Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Damit wird aber auch die Trennung zwischen Geschichte und Sozialwissenschaft aufgehoben : »Geschichte ohne Soziologie ist blind, Soziologie ohne Geschichte ist leer.«3) Ziel ist eine allmähliche »Fusion zu einer h istorisch-kritischen Sozialwissenschaft mit emanzipatorischen e rkenntnisleitenden I nteressen und klarem Theoriebewußtsein«. Sie könnte sich dem Problem »der Gegenwart als geschichtlichem Problem« gewachsen zeigen.4) Ebenso darf aber die sozialwissenschaftl iche E rforschung eines regionalen Raumes keinen Selbstzweck erfü llen. Da bestimmte Trends i h re U rsachen in einer langfristigen Entwicklung haben, ist von einer historisch-kritisc h en Analyse bestimmter Phänomene auszugehen. Eine fächerüberg reifende, interdisziplinäre Arbeit ist unbedingt erforderlich. Wenn sich die Kommunalpolitik bestimmter Entwicklungen nicht verschließen wil l , muß sie versuchen, Trends schon von Anfang an (auch im begrenzten regionalen Raum) zu erkennen, um Fehlentwicklungen aufzufangen und geeignete Maßnahmen zu setzen. Jede Analyse muß aber schließlich versuchen, Möglichkeiten zur Belebung und Weiterentwicklung eines bestimmten Bereiches aufzuzeigen. Der dynamische Aspekt, die Entwicklung von Handlungsstrategien aus den gewonnenen E rkenntnissen , sol l das Hauptziel sein. Dafü r bietet diese Arbeit sicherlich eine Grundlage. Die Besch ränkung auf einen eng begrenzten Raum bietet die g roße Möglichkeit, »anhand eines konkreten Lebensausschnittes die Einheit des Lebens und der Welt abzubilden und die Wissenschaft durch die Synthese aller Aspekte und Forschungszweige i m Rahmen eines begrenzten Feldes wieder zu einer Einheit zusammenzufügen«.5) Die sich oft negativ auswi rkende Spezialisierung der Wissenschaft wi rd dadurch aufgehoben und gibt Antwort auf Grundfragen. Das Erfassen des Problems in seiner Ganzheit läßt sich in der Regionalgeschichte günstig ansetzen, läßt Veränderungen zu und schafft vor allem Identifikationsprozesse. Zudem wu rde gerade in den letzten Jahren, bedingt durch die sichtbare Krisenanfälligkeit der Wi rtschaft, verbunden mit der Eskalation der Umwelt- und Friedensproblematik, offensichtlich, daß die Problemlösungen im Großen n icht stattfinden. Gegen die U nfähigkeit, die Probleme unserer Zeit zu lösen , entwickelte sich die Vorstell ung hin zu überschaubarem Raum, der Lösungen auch im eigenen Wi rkungsbereich zuläßt und aktive Tei lnahme e rlaubt. Die Suche nach Geborgenheit, Ü berschaubarkeit, nach sozialen Beziehungen sind Ausd ruck eines neu aufkeimenden Heimatgefühles. Heimat ist der Raum, dem man verbunden ist, der Betroffenheit schafft. Betroffenheit aktiviert, schafft die Bereitschaft zur Teilnahme an verändernden Prozessen. I n diesem Sinne bietet der überschaubare Raum eine weitaus g rößere Möglichkeit zur M itsprache, Demokratisierung und Emanzipation weiter Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.e) Für das Entstehen der Arbeit bin ich vielen zum Dank verpflichtet. Besondere An regungen, speziell am Begi nn der Arbeit, gab m i r Prof. Dr. Helmut Konrad ( Universität G raz). Ohne die tatkräftige M itarbeit der M itglieder des Vereines ,Bildungs- und Kulturarbeitskreis Münichholz' und die aufopfernde M ithilfe seines Obmannes, Günther Rammerstorfer, hätte diese Arbeit sicherlich nicht diesen positiven Verlauf genommen. 8

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