Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

zum Gold zu gelangen suchte, in der Folge 19 des ,,Salzburger Kulturberichtes" vom 9. September 1950 veröffentlicht. August Strindberg war bei seinen Aufenthal ten im Strudengau den Einheimischen ge genüber verschlossen. Stets trug er einen Dolch bei sich, weil er glaubte, man wolle ihn ermorden. Vor Gewittern hatte er entsetz liche Furcht, und auch der Anblick der bei den Pappeln vor seinem Wohnhaus in Klam flößte ihm Angst ein, so daß er sein Fenster Immer mit einem Tuch verhängte. In einer weiten Pelerine, einen großen Schlapphut auf dem Kopf, schritt erdaher, und oft saß er auf der wildreichen Sandbank der Naarnmündung, die es heute nicht mehr gibt, und beobachtete stundenlang die Sumpfvögel und Wildenten, die es dort in Mengen gab. Ließ der Anblick Erinnerungen an Schwe den in ihm aufkommen? Dennoch kegelte er ab und zu im Wirtshaus mit den Bauern. Ob sie Ihn dabei ernstnah men? Kaum. Man wird an einen andern Dichter erinnert, an Franz Stelzhamer, den Franz von Piesenham, wie er sich selbst adelte. Mit den Silberlingen der Reichersberger Chorherren in der Tasche, die als Subskription auf einen Gedichtband ge dacht waren, begann er mit den Bauern und Gewerbetreibenden von Aurolzmünster zu kegeln und verspielte dabei den letzten Sil bergulden. Beim Kegelscheiben haben schon manche ihre Hose ausziehen und zum Rest ihres Geldes legen müssen, um der Spielschuld ledig zu sein, nicht zuietzt auf dem Lande in Kegelstätten mit nicht ganz ebenen Bohlenbahnen, die man gut kennen mußte, um alle Neun umzulegen. Die Schlucht bei Klam suchte August Strindberg oftmals auf, die Wildheit der Natur riß ihn hin. In seinem später berühmt gewordenen Bekenntnisbuch ,,Inferno" und in seinem Drama ,,Nach Damaskus" hat er sie verewigt. Aber die Episode mit Frida Uhl war endgültig zu Ende. Es drängte den Dichter wieder, die Gegend zu verlassen, so schön sie ist und so sehr sie ihn anregt. Auch die kleine Ker stin vermochte ihn nicht mehr zu halten. Im November steigt er noch einmal auf eine Höhe des Greinerwaldes und blickt über die Landschaft. Dann geht er davon und kehrt nie wieder. Nur noch durch Briefe an Kerstin bleibt er mit dem Strudengau verbunden. In einem heißt es: ,,Wenn mein ,Inferno' ge druckt ist, gehe ich wahrscheinlich ins Klo ster Freres Saint Jean de Dieu; Kranken pfleger und Mönche." Immer diese Sehn sucht nach Einsamkeit, ja Alleinsein! Doch Ist auch etwas Prahlerei dabei. Denn ergeht weder nach der Drucklegung des ,,Inferno" noch in den kommenden Jahren ins Kloster. Wohl aber ist,,Kloster" genauso wie ,,Ein sam" ein autobiographischer Roman aus seiner Feder, beide sind 1967 mit einem sehr aufschlußreichen Nachwort ,,August Strindbergs autobiographische Schriften" von Walter A. Berendsohn in deutscher Sprache erschienen. ,,Kloster" Ist das Pen dant zu ,,Lieb, Leid und Zeit". Als ob sich Frida und August Strindberg abgesprochen hätten, wie sie jedes ihr Buch schreiben soll ten. Davon kann natürlich keine Rede sein. Umso aufschlußreicher - und einmalig - sind diese Bücher. Wo geschieht es, daß zwei Liebende, die dann auseinandergin gen, so übereinstimmende Aussagen über den Partner machen? Selten, daß es soviel Selbsterkenntnis und Eingeständigkeit ohne Rücksicht auf Verlust bei Schriftstel lern und Künstlern gibt. August Strindberg lebte in seinen letzten Jahren, bis an seinen Tod im Jahre 1912, in seiner Vaterstadt Stockholm. Er hatte sich in einen Turm zurückgezogen. Nur selten rief er seine Freunde. Das war sein Kloster. Dieser Turm war auch mehr als ein Wohn sitz, er war ein Symbol für ihn. Ein elfenbelnernerTurm, wie ihn so viele große Dichter, an der Welt irre geworden und müde, rein geistig um sich herum gebaut haben. Hugo von Hofmannsthal hat ihn uns in seinem Trauerspiel ,,Der Turm" auf seine Weise vorgeführt. Man hat von August Strindberg gesagt, daß er sich im Strudengau vom Atheismus ab gewandt und zum Christentum hingefunden habe. In diesem Sinne sind die Worte auf seinem Grabkreuz zu Stockholm als eine Wurzel zu deuten, die in Dornach und Klam aufgegangen ist: O crux ave, spes unice! O Kreuz, sei gegrüßt, einzige Hoffnung! Nur ein Unsteter, ein Zerrissener, konnte sie ge gen Ende seines Lebens für seine letzte ir dische Ruhestätte ausgewählt haben. Den äußeren Umständen nach trifft es zu, daß im Strudengau ein Wandel seines Innern, sei ner Seele vor sich ging. Aber das wäre ge wiß an jedem Ort so geschehen, an dem er sich um diese Zeit befand. Der Wandel kam nicht von außen, er kam aus ihm selbst, er war schon lange vorbereitet in ihm. Immer hin kann man der geistigen Wendung Strindbergs während seines Aufenthaltes In Oberösterreich mehr zubilligen als nur viel leicht den Schein der Zufälligkeit. Unterdiesen Auspizien aber ist der Anteil des Landes ob der Enns am Werk des Dichters, das, nicht zuletzt mit seinem ,,Traumspiel", weit in unsere Gegenwart hereinreicht, ja das dramatische Schaffen unserer Zeit immer wieder befruchtet, gar nicht so gering zu achten. .^üj/icL cL^ ... Berge haben viele Länder, Bergbauernförderung ist kein Almosen, aber eine gepflegte Gebirgslandschaft, kein Politikum, die Millionen Gäste aus aller Welt anzieht. sondern eine Selbstverständlichkeit. die hat Österreich dank der Arbeit LANDWIRTSCHAFTSKAMMER der Bergbauern. FÜR OBERÖSTERREIGH 46

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2