Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Das Problem des Ki rchenaust rittes wegen Entfremdung von der Kirche und dem Kirchenbeitrag stellte sich in Münichholz mit besonderer Stärke. Der Zugang zur arbeitenden Bevölkerung war eine der Hauptsorgen des Oblatenordens. Im Jahr 1 968 vermerkte die Pfarrchronik, daß sich »jü ngere Oblaten in das neue Konzept moderner Volksmission einarbeiten müssen«. Im Jahr 1 974 kam es zu g roßen personellen Veränderungen in der Pfarre und gleichzeitig zu einer starken Verjüngung des Seelsorgerteams. Auffal lend bei der Neubesetzung war, daß du rchwegs Seelsorger eingesetzt wurden, die mit den Nöten des Arbeiters vertraut waren. Pfarrer Engelbert Ferihumer als auch der neue Kaplan Alois Gappmaier hatten vor ihrer P riesterweihe praktischen Arbeitseinsatz geleistet. Pater Josef Eßl, der neben seinen Aufgaben als Seelsorger in mehreren Fi rmen Arbeitseinsatz leistete und so einen besonderen Einblick in die Sorgen und Probleme der Arbeitnehmer bekam, wurde als Betriebsseelsorger für Steyr und geistlicher Assistent der Katholischen Arbeiterbewegung der Diözese Linz bestel lt. Dadurch sollte eine Brücke zu r Arbeiterschaft geschlagen werden. Die Aufgaben des Ordens der Oblaten sind in der Zukunft folgendermaßen umschrieben : »D i e Oblaten sind du rch ih ren Gründer Eugen von Mazenod u nd du rch den Auftrag der Kirche berufen, der Zeit entsprechend offen zu sein fü r die Probleme der Armen - materiell und geistig gesehen - , die Botschaft vom Reich Gottes in dieser Welt glaubwürdig zu verkünden und zu leben.« »Neben der missionarischen und pfarrlichen Seelsorge sind der Einsatz in der Betriebssee/sorge, der Einsatz für Randgruppen wie Strafgefangene und Strafentlassene, die Krankenhausseelso rge, die Aktio M issio, wesentliche Funktionen.«?) Das wesentlichste Ziel und die wesentlichsten Aufgaben der Betriebsseelsorge sind, daß sich die Arbeiterseelsorge konsequent auf die Seite der Arbeiterschaft, der Arbeitnehmer stellt. »Arbeiterseelsorge ist in erster Linie Kontaktseelsorge.« Das kirchliche Leben sol l sich nicht in den Randzonen des Lebens der Arbeiter abspielen. Die Arbeitnehmer müssen die Solidarität der Kirche mit ih ren Problemen , Sorgen und Hoffnungen erleben. B) Der Kontakt zwischen den Seelsorgern und der Arbeiterschaft kann heute als ausgesprochen gut bezeichnet werden. Es ist der Kirche sicherlich gelungen, viel Vertrauen bei der Bevölkerung in Münichholz (zu rück) zu gewinnen. In einem Stadtteil , in dem ein Großteil der Bewohner die Not der Jahre 1 934 bis 1 938 e rlebt hat und unter der Ablehnung du rch kirchliche Stellen leiden mußte, sind auch nach 50 Jahren die Barrieren noch schwer zu überwinden , auch wenn die Repräsentanten in Münichholz sicherlich viel zur Besserung der Situation beigetragen haben. Der Anteil der Protestanten war nach dem Kriege du rch den Zuzug von Reichsdeutschen relativ hoch gewesen. Vorerst mußten die Protestanten ihre Gottesdienste in einem provisorischen Betsaal in der Kon radstraße abhalten. Daher entsch loß man sich im Jahre 1 96 1 zum Bau einer evangelischen Kirche in Münich- , holz. Am 1 1 . Oktober 1 964 war die Grundsteinlegung für die neue Kirche auf der »Drachenwiese«. M it 1 . Juli 1 97 1 wu rde die evangelische Pfarrgemeinde A. B. mit dem Sitz in SteyrMünichholz, Lortzingstraße 1 9, errichtet. 1 74

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