Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

für die Flucht nach Ägypten (Abb. 5) und den Bethlehemitlschen Kindermord (Abb. 6) zu^ä. Als technisches Mittel bedient sich der Künstler hier bei der Zeichnung des Bleistif tes zum Vorskizzieren und der Feder, mit der er alle wichtigen und notwendigen Kon turen ausführt. Die Zeichnungen machen deutlich, daß sie ein wesentlicher Anhalts punkt für die bildhauerischen Ausführungen sein sollen. Selbst im zeichnerischen Ent wurf wird jene Dreidimensionalität von Brei te, Höhe und Tiefe angedeutet. Franz Jakob Schwanthaler gibt mit einem Minimum an Strichen ein Maximum an Bewegungsab läufen wieder. Gerade das zuletzt Gesagte wird besonders deutlich an den Entwürfen zu Teilen der Krippe in Pram/Oberösterreich. Hier schildert der Künstler den äu ßerst dramatischen Ablauf eines Ereignisses^". Die Zeichnungen wirken sensibler trotz ihrer manchmal scheinbaren Oberflächlichkeit. Franz Jakob Schwanthaler reduziert das Ereignis in seiner Zeichnung auf ein gewis ses Minimum. Unnötige Ergänzungen wer den bei fast allen Zeichnungen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, fast im mer weggelassen. Gerade dieser letzten Feststellung kommt insofern eine beson dere Bedeutung zu, als sich diese auch bei den Zeichnungen der späteren Jahre treffen läßt. Trotz aller notwendigen Strenge, die den Zeichnungen anhaftet, wird gerade in jenen zeichnerischen Entwürfen, die Franz Jakob Schwanthaler in seiner Innviertier Zeit gemacht hat, das spielerische Moment in diesen Blättern deutlich. Die Verspieltheit läuft neben der Ernsthaftigkeit des Themas her. Diese beiden Feststellungen mögen zwar als Begriffe sich einander widerspre chen; die frühen Zeichnungen Franz Jakob Schwanthalers zeigen aber, daß dieser Wi derspruch durchaus auch in die Praxis, hier im zeichnerischen Entwurf, umgesetzt wird. Die Zeichnungen Franz Jakob Schwantha lers, von denen hier in gedrängter Kürze nur die aus der frühen Jugendzeit vorgestellt werden konnten, lassen erkennen, daß die ser Künstler sich auf diesem Gebiet leichter tat als mit der Bildhauerei. Die zeichneri schen Entwürfe gingen ihm leichter von der Hand; sie zeigen eine flotte und zügige Handschrift. Diese Feststellung läßt sich auch bei den späteren zeichnerischen Ent würfen treffen, die Franz Jakob Schwantha ler in seiner Münchner Zeit angefertigt hat. Fast bin ich dazu geneigt, in Anbetracht die ses soeben erwähnten Resümees Franz Jakob Schwanthaler - um einen Begriff aus unserem heutigen Berufsleben zu nehmen - als ,,Designer" zu bezeichnen, dem trotz Bildhauerlehre und Bildhauerausbildung die größere Fähigkeit zum zeichnerischen Ent wurf gegeben war; ein Künstler, der bemüht war, seine Zeichnungen auch einmal in die Bildhauerei umzusetzen, der aber letzten Endes dazu vielleicht doch nicht immer ganz die glückliche Hand hatte wie zum zeichne rischen Entwurf. ,,Designer" oder Bildhauer? - Franz Jakob Schwanthaler scheint trotz der langen Bild hauertradition in seiner Familie in der Kette seiner Bildhauerahnen und -nachfahren ir gendwie zu einem ,,Außenseiter" geworden zu sein, dem der erlernte Bildhauerberuf sicherlich manche Aufträge einbrachte, der aber im Grunde genommen ein Könner des zeichnerischen Entwurfes ist. t t (( .m I Z' 65

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