Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Dr. Helmut Retzl Münichholz - ein Stadtteil im Wandel der Zeit Heft 37 Juni 1986 Gründungsjahr 1948 Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr

Alle Rechte vorbehalten Eigentümer, Herausgeber und Verlag: Stadtgemeinde Steyr/1986 Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Volker Lutz Gesamtherstellung: ENNSTHALERdruck, 4402 Steyr

1 nhaltsverzeichnis Vorwort Einleitung Teil A: Die Entstehungszeit des Stadtteiles Steyr Münichholz 1. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 4. 4.1. 4.2. 4.3. 5. 6. Vorgeschichte Gründe für die Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ökonomische Gründe für die Entstehung ............ Wohnungsnot und Bevölkerungswachstum in Steyr ....... . Ideologische Begründung für die Entstehung ................ . Die nationalsozialistische Mustersiedlung Münichholz Wohnungsbau- und lndustrieansiedlu.ngspolitik - die Bautätigkeit der WAG Hermann-Göring-Werke Die Grundzüge der nationalsozialistischen Architektur in Münichholz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Haus- und Wohnungstypen Ausbaupläne und infrastrukturelle Probleme Bauentwicklung und Baufortschritt .......... . Die Bevölkerung von Münichholz .......... . Schmelztiegel Münichholz .............................. . Konzentrationslager und Lagerinsassen ...... . Die Lage der Bevölkerung in den Kriegsjahren Kriegsende und Besatzungszeit ........................ . Niemandsland Münichholz .......................... . Teil B: Mün i chholz i n der Zweiten Republik 1. 2. 3. 3.1. 3.1.1. 3.1.2. 3.2. 3.3. 3.3.1. 3,3.2. 3.3.3. 3.3.4. 3.3.5. 3.3.6. 3.4. 4. 4.1. 4.2. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur Soziale Stellung und soziale Lage der Münichholzer Die großen Probleme ............................. . Die Situation am Arbeitsplatz ...... . Sicherheit des Arbeitsplatzes ...... . Lohnentwicklung ................ . Wohn- und Mietzinsfrage Infrastrukturelle Versorgung ....... Schule und Bildungseinrichtungen ................... Sozial-, Verpflegungs- und Versorgungseinrichtungen Freizeit- und Kommunikationszentren Verkehrsproblematik ............... . Handel und Gewerbe Betriebe ............. . Alltag und Freizeit Das politische Leben in Münichholz Entwicklung der Parteien- und Wählerstruktur Entwicklung der politischen Organisationen der Arbeiterbewegung 5 7 11 11 18 18 23 26 28 32 36 43 49 53 60 61 66 72 77 88 . 93 93 103 107 107 107 111 119 127 127 130 132 136 141 145 147 152 152 157 3

4.3. 5. 4 Straßennamen als Zeugen der Zeit . Ki rche und Arbeiterbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung - Perspektiven für die Zukunft ........ . Literatur· und Quellenverzeichnis 1 64 1 69 1 76 1 81

Vorwort Nach den Themen der letzten »Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr«, die sich mit zeitlich entfernteren geschichtlichen Themen, wie der Geschichte des Altstadtgebietes »am Berg« zu Steyr, den Besitzern des Bummerlhauses im 17. und 18. Jahrhundert und dem Kollegium der Societas Jesu in Steyr (1632 bis 1773) beschäftigten, wird nunmehr in der historisch-sozialwissenschaftlichen Studie »Steyr-Münichholz - ein Stadtteil im Wandel der Zeit« von Helmut Retzl die wechselhafte Entwicklung eines wichtigen Steyrer Stadtteiles beleuchtet. Die Studie bietet einen Querschnitt der Entwicklung des Lebens in diesem Stadtteil von seiner Entstehung bis in unsere Tage. Sie analysiert dabei die verschiedensten Problembereiche des gesellschaftlichen Lebens und soll Hilfen für zukünftige kommunalpolitische Entscheidungen bieten. Herr Dr. Helmut Retzl wurde über Empfehlung des gemeinderätlichen Kulturausschusses und nach dem Beschluß des Gemeinderates vom 28. November 1985 für diese Arbeit mit dem GregorGoldbacher-Förderungspreis 1985 ausgezeichnet. Helmut Retzl wurde 1956 in dem von ihm beschriebenen Steyrer Stadtteil geboren. Nach der Matura im Jahre 197 4 erwarb er an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Linz die Befähigung zum Lehramt in Deutsch und Geschichte, war bis 1981 als Hauptschullehrer tätig, setzte seinen Werdegang mit dem Studium der Sozialund Wirtschaftswissenschaften, Fachrichtung Soziologie, fort, erwarb 1981 den Magistergrad und schloß 1985 sein Studium mit dem Doktortitel ab. Zur Zeit ist er an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Linz tätig. 5

Es war die Absicht der Stadt Steyr, ausgedrückt durch einen Beschluß des Stadtsenates, mit einer Drucklegung die Ergebnisse dieser tiefgreifenden Untersuchung einem größeren Kreis von Interessenten zugänglich zu machen, nicht nur zur inhaltsreichen Information, sondern darüberhinaus als Anreiz und Beispiel für ähnliche Aktivitäten in anderen Steyrer Stadtteilen. Volker J. Lutz 6

Einleitung I m Jahre 1 983 entstand im Steyrer Stadttei l Münichholz ein Arbeitskreis, der sich mit der Aufarbeitung der Geschichte des Stadtteiles beschäftigt. Hauptziel dieser Arbeit soll es sein, ein Modell der Stadttei lbelebung und Stadtteilarbeit zu entwickeln, das auch auf andere regionale Bereiche anwendbar ist. Dieser Versuch soll aber nicht auf längst vergangene abgeschlossene Zeiten besch ränkt bleiben, sondern sol l alle gegenwärtigen Problembereiche des gesellschaftlichen Lebens umg renzen und von mögl i chst vielen Seiten mit unterschiedlichen Methoden darstel len. Geschichte erfül lt dabei keinen Selbstzweck (reine Ch ronologie, Verg raben in tiefste Vergangenheit, schwä rmerische Nostalgie), sondern ist eine k ritische Ausei nandersetzung mit wichtigen Problembereichen und ihrer Entwicklung. Notwendig ist es zu wissen, daß Münichholz (ca. 8000 Einwohner) eine äußerst homogene Struktur aufweist. Der Pensionistenanteil - Leute, die meistens schon mehr als 20 bis 30 Jah re in diesem Stadtteil wohnen - ist ausgesprochen hoch. M indestens d rei Viertel der Münichholzer sind Werksangehörige oder Werkspensionisten der Steyr-Daimler-Puch AG. Dies bewi rkt, daß in Münichholz keine Elite, keine Honoratioren vorhanden sind, die das Bild der Geschichte entscheidend prägen konnten. Dadurch waren aber auch kaum Aufzeichnungen über die Geschichte des Stadtteiles vorhanden. 1 ) Die Geschichte der a rbeitenden Menschen in einem eng begrenzten regionalen Raum zu erforschen, muß folgende Themen ebenso berücksichtigen : Analyse der Entstehungsbedingungen eines regionalen Raumes Sicherheit des Arbeitsplatzes, Lohn- und Preisentwicklung Wohn- und Mietzinsfragen 1 nfrastruktu relle Probleme Das politische Leben Kirche und Arbeiterbewegung Freizeitverhalten etc. Die vielfältige Fragestellung verlangt aber auch eine Erweiterung der Forschungsmethoden. Neben der klassischen historischen Methode der Geschichtsschreibung, dem Quellenstudium, sind gerade in einem so j ungen Stadtteil wie Münichholz für die Fragen des Alltag lebens durch die mündliche Gesch ichtsüberl ieferung (Oral History) entscheidende H i lfen geboten, besonders dann, wenn keinerlei Aufzeichnungen vorhanden sind. Aber gerade das brachte den erwarteten Bezug zur Bevölkerung und überschritt die ansonsten so statisch wi rkende Geschichtsforschung. Gleichzeitig wurden Brücken zu den gegenwärtigen Problemen des Stadtteiles gesch lagen . Neben den objektiven und subjektiven Methoden der Gesch i chtsforschung sind es aber vor allem empirische sozialwissenschaftliche Methoden, die in einem Bereich, der »die naturale Zeit einer Generation, die in der gespeicherten Lebenserfah rung des Einzelnen und seiner Altersgruppe verfügbar und dem Gedächtnis mehr oder m inder präsent bleibt«, notwendig sind, um die gewonnenen Erkenntnisse verallgemeinern zu können. 2 ) 7

Damit wird aber auch die Trennung zwischen Geschichte und Sozialwissenschaft aufgehoben : »Geschichte ohne Soziologie ist blind, Soziologie ohne Geschichte ist leer.«3) Ziel ist eine allmähliche »Fusion zu einer h istorisch-kritischen Sozialwissenschaft mit emanzipatorischen e rkenntnisleitenden I nteressen und klarem Theoriebewußtsein«. Sie könnte sich dem Problem »der Gegenwart als geschichtlichem Problem« gewachsen zeigen.4) Ebenso darf aber die sozialwissenschaftl iche E rforschung eines regionalen Raumes keinen Selbstzweck erfü llen. Da bestimmte Trends i h re U rsachen in einer langfristigen Entwicklung haben, ist von einer historisch-kritisc h en Analyse bestimmter Phänomene auszugehen. Eine fächerüberg reifende, interdisziplinäre Arbeit ist unbedingt erforderlich. Wenn sich die Kommunalpolitik bestimmter Entwicklungen nicht verschließen wil l , muß sie versuchen, Trends schon von Anfang an (auch im begrenzten regionalen Raum) zu erkennen, um Fehlentwicklungen aufzufangen und geeignete Maßnahmen zu setzen. Jede Analyse muß aber schließlich versuchen, Möglichkeiten zur Belebung und Weiterentwicklung eines bestimmten Bereiches aufzuzeigen. Der dynamische Aspekt, die Entwicklung von Handlungsstrategien aus den gewonnenen E rkenntnissen , sol l das Hauptziel sein. Dafü r bietet diese Arbeit sicherlich eine Grundlage. Die Besch ränkung auf einen eng begrenzten Raum bietet die g roße Möglichkeit, »anhand eines konkreten Lebensausschnittes die Einheit des Lebens und der Welt abzubilden und die Wissenschaft durch die Synthese aller Aspekte und Forschungszweige i m Rahmen eines begrenzten Feldes wieder zu einer Einheit zusammenzufügen«.5) Die sich oft negativ auswi rkende Spezialisierung der Wissenschaft wi rd dadurch aufgehoben und gibt Antwort auf Grundfragen. Das Erfassen des Problems in seiner Ganzheit läßt sich in der Regionalgeschichte günstig ansetzen, läßt Veränderungen zu und schafft vor allem Identifikationsprozesse. Zudem wu rde gerade in den letzten Jahren, bedingt durch die sichtbare Krisenanfälligkeit der Wi rtschaft, verbunden mit der Eskalation der Umwelt- und Friedensproblematik, offensichtlich, daß die Problemlösungen im Großen n icht stattfinden. Gegen die U nfähigkeit, die Probleme unserer Zeit zu lösen , entwickelte sich die Vorstell ung hin zu überschaubarem Raum, der Lösungen auch im eigenen Wi rkungsbereich zuläßt und aktive Tei lnahme e rlaubt. Die Suche nach Geborgenheit, Ü berschaubarkeit, nach sozialen Beziehungen sind Ausd ruck eines neu aufkeimenden Heimatgefühles. Heimat ist der Raum, dem man verbunden ist, der Betroffenheit schafft. Betroffenheit aktiviert, schafft die Bereitschaft zur Teilnahme an verändernden Prozessen. I n diesem Sinne bietet der überschaubare Raum eine weitaus g rößere Möglichkeit zur M itsprache, Demokratisierung und Emanzipation weiter Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.e) Für das Entstehen der Arbeit bin ich vielen zum Dank verpflichtet. Besondere An regungen, speziell am Begi nn der Arbeit, gab m i r Prof. Dr. Helmut Konrad ( Universität G raz). Ohne die tatkräftige M itarbeit der M itglieder des Vereines ,Bildungs- und Kulturarbeitskreis Münichholz' und die aufopfernde M ithilfe seines Obmannes, Günther Rammerstorfer, hätte diese Arbeit sicherlich nicht diesen positiven Verlauf genommen. 8

Zum Dank bin ich allen Freunden und Bekannten, die m i r durch An regungen und Gespräche zur Verfügung standen, sowie allen (ehemaligen) Bewohnern von Mün ichholz, die durch ihre M itarbeit und i h re Gespräche wesentlich zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben, verpflichtet. Besonders möchte ich aber auch meinen Eltern danken, die einen wesentl i chen Beitrag zu meiner Motivation, diese Arbeit zu schreiben , leisteten. Für ihre Einsatz- und Opferbereitschaft möchte ich ihnen stellvertretend für all die Arbeiter von Münichholz danken, die in der Anonymität leben, ohne die aber der Fortsch ritt der letzten vierzig Jahre nicht denkbar gewesen wäre. 1) vgl. Retzl, Helmut: Stadtteilbelebung durch erlebte Geschichte - Der Bildungsarbeitskreis Münichholz, in: Bildungskurier, Mitteilungsblatt der sozialistischen Bildungszentrale Oberösterreichs, Heft 2, Juni 1 984, 35. Jahrgang, S. 34 - 39 2) Wehler, Hans-Ulrich : Geschichte als historische Sozialwissenschaft, Frankfurt/Main 1 973, S. 1 8 3) Ernst Topitsch, i n : Wehler, H . U „ a.a.O„ S. 1 0 4) ebenda, S . 34 5) Zang, Gert: Provinzialisierung einer Region. Zur Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft in der Provinz, Frankfurt/Main 1 978. S. 498. i n : Konrad, Helmut: Das Entstehen der Arbeiterklasse in Oberösterreich, Wien-München-Zürich 1 98 1 , S. 12 1. 6) vgl. Retzl, H . : Oberösterreich-Tage der SP Ö , i n : Bildungskurier, Mitteil ungsblatt der sozialistischen Bildungszentrale Oberösterreichs, Heft 3, 34. Jahrgang 1 983, S. 26 9

TEIL A: Die Entstehungszeit des Stadtteiles Steyr-Münichholz 1 . Vorgesch ichte Die Einwohner der Gegend um den heutigen Stadttei l Steyr-Münichholz fristeten noch vor wenigen Jahrzehnten ein seh r ruhiges Leben. Der zur niederösterreichischen Gemeinde Behamberg gehörende Teil der Katastralgemeinde Münichholz hatte eine Fläche von 1 .84 km2 und wurde im Jahr 1 938 von 221 Bewohnern, vorwiegend Bauern, besiedelt. 1 ) Der überwiegende Teil des Gebietes war bedeckt vom »Bischofswald«, einem vorwiegend kirchlichen Besitz, von dem auch Münichholz seinen Namen ableitet. 2) Der trockene Schotterboden wies eine schlechte Bonität auf und eignete sich vorwiegend für den Anbau von Gemüse. Die ansässigen Bauern verdienten sich ih ren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Gemüse, E rdäpfel, Obst, B rot und M ilch auf den Märkten von Steyr. Die Waren wurden du rchwegs an Stammkunden abgegeben, sodaß es kaum Absatzschwierigkeiten gab und so ständig für den Lebensunterhalt der Bauern gesorgt war.3) Bauernhaus Steinmayr (Fader!) 1880, heute: Konradstraße 1 1

Frau Müller auf der Fahrt zum Markt Einen entscheidenden Einschnitt in der Geschichte von Münichholz brachte der Einmarsch der Nationalsozial isten am 1 3. März 1 938 in Österreich. M it der Eingliederung des österreichischen Wi rtschaftsgebietes in das Deutsche Reich entstanden Pläne fü r eine Ausweitung der Stadt Steyr an meh reren Punkten.4) I m Flächenplan der Bauvorhaben in Steyr war bereits am 2. Juli 1 938 detailiert der Ausbau und die E rweiterung der Stadt im Bereich Münichholz vorgesehen. Daraus muß der Schluß gezogen werden, daß schon vor dem Einmarsch H itlers konkrete Vorstellungen im Zusammenhang mit der Erweiterung der Rüstungsproduktion in Steyr-Münichholz bestanden haben.5) I m Zuge der von der NSDAP in Oberösterreich du rchgefüh rten Verwaltungsreform wurden auch, abgesehen von der Tatsache, daß anstelle des bisherigen Namens »Oberösterreich« ab dem 3 1 . Mai 1 938 der Name »Oberdonau« aufscheint, drei Gebietserweiterungen Oberösterreichs durchgefüh rt. Neben den Gebietserweiterungen in der Steiermark (Ausseer Land), den südböhmischen Bezirken Krumau und Kaplitz, wurde auch die Gemeinde Behamberg von der Reform bet roffen. 6) Das Gesetzblatt für das Land Oberösterreich erwähnt i n § 1 , Abs. 3, daß »diejenigen Teile der Gemeinde Behamberg, Verwaltungsbezi rk Amstetten , im ehemals österreichischen Land Niederösterreich, die der Reichsstatthalter in Österreich bestimmt«, an das ehemals österreichische Land Oberösterreich fallen.7) Am 1 5 . Oktober 1 938 trat die Bestimmung in Kraft, daß Grundstücke der Katastralgemeinden H interberg und Münichholz (bisher Behamberg, Verwaltungsbezirk Amstetten) an Oberösterreich angeschlossen werden.B) 1 2

Oberhuthof - Arbeitseinsatz Eingemeindungen in Steyr 1938 (mit Einwohnerzahl) Gründberg 563 Stein 135 Christkindl 336 Gleink 864 Niederösterreich ( Hinterberg 556 13

14 Rekonstruktion Münichholz vor 1938 [I1J [i] [B]m Haider @] (Haa lliJ

Aufstellung der Bauernhöfe und Häuser im Bereich Mün i chholz und Hinterberg vor 1938: 1) Ederhof (Heiml) 13) Treusch 2) kleines Jägerhäusl 1 4) Seebacher 3) Lueger 1 5) Czerto 4) Gstöttner ( Nusime) 1 6) Straßer in der Reit 5) Mayr in der Au ( Kampenhuber) 1 7) Oberer Huthof 6) Plankhäusl 1 8) U nterer Huthof 7) Dammererhäusl 1 9) Lehmann 8) Stöcklmayr 20) Führlinger (Kalkbrenner) 9) Bartlhuber ( Böhm) 2 1 ) Steinmayr (Fader!) 1 0) Hainbuchner 22) Fischlmayr 1 1 ) Sunbauer 23) Zirer 1 2) Hobl ( M itterhuber) Die Rekonstruktion erwies sich aufgrund der unterschiedlichen Namensgebung bei Bauernhöfen und der geringen Vergleichbarkeit des früheren und des derzeitigen Gebietes (wenig prägnante gleichgebliebene Orientierungspunkte) äußerst schwierig. 1 0 ) Die Häuser 1 - 94 der Katastralgemeinde Hinterberg und die Häuser Nummer 24 - 63 der Katastralgemeinde Münichholz wurden dadu rch nach Steyr eingemeindet.11) Diese Gebietsänderung brachte eine empfindliche Beschneidung des Behamberger Gemeindegebietes, das beim Gau Niederdonau verbleibende Reststück erhielt neu die Bezeichnung Ramingdorf. 12 ) I m Jänner 1 939 verordnete eine Anordnung des Gauleitners Bü rckel, daß die »gebietlichen Veränderungen zwischen den Gauen Ober- und N iederdonau im Bereich der Gemeinde Behamberg« auch für die Partei in Kraft trete. 1 3) Gleichzeitig wu rde eine Erweiterung des gesamten Stadtgebietes von Steyr an mehre ren Stellen durchgefü h rt. Beg ründet wurde diese erste Maßnahme der nationalsozialistischen Stadtverwaltung damit, daß die »bauliche und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt nach allen Seiten gehemmt« sei und daß »durch die Wiedervereinigung der Ostmark mit dem Reich der Stadt Steyr eine neue Zukunftsaufgabe« gegeben sei. 1 4) Der Landeshauptmann von Oberösterreich genehmigte am 1 5. Oktober 1938 die Eingemeindung von Gebietsteilen folgender Gemeinden : Garsten (Christkindl, Kraxental , Pyrach) Gleink, Stein und Sierning (Gründberg) Behamberg (Minnichholz, Hinte rberg) Das Gesamtausmaß dieser Vergrößerung betrug 1 6 km2. So wuchs Steyr von 1 2 km2 auf 28 km2. Die Häuserzahl in den einverleibten Gebieten betrug rund 600 mit 3.352 Einwohnern, sodaß die Einwohnerzahl von ehemals 2 1 .000 durch die Eingemeindungen und den Zuwachs von Arbeitern und M ilitär auf 32.000 stieg. 1 s) I m Einklang mit den gebietlichen Veränderungen ging die Vorbereitung des baulichen Großprojektes im Bereich Münichholz. Dazu war es vorerst notwendig geworden, die Bewohner des Gebietes auszusiedeln. 1 5

Die gesetzl iche Grundlage hiefür bildete eine Verordnung des Beauftragten des »Vierjahresplanes«, der für den Erwerb des Bau- und Siedlungsgeländes durch die »Wohnungsaktiengesellschaft der Hermann Göring Werke« das Gesetz über die Landbeschaffung fü r Zwecke der Wehrmacht als anwendbar erklärte. 16) Eine Kommission, bestehend aus dem Kreisbauernfüh rer der NSDAP, dem Häuservermittler, einem Schätzmeister, Beauftragten der Steyr-Werke und der WohnungsAktiengesellschaft der Hermann Göring Werke, klärte mit den Betroffenen die organisatorischen und rechtl ichen Details dieser Umsiedelungsaktion ab. 1 7) I n der Zeit vom 22. September 1 938 bis zum 1 8. August 1 939 wechselten insgesamt 29 Anwesen ih ren Besitzer. 1 B) Die »Wohnungsaktiengesellschaft der Reichswerke Hermann Göring« in Linz kaufte ungefähr 700 Joch Baug rund an. Der Kaufpreis bel ief sich in einer Größenordnung, die den allgemein gültigen Normen und Gepflogenheiten entsprach, sodaß die Bauern beim Kauf eines adäquaten Gehöftes keine finanziellen Einbußen hatten . 1 9) I m Kaufvertrag wurde extra vereinbart, daß das »tote und lebende I nventar mit Ausnahme der n iet- und nagelfest angebrachten Gegenstände« (Futtervorräte, Holz, Fässer, Möbel etc.) vom ehemaligen Besitzer mitgenommen werden konnten . 20 ) Bei der Suche um E rsatzhöfe und bei der Ü bersiedlung half die Kommission . Du rch die schlechte wi rtschaftliche Situation waren viele Bauern in den dreißiger Jahren verarmt, und so fanden sich viele in der Umgebung von Steyr, die ihren Besitz veräußerten. Ein Teil dieser Höfe wu rde von der WAG - Hermann Göring Werke aufgekauft und dienten nun den Münichholzer Bauern als neue Heimstätte. 21 ) Wenn man die schlechte Bonität des Bodens in Münichholz berücksichtigt, kann man feststellen, daß den Bauern kein ökonomischer Nachteil aus i h rer Lage entstand. Dies kann aber nicht über die sozialen und psychischen Probleme h inwegtäuschen, die entstehen, wenn eine G ruppe von Menschen , die seit Jahrzehnten ih ren gewohnten Lebensbereich hatte und das gewohnte Sozialleben füh rte, nun in alle Winde zerstreut wu rde. 22) 1) vgl. Jahrbuch des Kreises Steyr 1 940, Anschriftenbuch von Partei-, Staats- und Gemeindebehörden, I ndustrie, Handel und Handwerk, 53. Jg„ S. 21 2 2) vgl. Chronik für Steyr und den Landkreis Steyr, vom 1 . Oktober 1 940, i n : Jahrbuch des Kreises Steyr 1942, a.a.O. S. 267 Bis zum Jahre 1 940 herrschte noch Unklarheit, welche der beiden Bezeichnungen »Min(n)ichholz« oder »Münichholz« richtig wäre. Die Stadtverwaltung Steyr setzte die Bezeichnung mit Umlaut »Ü« fest, da sich der Name vom Stammwort Mönch, als ehemaliger Klosterbesitz, ableitete. 3) Oberstes Prinzip war die Versorgung dieser Stammkundschaft. Bei Versorgungsengpässen wurde durch gegenseitiges Abkaufen der Produkte nachbarschaftlich geholfen. Vgl. dazu Tonbandprotokoll Herr Faderl, vom 3 1 . 3. 1 984, im Besitz des Autors. 4) Die genauen U rsachen für diese Entwicklung sollen im folgenden Kapitel beschrieben werden. 5) vgl. dazu den Flächenplan der Bauvorhaben in Steyr, Wohnungsaktiengesellschaft der Reichswerke » Hermann Göring« Linz, Baubüro Rimpl, vom 2. Juli 1 938. 6) Slapnicka Harry, Oberösterreich, als es »Oberdonau« hieß: (1 938 - 1 945), Linz 1 978, S. 33 - 39 1 6

7) Gesetzblatt für das Land Oberösterreich, Jahrgang 1 938, 1 27. Stück, 443 Kundmachung: Bekanntmachung des Gesetzes über Gebietsveränderungen im Land Ö sterreich. B ) Gesetzblatt für das Land Oberösterreich, Jahrgang 1 938, 1 30. Stück, 473. Kundmachung des Reichsstatthalters in Ö sterreich über die Bestimmung der an das ehemals österreichische Land Oberösterreich fallenden Grundstücke der Gemeinde Behamberg und der beim ehemals österreichischen Land Niederösterreich verbleibenden Grundstücke der Gemeinde Lang-Enzersdorf und Kritzendorf, § 1 9) vgl. Jahrbuch des Kreises Steyr 1 940, a.a.O., S. 2 1 2 f 1 0) Nach Angaben von Herrn Faderl und Herrn Franz Müller 1 1 ) Fuchshuber Josef, Behamberg und seine Geschichte 1 082 - 1 982, Behamberg o. J., S. 254 12) vgl. Fuchshuber, ebenda: »Die Gemeinde Behamberg hatte natürlich keinen Einfluß und konnte sich dagegen in keiner Weise wehren, obwohl es um eine empfindliche Beschneidung des Behamberger Gemeindegebietes ging (. . . ) Von welcher Seite dennoch Auseinandersetzungen darüber verursacht wurden, ist nicht festzustellen. Am 1 2. März 1 941 wurden jedenfalls Auseinandersetzungen darüber mit einem Schreiben an den Herrn Landrat des Kreises Amstetten einfach abgetan, da es darin heißt: , Der Reichsminister des Innern hat Nachstehendes eröffnet: Unter Bezugnahme auf die mündliche Mitteilung des Gaukämmerers Strasser, daß wegen der Teile der Gemeinde Behamberg, die durch das Gebietsveränderungsgesetz zum Reichsgau Oberdonau gekommen sind, eine Auseinandersetzung nicht erforderlich sei, betrachte ich die Angelegenheit insoweit als erledigt. Hievon setze ich sie hiemit in Kenntnis. Im Auftrag : Doktor Neunteufel'.« 1 3) vgl. Der Parteiaufbau in der Ostmark, Anordnungen und Verfügungen des Beauftragten des Führers für den Parteiaufbau in der Ostmark Gauleiter Josef Bürckel, Wien 1 939, Anordnung Nr. 1 /39 1 4) vgl. Teil A Kapitel 2.1 . 1 5) vgl. Jahrbuch des Kreises Steyr 1 940, a.a.O., S . 2 1 2 16) vgl. 2 5 Jahre Wohnungsaktiengesellschaft Linz 1 938 - 1 963, Linz 1 963, S. 1 7 1 7) vgl. dazu Tonbandprotokolle: Herr Faderl (Steinmayr) und Herr Eder (Ederhof) vom 31 . 3. 1 984, im Besitz des Autors. 18) vgl. dazu die Kaufverträge zwischen den Besitzern und der Wohnungsaktiengesellschaft der Reichswerke »Hermann Göring« in Linz. Eine Ausnahme bildete das Haus von Johann und Anna Lehmann, das schon am 25. Juli 1 938 an die Stadtgemeinde Steyr verkauft wurde (Lehmannhof). Da die Ü bergabe noch vor der Währungsreform (Schilling in Reichsmark im Verhältnis 2/3: 1 ) durchgeführt wurde und der Besitzer kein adäquates Gut ankaufte, verlor e r bereits nach wenigen Monaten ein Drittel seiner Anfertigung. Nach der Währungsreform nach dem Kriege 1 945 verlor er den Rest und verarmte vollkommen. 1 9) Der Ederhof, 50 Joch Besitz, wurde um 1 00.000 RM verkauft. Der neue Besitz der Familie Eder in Waldneukirchen, 48 Joch, kostete hingegen nur 69.000 RM. 20) vgl. Kaufverträge zwischen den ehemaligen Besitzern und der WAG Hermann Göring Werke. 21) Tonbandprotokolle, Herr Kampenhuber (Mair in der Au), Herr Faderl (Steinmayr), Herr Eder (Ederhof), im Besitz des Autors. 22) Nach Aussage von Herrn Faderl haben sich die ehemaligen Münichholzer Bewohner in folgenden Gegenden neu angesiedelt : Lueger (Dammerer) - Weistrach Kampenhuber - Wachtberg Strasser in (auf) der Reit - Dietach (Gasthaus Resch) U nterhuthafer - Weistrach U nterberger - Kronstorf Stöcklmayr - Kleinraming Nusime - kehrte nach dem Krieg wieder zurück, existiert heute noch Hollensteiner - Dietachdorf Hainbuchner - Weichstetten Eder - Waldneukirchen Lehmann - kein neuer Besitz Bartlhuber (Böhm) - Zementwerk in Münichholz, Haagerstraße Seebacher - Sierning Steinmayr (Faderl) - Wolfern (Gasthaus) 17

2. Gründe für die Entstehung 2.1. Ökonomische Gründe für die Entstehung Die Errichtung einer Großsiedlung in Münichholz steht i n engem Zusammenhang mit der Aufrüstung des D ritten Reiches, den Vorbereitungen eines bevorstehenden Krieges und den Aufgaben , die der Stadt Steyr und den Steyr-Werken in dieser Situation zugedacht wu rden. Lange wurden zwar darüber »amtlicherseits keine bestimmten Äußerungen abgegeben«, aber die Öffentlichkeit sollte »mit einem fix und fertig ausgearbeiteten Großplan über die Gestaltung der Stadt überrascht werden« . 1 ) I m Oktober 1 938 wu rde von offiziellen Stellen dieser Ausbauplan präsentiert, der nach Angaben der Nationalsozialisten »Arbeit und Brot« schaffen sol lte »für viele lange Jahre und für viele tausend Volksgenossen«. 2 ) Die Verwi rklichung dieser Pläne sollte naturgemäß eine dauernde Zunahme der Bevölkerung mit sich bringen. Das Hauptziel des Ausbaues der Stadt und der Steyr-Werke wi rd du rch den Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1 . September 1 939 klar sichtbar. 1 8 Die Belegschaft der Steyr-Werke während des zweiten Weltkrieges (nach Slapnicka) 2J oco 22 000 20 OGO 18 000 16 000 , a cr;o \ ') 000 8 00() S CG(J '000 ? 000 hoc�S(S!�nd 1918 / //�----/ // /\9COO / •r:JGOC 1 d QOC i J :i:o -" �9 390 i< r·n'lsb�ginn End� 1939 1940 1941 1942 1 1943 1944 • / � 5 ocr 1 1945

Als das Oberkommando der Weh rmacht am 3. September 1 939 den Tag X für die Wi rtschaft verkündete, k ristallisierte sich in Oberdonau bald ein einziger g roßer Rüstungsschwerpunkt, die Steyr-Werke, heraus.3) Das Hauptwerk Steyr mußte schlagartig auf Höchstleistungen gebracht werden und wurde g roßzüg ig erweitert. Die 6.000 Arbeitslosen der Stadt Steyr waren innerhalb weniger Monate wieder in Arbeit, und neue Arbeitskräfte mußten aus der näheren und weiteren Umgebung geholt werden .4) Hier in Steyr arbeiteten nun 9.390 Arbeitskräfte vorwiegend für die Rüstung. Diese Zahl sollte sich bis Kriegsende beinahe verd reifachen. Steyr mußte vorerst, entsprechend seiner Tradition, seiner maschinel len Ausrüstung und gemäß den Fähigkeiten seiner Arbeiter, Gewehre und Pistolen, dann auch Maschinengewehre und Panzerbüchsen produzieren. Obwoh l es anfangs zu Umstellungs- und Anpassungsschwierigkeiten kommt, steigern die Steyr-Werke zwischen 1 939 und 1 940 die Produktion um 20 Prozent. Wäh rend des Krieges wi rd die Autoproduktion vorwiegend auf M i litärfah rzeuge wie Lastkraftwagen , Geländewagen und Raupenschlepper umgestellt. Neben der Auto- und Handfeuerwaffenproduktion kristall isieren sich aber in Steyr noch zwei weitere Schwerpunkte heraus : Die Erzeugung von Kabinen und Fah rgestellen fü r Flugzeuge, sch ließlich die Produktion von Flugzeugmotoren .6) I m Jahre 1 939, anläßlich der Feiern zum 75-jäh rigen Bestand der Steyr-Werke, wu rde der Grundstein zum heutigen Wälzlagerwerk im Bereich der Katastralgemeinde H i nterberg gelegt, das u rsprünglich fü r eine Jah reskapazität von 1 2 Millionen Lagern angelegt war und noch im Jahre 1 941 die E rzeugung von Lagern aufnehmen konnte. Errichtung des Wälz/agerwerkes im Zuge der Ausweitung der Rüstungsproduktion 1939 - 1941 1 9

Die Kantine des Wälzlagerwerkes in den Kriegsjahren 20

Frauen ersetzen den Mann am Arbeitsplatz - keine Frage der Gleichberechtigung, sondernder Ausbeutung für , Führer und Vaterland' 2 1

All diese Pläne stützten sich auf eine entsprechende Ausweitung des Arbeitskräftepotentials und brachten eine ständige Zunahme der Bevölkerung mit sich. Auf Befragen der Reichsstellen legte der Generaldi rektor der Steyr-Werke, Dr. Meind l , dar, daß Steyr eine Siedlung von mindestens 2.000 - 4.000 Wohnungen benötigte, eine Ziffer, die für ostmärkische Verhältnisse phantastisch schien, die aber eine unabweisliche Notwendigkeit fü r die im steten Ausbau begriffenen Steyr-Werke war.7) Am 9. 9. 1 94 1 erreichte Steyr bereits die 50.000 Einwohnerg renze. Da die Bevölkerungsziffer von offiziellen Stellen bereits vor Kriegsbeginn mit 70.000 kalkuliert wurde und Steyr somit zu einem I ndustriezentrum ersten Ranges in Oberdonau werden sollte, waren die Stadt und die Werke an einer umfangreichen Ausdehnung sowohl ihrer Anlagen als auch der Schaffung von Wohn raum bemüht.B) Um nun »ihrer um das vielfache gestiegene Gefolgschaft so rasch als möglich gesunde und würdige Wohnungen zu schaffen, entschlossen sich die Steyr-Werke ( . . .) zum Bau der Großsiedlung in Münichholz, einem der g rößten Wohnungsbauprog ramme in der Ostmark.«9) Das »neue« Steyr, wie es von den Machthabern propagandistisch genannt wurde, sollte Wohnraum für 20.000 - 30.000 Menschen bieten und sollte den »fremden« deutschen Arbeitskräften, die »unmittelbar oder mittelbar du rch die Steyr -Werke Arbeit und B rot« fanden und i h ren Nachkommen zur Heimat werden. 10 ) M it der Planung und Du rchführung wu rde die Wohnungsaktiengesellschaft der Reichswerke »Hermann Göring« betraut, deren wichtigstes Ziel es war, diese außergewöhnl ichen Siedlungsaufgaben im Zuge des kriegsbedingten Ausbaues der Schwerindustrie zu übernehmen. 1 1 ) 1 ) vgl. Heimatblatt, amtliches Blatt der NSDAP, Kreis Steyr, Das nationalsozialistische Arbeitsbeschaffungsprogramm unserer Stadt - Steyr erhält ein neues Gewand, vom 30. 10. 1938 2) ebenda 3) Slapnicka, Harry, a.a.O., S. 140 4) vgl. Heimatblatt, Die Steyr-Werke bauen das neue Steyr, Nr. 42, vom 18. 10. 1940 5) Tabelle nach Slapnicka, a.a.O., S. 151 6) Slapnicka, Harry, a.a.O., S. 137 - 150 7) vgl. Heimatblatt, Die Steyr-Werke bauen das neue Steyr, N r. 42, vom 18. 10. 1940 Der Steyrer Stadtbaudirektor Schüller sprach am 27. 9. 1940 sogar von einer Zahl von 10.000 benötigten Wohnungen. 8) vgl. Heimatblatt, Das nationalsozialistische Arbeitsbeschaffungsprogramm unserer Stadt, vom 30. 10. 1938. 9) Jahrbuch des Kreises Steyr 1942, a.a.O. , S. 271 und 279 1 0 ) vgl. Heimatblatt, Die Steyr-Werke bauen das neue Steyr und Tagespost, ein neuer Steyrer Stadtteil - die Großsiedlung Münichholz wächst heran, vom 25. Juni 1940 S. 4 1 1 ) vgl. Daheim bei der WAG, Informationen für Mieter und Wohnungseigentümer, 1938 - 1 984, Die »Geschichte« der WAG, N r. 32/1984, S. 377 22

2.2. Wohnungsnot und Bevölkerungswachstum in Steyr Die zweite Komponente, die den Bau einer Großsiedlung notwendig machte, resultiert aus der Wohnungsnot, die in der Stadt Steyr herrschte. Verstärkt wurde diese Not du rch das zusammenfallen von zwei Faktoren : Erstens im traditionell vorherrschenden Wohnungselend der Stadt und zweitens im Aufschwung der Steyr-Werke bedingt du rch den Ausbau der nationalsozialistischen Rüstungsindustrie und der Umstellung auf Kriegsproduktion . 1 ) Diese zwei Faktoren waren seit dem vorigen Jahrhundert stets bestimmend, wenn die Stadt Steyr sogenannte »Blütezeiten« hatte. Von langer Dauer waren diese Zeiten nie. Wie Ebbe und Flut wechselten (Kriegs-)Konjun ktur und Krise, tausende Menschen strömten herbei , gingen wieder und leere folgte der überfülle in der Stadt2) I n den Jah ren 1 880 - 1 890 war die Einwohnerzahl der Stadt Steyr i nfolge der damaligen guten Beschäftigung der Österreichischen Waffenfabriksgesel lschaft, aus der die SteyrWerke hervorgegangen sind, von 1 7. 1 99 um 4.300 auf 2 1 .499 h inaufgeschnellt. Die Wohnungsbeistellung h ielt jedoch mit dieser Entwicklung nicht Schritt.3) Die Wohnungen in Steyr waren im Verhältnis zur Bevölkerungszahl schon immer gering, auch die Größe der einzelnen Wohnungen war gegenüber anderen Städten als klein zu bezeichnen. Die Volkszählung des Jahres 1 9 1 0 ergab, daß damals schon über vier Personen auf eine Wohnung entfielen. Es bestand daher schon in Friedenszeiten vor dem ersten Weltkrieg keine Wohnungsreserve, die für plötzliche und unvorhergesehene Bevölkerungsvermeh rung hätte ausgleichend wirken können. Im Jah re 1 9 1 4 zählte Steyr 1 7.400 Bewohner, diese Zahl stieg wäh rend des Krieges auf 27.500. D ieser Zuzug bestand aber nicht aus Familien, sondern aus Personen, die als Bettgeher viel leichter unterzubringen waren. Man behalf sich mit Notunterkünften und Baracken . D i e Baracken auf d e r Ennsleite, im Wehrg raben, in d e r Sierningerstraße u n d vor allem auch in Ramingsteg dienten sodann zur Unterbringung der sich entwickelnden neuen Haushalte. Nach 1 9 1 8 bezifferte sich die Bevölkerung auf 22.000 Personen, für die ordentlicher Wohn raum beschafft werden mußte. Da dies aber zur Gänze nicht möglich war, blieben die Baracken. Eine kaum fühlbare Erleichterung trat in den Jah ren 1 924 und 1 925 ein, als einerseits der Bau von Siedlungen begann und andererseits damals fast 2 .000 Personen von Steyr nach Übersee auswanderten. Du rch die nahezu zehn Jahre andauernde Wi rtschaftskrise, die Steyr besonders hart getroffen hatte, waren die Wohnungsinhaber gezwungen, um einen Zuschuß zur Arbeitslosenunterstützung zu erlangen und die verhältnismäßig hohen M ietzinse aufzubringen, i h re Wohnungen weitestgehend unterzuvermieten. Der Zugang an neuem Wohn raum zwischen 1 920 und 1 938 war du rch die Wohnbauten der Stadtgemeinde, der Steyr-Werke, der Genossenschaften und Siedlungen und verhältnismäßig wenig du rch Privatbauten gegeben.4) Der schon im vorangegangenen Kapitel erwähnte Ausbau der Rüstungsproduktion der Steyr-Werke und die Eingemeindung von umgrenzenden Gebietsteilen ließen die 23

Arbeiterbaracke in Ramingsteg kurz vor dem Abriß Einwohnerzahl von Steyr auf 32.000 emporschnellen. Dazu kam der mit dem Jahre 1 938 einsetzende überaus g roße Zuzug von reichsdeutschen Behörden und sonstigen Stellen, die die Wohnungsnot in Steyr akut werden ließ. Zusätzlich kam noch der Umstand, daß noch immer Hunderte von Arbeitern unter schlechtesten Verhältnissen in Baracken wohnten. 5) Die E rrichtung des Wälzlagerwerkes und die ständig ansteigende Belegschaft der SteyrWerke zwangen zur Ersch ließung eines neuen Siedlungsraumes. Die Steyr-Werke e rrichteten zwar für die immer g rößer werdende Belegschaft meh rere Gefolgschaftshäuser und Gefolgschaftssiedlungen im Weh rgraben, am Damberg (hintere Ennsleite) und im nahegelegenen Kammermayrgut. Doch diese Vorhaben konnten bei weitem nicht die Wohnungsnot lindern.6) Da die Stadt in ih rem Wesen als geschichtliches Baudenkmal erhalten bleiben sol lte und für die notwendigen Größenordnungen auch n icht i n Frage kam, schied sie bei der Wahl des Siedlungsraumes aus.7) I m Flächenwidmungsplan wu rden mehrere Bauvorhaben in Erwägung gezogen. I nsgesamt belief sich die Zahl der benötigten Wohnungen nach den Ausbauplänen der Nationalsozialisten auf 1 0.000. Diese Größenordnung schien zwar zu diesem Zeitpunkt (27. 9. 1 940) utopisch, wenn man aber bedenkt, daß, bedingt du rch die bereits erwähnten Umstände, Steyr 1 940 die 50.000 Einwohnerg renze übersch ritt und nach dem Kriege soga r kurz d i e 70.000 Einwohnerschwelle erreichen sol lte, entbeh rt diese Schätzung von Stadtbaudirektor Schü l l e r sicherlich nicht einer gewissen Realität. Für diese Größenordnung kamen flächenmäßig zwei Mög lichkeiten in Frage: das »Mün ichholz« und die »Ennsleite« . 24

Es bestand kein Zweifel daran, daß das Bauvorhaben in Münichholz äußerste Priorität aufwies. Allerdings noch un klar war die Frage des Ausbaues der Siedlung. Du rch die günstige Lage in der Nähe des Kugellager- und Wälzlagerwerkes bestand der Plan, Münichholz mit noch höheren Bauten als vorgesehen zu erweitern und dadu rch mehr Menschen einen Lebensraum zu bieten . Schließlich siegte aber die »städtebau liche Vernunft und Münichholz wu rde i n der bereits 1 938 vorgesehenen Form in Angriff genommen. Als zweiter Bereich für neuen Lebensraum kam die Ennsleite in Betracht. Dieses Ziel sollte aber bedingt du rch den für die Nationalsozialisten unerwarteten Kriegsverlauf n icht mehr realisiert werden.B) Trotz der Größenordnung der Bauvorhaben konnte der Bedarf an neuen Wohnungen nie gedeckt werden. Der Bericht von Stadtrat Kornhäusl vom 30. 1 2. 1 94 1 unterstreicht diese Tatsache drastisch. Aus den Zahlen, die e r in der »Beratung mit den Ratsherrn« anfüh rt, kann man ersehen , daß der Bedarf an Wohnungen immer g rößer wurde und daß die Zahl der freiwerdenden Wohnungen und neuerbauten Wohnungen in keinem Verhältnis zu den angeforderten stand. Die »Barackenfrage« war noch immer n icht gelöst und es war angesichts dieser Situation schwer, für diese Leute Wohnungen zu finden, da die Barackenwohnungen zum Tei l noch besser waren, als viele der zugewiesenen »neuen« Wohnungen .9) 1) vgl. Heimatblatt, parteiamtliches Blatt der NSDAP für die Kreise Steyr und Kirchdorf/Krems, Nationalsozialistische Mustersiedlung in Minnichholz, Riesenbauprogramm der Reichswerke Hermann Göring in Verbindung mit der Stadtgemeinde - 2.000 Wohnungen bereits im Herbst fertig, Nr. 1 0, vom 1 1 . 3. 1 939 2) vgl. Tagespost, Ein neuer Steyrer Stadtteil - die Großsiedlung Münichholz wächst heran, S. 4, vom 25. 6. 1 940 3) vgl. Heimatblatt, Die Steyr-Werke bauen das neue Steyr, Nr. 42, vom 1 8. 1 0. 1 940 4) Steyrer Zeitung, Ich brauche dringend eine Wohnung, vom 8. 4. 1 948 5) vgl. Heimatblatt, N r. 38, S. 8, vom 1 9. 9. 1 941 6) vgl. 75 Jahre Steyr-Werke, Festschrift der Steyr-Daimler-Puch AG, Steyr 1 939, S. 76 f. 7) Tagespost, Ein neuer Steyrer Stadtteil, S. 4, vom 25. Juni 1 940 B) vgl. Beratung mit den Ratsherrn, Punkt 11: Flächenwidmungsplan und Bauvorhaben, vom 27. 9. 1 940 9) vgl. Beratung mit den Ratsherrn, vom 30. 1 2. 1 941 25

2.3. Ideologische Begründung für die Entstehung Wenn in diesem Kapitel von einer ideologischen Beg ründung für die Entstehung der Siedlung gesprochen wird, so soll dies unter dem Gesichtspunkt stattfinden, daß Ideologie als M ittel für die Machthaber angesehen wird, sowohl die E rrungenschaften des Systems zu preisen, um damit das System zu konservieren, als auch die tatsächl ichen H i ntergründe und i h re Folgen zu verschleiern. So dü rfen wir, wenn wir von einem Modellcharakter der Siedlung sprechen und vielleicht mit Bewunderung die Vorzüge betrachten, nicht vergessen, wo die tatsächlichen Wurzeln der Entstehung von Münichholz zu finden sind. Die ideologischen Rechtfertigungen für die Entstehung lassen sich im g roßen und ganzen auf zwei wesentliche Bereiche reduzieren: 1 . Der Nationalsozialismus tritt nach außen hin mit seinen pseudosozialen Parolen als Retter der Arbeiter und Beseitiger des Arbeiterelends auf und nimmt eine pervertierte antikapital istische und antiliberalistische Rolle ein.1 ) So heißt es in der Begründung der städtebaulichen Vorhaben in Linz, die mit Steyr durchwegs vergleichbar sind: »Die folgenschweren Wi rtschaftsänderungen (des 1 9. Jah rhunderts, Anm.) sind aber noch nicht in ihren ganzen Auswi rkungen erkannt und einseitig unter schwerer Beeinträchtigung der kulturellen und sozialen E rfordernisse übersteigert worden. Das rücksichtslose Einzelinteresse setzt sich in dieser liberalistischen Wi rtschaftsära hemmungslos durch. Der ungesunde und kulturlose Großstadttypus mit Durchdringung der Wohngebiete durch rauchende und lärmende I ndustrien und Zusammenballung von Menschenmassen auf engem Raum an l ichtlosen H interhöfen und kahlen Brandmauergiebeln haftet allen Großstadterweiterungen dieser Zeit an. Noch fehlte die übergeordnete Idee, welche den neuen Wi rtschafts- und Lebensformen planmäßig Schranken auferlegt und alle wi rkenden Formkräfte in sinnvoller Zusammenschau meistert. Alle wertvollen städtebaulichen E rkenntnisse mußten aber erfolglos bleiben, solange nicht ein einheitlicher politischer Wille das gesamte Volk erfül lt und eine geschlossene Volksgemeinschaft sich ihrer Aufgabe bewußt wird.« 2 ) Besonders i n der Arbeiterstadt Steyr fiel natürlich die Argumentation, daß die »Verhältnisse Hunderter von Arbeitern, die in Baracken wohnten« untragbar seien und in Mü n ichholz »den schaffenden Volksgenossen eine dem deutschen Arbeiter wü rdige Heimstätte« errichtet werde, auf fruchtbaren Boden.3) 2. Ziel der Nationalsozialisten war es, das Projekt als Ausdruck nationalsozial istischer Größe und Stärke zu sehen und die Überlegenheit des Regimes herauszustreichen. Deutlich trat dies nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zutage. Im Zentrum der Argumentation stand die Fiktion der Volksgemeinschaft, »die das bedingungslose zusammenstehen aller gegen innere und äußere Feinde hervorkehrt.«4) So e rklärte der stellvertretende Gauleiter Opdenhoff anläßlich des Richtfestes nach der Errichtung der 2.000. Wohnung in Münichholz: » U nsere Festung ist die deutsche Wohnung, eine andere Festung haben wir nicht mehr nötig! I m deutschen Heim meistern wir alle Sorgen und finden wi r Kraft zum siegreichen Kampf für Deutschlands Ehre und Freiheit.« Münichholz sol lte so zum Beispiel werden, wie nach dem Wohnungselend der Systemzeit 26

der Nationalsozialismus »trotz Krieg und Schwierigkeiten den Arbeitseinsatz ständig verstärkt und die Leistung gesteigert werden konnte.« »Während über England die Stukas dröhnen, wäh rend Städte in Trümmer zerfal len« sei hier »dank der schützenden Hand des Führers und der Stärke der deutschen Wehrmacht aufgebaut und das Richtfest einer neuen Stadt begangen worden. Diese Aufbaua rbeit sei symbolhaft für die deutsche Gemeinschaftsarbeit, denn sie wurde geleistet für die Kameraden der Steyr-Werke, die in dieser Waffenschmiede der Ostmark jene Waffen schmieden, mit der der Führer die Freiheit des deutschen Volkes erkämpfte.s) Gerade aber in der Propaganda der Nationalsozialisten manifestiert sich die zweideutige Haltung des Regimes, das als Beseitiger des Arbeiterelends und gegen die Auswi rkungen des Kapitalismus und Wi rtschaftsliberalismus auftritt, gleichzeitig aber mit der Errichtung der Großsiedlung Münichholz nur kriegswi rtschaftliche Ziele verfolgte, wodurch wiederum tausende Menschen unfreiwillig ihre Heimat verlassen mußten und neues Elend geschaffen wurde. 1 ) Botz, Gerhard : Die historische Erscheinungsform des Faschismus, Tagungspapier, Studienkonferenz des Dr. Karl Renner-Institutes, am 1 6. April 1 973 2) Sehmückenschlager, Franz: Die Großstadt Linz im Aufbau, in: Kulturbericht der Stadt Linz 1 941 , Linz - Erbe und Sendung, S. 77 3) vgl. Steyrer Kalender 1 942, vom 1 2. Oktober 1 940, S. 272 und Heimatblatt, Nr. 38, vom 1 9 . 9. 1 941 , S. 8 4) Botz, Gerhard, a.a.O . S) Steyrer Heimatblatt: Die Steyr-Werke bauen das neue Steyr, N r. 42, vom 1 8. Oktober 1 940 27

3. Die nationa lsozi a l istische Mustersiedlung Münichholz M it dem Siedlungsbau in Münichholz wurden neue Maßstäbe gesetzt, die auch für die heutige Stadtplanung interessante Details aufweisen. So erreichten selbst die g rößten sozialen Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien in der Ersten Republik mit rund tausend Wohnungen nicht die D imension der Siedlung Münichholz. I n Linz, Steyr und Eisenerz wu rden du rch die Wohnungsaktiengesellschaft der Hermann Göring Werke neue Stadtteile errichtet, für die, anders als zum Beispiel i n Wien , nicht eine teilweise schon vorhandene I nfrastruktu r ausgenutzt werden konnte, sondern für die diese vollständig neu geschaffen werden mußte. Bei der Planung der Wohnfolgeeinrichtungen hielt man sich an die gesetzlichen Bestimmungen, daß für jede g rößere Siedlung ein sogenannter Wirtschaftsplan ausgearbeitet werden mußte. Es handelte sich dabei um Standortplanungen für »Gemeinschaftsein richtungen«. Wenn auch die Folgeeinrichtungen nicht den Wirtschaftsplänen entsprechend realisiert wurden, so wurde doch zum ersten Mal der Anspruch auf eine i nteg rierte Gesamtplanung eines geschlossenen Wohngebietes erhoben und auch teilweise realisiert. 1 ) Trotz der Größe der Siedl u.ng verwehrten sich die Nationalsozialisten, einen Vergleich mit dem »Emporschießen« nach amerikanischem Muster anzustellen, denn es sollte »nicht darauf losgebaut werden , nur um fertig zu werden , sondern planmäßig sollte ein Abschnitt nach dem anderen entstehen.« Das Ergebnis sollte »ein harmonisches Ganzes« sein, mit dem »Gepräge deutschen Bauwil lens«. 2 ) Nach den reichseinheitlichen Vorsch riften, die in Verbindung mit der Wohnberatung der :13 ffiinichholJ - ber neue StoOtteil Steurs Dlt mabnuags-R.-6. Ou Rttd!mrll! nermann 66r:ng baut �soo mo�nunoen für 20.000 Delhgtnorrrn )• 1tofNPln bn 51o&t 51f1'f tri f'ln IU'UT 51abltril ml11ldlf>o4), I• ttlnl>ft. bn ft�n!i,rn ociro1!r!tt11 b1r ciMrttt brt Tl""11 r o 1„;·• ••dl lri•n.1n1itflt0Dng .11.td)f •ftll 1.1•-•ntT)llbl bn 51.&I „a rh1 NIT.tdlllld)n ..-t11r6�tT11 1 u111' "" lnr,,..frrort 'e.ll'bnfl\ Qlltl •llrlo•h•n 6<'1" · ..trl. Dk m..-.„„.11..1( kt �rl„mtrh . .{>n!IOHll C!Orin 1 · IU1rt.. 11n�abfrl llantl llh "'" ' Nrllonllltd'I 1h aul blt onra1nwlrb•"f'< hnrh q�·· frbnln �lh11flt. bot !11111Mrkbot9 &ardl „1b rona bt1I t. •od> t1an !ni1rll 0011 flnlrn l m•d'luno /\" Strol1111n�rnl"'drl!n 1'mr1'1 'flnloor 1�1- lllncrtfll. bnt1h Mr ,!mt9fl�u11 rln" ?tilH bfo9�rbaboru. tr.cbnl.. l lprodlf"!>tr �lfol\rnfrrniunor11 f.nrlrln�r uu� �,. lil>C1rn1>�11l•n 11•/>nltl ! "'"""""'" ,.....,�,„ ��' -�·...,....�-.., • . - ·-- -· �·· �lbhdn,IQH �"''"'"-"'" "'II an,., ""'lllf"lllhl!- ! • .:.' ! hN�1 1�::�:��;::� �!�:1���"'Q'1:�1�:�„���f� "''�Ir.·.�.: , · • ' ·· l ,1o,_•1!11"t•'1011'H "''' !ldobrn 1'Mlf•bou• " " ;„ „ 1 bo.lr Q, „o unb roohrt,...1nhdl aud\ IJ!l•nl>nbnha• •• . fl<"n �H·uorn j\ur bor Cmulluorn� �rl'lrn r••r !ll'lf!· '·"� ""' f\au�l'"1ul• tr!1'1l111 nuf ,J,„,1 ' . , auu11001n 111 n� a'" 'f\l111Drfln0 a-•r� llor ÖPOf!rlt• ·'' \ "'"0�,'t ,'\�;,•:;��' �" ,..,, f".t1tt>d•Q-1ln Mllflf'-i �,� l f'idul•r l!'•r'rn 1n hr•1rn 'full•nrl'„n o•l'l�lrrn f\•"· . . \'-.\ · .· ·��.� : �.;::�;::1�.C�'�;;��„��::��,:�::��;.·t.���· ! �::.„�·-� ' ' :' c.'.\ - .1 :-�� .f �. - = , 1 ;;�;;:2·;::::;;;�;�'f:�.: ·:s:���- ·:·„:. . lr.1,· �»,„„ , ,,, t'� . ; ·1 ! ''"'"""1 .„, . „. ''" ·'"'""" "" ,,,,„„.-.. . ,._. --· - . ·� 1 �.�� ·,·, · , ·f · ;·0!i:� ·��;Y.:�1::���� �:t:��.��;�:· :': . �...._,� J 1 nu, n"r" 1•1>r 'h'<'hnuno oUr! �''""· "',' r·· lrt),plr"�' 'lllrnld) on l'•Ou•nlll!btrrr �l"�"I ' ..,'' · Bllrk In dlr Haapt...nf..,bluft•hlfl.r d... �ladll•tlo„ l.lnh d• Kl- ....,hll I• Rlnl•.......,,,,.j •In l unll '!ii��,��';',� 1 � 1 11!:�0tbr�or/1�1 rln 'l•fl 11'9 �0"""'' l.ad•n 1•b.lud• bn�tn• tro11 luror '5ou "'' nn� Dn t 1 nllt!•„•�·�"� 1 fltrl'lnlrnillr ou•art1illrr ll'nr�'" '.'\„ "•·•·- „. ·· Zeitungsausschnitt Münichholz - der neue Stadtteil Steyrs 28

Deutschen Arbeitsfront für alle Volkswohnungen galten, wurde in e rster Linie auf die YBsundheitlichen Grundbedingungen der Bewohner Bedacht genommen : viel Licht, Luft u nd Bewegungsfreiheit, außerdem mögl ichst Loslösung von de r Arbeitsstätte.3) Der Modellcharakter der Siedlung läßt sich auch daran e rkennen, daß sogar über die Grenzen des Deutschen Reiches h inaus Expertenteams auf Einladung der Reichsregierung die Wohnsiedlung besichtigten , um Zeugnis über die »imposanten Pracht- und Zweckbauten des neuen Deutschland« ablegen zu können.4) 1 ) Schweit2er, Renate: Der staatlich geförderte, der kommunale und der gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsbau in Ö sterreich bis 1 945, Dissertation, Technische Hochschule Wien 1 972, S. 464 2 ) Volksstimme : Minichholz - der neue Stadtteil Steyrs, vom 27. Jänner 1 940 3) Heimatblatt : Nationalsozialistische Mustersiedlung in Minichholz, Nr. 1 0, vom 1 1 . 3. 1 939 4) vgl. Jahrbuch des Kreises Steyr 1 942, S. 279 Der Generaldirektor der Steyr-Werke, Dr. Meidl, bezeichnete am 1 0. Dezember 1 940 anläßlich eines Großappelles das Wohnungsbauprogramm in Münichholz als eines der größten im Reich. vgl. auch Jahrbuch des Kreises Steyr 1 942, S. 277, Chronik vom 30. November 1 940 : »Zwanzig norwegische Architekten, die über Einladung der Reichsregierung Großdeutschland bereisten, waren zur Besichtigung der Wohnsiedlung Münichholz eingetroffen.« 29

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3.1. Wohnungsbau- und Industrieansiedlungspolitik - Die Bautätigkeit der » WAG - Hermann Göring Werke« Die Wohnungsbaupolitik der Nationalsozialisten zielte ab 1 938 darauf ab, besonders jene Wohnbauten zu fördern, die ermöglichten, die notwendigen Arbeiter, Facharbeiter und I ngenieure an die dezentralisierten Rüstungsproduktionen zu binden. Du rch die einseitige struktu relle Orientierung der I ndustrie auf Rüstungsproduktion verstä rkte sich der Arbeitskräfte- und Rohstoffmangel und bedingte einen gezielten staatlichen Eing riff. 1 ) Auf dem Parteitag 1 936 in Nü rnberg verkündeten die Nationalsozialisten den zweiten »Vierjah resplan«, dessen Du rchfüh rung mit Verordnung vom 1 8. Oktober 1 936, dem M in isterpräsidenten, Generaloberst Göring, übe rtragen wurde. 2) Der Vierjahresplan zielte mit H i lfe von Prioritäten bei der Kontingentierung von Rohstoffen , staatlich unterstützter I nvestitionslenkung u nd Fixierung bzw. Zwangszuweisung von Arbeitskräften auf den Aufbau eines einsatzbereiten Rüstungspotentials und auf eine weitgehende unabhängige Kriegswi rtschaft ab. Entsprechend der faschistischen Krisen regelung g riff er jedoch geringfügig in die Entscheidungen der Einzelunternehmer ein und führte zu einer weitgehenden Unterdrückung der Arbeiterschaft. I deolog isch wu rden diese Ziele verdeckt du rch das Hervorstreichen des »Gemeinwohles vor dem Eigennutz« und den Versuch, den l nteressensgegensatz zwischen Arbeitern und U nternehmern aufzuheben (Arbeitsbeauftragte des Volkes, Betriebsgemeinschaften}.3) Die Maßnahmen des Vierjah resplanes betrafen bedingt du rch i h re kriegsorientierte Zielrichtung nur einen beschränkten Tei l der Wi rtschaft, die rüstungswichtige l ndustrie.4) Um den Vierjah resplan zu realisieren , wurde am 1 5. Juli 1 937 die »Reichswerke Aktiengesellschaft für Erzbergbau und Eisenhütten , Hermann Göring ' , Berlin« zur Planung und Errichtung von Eisenhüttenwerken und a l len Nebenbetrieben bergbaulicher und sonstiger Art gegründet.4) Die Reichswerke , Hermann Göring' wu rden durch eine Verordnung bei der Beschaffung geeigneten Baug rundes besonders begünstigt : »Auf die Beschaffung des Landes, das für die Errichtung der Reichswerke . . . sowie für i h re Nebenanlagen und Wohnsiedlungen und für die dadurch notwendige Umsiedlung erforderlich wird (so auch in Münichholz, Anm.}, findet das Gesetz über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1 935 und seine Du rchfüh rungsverordnungen entsprechend Anwendung.« Die Aufgaben der Reichsstelle für Landbeschaffung übernimmt die von dem Beauftragten für den Vierjahresplan bestimmte Stelle. Die Kosten für die Umsiedlung werden von den Reichswerken zur Verfügung gestellt.5) Für die Bautätigkeit der Reichswerke , Hermann Göring' wurde eine eigene Tochtergesellschaft gegründet, die Wohnungs-Aktiengesellschaft der Reichswerke , Hermann Göring ' . Der Sitz de r Gesel lschaft befand s i ch in Braunschweig, das Baubü ro m i t de r Planungsabteilung unterstand dem Architekten Herbert Rimpl. Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich wu rde das Hüttenwerk der Reichswerke in Linz gegründet und wurde mit denselben Rechten ausgestattet wie die Deutschen Werke. Zur Deckung des Wohnungsbedarfes des H üttenwerkes in Linz und den damit in Verbindung stehenden Betrieben sowie für das neue Wälzlagerwerk in Steyr wu rde am 9. Juni 32

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