbründl bei Zell im Mühiviertel". Eine Landkarte von Qberösterreich, die alle Fundorte von Heilquellen und Gesundbrun nen aufzeigt, wäre erstaunlich dicht mit Qrtsnamen übersät, zählt doch dieses Bun desland laut dem österreichischen Heiiqueiienkataster nach Niederösterreich zu dem heiiquellenreichsten Teil Österreichs. Das hat seinen Ursprung vorwiegend in der geologischen Zusammensetzung des Lan des, und oftmals weisen bereits örtsbezeichnungen darauf hin, daß es hier einmal einen ,,Gesundbrunnen" gab oder gibt, wie etwa Riendi (von rinnen), Röhrlbrunn, Sikkerbrunn, Bründl, Heilbrunn oder Grün brunn. in der Literatur über die Balneologie (vom lateinischen baineum: die Wanne, das Bad) des Landes gibt es vor allem die Arbei ten des seinerzeitigen Hofrates deroö. Lan desregierung Dr. Johann Taub, des vielsei tig und bewundernswert umsichtigen Voikskundeforschers Hofrat Dr. Gommenda, aber auch mancherlei interessante, heute noch amüsant zu lesende ..Baineologlsche Reiseskizzen" oder vergilbte Schriften. Wenn wir hier aus der Fülle des Materials nur einiges herausgreifen, so mag doch schon die Aufzählung dieser Heilquellen und Gesundbrunnen zeigen, wie reich öberösterreich an - vielfach ungenützten - Plätzen für Kulturanlagen ist. Daß man bei den meisten Gesundbrunnen einst vor allem Augenbründl meinte, ergab sich aus der Kienspanbeieuchtung, die an langen Winterabenden die einzige, beißende Be leuchtungwar. Für die arg in Mitleidenschaft genommenen Augen suchte man Linderung durch heilende Quellen. Da aber auch zwi11

„Jod-Quelle des Bade-Ortes Hall", Stahlstich von Josef Mahrle aus dem Verlag von Fr. Sandböck In Steyr, um 1860. Oö. Landesmu seum, Inv. Nr. DA I 106/12. Aufnahme: Franz Gangl S1 jrOl-miEHiE des lABE-^ETEE HAEEo sehen Gesundheit, Krankheit und christli chem Kult stets ein enger Zusammenhang bestand, wurden viele Quellen bald zu klei nen Wallfahrtsorten, die man etwa mit Ma rienbildern schmückte, bei denen man eine Kapelle errichtete oder die man - wie etwa Maria Bründl bei St. Oswald bei Freistadt - nach der Gottesmutter benannte. Machen wir heute eine solche ,,balneologische Rundreise durch Oberösterreich" in die Vergangenheit, dann überrascht, daß einst, wie schon früher berichtet, Linz selbst mit seinem heilkräftigen Landhausbrunnen als eine Art ,,Kurort" galt. Der österreichi sche Heilquellenkataster des Jahres 1953 nennt aber auch St. Florian und schreibt in knappen Worten: ,,Um die Wende zum 16. Jahrhundert war St. Florian bei Linz ein be rühmter Bade-Wallfahrtsort", ohne jedoch nähere Hinweise auf eine Heilquelle im Bruckner-Markt zu geben. Nicht weniger mag erstaunen, daß auch die Messestadt Wels einst als ,,Badeort" galt. Schon vor dem Jahre 1900 gewann man aus Bohrquellen der geologischen Schlier-Pro vinz Jodwasser. Laut Bäderbuch gab es im Raum Wels acht starke Bromjodkochsalz quellen, die bei der Suche nach Erdgas ent deckt wurden. Das Wasser der Grindlhumerquelle hatte einen Gehalt von 36 Milli gramm Brom-Jon und 29 Milligramm JodJon und wurde als begehrtes ,.Weiser Jod salz" versandt. Es kam aus einer Quelle in der Westbahnstraße, die in 400 Meter Tiefe erschlossen wurde. Eine weitere Quelle, die Wolfseggerquelle, lag etwa 20 Minuten außerhalb der Stadt. Auch das am südlichen Rand des Donau beckens auf Schlierton entstandene Schar ten fand im österreichischen Bäderbuch des Jahres 1928 Aufnahme als ,,Bad Schar ten". Hier hatte man im Frühjahr 1925 in einer Tiefe von 125 Metern eine alkalische Schwefelwasserstofftherme erbohrt, die sogar eine geringe Radioaktivität (0,7 Meß einheiten) aufwies. Es wurde ein Badehaus mit 20 Kabinen errichtet und die Heilbad Scharten AG, die Komm.-Rat J. Herbsthofer aus Linz leitete, versandte das fürTrink- und Badekuren gegen Hauterkrankungen, Herz leiden, Katarrhe sowie Gicht und Rheuma 12

Historische Ansicht des Heiibades Bad Geisern aus dem aiten Führer in „Braumüiier's BadeBibiiothek" - ,,Die aikalische Schwefeltherme zu Geisern im Salzkammergut", erschienen 1896 geeignete Heilwasser. Die ,,Schartner Bomben", die hier hergestellt wurden, er langten österreichweit Beliebtheit. Schon um 1830 war das im Bezirk Eferding gelegene Dachsberg als ,,Stahlbad" be kannt und in den dreißiger Jahren erlangte Weinberg als Heilbad Bedeutung. Das Wasser der Antoniusquelle wurde versandt. Im Hausruckgebiet hatte man auf einer Wiese bei der Kirche von St. Peter bei Gunskirchen eine Heilquelle gefunden, die in einem im Jahre 1777 erschienenen Buch über die ,,Gesundbrunnen der österreichi schen Monarchie" genannt wurde und de ren Wasser gegen Gicht, Lähmungen, Ge schwüre und Hautausschläge gut war. Doch diese Quelle hatte nur einige Jahrzehnte Bedeutung. Im Innviertel war das ,,Heilbad St. Thomas bei Ried" durch mehrer Jahrhunderte be kannt. Im April 1821 veröffentlichte der Wirt und Badeinhaber Joseph Huber in der,,Lin zer Zeitung" eine ,,Bekanntmachung", in derer auf ,,das uralte Heilbad" aufmerksam machte und auf chemische Untersuchungen durch den Münchner Professor Graf ver wies, der unter anderem Kohlenstoffsäure, Natron, schwefelsaure Kalkerde und salz saure Bittererde sowie etwas Eisen festge stellt hatte. Manchen Sommer verzeichnete das kleine St. Thomas 300 bis 500 Bade gäste. In Bründl bei Raab im Innkreis hatte um das Jahr 1645 eine Dienstmagd ihre kranken Füße durch Waschen mit dem Wasser einer Quelle geheilt. Neben der Mineralquelle wurde sogar ein Badhaus errichtet. In Maria Brunnenthal bei Schärding fand man eisenhältiges Wasser, das um 1640 einen Bauerngutsbesitzer heilte. Über der Quelle wurde eine Kapelle errichtet, die 1731 vom Fürstbischof von Passau geweiht wurde. Das schon um 1680 geschaffene Badhaus war bis zur Mitte des vorigen Jahr hunderts in Betrieb. Laut Heiibäderkataster befand sich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts im Markt Obernberg am Inn ein schwefelhaltiges Mi neralbad, das nach seinem Begründer ,,Frankenbergerbad" benannt wurde. Eine zu Schaichen im Kobernaußerwald neu er bohrte Quelle wurde 1935 zur Heilquelle er klärt. Im Innviertel wurde ferner Mattighofen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhun derts durch seine Eisen- und Moorbäderan stalt ,,Mattigbad" sehr bekannt. In Wolfsegg hatte im vorigen Jahrhundert der Wundarzt Johann Michael Beck das Wasser, das aus den Kohlenbergwerken kam, gegen Gicht und Rheumatismus eingesetzt und in der kurzen Blütezeit des ,,Bades Wolfsegg" zählte man bis zu 800 Badegäste. Im Salzkammergutgalt-außerden bekann ten Kurorten - um 1880 Mondsee wegen seiner Moorbäder und Wasserkuren als Ba deort, wobei sich ein Apotheker Hinterhuber als Pionier für ,,das Moorbad mit der großen Zukunft" hervortat. Auch Hallstatt galt einst offiziell als Badeort. Die Solebäder aus dem Salzberg in Seeauers Badeanstalt wurden gegen Gelenksrheumatismus, Gicht und Tbc angewandt. St. Wolfgang am Wolf gangsee war vor allem ein in Süddeutsch land bekannter Heilort, die ,,Wolfgangfläschchen" wurden viel verkauft. Bei Gmunden erlangte vordem ersten Weltkrieg das Moorbad Gmös Bedeutung. Über den erstaunlichen Aufschwung des heute welt bekannten Moorbades Bad WimsbachNeydharting werden wir noch berichten. Über die alten Heilbäder des Mühlviertels gibt es vor allem dank der eingehenden Ar beit von Hofrat Dr. Taub das umfangreichste Material. Auch hier müssen wir auf einen anderen Artikel verweisen, der sich in die sem Heft mit den jetzigen Kurorten und Heil bädern befaßt, doch sei in einem histori schen Rückblick erwähnt, daß heute be kannte Badeorte, wie Mühllacken oder Bad Kreuzen, einst eine relativ noch weit größere Bedeutung hatten. So brachte 1667 Georg Matthäus Vischer eine Topographie von Oberösterreich mit einer Karte des Landes heraus, auf der noch kein Ischl, Schaller bach oder andere heute bedeutsame Bäder aufscheinen, wohl aber Mühllacken und der Häkelbrunn bei Sandl, wobei laut Taub das älteste Badehaus für Bäder aus Heilquellen Hackl- oder Häcklbrunn besaß, dessen Be trieb schon 1615 beschrieben wurde. Das bereits zitierte Bad Kreuzen mit seiner eindrucksvollen, modernen Heilbadeanlage besaß bereits 1846 eine Kaltwasserheil anstalt, in der nach dem Verfahren von Vin zenz Prießnitz aus Gräfenberg bei Freiwaidau in österr.-Schlesien behandelt wur de. In einem zeitgenössischen Bericht wurde auf die Preiswürdigkeit verwiesen und vor allem die günstige Beköstigung her vorgehoben. ,,Dem Patienten steht eine ziemliche Auswahl von Speisen zur Verfü gung", hieß es da. ,,So zum Frühstück süße oder saure Milch, Weiß-, Schwarz- und Grahambrot mit Butter und Honig, zum Di ner kräftige Suppe, dreimal garniertes Rostbeef, viermal Rindfleisch mit Gemüsen, dreimal Mehlspeisen, zum Souper wieder süße oder saure Milch, Honig, Eier- oder Milchspeise, Kartoffel mit Butter und noch andere kurgemäße Speisen." Die Gästefre quenz stieg von jährlich 40 bis 100 um 1865 auf 524 im Jahre 1875 und in der Gästeliste schienen unter anderem der Linzer Notar Dr. Alois Bahr mit seinem Sohn - dem spä teren Dichter - Hermann Bahr auf. Anton Bruckner nahm hier 1867 eine Kur und 1873 der Linzer Schriftsteller Qtto Prechtler. Einige Zeit hindurch soll Dimbach bei Grein ein Heilbad für Hautkrankheiten gewesen sein, doch größere Bedeutung, vor ailem auch nach seiner nunmehrigen Wiederent deckung, erlangte das Hedwigsbründl in 13

Titelblatt eines alten Druckes „Gebeth, zu der wunderthätigen Mutter Gottes Maria Bründi, der Pfarr Raab im innviertei". - Ried im Inn kreis, Innviertier Volkskundehaus Titelblatt eines alten Druckes ,,Wunderthätiges Gnadenbiid Maria Bründi unweit der Stadt Schärding". - Ried im Innkreis, innviertler Voikskundehaus ©cbcti), "jtt bct wunbict^^näcit 2Ru(t(P ©cttcS SRatia 0riinW, in maaö im Sttnutetfel. 1" 'ISSAOENBUD I UHweit 4«i' Sladt ScUai'iliiia. Titeibiatt des Bäderführers ,,Das Mattigbad in Ober-Österreich, gesohiidert von Dr. 0. Staininger und Dr. Th. Wiedemann", Wien 1880 Zell bei Zellhof, das nach gewissen Schrif ten ,,schon vor undenklichen Zeiten" als Heilquelle geschätzt war und nach der balneologlschen Bezeichnung als ,,akratische radioaktive Hellquelle" bezeichnet wird. Man hat schon vor Jahrzehnten 48 bis 50 Macheeinheiten Radioaktivität gemessen, was etwa die Hälfte der Radioaktivität vom Elisabethstollen (112 Macheeinheiten) in Badgastein bedeutet. Starke Radioaktivität besaß auch Bad Tannbach bei Gutau. Die nahe dem Schloß Tannbach (Dambach) entspringende Quelle weist nach Dr. Taub eine Radioaktivität von 55 bis 60 Macheeinheiten auf. Schon 1613 soll es hier ein Heilbad gegeben haben und in einer Topographie von Gielge aus 1814 heißt es:,,In Tannbach befindet sich ein Mi neralwasser, dessen Gebrauch vom Aus satz befreien soll." Das Bad bestand aller dings nur aus einer Badewanne, und der Linzer Dichter Otto Prechtler schrieb: ,,Sie haben hier kein Kasino, kein Theater, kein Konzert, das eben macht mir im Sommer den Aufenthalt wert." Tannbach verlor indes später an Bedeutung. Eine kleine akratische radioaktive Heil quelle von 20 Macheeinhelten wurde ebenso am Gutenbrunnerberg in Guten brunn bei Gutau entdeckt und auch der Dorfbrunnen von Kefermarkt soll 14 Mache einheiten Radioaktivität aufgewiesen ha ben. Große Hoffnungen setzte man einst auf die radioaktiven Quellen in St. Leonhard bei Freistadt, die am Predigtberg und nordöst lich von St. Leonhard entspringen, doch ei gentlich nie richtig genützt wurden. Im Wald an der Straße von Weltersfelden nach St. Leonhard hat man bei Weitersfelden eben falls eine radioaktive Quelle (24 Macheein heiten) gekannt. Das Wasser des Gesund brunnens im Wallfahrtsort Kaltenberg ober halb Unterweißenbach soll Augenleiden ge lindert haben. Ein Augenbad war auch das Brombeerbründl in Königswiesen, über dem eine Kapelle errichtet wurde. Besondere Bedeutung hatte seit dem 18. Jahrhundert (1767) Bad Maria Bründi im Exenholz, etwa einen Kilometer außerhalb von St. Qswald bei Freistadt. Das österrei chische Bäderbuch von 1928 reihte diesen Ort unter die Heilbäder des Landes ein. Das mit 115 hl in 24 Stunden aus einer Quelle strömende Wasser hatte nach Messungen im Jahre 1952 etwa 20 Macheeinheiten Ra dioaktivität, es soll bereits um 1650 Heilwir kung gezeigt haben und schon um 1683 be stand hier eine geregelte Badeanlage, die die Herrschaft Weinberg eingerichtet hatte. Der Besuch des ,,Badls" stieg zusehends, wobei auch der Markt St. Qswald seinen Nutzen davon hatte. Man errichtete 1761 ein Badehaus und später erbaute man über der Quelle eine kleine Kapelle, die heute noch besteht. Das der Kapelle gegenüberstehen de, heute vereinsamte Badehaus, das bes sere Zeiten erlebt haben mag, wurde 1887 errichtet. Der Badebetrieb mit dem Wasser der akratischen radioaktiven Heilquelle er lahmte Immer mehr. Heute preist man das MATTIGBAD OBER-ÖSTERREICH. OKHCim-DEUT VOH Dr. €. STAININUKIl Ür. TH. WIEDEMANN H»<l«-Ar2t In Maitlghofen. Ohef-lUdaoteur der LinurZAUaag. (HrsHMQIIer'a Hadc-BlbllethAk Kr. 97.) WIEN, 1880. WILHELM BRAÜMÜLLER Seite 15: Das Kurhaus von Bad Kreuzen, Stahistich, um 1870. Oö. Landesmuseum, Inv. Nr. DA I 141/4. Aufnahme: Franz Gang! 14

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