Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

Oberösterreich aktuell Jugendförderung in Oberösterreich Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Possart Grundvoraussetzung für jede sinnvolle Ju gendarbeit ist die Orientierung an den tat sächlichen Bedürfnissen und Problemen der Jugendlichen. Aus dieser Überlegung gibt es in unserem Bundesland schon seit dem Jahr 1973 einen ,,Landesjugendplan", der in katalogartiger Form alle Jugendförde rungsmaßnahmen enthält. Eine Neuauflage dieses Jugendplanes, der auf die Erforder nisse der kommenden Jahre abgestimmt ist, liegt bereits auf und wird als Richtlinie für unsere weitere Arbeit dienen. Die wichtigsten Punkte des Landesjugendplanes sollen hier kurz aufgeführt werden: 1. Jugendheime und -herbergen, 2. internationaler Jugendaustausch, 3. Ferienlager, 4. Skikursquartiere, 5. Jugendberatungssteiien, 6. Jugendklubs- und Jugendzentren, 7. Ausbildung von Jugendführern. Nicht zuletzt möchte ich in dieser Aufzäh lung selbstverständlich auch das oberöster reichische Jugendschutzgesetz erwähnen, das sich seit dem Jahr 1973 in einer völlig neuen Fassung befindet. Es stellt in dieser Form ein sehr modernes Gesetz dar, das in keiner Weise auf Bevormundung der Ju gend abgestimmt ist, sondern im Gegenteil, in erster Linie vom Gedanken der partner schaftlichen Eigenverantwortlichkeit des jungen Menschen ausgeht. Der wesentliche Arbeitsinhait der Jugend förderung des Landes Oberösterreich wäh rend der vergangenen Jahre läßt sich in der systematischen Verwirklichung dieser oben angeführten sieben Punkte umschreiben. Die Bedeutung dieser Arbeit läßt sich am besten mit dem Einsatz der finanziellen Mit tel seit dem Jahr 1973 veranschaulichen: Während dieser Zeit wurden bis einschließ lich 1978 in unserem Bundesland rund 200 Millionen Schilling für die Jugendförderung eingesetzt. Allein im Vorjahr hat das Land auf dem Gebiet der Jugendförderung ein schließlich der Aufwendungen für die landeseigenen Jugendherbergen und Ju gendheime mehr als 65 Millionen Schilling bereitgestellt. Mit diesem hohen finanziellen Einsatz steht unser Bundesland auf dem Gebiet der Jugendförderung in Österreich an der Spitze. Dank dieses großen Einsat zes konnte Oberösterreich während der letzten Jahre mit einem dichten Netz von Jugendheimen und Jugendherbergen ver sehen werden, so daß heute dieses Aus baukonzept als abgeschlossen bezeichnet werden kann. Nunmehr stehen 31 Jugend heime und 22 Jugendherbergen der ober österreichischen Jugend zur Verfügung. Damit kann unser Bundesland auf das dich teste Netz an Jugendquartieren in Öster reich verweisen. Innerhalb des Fremden verkehrs nimmt also der Jugentourismus mit jährlich rund 500.000 Nächtigungen einen bedeutenden Platz ein. Derzeit stehen den jugendlichen Gästen aus dem In- und Aus land insgesamt 5150 Betten zur Verfügung. Mit dieser Zahl hat sich seit dem Jahr 1971 das Angebot an qualitativ guten Jugend quartieren in Oberösterreich fast verdop pelt. Ein neuer Schwerpunkt liegt nun beim Aus bau von Jugendzentren und Jugendklubs. Auch hier dient als Grundlage für die Arbeit der kommenden Jahre eine Bedarfsprogno se, die auf die Vorstellungen der Jugend von derartigen Einrichtungen vollauf Rücksicht nimmt. Das betrifft sowohl die Gestaltung der Räumlichkeiten als auch die Auswahl des Programmangebots in diesen Zentren und Klubs. Der Jugendliche soll nämlich darin nicht zum passiven Konsumieren von Freizeit, sondern ganz im Gegenteil zum ak tiven und kreativen Mitwirken innerhalb von Kleingruppen angehalten werden. In Ober österreich bestehen derzeit bereits 27 gut funktionierende und bei der Jugend sehr be liebte Jugendzentren und Jugendklubs, von denen zwei besonders auf die Beratung drogengefährdeter oder drogenabhängiger Jugendlicher spezialisiert sind. Weitere zehn Jugendzentren sind in Bau bzw. im Planungsstadium, so daß sich im Jahr 1979 die Gesamtzahl bestimmt um weitere fünf bis sechs derartige Jugendeinrichtungen erhöhen wird. Neben den weitreichenden Aktivitäten zum Ausbau von Jugendzentren und Jugend klubs erstreckt sich die Jugendförderung natürlich auch auf andere Gebiete. Dazu zählen unter anderem die Fortsetzung des internationalen Jugendaustausches, die Errichtung von zwei weiteren Drogenberatungs- und Behandiungssteiien, der Ein satz von hauptamtlichen Sozialarbeitern in Jugendzentren, die Einführung einer institutionaien Jugendführerausbiidung sowie die Weiterführung der beiiebten Jugend symphoniekonzerte mit dem Linzer Bruck ner-Orchester. Damit spannt sich der Bogen der Jugendar beit des Landes Oberösterreich von der wis senschaftlichen Grundlagenforschung über die Ausbildung der Jugendbetreuer, über die sportlichen und kulturellen Angebote bis zur Errichtung und den Betrieb von Jugend heimen und Jugendherbergen. Mein Be streben als oberösterreichischer Jugendre ferent wird es auch weiterhin bleiben, für un sere Jugend ständig am Bali zu bleiben und mit den zur Verfügung stehenden finanziel len Mitteln wirklich das Optimum zu errei chen. Und das durchaus nicht im Sinn der Vorstellungen der Erwachsenenwelt, son dern In erster Linie den Wünschen und Be dürfnissen der Jugend entsprechend. Denn mein Grundsatz für die Arbeit im Dienst der Jugend liegt nicht in der Bevormundung, sondern in der Partnerschaft mit der Ju gend. Wie wird nun die Jugendarbeit des Landes Oberösterreich in den nächsten Jahren aus sehen? Aufbauend auf den Leistungen der vergangenen Jahre, die in diesem Ausmaß weder in einem anderen österreichischen Bundesland noch vom Bund selbst erbracht wurden, wird sich die oberösterreichische Jugendförderung sowohl den schon beste henden, als auch neuen zeitspezifischen Aufgabengebieten widmen. Folgende Schwerpunkte sind dabei hervorzuheben: Die Sicherung der Arbeitsplätze für die Ju gendlichen ist nicht nur ein wirtschaftspoliti sches Problem, sondern berührt in verstärk tem Maße auch die Belange der Jugendför derung. Denn es kann nicht nur Aufgabe der Jugendförderung sein, den Freizeit- und außerschulischen Biidungsbereich der Ju gend zu berühren, sie hat auch flankierende Maßnahmen zu treffen, die das Berufsleben des Jugendlichen absichern sollen. Das be trifft in dieser Form alle Jugendlichen, also neben den Lehrlingen auch die Absolventen von mittleren und höheren Schulen und selbstverständlich ebenso die jungen Aka demiker. Einen wesentlichen Teilbereich wird der Ausbau des Berufsschulwesens sowohl In

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