Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 37, Juni 1986

Die weitläufigen, geschl ossenen Hofbebauungen mit zum Teil h i neingestellten Wohnblöcken, die wie riesige Gartenhöfe wirken, sind ein typisches Charakteristikum. Gut in das Konzept der , Naturverbundenheit' paßte die organische Anpassung an die Topographie. 10) Bestimmend fü r die Gesamtplanung war die Absicht, den ein Viertel des Lebensraumes bedeckenden Wald als »unerschöpflicher Quell deutscher Lebenskraft in seiner ursprünglichen Schönheit als Natu rpark zu erhalten. Der Wald mit der weitläufigen Anlage für Sport und Leibesertüchtigung ist das Herz der Stadt.« 1 1 ) Damit sollte nach Vorstellung der Nationalsozialisten auf die ,gesundheitlichen Grundbedingungen der Bewohner' bedacht genommen werden : »Licht, Luft und Bewegungsfreiheit, außerdem Loslösung von der Arbeitsstätte.« 1 2 ) Trotz dieser Loslösung vom Arbeitsplatz war die Siedlung in ku rzer Entfernung zur vorgesehenen Arbeitsstätte, dem Wälzlagerwerk. I ndustriestandort und Wohnungsstandort standen bei allen Großbauvorhaben der Nationalsozialisten in Wechselbeziehung. 1 3) »Die fast biedermeierlich-heile Welt, die hier baul ich erzeugt wurde, steht in einer notwen- . digen dialektischen Beziehung zur Technokratie der gesellschaftlichen Organ isation und zur Machtmasch inerie des Nationalsozialismus.« 1 4) Auffallend ist die ziemlich klare H ierarchie der Straßenräume, angefangen von monumentalen Plätzen bis zu fast privaten Wohnstraßen. Sie entsprach dem ideologischen Muster der Nationalsozialisten : jede Siedlung ein Abbild der Parteiorgan isation. Bezeichnend dafür sind die Worte Görings: »Die Stadt (. .) ist in ihrer klaren, regelmäßigen An lage mit dem festliegenden Gefüge zweier Achsen und der Dominanz eines zentralen Platzes mit dem Hauptbau der Gemeinde (gemeint ist die Volkshalle) der klarste Ausdruck der du rch einen Willen du rchgeführten Gründung der neuen Stadt.« 1 5) Ähnlich wie der Entwu rf Rimpls in der »Stadt der Hermann Göring Werke« orientierte sich der ursprüngliche Bebauungsplan von Münichholz nach bestimmten Prinzipien : Hauptachsen sind d i e i n nord-südl icher Richtung, den Wald du rchschneidende Hauptstraße (Punzerstraße) sowie die Ost-Westachse, die beginnend mit der Straße von Steyr nach Haidershofen (Haagerstraße) den Abschluß in einer am Steil hang zur Enns stehenden Volkshalle findet. Dieser Teil der Siedlung hat eher städtisches Gepräge. H itler-Jugend, die NS-Wohlfahrt (NSV) mit i h ren Kinderheimen, die Ämter, Polizei und Reichspost waren in diesem Abschnitt vertreten . Vom Schnittpunkt der Achsen aus, der bewußt von der Verbauung verschont bleibt und einem Marktplatz oder Park vorbehalten sein sol lte, ist der monumentale Anziehungspunkt zu sehen : Die Festhalle mit g roßem Vorplatz, das Parteigebäude der NSDAP zur Rechten des Platzes, ein Hotelgebäude am linken Ausgangspunkt des Platzes und eine Gaststätte. In der entgegengesetzten Richtung bilden eine Schule, ein Gasthof und die Sportanlage den Abschluß der Achse. 1 6 ) 40

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2