Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Die verhei rateten Fremdarbeiter kamen in den alten Bauernhöfen (H uthof, Straßerhof) unter. Die größte Gruppe dieser Arbeiter bildeten die Polen, die auch einen regen Kontakt zur Pfarrexpositu r Münichholz hatten. Im sogenannten Lager 80, das sich unterhalb der Haager Straße befand, waren Kriegsgefangene untergebracht : Russen, Franzosen, Belgier, Italiener und dann auch slowakische Partisanen. Ein Teil der Gefangenen wu rde schließlich im Lager 8 1 , neben dem Stadtverwaltungslager, untergebracht. In einem g rü ngestrichenen Lager nahe dem Flumo-Prüfstand waren italienische Kriegsgefangene untergebracht. E rst i n der letzten Zeit vor Kriegsende kamen noch einige slowakische Partisanen in dieses Lager. Besonders in den letzten Kriegsjahren wurden viele hunderte Ostarbeiter zunächst im Lager 8 1 , dann im Lager 80 untergebracht. Es waren du rchwegs Frauen im Alter von 1 6 bis 26 Jahren. In der Nähe der Ostarbeiterinnen war ein Männerlager für Ostarbeiter aus der Reithofferfabrik errichtet worden. »Es war satanisch, auf dieses Mädchenlager ein Lager der Ostarbeiterburschen loszulassen«, bemerkte die Pfarrchronik. »Es mußte gegen Umbruch eine eigene Abteil u ng für Wöchnerinnen eingerichtet werden und nach Entwöcherung kamen die Kleinkinder i n ein eigenes Heim für Ausländerkinder, soweit nicht im Spital die Schwangerschaft unterbrochen wu rde, meist gegen heftigen Kampf der Mutter.« Ein weiteres Lager für Französinnen befand sich im Unterhuthof. Die Frauen lebten dort unter elendsten hygienischen Verhältnissen. »Es waren oft recht elende zigeunerhafte Verhältnisse, ich mußte oft die Tränen zurückhalten , Tränen des Leides über diese Fami lienverhältnisse. Für jedes Wort, für jede Zusprache waren diese ,Ausschußmenschen' dankbar.« Zwischen den Anfängen der Planetta- und der Holzweberstraße (jetzt : Gabler- und Buchholzerstraße) wurden die letzten Baracken aufgestellt: Sie beherbergten die längste Zeit Holländer für Arbeiten der Stadtgemeinde. Sie wu rden nach den Bombenang riffen zu Aufräumungsarbeiten verwendet. » I n einzelnen Althöfen waren Tschechen eingestellt. Sie hatten meist ein etwas gesondertes Dasein, aber doch i h re Familien bei sich. I h re Arbeit mehr in länd l ichem M i l ieu spielte sich in gesünderer als Lagerluft ab.« 12 ) Wenn auch für einen Großteil dieser Menschen nicht die di rekte Todesgefah r wie im Konzentrationslager bestand, so gehörten sie trotzdem zu den Gezeichneten des fasch istischen Systems. 1 3) Einschränkung der persönlichen Freiheit, ständige Bedrohungen, ein Leben unter unwü rdigen unmenschlichen Verhältnissen ließen bleibende Spu ren an diesen vergewaltigten M itmenschen zurück. Für den Kriegseinsatz wu rden noch zwei weitere Lager errichtet : Ein g roßes Lage r des Kriegshilfsdienstes mit 500 Frauen war das Lager 82 (unterhalb der heutigen Bahnhaltestelle Mün ichholz). Am 2. April 1 944 wurde dieses Lager von Bomben getroffen und brannte vol l kommen aus. 69

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2