Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

Ischl aus den stolzen Häusern der Salzferti ger, der Verwaltung und dem Sudhaus am linken Traunufer bestand. Im ,,Viertel ent halb der Traun", dem sogenannten Gries, gab es bescheidenere Häuser, ebenso im Kreuzplatz- und im Eglmoosviertel im Nor den und Osten, wo sich Handwerker und Salzarbeiter angesiedelt hatten. Auch die Pfarrgasse mit ihren Gasthäusern und Ge schäften hatte nurzweitrangige Bedeutung. Im Jahr 1842 schrieb Wirer, daß Reisende, welche Ischl 20 Jahre nicht gesehen hätten, glauben müßten, es wären Zauberkräfte am Werk gewesen, so durchgreifend wären die Veränderungen des Ortes. Und aus einem Plan von 1843 geht hervor, daß die bislang landwirtschaftlich genützte Fläche zwi schen Traun und Ischlfluß verbaut ist und die Siedlung auf die umliegenden Höhen steigt. Es sind aber immer die oben genannte länd liche Einfachheit, eine biedermeierliche Be haglichkeit, ein inniges Verhältnis zur Natur, die bestimmend und typisch bleiben für Ischl und seine Architektur: seien es die Badean lagen, die keineswegs in Konkurrenz treten wollen mit den Kolonnaden von Karlsbad oder Marienbad, seien es die Gasthäuser und Schenken, seien es die meisten der heute nicht mehr existierenden oder bis zur Unkenntlichkeit verschandelten Sommervil len, die einem Typus angehören, der auch im übrigen Salzkammergut vorkommt, in seiner Einfachheit und bewußt ländlichen, jagdhausartigen Note aber das Ortsbild von Ischl beherrscht hat. Wie das Dirndl und der Steireranzug, die in Mode kommenden Klei dungsstücke der Sommerfrischler, lassen sie sofort erkennen, daß sie einem Städter gehören, der sich für zwei Monate im Jahr seiner ländlichen Umgebung anpassen will. Selbst die Villa des Kaisers ist schlicht, zu rückhaltend, im Einklang mit der Natur, ohne jegliches Anzeichen von Repräsentation. Allein Hotels wie Bauer oder Tallachini re präsentierten den Luxus. Sie boten der gro ßen Welt und den offiziellen Staatsbesu chen Logis. Das ernste, alles überragende Post- und Telegraphenamt läßt durch seine Dimensionen an die einstige politische Be deutung des Ortes denken und die Anwe senheit des Staates spürbar werden. Im folgenden sollen typische und reprä sentative Beispiele für die genannten neuen Bauaufgaben dargestellt werden. JPJ ^ • s j« ,«1^ * P 0 .1} 'X fi m' . i ad 1) Die erste selbständige Kuranlage war bekanntlich das 1822 errichtete, 1826 er weiterte kleine Badehaus des Tiroler Salz bergbeamten Michael Tänzl am linken Traunufer^. Auf Grund der neuen Therapievorschläge Badehaus, Entwurfszeichnung von F. X. Lössl, Allgemeine Bauzeitung 1836/7, Tafel XIII 28

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