Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

T >T7^mr Gravierungen von Pferden mit geradem Rükken, Fundgebiet ,,Höli", und Paraiieien aus anderen europäisctien Fundgebieten von Felsbiidern und einer piastischen (haiistattzeitiichen) Reitertigur aus dem ,,Kuitwagen" von Strettweg (Steiermark) dem einstigen Kunst- und Kulturzentrum von Este und Bologna in Oberitalien, dessen Ausstratilung in Ausfuhrprodukten und stili stischen Anregungen über die Alpen hinweg bis weit in den Norden gewirkt hat. In den ,,Motivtafeln" sind die wichtigsten Formen der Felsgravierungen in den öster reichischen Alpen so zusammengestellt, daß der Betrachter ablesen kann, wo gleich artige Felsbilder in den anderen europä ischen Fundstellen ebenfalls vorkommen. Daraus wird eindeutig ersichtlich, daß es sich bei diesen Gravierungen nicht, wie manchmal geäußert wurde, um Produkte spielerischen Zeitvertreibs von in der Wal deseinsamkeit gelangweilten Jägern oder Sennerinnen handelt, sondern um den Aus druck einer gesamteuropäischen Kulturtra dition. Überwiegen auch die metallzeitlichen Fels bilder zahlenmäßig, so wird schon aus den Motivtafeln ersichtlich, daß neben Ihnen Im selben Fundbereich, mitunter sogar auf demselben Bildfelsen, auch noch Gravie rungen vorhanden sind, die sich in ihrer an dersartigen Arbeitstechnik und dem größe ren Abwitterungsgrad als Erzeugnisse we sentlich höheren Alters erkennen lassen. Dies trifft vor allem zu für die flächenum grenzenden Umrißzeichnungen von Tier häuptern (Elch, Hirsche, Boviden), wie sie in den Bildtafeln 44 und 56 für die Fundorte ,,HöH" und ,,Kienbachklamm" wiedergege ben sind, und für die Figur eines liegenden Frauentorsos, s. Tafel 49 des Museums, aus Klenbachklamm, die ihre nicht zu über sehende stilistische Entsprechung in jungpaläolithischen Gravierungen der westeu ropäischen Höhlenkunst haben. Eine nicht geringe Überraschung für die Vorge schichtsforschung im Hinblick auf die bis in die jüngste Zeit geltende Lehrmeinung, daß die österreichischen Alpen zu selben Zeit, in der in Südfrankreich und Nordspanien die vergleichbaren Höhlenmalereien und Re liefs entstanden, noch in tiefer eiszeitlicher Vergletscherung versunken waren! Die Bedenken gegen die durch Ihre Stilistik und Gravierungstechnik jedoch unverkenn bare hohe Altertümllchkeit dieser Gruppe von österreichischen Felsbildern verringern sich indes wesentlich, seit üniv.-Dozent Museumsdirektor W. Hofrat Dr. Hermann Kohl auch für das Fundgebiet am Warscheneck eine lange zwischeneiszeitli che Periode nachweisen konnte und man die von üniversitätsprofessor Dr. Josef Bayer f in den zwanziger Jahren im Um kreis der Felsbilderfunde am Warscheneck aufgefundenen, inzwischen leider ver schwundenen Artefakte einer eiszeitlichen Jägerstation und die von Universitätspro49

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