Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

Porträtphotographie von Frida Uhl 1892 aus dem Buch: Frida Strindberg, Lieb Leid und Zeit, eine unvergeßiiche Ehe. Hamburg-Leipzig: H.-Goverts-Verlag 1936 Unten: Autograph von Frida Uhl-Strindberg Die Enge der kleinen Wohnung läßt Strindbergs nervöses Temperament jäh auffah ren. Die Fiitterwochen gehen unter Streit zu Ende, aber der Trotz, das selbstgewollte Leben an der Seite eines Narren, den sie im stiilen bewundert, nicht gleich in den ersten Wochen zu verraten, also auf dem seibstgewählten Posten auszuharren, läßt Frida Strindberg nicht etwa London bei Nacht und Nebel verlassen, was in bezug auf den Ne bel nicht hätte schwerfalien können, und nach Wien oder Dornach oder Mondsee, wo die Eltern eine Villa besitzen, entfliehen. Doch der Mann will fort. In ihrer Not verkauft die Gattin ihre letzten Schmuckstücke, um ihm die Freiheit und Ruhe zum Schaffen, ein Alleinsein zu neuer Besinnung zu ermögli chen. Sie liebt ihn, und welche Frau, auch wenn der Mann sie noch so beleidigt, hätte da nicht alles getan, ihm zu helfen? Oder drängt sie, ganz unbewußt, doch die Absicht zu dieser Veräußerung ihres letzten Gutes, ihn sich vom Halse zu schaffen? Wer blickt schon so tief in die Seele eines Menschen, einer Frau, um sie ganz zu ergründen! In ih rem Buch einer unvergeßlichen Ehe ,,Lieb, Leid und Zeit" schreibt sie: ,,Nie habe ich mich so unbändig reich gefühlt als an dem Morgen, da ich aus der verschwiegenen Einzelzelle des Pfandverleihers trat, ohne Spitzen, ohne Geld, ohne Ehering-aber mit ganzen 5 Pfund in der Tasche, denn jetzt konnte August Strindberg fort von London, fort aus dieser Hitze, fort von dem fremden Schreibtisch, vom Hammeibraten, fort vom Doppelbette und - von mir." Er, August Strindberg, fährt mit dem Geld, das sie ihm A 42

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