Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

Links: Probenarbelt mit dem Schüierorchester. Der Musikpfiege wird in Kremsmünster beson dere Bedeutung beigemessen. Aufnahme: E. Widder f Unten: Naturwissenschaftlicher Unterricht. Durch die Sammlungen in der Sternwarte wurde Kremsmünster zu einem pädagogischen Zen trum für Lehre und Forschung der Naturwis senschaften in Oberösterreich. Aufnahme: E. Widder wohl auch selbst als Lehrer und Erzieher vor. So konnte der Linzer Otto Hamann, selbst Absolvent des Gymnasiums, das Wesen der Kremsmünsterer Erziehung im ,,Beispiel einer heroisch-heiteren Lebens führung und eiserner Arbeitsamkeit" sehen. Eine Eigenart - besser gesagt Unart - frei lich, die für viele Generationen von Kremsmünsterer Studenten kennzeichnend war und ihnen einen recht zweifelhaften Ruhm eingetragen hat, war ihre Trinkfreudigkeit und Trinkfestigkeit. Nicht selten hat sie das übliche Maß beträchtlich überstiegen. In dieser Tatsache äußert sich ein Zug, den wir wohl als besonders wesentlich für die gei stige Tradition des Gymnasiums ansehen dürfen: eine ungewöhnlich großzügige Tole ranz, eine Toleranz, die so weit gehen konn te, daß sie sogar Intoleranz duldete! Und dies nicht nur in den eigenen Reihen - bei Professoren und Präfekten -, sondern auch bei den Schülern! Tolerant und taktvoll wollte man vor allem in den Fragen der Religion und des Glaubens sein. Zahlreich sind die Beispiele, die hiefür in den Erinnerungen ehemaliger Schüler zu finden sind. Einige wenige seien auch hier gebracht: dem bereits als Studenten stock liberalen Karl RabI (später Universitätspro fessor in Leipzig und Rektor in Prag) gab einmal ein geistlicher Professor Haeckels ,,Natürliche Schöpfungsgeschichte", die in ihren Aussagen einen wahrhaft diametralen Gegensatz zu den in Kremsmünster vertre tenen Überzeugungen bildete, mit den ein-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2