Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

Der Aspermeierhof bei Kremsmünster, durch Adalbert Stifters Roman ,,Nachsommer" ein Denkmal der Weltliteratur. Aufnahme: Archiv des Adalbert-Stlfter-Instltutes des Landes Oberösterreich land angesiedelt, die Gebiete um den Traunsee bis gegen Kremsmünster kom men als Orte der Handlung in Betracht. Die grüne Fichtau könnte aus einer Verschmel zung von Viechtwang und Grünau entstan den sein, die Ruine Scharnstein dürfte zum Rothenstein geworden sein, die Scharnasts sind sicher der Phantasie entsprungen - eine von verschiedenen Deutungen: ,,. . . man sagte wohl den Scharnasts ver schiedenes Böse nach, allein es kroch im mer nur so im Dunkel herum: andrerseits stand aber auch die Tatsache fest, daß man sich nie einer Zeit erinnern konnte, wo einer von ihnen als ausnahmsweises Muster der Tugend wäre aufgestellt worden. Heutzu tage liegt die Burg beinahe in Trümmern, und seit der letzte Scharnast in Afrika er schossen worden ist, konnte man auch gar keinen Anwärter mehr auf den Rothenstein auftreiben . . . Die Fichtau aber ist ein schö nes Bergrevier, voll sanftblickendem, rot brüchigem Marmor, frischem Waidesgrün und eiskalten, abschießenden Quellen. Die Pernitz läuft unten voll Lärmen und Ge pränge durch, bis sie draußen ein zahmer Fluß wird, Wiesen wässert, und Walkmühlen treibt. Die Fichtau ist ein paar Tagreisen öst lich von dem freundlichen Pfarrdorfe Grün berg, und dem schönen Markte PIrlIng, wel che beide an demselben Flusse Pernitz liegen^®." Allen Spuren nachzugehen, die in Stifters Werk auf das Kremstal und seine Umge bung hinweisen, würde den Rahmen dieses Aufsatzes bei weitem sprengen, denn in dankbarer Erinnerung zum einen und aus innerem Drange wohl zum anderen hat sich Stifter immer wieder diesem Stück oberTltelblatt der Erstausgabe von Adalbert Stifters Roman ,,Der Nachsommer", 1857, Stahlstich nach einer Zeichnung von Joh. Nep. Gelger Österreichischer Erde verpflichtet gefühlt: ,,Seit jenen unvergeßlichen Tagen der frühesten Jugend, die ich in Kremsmünster verlebte, und die ich unbedenklich die schönsten nennen kann, weil sie die rein sten waren - seit jenen Tagen hat mich eine mir damahls zugeführte Grazie keinen Au genblick verlassen: die Liebe zur Kunst, und sie wird mir theuer bleiben, bis ich sterbe; denn sie allein hat ausgehalten, wenn auch Liebe, Freundschaft, Ehrgeiz, Thatenlust, alles log und floh^®." Diese Liebe zur Kunst findet ihren vielleicht schönsten Ausdruck in Stifters ,,Nachsom mer" - einem Nachsommer in der Land schaft, einem Nachsommer im Leben: ,,Die grünen Ähren gaben jetzt in der Morgen sonne feurige Strahlen, während sie bei meinem Heraufgehen im Schatten des her androhenden Gewitters gestanden waren, ich sah mich noch einmal um, da ich zwi schen den Feldern hinabging, und sah das weiße Haus im Sonnenscheine stehen, wie ich es schon öfter hatte stehen gesehen, ich konnte noch den Rosenschimmer unter scheiden, und glaubte, noch das Singen der zahlreichen Vögel im Garten vernehmen zu können . . . Den ersten Mann, welcher mir begegnete, fragte ich, wem das weiße Haus auf dem Hügel gehöre, und wie es hieße. ,Es ist der Aspermeier, dem es gehört,' antwor tete der Mann ... Da mir aber der Name Aspermeier und Asperhof nicht gefiel, nannte ich das Haus, in welchem ein solcher Rosendienst getrieben wurde, in meinem Haupte vorläufig das Rosenhaus^^." Dichterisches Empfinden kann dem Augen blick entspringen, immer aber wird es ge prägt sein durch Einflüsse aus der Umwelt, Äffl 1-

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