Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

i*>rf(!or(Mcr(w.5-. et -,u at.tfTKit w<b)i. I fivÄW. I f * i • j i Ä" •! h Bildnis von Abt Gregor Lechner (1543-1558), 3! auf Leinwand, Kremsmünster, Gymnasialdirektlon, 4ufnatime: E. Widder Häufig allerdings benützten sie auch die Zeit ihrer theoiogischen Studien, um sich zusätziich auf einem separaten Fachgebiet in tensiver zu biiden. Ihre Unterrichts- bezie hungsweise Präfektentätigkeit übten sie in der Regel nur wenige Jahre aus, um dann später als Seelsorger auf einer der vielen Pfarreien des Stiftes Verwendung zu finden. Nach einer Krise unter der Regierung von Kaiser Josef II. folgte ein merklicher Auf schwung im beginnenden 19. Jahrhundert, nicht zuletzt bedingt durch die Errichtung des Konvikts 1804, mit dem einem aus drücklichen Wunsch von Kaiser Franz I. entsprochen wurde. Bis zur Reform des Schulwesens unter dem Unterrichtsminister Thun-Hohenstein 1850 brachte das Konvikt mit seinem Angebot an Musikunterricht, an modernen Sprachen, der Zeichenschule und dem Turnunterricht (bereits 1843 erhielt das Konvikt in der ,,Schwimmschuie" ein Freibad) für das Gymnasium manch wert volle Bereicherung und Ergänzung. An der Wende zu unserem Jahrhundert zählte das Kremsmünsterer Gymnasium zu den berühmtesten und angesehensten Lehranstalten der gesamten Monarchie. Der Zusammenbruch des Habsburgerreiches, der Umbruch 1938, die Aufhebung und Ent eignung des Stiftes 1941, schließlich die Notwendigkeit des Wiederaufbaues nach 1945 bedeuteten zwar für die Schule tief greifende Wandlungen und Einschnitte - dennoch blieb man immer darauf bedacht, die Tradition treu zu wahren und damit die innere Kontinuität zu erhalten. Trotz man nigfaltiger Veränderungen, insbesondere in den letzten zehn Jahren, darf sich das Gym nasium der Gegenwart immer noch als gei stiger Erbe und Nachfolger des uralten Kremsmünsterer Gymnasiums der Barock zeit und des 19. Jahrhunderts betrachten. Die Schüler kamen ursprünglich aus der en geren Umgebung des Klosters, in sozialer Hinsicht haben bestimmt lange die Söhne von Bauern und Kieinhandwerkern das Übergewicht besessen. Im vorigen Jahr hundert aber, bis herauf zum ersten Weit krieg, bildete fast die gesamte Donau monarchie das Einzugsgebiet der Schule; Adelige, Professoren, hohe Offiziere und Verwaitungsbeamte schickten ihre Kinder nach Kremsmünster. Heute kommt der Großteil der Studenten wieder aus Ober österreich; der Mittelstand herrscht vor. Als der Baiernherzog Tassilo 777 Krems münster gründete, hat er dem Kloster eine dreifache Aufgabe gesteilt: Christianisie rung, Kultivierung und Germanisierung. Das Gebiet um Kremsmünster war damals dünn besiedelt, aber - wie es scheint - aus schließlich von heidnischen Slawen. Durch die Bekehrung und Eindeutschung dieser Bevölkerung sollte der Traungau ein fester Bestandteil des baierischen Herzogtums werden. Karl der Große hat nach dem Sturz Tassilos 788 auch dem Stift Kremsmünster, wie den übrigen größeren Abtelen seines Reiches, die Führung einer Schule zur Pflicht gemacht. Der Aufgabenstellung der Gründungszeit ist das Stift bis heute treu geblieben - gewandelt hat sich freilich die Art der Erfüllung. Heute wie vor 1200 Jahren aber steht für die Patres das religiöse und seelsorgiiche Motiv hinter der ganzen Un terrichts- und ErziehungstätigkeitI Die Ver mittlung von Wissen wurde wohl nie in der langen Geschichte der Kremsmünsterer Schulen als Selbstzweck angesehen - im mer sollte das Wissen dazu beitragen, den ganzen Menschen In einem christlichen Sinn zu biiden. Allerdings genossen Wis senschaft, Kunst und Kultur zu allen Zelten im Stift hohes Ansehen. Beweise für diese Geisteshaitung finden wir in den reichen Beständen der Bibliothek und der Kunst sammlungen nicht minder als in der hinge bungsvollen Pflege der Musik, im aufwendi gen Theaterspiel, im Bau und in der Einrich tung der Sternwarte und vor allem in den verschiedenen Studienordnungen, wie sie von den Äbten zu wiederholten Malen erlas sen wurden (der Staat begann erst in der Zeit der Aufklärung, In stärkerem Maß auf das Blldungswesen Einfluß zu nehmen). Den Ruf einer Nobel- oder Eliteschuie hat Kremsmünster wohl kaum einmal ernstlich angestrebt - es war auch nie eine solche! Die Wirkung der Schule war immer - ohne daß damit ein Verzicht auf Tiefe ausge drückt werden soll - mehr in die Breite ge richtet. So finden wir zu allen Zeiten die Söhne von Adeligen, Bürgern, Bauern und Armen nebeneinander auf der Schulbank. Durch die Einrichtung der ,,instruktoren" (Nachhilfelehrer) erfuhren gerade die Be dürftigen, die mit Vorliebe ein solches Amt übernahmen, eine nicht unbedeutende mo ralische Aufwertung. Die Absicht, aus dem Gymnasium auch den geistlichen Nach wuchs zu beziehen, war als Nebenzweck vom Stift immer intendiert, stand aber nie als Hauptzweck im Vordergrund: das Gymna sium war nie ein Knabenseminar. Die Vorstellung einer großen Klosterfamilie, als deren Glied sich der Schüler wissen und erleben konnte, sollte helfen, den Erzie hungsprozeß wirksamer zu gestalten, ihn gleichzeitig aber auch zu vermenschlichen. Bande der Freundschaft sollten nicht nur die Studenten untereinander, sondern auch mit den Patres verbinden. Die fundamentale Einheit von Glauben und Wissen, von Arbeit und Gebet, aus der heraus der benediktini-

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