Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

ler zu einem Zeltpunkt angefertigt wurden, als er nocti in der väterlichen Werkstätte in Ried im Innkreis und bei Johann Georg Schwanthaler in Gmunden seine erste Aus bildung bekam". Den weitaus größten Teil nehmen die zeichnerischen Entwürfe und Studien im klassizistischen Stil ein. Im folgenden soll kurz auf die Zeichnungen Franz Jakob Schwanthalers eingegangen werden, so weit er sie in seiner Jugendzeit in der väterlichen Werkstätte und bei Johann Georg Schwanthaler In Gmunden angefer tigt hat, während sein gesamtes zeichneri sches Oeuvre zu einem späteren Zeltpunkt in einer wissenschaftlichen Publikation vom Verfasser dieser Zeilen geschlossen be handelt wird. Die in der Art des Rokokos ausgeführten Zeichnungen bilden im gesamten zeichneri schen Oeuvre einen ,,Block" für sich. Sie grenzen sich deutlich von jenen des Klassi zismus' ab. An archivalischen Belegen, die über seine Ausbildung Auskunft geben, Ist zwar bis jetzt nichts bekannt, doch lassen sich aufgrund der literarischen Quellen® zwei lokale Gebiete voneinander abgren zen: Die Ausbildung In der Heimat, dem bis 1779 zu Bayern gehörenden Innviertel, einerseits® und andererseits die Ausbildung in Augsburg bei Ignatz Ingerl und in Mün chen bei Roman Anton Boos^. Durch diese räumliche Aufteilung läßt es sich auch erklä ren, warum Franz Jakob Schwanthaler zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn und auch nur für kurze Zeit dem Rokoko verhaf tet war. Die väterliche Werkstätte arbeitete noch ganz in der alten und herkömmlichen Tradition®. Ingerl in Augsburg und Boos in München - letzterer vor allem in seinem Spätwerk -, bei denen Franz Jakob Schwanthaler lernte, waren dem neuen Stil - dem Klassizismus - schon In einem viel stärkeren Maße zugewandt. Franz Jakob Schwanthaler verwendete für seine in der Rieder Zeit entstandenen Zeichnungen ausschließlich biblische The men. Zahlenmäßig sind hier die Entwürfe zu Darstellungen aus dem Leben Jesu, ange fangen von der Verkündigung bis hin zur Geißelung, am stärksten vertreten. Weitere Zeichnungen zeigen die hl. Johanna bzw. einen wohl biblischen (?), aber thematisch - ■ ^ IUjI ir I, ^ . i-T,,# t.' h\~ Oben: Abb. 2 Verkündigung, Höhe 20,8 cm, Breite 32,3 bis 32,4 cm Rechts: Abb. 3 Signatur auf der Rückseite des in Abb. 2 wiedergegebenen zeichnerischen Ent wurfes bis jetzt noch nicht identifizierten Entwurf. Diese Zeichnungen befinden sich in öffentli chen Sammlungen® und In verschiedenem Privatbesitz. Betrachtet man die Darstellun gen aus dem Leben Jesu, so fällt hier auf, daß sie wohl alle im Zusammenhang mit der Entstehung der Krippe in Pram/Oberösterreich entstanden sein müssen. Max Bauböck und Josef Mader haben in ihrem Buch ,,Das Schwanthaler-Krippenwerk von Pram"i® einen Teil der vorgenannten Zeich nungen in den Abbildungen 10 bis 14 wie dergegeben. Die bei M. Bauböck und J. Mader unter der Abbildungsnummer 10 wiedergegebene ,,Anbetung der Hl. 3 Könlge"i^ trägt über dem unteren Bildrand das Monogramm ,,FS" (Abb. 1). Eine weitere bisher noch nicht publizierte, aber in diesen Themenzyklus gehörende und mit der künstlerisch gleichen Handschrift ausge führte Zeichnung zeigt die Verkündigung (Abb. 2): diese Zeichnung ist auf der Rück seite von Franz Jakob Schwanthaler selbst signiert worden: ,,Franz Jacob Schwandal ler II bürgerl. Bildhauerssohn || In bairisch Ried"'® (Abb. 3). Zweifelsohne handelt es sich bei der monogrammierten und der si gnierten Zeichnung um den gleichen Mei ster, der sie ausgeführt hat. In die gleiche Reihe gehört ebenfalls die nicht signierte Zeichnung mit der Anbetung der Hirten (Abb. 4). Franz Jakob Schwanthaler führt seine Zeichnungen mit einer sehr guten und si cheren Hand aus. Es werden meist nur die allernotwendigsten Umrisse angedeutet. Die Architektur wird zwar bei manchen Zeichnungen, wie z. B. bei der Verkündi gung oder bei den Anbetungsszenen, als Hintergrund der gezeigten Darstellung mit gegeben, um dem Bild nach oben den nöti gen Abschluß zu geben. Jedoch verzichtet der Künstler auf diese Staffage bisweilen auch, wenn sie zum unmittelbaren Bildge schehnis nicht in direktem Zusammenhang steht. Letzteres trifft z. B. für die Entwürfe t, ' I Seite 65: Abb. 4 Anbetung der Hirten, Höhe 20,9 bis 21,6 cm. Breite 32,5 bis 32,8 cm 64

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