Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

Kunst und Glas im Kremstai Fritz Thoma Unterhalb des Ortes Ansfelden wird der Kremsfluß von seinem alten Bett in einen Kanal geleitet, der bei Kleinmünchen in den Traunfluß mündet. Hier ist das Wasser nicht mehr klar und rein, sondern eine schmutzi ge, unansehnliche Brühe ohne Lebewesen. In Ansfelden besuchen wir das Geburtshaus Anton Bruckners, welches in ein Museum umgewandelt wurde, das das Wirken und Leben Anton Bruckners dokumentiert. Wir wandern die Kremstalstraße weiter, se hen im Tal die Nettingsdorfer Papierfabrik, eine der vielen Anlagen, die in unserer Landschaft schwierige ümweltschutzprobleme aufwerfen. Auf der Kremstal-Bundesstraße kommen wir an der landwirtschaftlichen Schule Ritzlhof vorbei, etwas weiter zu einem gotischen Wegkreuz. Die Volkersdorfer haben in der Gotik dieses Wegkreuz errichtet und in der Nähe eine Kirche erbauen lassen. St. Leonhard bei Pucking, urkundlich er wähnt 1440 bis 1450. Wir treten in das schmucke, gotische Kirchlein ein und sind erstaunt über die herrlichen gotischen Fres ken. Eine dieser Freskengruppe stellt die Kreuzigung Christi dar; im Hintergrund des Kreuzes römische Legionäre auf schweren Bauernpferden, welche die Symbolhaftigkeit der Leonhardikirche darstellen sollen; das zweite Bild: St. Michael der Seelenwä ger; das dritte: die thronende Muttergottes mit Kind, auf einem Halbmond stehend. Die ser Halbmond stellt ein Gesicht dar. Der Ma ler der Fresken hat sich in diesem Gesicht verewigt. Neben dem barocken Hochaltar befindet sich eine gotische Plastik des hl. Leonhard, Schutzpatron der Kirche, sein Attribut die Kette. - Die Kette deshalb, weil Leonhard ab dem 4. Jahrhundert der Schutzpatron der Gefangenen war, die an Ketten angeschmiedet wurden. Erst später wurde er der Patron der Stalltiere, die zum Teil auch heute noch an Ketten hängen. Bis vor einigen Jahren fand am Leonharditag, 6. November, ein Ritt um die Kirche statt; heute ist dies nicht mehr möglich, weil die Bauern kaum Pferde mehr besitzen. Unsere Wanderung führt nun weiter zur nächsten Ortschaft - Neuhofen an der Krems. Hier wäre etwa die Kirche zu erwäh nen, die nach neuen Gesichtspunkten um gebaut wurde. Der Neubau wirkt äußerlich nüchtern. In diesem Ort, der keine Bezirks oder Kreisstadt Ist, befindet sich interessan terweise ein Bezirksgericht. Eine Marien statue und ein kleiner Dorfbrunnen schmükken den Ortsplatz. Weiter geht es kremsaufwärts nach Kema ten an der Krems. Vor diesem Ort befindet sich ein Wasserschloß - Weyer -, das um 1100 zum erstenmal urkundlich erwähnt wird und verschiedene Bauepochen durch gemacht hat. Da es sich im Privatbesitz be findet, ist ein Besuch nicht möglich. Eine alte Wehrkirche auf einer vermutlich römischen Kultstätte wollen wir jetzt kurz besuchen. Sie gehört zu einer der 26 Pfarreien von Kremsmünster und wird urkundlich 1179 i St. Leonhard bei Pucking, reizvolle dörfliche Fillalkirche an der Schwelle zum Kremstal. Gotischer Bau aus dem Beginn des 15. Jahr hunderts. Aufnahme: E. Widder innenraum der Filialkirche St. Leonhard bei Pucking mit reicher Freskoausmalung aus 1440-1450, aufgedeckt 1946, restauriert 1946/47 Aufnahme; E. Widder Spätgotische Pfarrkirche Neuhofen an der Krems mit modernem Erweiterungsbau von Professor Dr. Karl Rebhahn. Aufnahme: E. Widder

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2