Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

risch in ihrem Umraum und in ihrer Einmaiigkeit zu verstehen. Verkannte Stiiepochen vermitteln den vorurteiisfreien Betrachtern positive Qualitäten, sie sind notwendige Phasen, deren Verlust wertvolle Einsichten auch in die derzeit ailein anerkannten Kun strichtungen versteilt. Das Schicksal von zwei Bildhauern, die beide im Innviertel geboren wurden, Josef Furthner 1890 und Ludwig Kasper 1893, also einer gemeinsamen Generation ange hörten, vermag den Pendeischlag der Kunstübung in der Zwischenkriegszeit be greiflich zu machen. Beide stammen aus Bauernfamiiien, beiden war bildhauerisches Talent gegeben, beide besuchten die Hoizfachschule in Hallstatt. Nach deren Beendi gung trennten sich ihre künsterlischen Wege: Kasper studierte an der Akademie in München, wandte sich einem Spätklassi zismus zu und hat nie mehr ein Schnitzmes ser geführt. Sein Ideal wird die Marmorfigur und das Bronzebild, das er aus kunstjensei tigen Gründen der Armut, des Fehlens von Mäzenen und der polltischen Zeitumstände nur selten erreichen und erleben kann. Geistesgeschichtllch wesentlich ist auch die Beobachtung, daß er nie ein religiöses, christliches Werk zu schaffen anstrebte. Sein Bemühen galt dem Akt, dem er ein zeit loses Bild gestalten wollte. Josef Furthner dagegen studierte an der Akademie in Wien und blieb zeit seines Le bens dem Volk verbunden. Seine Haupt themen blieben der Altarbau, das Kruzifix, das religiös bestimmte Kriegerdenkmal, wie bei Kasper das Porträt (hier nähert er sich am nächsten seinem Landsmann) und nur selten mythologische oder märchenhafte Gruppen. Er kann in seinem reichen Schaf fen alle Materialien von Holz über Stein und Kunststein, Keramik bis zur Bronze bearbei ten. Auch errang mit dem Materiai, aber we niger um die endgültige Form des Themas, sondern um die Übertragung einer über schäumenden Phantasie in das Werk. Kas per verfolgte konsequent wie Furthner die einmal eingeschlagene Richtung; sein Klassizismus hätte, wäre ihm ein längeres Leben beschieden gewesen, in einem dem Kubismus zugewandten Menschenbild en79

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