Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

Kulturzeitschrift Die Flüsse Oberösterreichssind nicht nur wichtige Naturformen in der geographi schen Gliederung des Landes, im Lauf der Geschichte haben sie auch wesentlich zur Ausprägung eigenständiger Kulturland schaften beigetragen. Donau, Inn und Traun sind dabei in jeder Beziehung, also geogra phisch und kulturhistorisch, die dominieren den oberösterreichischen Wasserstraßen. Die Flüsse im Norden, aber auch die Gebirgswässer im südlichen Landesteil Alm, Krems, Steyr und Enns werden vom Danubius Imperator, wie Julius Zerzer in einem Gedicht die Donau poetisch benennt, und von den Lobgesängen auf das Salzkam mergut überschattet, stark übertönt. Für un sere Zeitschrift, die ja immer wieder neue Blickpunkte für Oberösterreich eröffnen möchte, erscheint es deshalb als eine dan kenswerte Aufgabe, dann und wann auch die weniger bekannten Tallandschaften un serer Fleimat vorzustellen. Mit dem Kremstal wird der Anfang gemacht. Schon Bernardus Noricus, der mitteiaiterliche Haushistoriker der Benediktinerabtei Kremsmünster, lobt die liebliche Lage sei nes Klosters, die die Seele aller Beschauer zur Bewunderung erhebe und die müden Körper erfrische. Ein Zeitgenosse Adalbert Stifters, der Steyrer Wilhelm Arming, meint, daß hier ,.selbst das Laute, das Revolutio näre duldsam und gemäßigt wird gleich dem Sommerwind, der den Schweiß auf eurer Stirn trocknet. . ." Trotzdem fehlt dem Kremstal im Fremdenverkehr, aber auch in der Kulturgeschichte des Landes Ober österreichder Stellenwert, den es eigentlich einnehmen müßte. Die Beiträge dieses Hef tes mögen als Anregung aufgefaßt werden, dem Kremstal im oberösterreichischen Landschaftsbild mehr Bedeutung zuzumes sen, als dies bisher geschah. Gleich die erste Abhandlung von Dr. Her linde Rigby, langjähriger Mitarbeiterin des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich, bringt eine Überraschung, wenn der Dichter des Böhmerwaides Adal bert Stifter nun auch für das Kremstal bean sprucht wird. Wir erfahren, daß nicht nur die glücklichen Gymnasialjahre des Nordwald sohnes in Kremsmünster, sondern ebenso die Natureindrücke, die er hier in Jugendund Mannesjahren gewonnen hat, das ,,oberösterreichische Kremstai als eine Landschaft Adalbert Stifters" erscheinen lassen. Kremsmünster als geistlicher und kultureller Mittelpunkt des Kremstales erfuhr 1977 zu seiner 1200-Jahr-Feier gesamtösterreichi sche Beachtung und Würdigung. Bei den Feierlichkeiten stand das Stiftsgymnasium vielleicht etwas im Schatten. Dr. P. Alfons Mandorfer, derzeit Konviktsdirektor von Kremsmünster, beschreibt überzeugend ,,Geschichte und Wirken" dieser aitehrwürdigen Lehranstalt, deren Schüler seit vielen Generationen sich in ganz Österreich als ,,Alt-Kremsmünsterer" bekennen. Neben der mächtigen Benediktinerabtei an der Krems hatte es das viel bescheidenere Zisterzienserstift Schlierbach immer schwer, sich kulturell zu behaupten. Im Re daktionsprogramm dieses Heftes darf des halb dieses liebenswerte Kloster mit seiner ebenfalls reichen Überlieferung nicht feh len. Oberstudienrat P. Nivard Frey griff aus der Fülle der möglichen Themen mit der Darstellung von ,.Schlierbach in alten An sichten" einen für unsere Leser sicherlich interessanten Aspekt heraus. Wie das Kremstal im Schatten des Trauntales steht, so wird die Kremsmauer als ,,Wächter desKremstales" vom Traunstein, dem ,.Wächter Oberösterreichs", rufmäßig weit überragt. Der erfahrene oberösterrei chische Aipinschriftsteller Hans Pilz be weist, wie sehr auch dieser Gebirgsstock touristisch und landschaftlich zu beachten wäre. Auf jeden Fall sollte dieser Berg im Wanderbuch eines jeden oberösterreichi schen Bergsteigers aufscheinen. Den Abschluß der Artikelreihe zum Schwer punktthema bildet Hans Thoma, Konsulent der oö. Landesregierung, bekannter Heimatpfieger in Bad Hall, der seine Heimat lie bevoll erwandert hat und aus diesen ,.Wan derjahren" über,,Kunst und Glas im Krems tal" berichtet. Die reiche Thematik, die das Kremstal an bietet, ermöglichte es, daß auch die Fach sparten in diesem Heft auf das Schwer punktthema abgestimmt werden konnten. In der Landeskunde wird von Dr. Harry Slapnicka, der als Zeithistoriker (Gegen wartshistoriker) bewährter Mitarbeiter unse rer Zeitschrift ist, eindrucksvoll die Persön lichkeit des ,,Beamten, Politikers und Dich ters" Hans von Hammerstein-Equord vor gestellt. Dem dichterischen Lebenswerk dieses Edelmannes im besten Sinne des Wortes ist die Auswahl gewidmet, die Pro fessor Carl Hans Watzinger für die Litera turbeilage zusammenstellte. Dem Leser dürfte bewußt werden, wie reich unser dich terisches Erbe ist. Dr. Peter Kraft schildert einfühlend Leben und Werk des Künstlerehepaares Waltrud und Arthur Viehböck, von dem schon jetzt gesagt werden kann, daß es in der ,,Kunst der Gegenwart" Oberösterreichs einen vor deren Platz einnimmt. In der historischen Kunst behandelt Frau Dr. Elisabeth Vavra vom Institut für mittelalterli che Realienkunde in Krems die in der Fach welt seit langem bekannten gotischen Aitarflügel in der Pfarrkirche Wartberg an der Krems. Diese bedeutungsvollen Kunst werke werden in dieser Abhandlung endlich auch einem breiteren Publikum nahege bracht. Diözesankonservator Dr. Erich Widder weist auf die anerkennenswerten Anstren gungen und Leistungen der Diözese Linz auf dem Gebiet der Denkmalpflege hin. Seine Betrachtungsobjekte, die Burg Altpernstein und die Pfarrkirche Magdalena berg, sind besonders markante Kulturstät ten im Landschaftsbild des Kremstales. In der Sparte ,,Oberösterreich aktuell" in formiert Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Possart über die umfangreiche und erfolgreiche Jugendförderung des Landes Oberösterreich. Das angeschlossene Ver zeichnis der Jugendherbergen und Jugend heime in Oberösterreich wird von vielen Le sern, vor allem von Jugendlichen und Lehr personen, als eine willkommene Information angenommen werden.

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