Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

Kulturzeitschrift 29. Jahrgang 2/1979 ■MK

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Denkmalpflege Das oberösterreichische Kremstal Dr. Herlinde Rigby Eine unsägliche Wehmut war in meinem Herzen . . . - Das oberösterreichische Kremstal als Landschaft Adalbert Stifters 2 Dr. P. Alfons Mandorfer Das Gymnasium von KremsmünsterGeschichte und Wirken 9 P. Nivard Frey Schlierbach in alten Ansichten 17 Hans Pilz Die Kremsmauer - der Wächter über dem Kremstal 23 Fritz Thema Kunst und Glas im Kremstal 27 Dr. Erich Widder Denkmalpflege der Diözese Linz: Beispiele Altpernstein und Magdalenaberg 55 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Possart Jugendförderung in Oberösterreich Jugendherbergen, Jugendheime in Oberösterreich Bücherecke 63 67 74 Landeskunde Literaturbeilage 2/1979 Hans von Hammerstein Erbe und Zeitanteil Auswahl und verbindender Text von Carl Hans Watzinger 77 Dr. Harry Slapnicka Hans von Hammerstein-Equord - Beamter, Politiker, Dichter 33 Kunst der Gegenwart Dr. Peter Kraft Zwei Künstler und ihre Welt aus Metall - Landschaftlicher Umraum, Werdegang und Werk der Gestalter Waltrud und Arthur Viehböck 41 Historische Kunst Dr. Elisabeth Vavra Die Altarflügel in Wartberg an der Krems in realienkundlicher Sicht 49 Bitte beachten Sie den Prospekt der Würfeispielgemeinde Frankenburg, der diesem Heft beiliegt. Kulturzeltschrift Oberösterreich 29. Jahrgang, Heft 2/1979 Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag; Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: 00. Landesverlag Linz, sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 178.-; Einzelverkaufspreis: S 55.-. (Alle Preise inkl. 8% MWSt.) Umschlagblld: Die Burg Pernstein, Aquarell von P. Alan Preinfalk aus der Mappe ,,Stift Krems münster, seine Pfarreyen und Besitzun gen. Aquarellbilder gemalt von P. Alan Preinfalk. Ehrfurchtsvoll gewidmet Seiner Hochwürden und Gnaden dem hochwür digsten Herrn Prälaten Coelestin Gangi bauer zur eilfhundertjährigen Jubelfeyer 1877". P. Alan (Josef Laurenz) Preinfalk wurde am 10. August 1837 in Kremsmünster geboren und starb am 8. Jänner 1907 in Buchkirchen bei Wels. Seine Aquarelle sind liebenswerte Ortsansichten, geschaf fen im Geiste bester österreichischer Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Die Mappe befindet sich in der Stiftsbiblio thek Kremsmünster. Gestaltung des Umschlages: Herbert Friedl Schwerpunktthema Heft 3/1979 Volksbildung in Oberösterreich

Kulturzeitschrift Die Flüsse Oberösterreichssind nicht nur wichtige Naturformen in der geographi schen Gliederung des Landes, im Lauf der Geschichte haben sie auch wesentlich zur Ausprägung eigenständiger Kulturland schaften beigetragen. Donau, Inn und Traun sind dabei in jeder Beziehung, also geogra phisch und kulturhistorisch, die dominieren den oberösterreichischen Wasserstraßen. Die Flüsse im Norden, aber auch die Gebirgswässer im südlichen Landesteil Alm, Krems, Steyr und Enns werden vom Danubius Imperator, wie Julius Zerzer in einem Gedicht die Donau poetisch benennt, und von den Lobgesängen auf das Salzkam mergut überschattet, stark übertönt. Für un sere Zeitschrift, die ja immer wieder neue Blickpunkte für Oberösterreich eröffnen möchte, erscheint es deshalb als eine dan kenswerte Aufgabe, dann und wann auch die weniger bekannten Tallandschaften un serer Fleimat vorzustellen. Mit dem Kremstal wird der Anfang gemacht. Schon Bernardus Noricus, der mitteiaiterliche Haushistoriker der Benediktinerabtei Kremsmünster, lobt die liebliche Lage sei nes Klosters, die die Seele aller Beschauer zur Bewunderung erhebe und die müden Körper erfrische. Ein Zeitgenosse Adalbert Stifters, der Steyrer Wilhelm Arming, meint, daß hier ,.selbst das Laute, das Revolutio näre duldsam und gemäßigt wird gleich dem Sommerwind, der den Schweiß auf eurer Stirn trocknet. . ." Trotzdem fehlt dem Kremstal im Fremdenverkehr, aber auch in der Kulturgeschichte des Landes Ober österreichder Stellenwert, den es eigentlich einnehmen müßte. Die Beiträge dieses Hef tes mögen als Anregung aufgefaßt werden, dem Kremstal im oberösterreichischen Landschaftsbild mehr Bedeutung zuzumes sen, als dies bisher geschah. Gleich die erste Abhandlung von Dr. Her linde Rigby, langjähriger Mitarbeiterin des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich, bringt eine Überraschung, wenn der Dichter des Böhmerwaides Adal bert Stifter nun auch für das Kremstal bean sprucht wird. Wir erfahren, daß nicht nur die glücklichen Gymnasialjahre des Nordwald sohnes in Kremsmünster, sondern ebenso die Natureindrücke, die er hier in Jugendund Mannesjahren gewonnen hat, das ,,oberösterreichische Kremstai als eine Landschaft Adalbert Stifters" erscheinen lassen. Kremsmünster als geistlicher und kultureller Mittelpunkt des Kremstales erfuhr 1977 zu seiner 1200-Jahr-Feier gesamtösterreichi sche Beachtung und Würdigung. Bei den Feierlichkeiten stand das Stiftsgymnasium vielleicht etwas im Schatten. Dr. P. Alfons Mandorfer, derzeit Konviktsdirektor von Kremsmünster, beschreibt überzeugend ,,Geschichte und Wirken" dieser aitehrwürdigen Lehranstalt, deren Schüler seit vielen Generationen sich in ganz Österreich als ,,Alt-Kremsmünsterer" bekennen. Neben der mächtigen Benediktinerabtei an der Krems hatte es das viel bescheidenere Zisterzienserstift Schlierbach immer schwer, sich kulturell zu behaupten. Im Re daktionsprogramm dieses Heftes darf des halb dieses liebenswerte Kloster mit seiner ebenfalls reichen Überlieferung nicht feh len. Oberstudienrat P. Nivard Frey griff aus der Fülle der möglichen Themen mit der Darstellung von ,.Schlierbach in alten An sichten" einen für unsere Leser sicherlich interessanten Aspekt heraus. Wie das Kremstal im Schatten des Trauntales steht, so wird die Kremsmauer als ,,Wächter desKremstales" vom Traunstein, dem ,.Wächter Oberösterreichs", rufmäßig weit überragt. Der erfahrene oberösterrei chische Aipinschriftsteller Hans Pilz be weist, wie sehr auch dieser Gebirgsstock touristisch und landschaftlich zu beachten wäre. Auf jeden Fall sollte dieser Berg im Wanderbuch eines jeden oberösterreichi schen Bergsteigers aufscheinen. Den Abschluß der Artikelreihe zum Schwer punktthema bildet Hans Thoma, Konsulent der oö. Landesregierung, bekannter Heimatpfieger in Bad Hall, der seine Heimat lie bevoll erwandert hat und aus diesen ,.Wan derjahren" über,,Kunst und Glas im Krems tal" berichtet. Die reiche Thematik, die das Kremstal an bietet, ermöglichte es, daß auch die Fach sparten in diesem Heft auf das Schwer punktthema abgestimmt werden konnten. In der Landeskunde wird von Dr. Harry Slapnicka, der als Zeithistoriker (Gegen wartshistoriker) bewährter Mitarbeiter unse rer Zeitschrift ist, eindrucksvoll die Persön lichkeit des ,,Beamten, Politikers und Dich ters" Hans von Hammerstein-Equord vor gestellt. Dem dichterischen Lebenswerk dieses Edelmannes im besten Sinne des Wortes ist die Auswahl gewidmet, die Pro fessor Carl Hans Watzinger für die Litera turbeilage zusammenstellte. Dem Leser dürfte bewußt werden, wie reich unser dich terisches Erbe ist. Dr. Peter Kraft schildert einfühlend Leben und Werk des Künstlerehepaares Waltrud und Arthur Viehböck, von dem schon jetzt gesagt werden kann, daß es in der ,,Kunst der Gegenwart" Oberösterreichs einen vor deren Platz einnimmt. In der historischen Kunst behandelt Frau Dr. Elisabeth Vavra vom Institut für mittelalterli che Realienkunde in Krems die in der Fach welt seit langem bekannten gotischen Aitarflügel in der Pfarrkirche Wartberg an der Krems. Diese bedeutungsvollen Kunst werke werden in dieser Abhandlung endlich auch einem breiteren Publikum nahege bracht. Diözesankonservator Dr. Erich Widder weist auf die anerkennenswerten Anstren gungen und Leistungen der Diözese Linz auf dem Gebiet der Denkmalpflege hin. Seine Betrachtungsobjekte, die Burg Altpernstein und die Pfarrkirche Magdalena berg, sind besonders markante Kulturstät ten im Landschaftsbild des Kremstales. In der Sparte ,,Oberösterreich aktuell" in formiert Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Possart über die umfangreiche und erfolgreiche Jugendförderung des Landes Oberösterreich. Das angeschlossene Ver zeichnis der Jugendherbergen und Jugend heime in Oberösterreich wird von vielen Le sern, vor allem von Jugendlichen und Lehr personen, als eine willkommene Information angenommen werden.

Eine unsägliche Wehmut war in meinem Herzen... Das oberösterreichische Kremstai ais Landschaft Adaibert Stifters Herlinde Rigby „In Kremsmünster, das In einer der wunder vollsten Gegenden dieser Erde liegt, lernte ich die Alpen kennen, die nur ein paar Meilen davon im Süden sind. Ich ging von dort (spä ter auch von Wien) sehr oft in das Hochge birge. In den lezten zwei Jahren war meine Wohnung so, daß, wenn ich Morgens die Augen öffnete, die ganze Alpenkette in mein Bett herein schimmerte. Wie viele heimliche Gedichte machte ich damals, wenn ich Abends allein auf irgend einer Höhe unter Obstbäumen saß, und der unendlich zarte Rosenschimmer über die Berge floß^" Adaibert Stifter schrieb diese Zeilen wenige Wochen vor seinem Tode-eine Rückschau in seine Jugendzeit, die uns einmal mehr beweist, wie sehr der Dichter durch die Landschaft dieser Gegend beeindruckt und beeinflußt worden ist. Ja, der Oberösterreicher kann stolz sein auf seine Heimat. Der Bück vom Pöstiingberg in Linz erfaßt das Bild landschaftlicher Vielfalt ringsum, die von Poeten des In- und Aus landes besungen wurde und besungen wird. Während der Fremde jedoch die satte Schönheit des Landes ob der Enns bestaunt und beschreibt - man denke etwa an die Reisetagebücher eines Eichendorff darf der Sohn dieses Landes aus den Kräften schöpfen, die einer guten Tradition ent springen. An dieser Stelle also-vor der zweitürmigen Wallfahrtskirche - können wir Adalbert Stif ters Leben begreifen: Linz ist der Mittelpunkt seines späteren Wirkens geworden, zu un seren Füßen-an der Unteren Donauländeiiegt sein Wohn- und Sterbehaus; die Donau weist träge auf die Jahre in Wien hin; vom Norden wehen die rauhen Stimmungen des Böhmerwaldes über das Mühlviertel, des sen Hügelwelt unserem Dichter vor allem in den letzten Lebensjahren viel Mut ge schenkt hat; vor uns öffnet sich der Blick über die fruchtbaren Ebenen des Alpenvor landes hin bis zu den mächtigen Gipfeln der Alpen. Und diesen Landstrich wollen wir ge nauer beleuchten; er ist es besonders, der den jungen Stifter, das Kind aus Oberplan, zu dem machte, als was wir ihn heute be zeichnen dürfen - zu einem der Unsrigen, denn die Quellen, die aus Oberösterreichs Landschaft in seine Dichtung sprudelten, versiegten nie. Das literarische Erbe aus dieser Landschaft ist reich: Stifter hat es an getreten wie kaum ein zweiter nach ihm. Freilich muß in der Betrachtung der Wirkun gen des Kremstaies auf Adalbert Stifter be hutsam vorgegangen werden. Das Werk ei nes Menschen wird ja erst am Ende seines Lebens überschaubar, wir aber lernen hier den Dreizehnjährigen kennen. ,,Adaibert Stifter wurde im Fleken Oberpian im südlichen Böhmen am 23. Oktober 1805 geboren. Sein Vater war Bürger und Lein weber in Oberpian, übte aber sein Hand werk nicht aus, sondern bewirthschaftete seine Felder und trieb einen kleinen FiachshandeP." So beginnt Stifter später seinen Lebenslauf zu erzählen, in dessen ruhige Beschaulichkeit schon bald das Schicksal von Oberösterreich aus einschneidend ein greifen soll. Der Vater, Johann, kommt hier auf einer Geschäftsfahrt ums Leben: ,,lm Jahre 1817 im Herbste wurde er zwischen Wels und Lambach bei dem Gasthause ,zum Wirth im Berg' etwa zweihundert Schritte gegen Lambach hin von einem fal lenden Flachswagen erschlagen^." Eine Zeitlang scheint die Zukunft des Buben un gewiß. Stifter schildert diese Zeit so, wie er sie in kindlicher Unbekümmertheit erlebt haben mag: ,,Von diesem Herbste an bis zum Herbste 1819 besorgte ich mit dem Großvater Augustin, dem Vater des Vaters, die Feidwirthschaft. Wir pflügten, eggten, fuhren, hütheten unsere Rinder und derglei chen. Ich erinnere mich, daß ich in jenen H 1^^ I II iBMtfi «h t' • ■ 5-4

Adalbert Stifter trat im November 1818 in das Stiftsgymnasium Kremsmünster ein. Daß er ein fleißiger Schüler war, zeigt die Eintra gung in den Klassenkatalog aus dem Jahre 1822. Aufnahme: E. Widder zwei Jahren eine unendliche Liebe zur land schaftlichen Natur und Einsamkeit faßte, da ich schier immer im Freien, und von einer zwar nicht reizenden, aber ruhevollen, schweigsamen und fast epischen Gegend umfangen war"." Der Großvater mütterli cherseits schließlich war von den geistigen Fähigkeiten des Enkels überzeugt und wollte sie fördern, obwohl der Kaplan von Oberplan dem Kind jedes Talent abgespro chen hatte: ,,Als unser Kappelan erklärte, ich sei völlig talentlos, sagte Franz Friepeß, der Vater meiner Mutter: ,Das glaube ich in Ewigkeit nicht; der Bub ist ja findig wie ein Vogel.' Und dann führte er mich nach Kremsmünster®." Wer nun zum erstenmal nach Kremsmün ster kommt, der muß überwältigt innehalten vor dem gewaltigen Barockbau des Bene diktinerstiftes mit seinen wehrhaften Mau ern und Kiostertürmen, dem Wassergraben, den Höfen, den Kuppeln und der alles über ragenden Sternwarte, dem ,,Mathemati schen Turm". 1748 bis 1759 nach den An gaben von P. Anselm Desing erbaut, mutet dieses achtstöckige, 50 m hohe Bauwerk fast modern an. ,,Von den Altanen dieses alten Hochhauses kann man weithin das Kremstal überschauDie Kette der Steyrtalberge, die, eine Hoch welt über sanft gewelltem Hügelland, am östlichen Himmel hinschwingt, sinkt ab zum Waldkamm des Damberges, unter dem wir die Stadt Steyr mit ihren steil gegiebelten Häuserzeilen und ihren hochbeschwingten und bedächtig steigenden Türmen, mit ih rem Schloß, der alten Styraburg, am Zu sammenflusse der Enns und Steyr liegen wissen . . .®." Diesen ,,Blick auf das Land" hat Arthur Fischer-Colbrie, der ,,Sternen lyriker der deutschen Dichtung", für den das Wort von Anton Wildgans gilt, wenn er von ,,singend gewordener Erde" spricht^, in un serem Jahrhundert - Stifter nachempfin dend - getan. Nun stand Adalbert Stifter aiso in dieser Landschaft, ,,schüchtern und hölzern"®, wohl mehr überwältigt von den neuen Ein drücken, von der fremden Umgebung. Sein Ehrgeiz aber half ihm, diese anfängliche Scheu bald zu überwinden, der Ehrgeiz ei nes wissensdurstigen Buben, der behutsam von verständnisvollen Lehrern in die Welt benediktinischer Tradition eingeführt wird. Hier ist es besonders P. Placidus Hall, der Lateinlehrer, der sich einfühlsam - er stammte selbst aus Böhmen-und mit väterHttt Sfö« I 8at«{oii>, | 0iamf »ob ©tanb bei aangfiiiä«. tSoi' b er eiff rn. Sitten, äBerwenr bung. 50rfga1»fl. WfltöCmutf «f*- metf». Bafelenb. , CÄf/l ) , / / ' i/Ik- '1 *« 9'"^ ,7 ^ f-f? *"■9- '-■f. /A- /■V/»/«"'. '/ / / / i jjZ fj% Links: Adolf Obermüller, Das Kremstal mit Kremsmünster, bez. rechts unten 1881, 01 auf Leinwand. Der Künstler, Lebensdaten 1833-1898, malte diese bledermelerllche Ansicht des Kremstales Im Auftrag des Kapitels von Kremsmünster für Abt Coelestln Gangi bauer, Erzblschof von Wien. Jetzt In der Ge mäldesammlung des Stiftes, Raum Bieder meier, Inv.-Nr. 494. Aufnahme:E. Widder en, wie es, einem schönen Garten gleich, nach den Hängen des Vorgebirges zieht, über deren grünen Kuppen Felsengrate, Schneefelder und gezackte Gipfel leuchten, den mächtigen Bergstock des Toten Gebir ges bezeichnend. Kirchen, Schlösser und Gehöfte grüßen aus der Ebene und von den Wald- und Wiesenhügeln, so auch der Kirchturm von Bad Hall, dem überliefe rungsreichen Kurort, dessen wundertätige, aus der Schliertiefe eines fruchtbaren Bo dens steigende Quellen zu den stärksten jodhaltigen Salzquellen der Erde gehören. lichem wie freundschaftlichem Wohlwollen des Schülers annahm®. Wir werden später an der Gestalt des Pfarrers im ,,Armen Wohltäter" Wesenszüge des Lieblingsleh rers entdecken. Aber auch sein Klassenlehrer in der ,,Hu manität", P. Ignaz Reischl, muß an dieser Stelle erwähnt werden. Er eröffnete seinen Schülern die Schönheiten der Dichtung im humanistischen Geiste, er gab Stifter die Anregung etwa zu seinem Gedicht ,,Das Freudenfest am Trauerdenkmahle", das ,,für würdig befunden"^® wurde, bei der

Letzte Wohnung des Studenten Adalbert Stifter In Kremsmünster, Welser Straße 4 Aufnahme: Marlanus Wend Landschaftsbild von Kremsmunster (Nordwest ecke des Klostergebäudes) mit Ausblick auf Kalvarlenberg mit Mittelgrund und die Berge des Kremstaies im Hintergrund zur Zeit Adal bert Stifters, etwa 1820. Aufnahme:BundesdenkmalamWtien Schulschlußfeier vorgetragen zu werden, ein Ereignis, an das sich der reife Mann freundlich erinnert: ,,in der sechsten Klasse des Gimnasiums mußte ein Schüler am Schlüsse des Schuljahres vor und einer nach der Klassenvorlesung und Preisvertheilung eine Rede halten. Diese Klassen vorlesungen und Prelsvertheilungen waren sehr feierlich in dem großen, sehr schönen Stiftssaale, bei Anwesenheit aller Lehrer und Priester und einer zahlreichen Volks menge. Der Abt händigte die Preise ein. Dieses Fest ist in der That ein alljährlich wiederkehrendes Freudenfest. Da aber Kremsmünster von Thassilo, Herzog von Bayern, im Jahre 777 gegründet wurde an der Stelle, wo sein Sohn Günther auf der Jagd das Leben verloren hatte, so war es ein Freudenfest am Trauerdenkmale. Unter diesem Titel gab uns unser Lehrer Ignaz Reischl die Aufgabe, die Gründung von Kremsmünster zu behandeln. Wessen Ar beit die beste sei, der dürfe sie dann öffent lich nach der Preisvertheilung vortragen. Der Eingang und der Schluß müssen fünf füßige ungereimte, die Erzählung von der Gründung fünffüßige gereimte Jamben sein. Meine Arbeit wurde für die beste erklärt, es wurde an Ihr nichts mehr verändert, und ich durfte sie vortragen. Das war im Anfang September 1824 in meinem neunzehnten Lebensjahre"." Im Kaisersaal des Stiftes durfte der junge Dichter also seine Stimme erheben: Wo jetzt die Kremse fette Wiesen tränkt. Und still durch saatenreiche Felder wallet. Wo jetzt der Schnitter seine Sichel schwenkt. Und frohes Läuten durch die Gegend hallet. Wo, freundlich in der Bäume Grün gehüllt. Auf Hügeln reiche Mayerhöfe prangen. Wo alle Fluren reges Leben füllt. Wenn kaum der Vögel Morgenlieder klan gen: Da war vor mehr als tausend Jahren Wald, Verworren unabsehbar ausgebreitet. Für wilde Thiere nur ein Aufenthalt, Und Tod war dem, der ihn betratt, berei tet.. . Und später heißt es: Des Benedictus-Ordens Brüder dann Berief von Altaich man hieher aus Bayern, Und wies die ganze Gegend ihnen an Zum Unterhalt, und Gottesdienst zu feyern. Von ihren Aexten krachend stürzt der Wald Und lustig sprossen nun die jungen Saaten. Wo noch vor Kurzem keine Regel galt Muß sich das Gute nun u Schöne gatten . . .12 ,,Das Gute nun und Schöne" vermochte ne ben Placidus Hall und Ignaz Reischl vor al lem auch Georg Riezimayr dem Knaben zu vermitteln. Natürlich müßte noch eine Reihe anderer Lehrer genannt werden, die auf Stif ters Persönlichkeit erheblichen Einfluß ausübtenis, aber Georg Riezimayr sollte be sonders wegbereitend werden, führte er doch den kleinen Oberplaner in die Kunst des Zeichnens und Malens ein. Ein eigenes Kapitel müßte hier einsetzen, denn eine zweite künstlerische Begabung wurde an Stifter offenbar: das Malen, das zu einer Lieblingsbeschäftigung des Dichters wer den sollte; ja er spielte sogar mit dem Ge danken, es zu seinem Beruf zu erwählen. Die Anfänge Stifters in der Malerei lassen die beratende Hand Georg Riezimayrs er kennen. Auch die Motive führen uns fast selbstverständlich nach Kremsmünster: Das Stift, Blick auf Kremsmünster und Um gebung, Blick auf die Falkenmauer aus der Gegend von Kremsmünster. Und weiter dringt der Maler und Zeichner vor: nach Pfarrkirchen, nach Lauffen, nach St. Agatha bei Goisern, zum Hallstätter See, ins Gosautal, zum Vorderen Gosausee mit dem Dachstein als Hintergrund, nach Altaussee, um nur einige Stationen aus der oberöster reichischen Landschaft zu erwähnen, die Stifter anregten, zum Pinsel zu greifen, Es ist öfter als man glaubt der Fall, daß schöpferischen Naturen eine Kunst zur Ge staltung ihres inneren Reichtums nicht ge nügt, also bedienen sie sich einer zweiten Ausdrucksmöglichkeit, immer in Ergänzung ihrer ersten Begabung. Hier sei etwa auf Gottfried Keller oder Eduard Mörike verwie sen, auch auf Alfred Kubin. Adalbert Stifters dichterische Schiiderungen einer Land schaft jedenfalls lassen vor uns Bilder ent stehen, wie sie farbiger und einprägsamer kaum hätten auf die Leinwand gezaubert werden können: ,,Wenn man auf die Jah resgeschichte des Berges sieht, so sind im Winter die zwei Zacken seines Gipfels, die sie Hörner heißen, schneeweiß, und stehen, wenn sie an hellen Tagen sichtbar sind, blendend in der finstern Bläue der Luft; alle Bergfelder, die um diese Gipfel herum la gern, sind dann weiß; alle Abhänge sind so; selbst die steilrechten Wände, die die Be wohner Mauern heißen, sind mit einem an-

1 a r t ti Biis'Ji all Boh.CapUc. ' per iiiiiios III protolsor IxiMcii riiri p-iirurhiis iilfiiiiiiiii li.tiii Ii eiiiit.s leiiefis piiropflam *il.ni( ri'lni^ |)io oosllx inNi"lleia ■Ii,- •i.Mujitins IiiiiMi .Ulli» .i-nrüÄ iM-iogiiskmo. Gedenktafel für P. Placidus Hall (1774-1853) an der Kirche Pfarrkirchen bei Bad Hall, der zur Zeit Adalbert Stifters seinen Studenten ein väterlicher Lehrer und Freund war. Aufnahme: Marianus Wend Rechts: ,,Bade-Ort Pfarrkirchen", Federlitho graphie von Georg Riezimayr (1784-1852), Zeichenlehrer Adalbert Stifters in Kremsmün ster. Oö. Landesmuseum, OA I 210/1. Aufnahme: Fr. Gangl iS's MS ■i» %■; ' ■■■•, w » . 1» ' ' ^ MK ^ ' yr-i»#»"- 1Bai>t Wrl ^fnrrltirtlint. geflogenen weißen Reife bedeckt, und mit zartem Eise wie mit einem Firnisse belegt, so daß die ganze Masse wie ein Zauberpal last aus dem bereiften Grau der Wälderlast emporragt, welcfie schwer um Ihre Füße herum ausgebreitet ist. im Sommer, wo Sonne und warmer Wind den Schnee von den Steilseiten wegnimmt, ragen die Hörner nach dem Ausdrucke der Bewohner schwarz in den Himmel, und haben nur schöne weiße Äderchen und Sprenkeln auf Ihrem Rücken, in der Tat aber sind sie zart fernbiau, und was sie Äderchen und Spren keln heißen, das ist nicht weiß, sondern hat das schöne Miichbiau des fernen Schnees gegen das dunklere der Felsen^"." Nach diesem Abstecher ins Dachsteinge biet kehren wir zurück Ins Kremstal. Stifter, längst den Kinderschuhen erster heimlicher Gedichte, erster unbeholfener Zeichenver suche entwachsen, kehrt gerne mit uns zu rück an die Stätten unbeschwerter Tage - nach Pfarrkirchen bei Bad Hall, ins Salz kammergut, auf Inspektionsfahrten in die Orte des Kremstaies . . . Diese Reisen anhand seiner Briefe und Schriften zu verfolgen, ist nicht so schwierig, schwierig aber wird es, wenn wir die Schau plätze seiner Dichtungen präzisieren wol len. Stifter hat nämlich nicht einfach die Landschaft, die ihn gedanklich bewegte, beschrieben, er hat vielmehr diese Land schaft auf sich wirken lassen und sie dann umgestaltet; er ließ weg, er fügte hinzu, er hat vor allem die Namen - Orts-, Fiußnamen - verändert, oft zwei Bezeichnungen zu ei ner vereint, oft Benennungen erfunden. So vermuten wir die Erzählung ,,Die Narren burg" in den Alpentälern und Im Alpenvor- ,,Chateau de Scharnstein", Aquatinta- Radie rung von Jaske-Piringer, in: A. de Laborde, Voyage pittoresque en Autriche, T. 1., Paris 1821. Oö. Landesmuseum, OA Aufnahme: Fr. Gangl 273/3 a.

Der Aspermeierhof bei Kremsmünster, durch Adalbert Stifters Roman ,,Nachsommer" ein Denkmal der Weltliteratur. Aufnahme: Archiv des Adalbert-Stlfter-Instltutes des Landes Oberösterreich land angesiedelt, die Gebiete um den Traunsee bis gegen Kremsmünster kom men als Orte der Handlung in Betracht. Die grüne Fichtau könnte aus einer Verschmel zung von Viechtwang und Grünau entstan den sein, die Ruine Scharnstein dürfte zum Rothenstein geworden sein, die Scharnasts sind sicher der Phantasie entsprungen - eine von verschiedenen Deutungen: ,,. . . man sagte wohl den Scharnasts ver schiedenes Böse nach, allein es kroch im mer nur so im Dunkel herum: andrerseits stand aber auch die Tatsache fest, daß man sich nie einer Zeit erinnern konnte, wo einer von ihnen als ausnahmsweises Muster der Tugend wäre aufgestellt worden. Heutzu tage liegt die Burg beinahe in Trümmern, und seit der letzte Scharnast in Afrika er schossen worden ist, konnte man auch gar keinen Anwärter mehr auf den Rothenstein auftreiben . . . Die Fichtau aber ist ein schö nes Bergrevier, voll sanftblickendem, rot brüchigem Marmor, frischem Waidesgrün und eiskalten, abschießenden Quellen. Die Pernitz läuft unten voll Lärmen und Ge pränge durch, bis sie draußen ein zahmer Fluß wird, Wiesen wässert, und Walkmühlen treibt. Die Fichtau ist ein paar Tagreisen öst lich von dem freundlichen Pfarrdorfe Grün berg, und dem schönen Markte PIrlIng, wel che beide an demselben Flusse Pernitz liegen^®." Allen Spuren nachzugehen, die in Stifters Werk auf das Kremstal und seine Umge bung hinweisen, würde den Rahmen dieses Aufsatzes bei weitem sprengen, denn in dankbarer Erinnerung zum einen und aus innerem Drange wohl zum anderen hat sich Stifter immer wieder diesem Stück oberTltelblatt der Erstausgabe von Adalbert Stifters Roman ,,Der Nachsommer", 1857, Stahlstich nach einer Zeichnung von Joh. Nep. Gelger Österreichischer Erde verpflichtet gefühlt: ,,Seit jenen unvergeßlichen Tagen der frühesten Jugend, die ich in Kremsmünster verlebte, und die ich unbedenklich die schönsten nennen kann, weil sie die rein sten waren - seit jenen Tagen hat mich eine mir damahls zugeführte Grazie keinen Au genblick verlassen: die Liebe zur Kunst, und sie wird mir theuer bleiben, bis ich sterbe; denn sie allein hat ausgehalten, wenn auch Liebe, Freundschaft, Ehrgeiz, Thatenlust, alles log und floh^®." Diese Liebe zur Kunst findet ihren vielleicht schönsten Ausdruck in Stifters ,,Nachsom mer" - einem Nachsommer in der Land schaft, einem Nachsommer im Leben: ,,Die grünen Ähren gaben jetzt in der Morgen sonne feurige Strahlen, während sie bei meinem Heraufgehen im Schatten des her androhenden Gewitters gestanden waren, ich sah mich noch einmal um, da ich zwi schen den Feldern hinabging, und sah das weiße Haus im Sonnenscheine stehen, wie ich es schon öfter hatte stehen gesehen, ich konnte noch den Rosenschimmer unter scheiden, und glaubte, noch das Singen der zahlreichen Vögel im Garten vernehmen zu können . . . Den ersten Mann, welcher mir begegnete, fragte ich, wem das weiße Haus auf dem Hügel gehöre, und wie es hieße. ,Es ist der Aspermeier, dem es gehört,' antwor tete der Mann ... Da mir aber der Name Aspermeier und Asperhof nicht gefiel, nannte ich das Haus, in welchem ein solcher Rosendienst getrieben wurde, in meinem Haupte vorläufig das Rosenhaus^^." Dichterisches Empfinden kann dem Augen blick entspringen, immer aber wird es ge prägt sein durch Einflüsse aus der Umwelt, Äffl 1-

und die Landschaft hat nicht geringen Anteil an der schöpferischen Aussagekraft eines künstlerischen Menschen. Verlassen wir noch einmal Kremsmünster, und wandern wir mit Adalbert Stifter zu sei nen ,,Feldblumen" ins Almtal:. . schaute ich träumend in die fantastische Dunkelheit, in der die Gebirge hingen, in immer stillere und größere Massen schmelzend, und auf den See, der stets starrer und schwärzer ward, und nur hie und da mit einem schwa chen, Ungewissen Lichtchen aufzuckte. Und immer tiefer sank Berg und Tal und See in die dunkle, schiummerige Luft vor mir zu rück - eine unsägliche Wehmut war in mei nem Herzen^s." Beglückende Wehmut - durch sie strömen aus poesievollem Herzen Gedanken, die wehmütiges Glück erahnen lassen . . . Anmerkungen 1 Adalbert Stifter an Leo Tepe, 26. Dezember 1867; SW (Sämmtliche Werke der Prag-Reichenberger Ausgabe) XXII, 8. 180, Br. 842. 2 A. Stifter an Joseph Kehrein, 18. September 1867; SW XXII, S. 163, Br. 827. 3 A. Stifter an Dr. Hermann Meynert, 16. No vember 1846; SW XVii, S. 185, Br. 79. 4 Ebd. 5 A. Stifter an Leo Tepe (Anm. 1), S. 179. 6 Arthur Fischer-Coibrie, Blick auf das Land. In: Oberösterreich. Wesen und Leistung, hrsg. von der oö. Landesregierung, 1951/52, S. 13. 7 Hubert Razinger, Dichtung der Gegenwart. Nur ein Versuch, nur eine Skizze. In: Oberöster reich. Wesen und Leistung, hrsg. von der oö. Landesregierung, 1951/52, S. 95. 8 Moriz Enzinger, Adalbert Stifters Studien jahre (1818-1830), Innsbruck 1950, S. 17. 9 Vgi. Enzinger, S. 27 ff. 10 Vgi. Enzinger, S. 96. 11 A. Stifter an Leo Tepe (Anm. 1), S. 181. 12 Das Freudenfest am Trauerdenkmahie. In: Adalbert Stifters früheste Dichtungen. Zum erstenmale herausgegeben von Heinrich Micke, Prag 1937, S. 24 ff. 13 Vgi. dazu Konrad F. Kienesberger, 1200 Jahre Benediktinerstift Kremsmünster und Adal bert Stifter. in: VASILO, 26. Jg., 1977, Folge 3/4, S. 85-94. 14 Adalbert Stifter. Bunte Steine. Späte Erzäh lungen, hrsg. von Max Stefl, Augsburg 1960, S. 171. 15 Adalbert Stifter. Studien, hrsg. von Max Stefi, Augsburg 1955, S. 303 und 304. 16 A. Stifter an Georg Riezimair, 9. Februar 1839; SW XXII, S. 187, Br. 844. 17 Adalbert Stifter. Der Nachsommer, hrsg. von Max Stefi, Augsburg 1954, S. 172 und 173. 18 Siehe Anm. 15, S. 131. Ludwig Beständig, Der Aimsee, 1840, öl auf Leinwand. - Gemäldesammlung des Stiftes Kremsmünster, Raum Biedermeier. Aufnahme: E. Widder

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Das Gymnasium von Kremsmünster Geschichte und Wirken P. Aifons Mandorfer Ü! Für das Stiftsjubiläum 1977 wurde die ge samte Klosteranlage von Kremsmünster ei ner gründlichen Renovierung unterzogen; sämtliche Stiftsgebäude wurden dabei au ßen und innen auf Hochglanz gebracht- nur ein Bau nicht: das GymnasiumI Von der hal ben Million Besucher, die im Jubiläumsjahr nach Kremsmünster gekommen sind, mag ein Gutteil mit einem gewissen Befremden am Gymnasium das Verwittern der Fassa den und das Abbröckeln der Gesimse wahr genommen haben. Ob aber tatsächlich je mand daran Anstoß genommen hat? Viel leicht haben die meisten Gäste die stiefmüt terliche Behandlung des Schulgebäudes recht begreiflich gefunden - ungefähr so, wie man es als Außenstehender versteht, wenn In einer Famiiie ein wenig anziehen des und unsympathisch wirkendes Kind we niger geliebt und daher schlechter behan delt wirdi Ist aber das Gymnasium in Kremsmünster für das Stift wirklich ein sol ches unsympathisches und deswegen un geliebtes Kind? Nun, in den knapp neunzig Jahren, die es jetzt steht, hat das Gymnasialgebäude viel lieblose Kritik einstecken müssen. Es ist ein historisierender Palastbau im Stil der Neu renaissance, von dem man lange empfand, daß er sich mit seinem (wie man sagte) falOben; Sternwarte und Gymnasium des Stiftes Kremsmünster, Stahlstich 1891 von R. v. Waldheim, hergestellt zur Einwei hung des neuen Gymnasialgebäudes. Aufnahme: Bundesdenkmalamt Wien Darunter: Blick in das Stiegenhaus des am 2. September 1891 eingeweihten Gymnasialgebäudes, eines bedeutenden Bauwerkes der Kunst des Historismus in Oberösterreich. Aufnahme: E. Widder ►ttifiti sehen Prunk nicht recht zur schlichten Vor nehmheit der übrigen Stiftsgebäude füge. Je kürzer freilich die Zeitspanne wird, die uns von den ominösen hundert Jahren trennt, bis etwas Altes zu einer,,Antiquität" wird, mit umso größerem Wohlwollen und Verständnis stehen wir dem Bau gegen über. Immerhin ist er eine Schöpfung des bekannten Linzer Architekten Hermann Krackowizer und seine Formen sind durch aus gefällig. Der ornamentale Schmuck ist keineswegs so überladen, wie man oft be hauptet hat. Und ohne eine gewisse Eigen persönlichkeit zu verleugnen, paßt das Gymnasialgebäude In der Tat gar nicht übel zum Ensemble der (auch sonst nicht einheit lichen) Baulichkeiten des Stiftskomplexes. Im Inneren ist die Schule durchaus zweck entsprechend; was man einst an ihr vor al lem kritisiert hat - die Höhe der Klassen zimmer, die weiten Gänge, das geräumige Foyer und das aufwendige Stiegenhaus -, darüber sind wir heute im Gegenteil eher froh, trägt es doch dazu bei, von Lehrern und Schülern das bedrückende Gefühl der Enge fernzuhalten. Ganz unrichtig indes wäre es, wollte man von der verzögerten Restaurierung des Ge bäudes auf ein gestörtes Verhältnis des Stif tes zum Gymnasium als Anstalt schließen.

Blick auf den Wassergrabentrakt (Konviktsküctientrakt, östlich des Brückenturmes), in dem sich vor Erbauung des neuen Gymnasial gebäudes die Kremsmünsterer Kiosterschulen befanden. Seit 1804 Teil des Konvikts. Aufnahme: E. Widder Stuckdecke im Speisesaai des Konvikts aus der Zeit um 1740, unbekannter Meister, im Mitteifeld Darsteliung von Jesus als Kinder freund. Aufnahme: E. Widder ii Kremsmünster hat im Laufe der vielen Jahr hunderte überzeugend bewiesen, daß die Studlenanstalten - Sängerknabeninstitut, Lateinschule, philosophisch-theologische Hauslehranstalt, Ritterakademie, Gymna sium und Konvikt - Ihm besonders teure Kinder waren, und es Ist stündlich bereit, ei nen entsprechenden Beweis aufs neue zu erbringen. Inderlatwlrd erim Augenblick ja auch geliefert, wenn (freilich als letztes der Stiftsgebäude) jetzt der Bau des Gymna siums Innen und außen gründlich renoviert und modernisiert wird. Vor der Errichtung des heutigen Schul gebäudes Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren die Unterrlchtsräume des Gymnasiums zuerst Im Trakt ent lang dem Wassergraben, und zwar In sei nem östlichen Teil, später Im Verbindungs bau zwischen Stiftskirche und Wassergra bentrakt und schließlich Im Parterre des Gasttraktes (heute Kanzleiengang) unter gebracht gewesen. Als Abt Gregor Lechner im Jahr 1549 das Gymnasium errichtete, hat er damit keines wegs etwas vollkommen Neues Ins Leben gerufen, sondern einfach die bestehende uralte Lateinschule allgemein zugänglich gemacht - Ihr freilich auch neues Ansehen verschafft. Mit seinem Schritt folgte der Abt möglicherweise einem persönlichen Ver langen von König Ferdinand I., bestimmt aber dem Vorbild des Nachbarklosters Mondsee, das bereits 1517 ein Gymnasium eröffnet hatte, und einem deutlichen Be dürfnis der Zelt. Sowohl auf selten der Reli' • \ 'Wi. fv» . ivivT,' * I - \ , '' I (.) I'/// \V T formatoren (In Linz etwa der Landstände, die seit 1543 die Errichtung eines Gymna siums betrieben) als seitens der katholi schen Gegenreformatoren (denken wir nur an die überall entstehenden Jesuitengym nasien) hatte man den Wert höherer Schu len dieser Art erkannt. Das Kremsmünsterer Gymnasium scheint am Anfang Struktur und Organisation der Lateinschule fast unverändert beibehalten zu haben. Lehrer, Schulbücher, Methoden und Lehrziele blieben die gleichen. Die Zahl der Schüler freilich stieg rasch an: 1566 be trug sie bereits 60, zwei Jahre später um die 80. Waren Lehrer und Lehrbücher In den er sten Jahrzehnten nicht selten protestan tisch, so wurde von 1585 an der Einfluß der Jesuiten Immer stärker spürbar. Die Lehrer wurden fortan mit Vorliebe von der berühm ten Jesuitenuniversität In Ingolstadt beru fen; erst Im 17. Jahrhundert wurden sie nach und nach durch Ordensangehörige Patres ersetzt. Energische Förderer des Gymnasiums wa ren die großen Äbte der Gegenreformation, allen voran Abt Anton Wolfrath (1613 bis 1639). Wolfrath war es, der das Gymnasium nach dem Vorbild der Jesuitenschulen voll kommen neu organisierte und Ihm 1634 eine Studienordnung gab, die bis In die Zelt des Josephlnlsmus In Kraft blieb. Auf Anton Wolfrath, der selbst ausübender Musiker und vielseitig künstlerisch Interessiert war, ging die In der Folge für Kremsmünster be sonders bezeichnende eifrige Musikpflege am Gymnasium und Im Stift überhaupt zu rück. Eine andere Eigenart- die durch Jahr hunderte auffallend Intensive Beschäfti gung mit den Naturwissenschaften - muß als Erbgut noch aus dem 16. Jahrhundert betrachtet werden. Wie an den Jesuiten gymnasien legte man auch In Kremsmün ster großen Wert auf das Bühnenspiel. Die alljährliche ,,Flnalkomödle" am Ende des Schuljahres bildete den Höhepunkt des ganzen Unterrichtsjahres. Oft wurde sogar mehrmals Im Jahr Theater gespielt. Tüch tige ,,Patres Gomicl" - der bedeutendste unter Ihnen warder bekannte Barockdichter P. Simon Rettenpacher (1634 bis 1706) - stellten selbst die Stücke bei. Eine reich ausgestattete Bühne und ein geräumiges Theater bildeten wichtige technische Vor aussetzungen. Zur Zelt der Ritterakademie (1741 bis 1789) mag das Gymnasium aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit ein wenig zurückgetreten sein. Tiefgreifende Einschnitte brachte die Aufklärung, angefangen von der Einführung der empirischen Methode 1752 und öffentli cher Prüfungen 1768 bis hin zur Neuorgani sierung des Gymnasiums durch den Lehr plan von 1775. Bis In die Mitte des 19. Jahr hunderts blieb das Klassenlehrersystem In Übung, demzufolge ein und derselbe Pro fessor In einer Klasse sämtliche Gegen stände zu unterrichten hatte. Die Professo ren genossen zusätzlich zu Ihrer theologi schen Ausbildung nur ausnahmsweise eine besondere Fachausbildung. Für Ihre Wahl waren persönliche Eigenart und Neigung sowie der jeweilige Bedarf entscheidend.

i*>rf(!or(Mcr(w.5-. et -,u at.tfTKit w<b)i. I fivÄW. I f * i • j i Ä" •! h Bildnis von Abt Gregor Lechner (1543-1558), 3! auf Leinwand, Kremsmünster, Gymnasialdirektlon, 4ufnatime: E. Widder Häufig allerdings benützten sie auch die Zeit ihrer theoiogischen Studien, um sich zusätziich auf einem separaten Fachgebiet in tensiver zu biiden. Ihre Unterrichts- bezie hungsweise Präfektentätigkeit übten sie in der Regel nur wenige Jahre aus, um dann später als Seelsorger auf einer der vielen Pfarreien des Stiftes Verwendung zu finden. Nach einer Krise unter der Regierung von Kaiser Josef II. folgte ein merklicher Auf schwung im beginnenden 19. Jahrhundert, nicht zuletzt bedingt durch die Errichtung des Konvikts 1804, mit dem einem aus drücklichen Wunsch von Kaiser Franz I. entsprochen wurde. Bis zur Reform des Schulwesens unter dem Unterrichtsminister Thun-Hohenstein 1850 brachte das Konvikt mit seinem Angebot an Musikunterricht, an modernen Sprachen, der Zeichenschule und dem Turnunterricht (bereits 1843 erhielt das Konvikt in der ,,Schwimmschuie" ein Freibad) für das Gymnasium manch wert volle Bereicherung und Ergänzung. An der Wende zu unserem Jahrhundert zählte das Kremsmünsterer Gymnasium zu den berühmtesten und angesehensten Lehranstalten der gesamten Monarchie. Der Zusammenbruch des Habsburgerreiches, der Umbruch 1938, die Aufhebung und Ent eignung des Stiftes 1941, schließlich die Notwendigkeit des Wiederaufbaues nach 1945 bedeuteten zwar für die Schule tief greifende Wandlungen und Einschnitte - dennoch blieb man immer darauf bedacht, die Tradition treu zu wahren und damit die innere Kontinuität zu erhalten. Trotz man nigfaltiger Veränderungen, insbesondere in den letzten zehn Jahren, darf sich das Gym nasium der Gegenwart immer noch als gei stiger Erbe und Nachfolger des uralten Kremsmünsterer Gymnasiums der Barock zeit und des 19. Jahrhunderts betrachten. Die Schüler kamen ursprünglich aus der en geren Umgebung des Klosters, in sozialer Hinsicht haben bestimmt lange die Söhne von Bauern und Kieinhandwerkern das Übergewicht besessen. Im vorigen Jahr hundert aber, bis herauf zum ersten Weit krieg, bildete fast die gesamte Donau monarchie das Einzugsgebiet der Schule; Adelige, Professoren, hohe Offiziere und Verwaitungsbeamte schickten ihre Kinder nach Kremsmünster. Heute kommt der Großteil der Studenten wieder aus Ober österreich; der Mittelstand herrscht vor. Als der Baiernherzog Tassilo 777 Krems münster gründete, hat er dem Kloster eine dreifache Aufgabe gesteilt: Christianisie rung, Kultivierung und Germanisierung. Das Gebiet um Kremsmünster war damals dünn besiedelt, aber - wie es scheint - aus schließlich von heidnischen Slawen. Durch die Bekehrung und Eindeutschung dieser Bevölkerung sollte der Traungau ein fester Bestandteil des baierischen Herzogtums werden. Karl der Große hat nach dem Sturz Tassilos 788 auch dem Stift Kremsmünster, wie den übrigen größeren Abtelen seines Reiches, die Führung einer Schule zur Pflicht gemacht. Der Aufgabenstellung der Gründungszeit ist das Stift bis heute treu geblieben - gewandelt hat sich freilich die Art der Erfüllung. Heute wie vor 1200 Jahren aber steht für die Patres das religiöse und seelsorgiiche Motiv hinter der ganzen Un terrichts- und ErziehungstätigkeitI Die Ver mittlung von Wissen wurde wohl nie in der langen Geschichte der Kremsmünsterer Schulen als Selbstzweck angesehen - im mer sollte das Wissen dazu beitragen, den ganzen Menschen In einem christlichen Sinn zu biiden. Allerdings genossen Wis senschaft, Kunst und Kultur zu allen Zelten im Stift hohes Ansehen. Beweise für diese Geisteshaitung finden wir in den reichen Beständen der Bibliothek und der Kunst sammlungen nicht minder als in der hinge bungsvollen Pflege der Musik, im aufwendi gen Theaterspiel, im Bau und in der Einrich tung der Sternwarte und vor allem in den verschiedenen Studienordnungen, wie sie von den Äbten zu wiederholten Malen erlas sen wurden (der Staat begann erst in der Zeit der Aufklärung, In stärkerem Maß auf das Blldungswesen Einfluß zu nehmen). Den Ruf einer Nobel- oder Eliteschuie hat Kremsmünster wohl kaum einmal ernstlich angestrebt - es war auch nie eine solche! Die Wirkung der Schule war immer - ohne daß damit ein Verzicht auf Tiefe ausge drückt werden soll - mehr in die Breite ge richtet. So finden wir zu allen Zeiten die Söhne von Adeligen, Bürgern, Bauern und Armen nebeneinander auf der Schulbank. Durch die Einrichtung der ,,instruktoren" (Nachhilfelehrer) erfuhren gerade die Be dürftigen, die mit Vorliebe ein solches Amt übernahmen, eine nicht unbedeutende mo ralische Aufwertung. Die Absicht, aus dem Gymnasium auch den geistlichen Nach wuchs zu beziehen, war als Nebenzweck vom Stift immer intendiert, stand aber nie als Hauptzweck im Vordergrund: das Gymna sium war nie ein Knabenseminar. Die Vorstellung einer großen Klosterfamilie, als deren Glied sich der Schüler wissen und erleben konnte, sollte helfen, den Erzie hungsprozeß wirksamer zu gestalten, ihn gleichzeitig aber auch zu vermenschlichen. Bande der Freundschaft sollten nicht nur die Studenten untereinander, sondern auch mit den Patres verbinden. Die fundamentale Einheit von Glauben und Wissen, von Arbeit und Gebet, aus der heraus der benediktini-

-1. ' Ausschnitt aus dem Ölbild von Adolf Obermüllner 1881 „Das Kremstal mit Kremsmünster" mit Genreszene botanisierender Studenten mit Ihren Professoren. Aufnahme: E. Widder -;-T. sehe Lehrer selbst lebte, sollte auch den Schüler entscheidend prägen. Einer ,,Ver massung" in der Erziehung wollte man durch eine zu jeder Zeit überschaubare Zahl von Schülern und durch das tunliche Einge hen auf die Eigenart und die Bedürfnisse je des einzelnen steuern. Die Erinnerungen und Berichte ehemaliger Schüler des Gymnasiums, wie sie uns seit fast 200 Jahren vorliegen, ergeben bei aller Divergenz im einzelnen ein überraschend einheitliches Bild in den grundsätzlichen Aussagen. Daß die Kleinen an Heimweh lit ten (vielleicht mehr als anderswo) und die Großen mitunter den Zeitpunkt des Abgan ges stärker herbeisehnten als ihre Kollegen an anderen Schulen, mag vor allem durch eine gewisse Enge der Hausordnung und durch die hier obwaltende Strenge bedingt gewesen sein. Zeitweise dürfte der Ton bei Schülern und Lehrern einigermaßen ur wüchsig, ja rüde gewesen sein; Klagen dar über werden gelegentlich vor allem von sel ten der Mütter laut. So vermerkt die Mutter des späteren berühmten Historikers Alfred von Arneth 1830 in ihrem Tagebuch, ihr Sohn spreche ,,ein entsetzliches Deutsch" und wirke überhaupt ,,keck und gemein". Arneth selbst scheint ein Menschenalter später ihr wenigstens teilweise rechtgeben zu wollen, wenn er in seiner Autobiographie ,,Aus meinem Leben" zugibt, daß ,,das Deutsch, das wir sprachen, Veranlassung genug zu berechtigtem Tadel" gegeben habe, entkräftigt den Vorwurf jedoch mit der Behauptung, dafür seien sie (die Schüler) ,,schlicht, bescheiden und einfach" gewe sen-ein Zeugnis, das den Kremsmünsterer Studenten auch heute nicht selten aus gestellt wird. Die Erziehungsmethoden waren oft recht handfest. Was aber immer wieder - zumin dest in der Rückerinnerung - alles in einem verklärten und verklärenden Licht erschei nen ließ, war die herzliche Verbundenheit der Schüler untereinander und auch mit der Anstalt. Aus ihr erwuchsen vielfach lebens lange Freundschaften und eine wohl einmaSeite eines Jahresberichtes des Gymnasiums Kremsmünster, knapp vor dem Ersten Welt krieg, von der eindrucksvoll das Einzugsgebiet dieser Lehranstalt zur Zeit der österreichisch ungarischen Monarchie abgelesen werden kann. Aufnahme: E. Widder V* K I a 8 H c y. Name des Oclifilcrs Uohurtsurl und Vaterland in Öotlliiib Viktor Gottsi'hee, Kr. 14 Hiorzenhorirer Johnnti Wartberjt n. d. Kroms, l). lü Hurler von. Krnnji, K. ('hillppo|iol, Hui. Hi Jtikiitiiixrliok Friedrich, K. KöniKCrüiz, H. 17 Kai|tliiit!er Ludwig Ffnrrkirclien, (). j IH KufHirr Oitknr Wien, N. H) Klein Freiherr von WisenborK, Fron* Wlcsenberc, M. 20 KOnitr Wilhelm WolH, (1. 21 ♦Krenner Iirnn* Lambach, t). 22 Kumer Wiliietm Klajcenfurt. K. 2n Lnnirer Albert (iraz, Sl. 24 l./oiill Alnle, M. Grnitau, (). 25 Sloyr Franz Vorohdorr, 0. 20 Mleewaki Kittcr von, Homun, K. Gxaknturn. ()■ 27 Moser Karl Bild Hall. 0. ' 2H Ohernilorfer Kurl Wien, N. 20 ♦ITafTenwitninor (ioorir Kromsmönsler, 0. no l'rillnr (Jeorir Krenismilnslor, 0. ni l'rorhuHkn Hoiiirich Had Ischl, 0. 32 ♦Kieder l.iidwitr (,'nU'rnth, 0. nn Schirkh Kdler von Emst Hadersdorf, N, u ♦Selimidt Maxfmllinn Ih'riiliofon, X. nr> ♦Solimii'd Johann Wien, N. i no *Sdiotibfick Muximiilan Braiiiinii a. Inn, 0. 1 07 Schwarz Antnn Wien, X. OK SiTiwiml Freiherr von, Ernst Wien, N. nu SpitzmUller Wolter, K, Are«, T. 40 Stidilheriror MoximlÜnn, K. Innsbruck. T. 41 StocknuijT Waller Friinkonfels. X. 42 Sztlts von Taanad, (lezu Hrnnii. M. 4:1 Toheit-/ Itiidolf Woirsherir, K. 44 Tripolli Johann •Alihazia, Kil. 45 Wnltjeriiorfl Uraf von, Eduard Vöcklnbruck, 0. 40 Winter Hriinii Oherlrnun, O. 47 Woirsejfjrer Leopold Scliwanensladt, O. 4K ♦Wnhl JoBiif Kremsinflnsler. 0. Privntisl: Orczy Fraihi'rr von, Albert Holics, V.

Chorprobe des Studentenchores in der Stifts kirche. Aufnahme: E. Widder (! llge Anhänglichkeit an das Haus. Als alter Mann hat der bekannte Chirurg Anton von Eiseisberg festgestellt: „Freundschaften wurden geschlossen, die fürs Leben anhiel ten" - und mit dieser Aussage sich zum Sprecher wohl unzähliger Absolventen des Gymnasiums gemacht! Daß fast jeder ehe malige Schüler sich wenigstens dem einen oder anderen seiner Lehrer in besonderer Weise verbunden wußte, ist naheliegend, wird aber dennoch auffallend häufig und mit Nachdruck betont. Geradezu klassisch ist das Beispiel Adalbert Stifters geworden, der von seinem Klassenlehrer P. Plazidus Hall schreiben konnte: ,,Den vorzüglichsten, wenn nicht allen Teil an meinem Fortgange verdanke ich meinem Professor in den Grammatikaiklassen, dem Benediktiner Plazidus Hall, der sich meiner annahm . . . und mich endlich so lieb gewann, daß er fast mehr als väterlich für mich sorgte. Ich kann nur mit größter Liebe und Ehrerbietung an diesen Mann denken." Mehr als eine Gene ration vor Stifter hatte der Salzburger Reichsritter Karl Maria Ehrenbert von Moll mit dem bekannten Astronomen P. Plazidus Fiximillner ähnliche Erfahrungen gemacht: ,,Er war so wohltätig gegen mich, daß ich nimmermehr im Stande seyn werde, all das Gute zu belohnen, daß er an mir verübt hat." Auf den Germanisten und späteren Gymnasialdirektor P. Amand Baumgarten hat der Dichter Franz Keim in seinem ,,Bilderbuch meines Lebens" ein wahres Loblied gesun gen: ,,Alles, was In mir schlummerte an Sehnsucht und Anlage für das schöne le bendige Wort, für Rede und Rhythmus, für Sinn und Fabel, für Ernst und Andacht, für Hohes und Tiefes, für Fröhlichkeit und Trau riges - sein richtiger Blick, sein liebevoller Eifer, sein strenger Ernst, sein edles Bei spiel hat es erweckt, hat es gepflegt, hat es entwickelt. ... An solch einen Lehrer denkt die Erinnerung mit unauslöschlicher Dank barkeit zurück." Entscheidende Anregungen erhielten die Schüler besonders häufig in den Naturwis senschaften und im Verständnis der Litera tur. Die Möglichkeit zum Musizieren und zur Mitwirkung an großen Aufführungen hat nicht selten bleibende Eindrücke hinterlas sen. Wer weiß, ob nicht die Komponisten Franz Xaver Süßmayr, Ludwig Thuille und Johann Nepomuk David - um nur die klang vollsten Namen zu nennen - gerade wäh rend ihrer Studienjahre in Kremsmünster die Berufung zu ihrem Künstlertum empfangen haben? Die Strenge, unter der man als Schüler oft geseufzt haben mag, wurde später meist als wertvolle Schule fürs Leben betrachtet. Starke und lebensfrohe Naturen dürften sich freilich in der harten Klosterschule eher wohl gefühlt haben als schüchterne und sensible, wie etwa der Dichter Eduard Samhaber eine war. Zu übertriebenem Ehrgeiz und zum Streben nach dem Höchsten scheint man in Krems münster im allgemeinen wenig angehalten zu haben; als Tugend predigte man Arbeit samkeit, Selbstüberwindung, Pflichterfül lung und Loyalität - lebte das gleiche Ideal

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