Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

Auf dem Weg weiter in Richtung gegen Kremsmünster kommen wir nach Oberrohr mit einer Fiiiaikirche von Rohr, erbaut zum 700jährigen Bestehen des Stiftes im Jahre 1477 auf einer römischen Kuitstätte. in der Kirchturmwand befindet sich heute noch ein eingemauerter Römerkopf. Die Einrichtung der Kirche ist bäueriicher Knorpeibarock von Mathias Gründier, der auch die Kirche von Wartberg an der Krems und die Filialkirche Weigersdorf bei Kremsmünster eingerichtet hat. Die Kirche ist dem hl. Petrus geweiht und eine schöne Plastik zeigt den Apostel mit einem großen Schlüssel, ste hend unter der Orgelempore. Die Brüstung der Orgelempore wird aus drei schönen go tischen Eiementgruppen gebildet. Nun führt uns unser Weg nach Kremsegg, einem Schloß, das vom Abt Anton Woifrath (1613 bis 1639) erworben wurde und sich heute in Privatbesitz befindet, die weltliche Festung gegenüber dem geistlichen Kremsmünster. Hier ist seit kurzer Zeit ein Oidtimermuseum eingerichtet. Der jetzige Schioßherr Lutzky ist der Besitzer einer Glasfabrik im Markt Kremsmünster. Die Er zeugnisse dieser Firma sind Flaschen in je der Größe (vom Medizinfiäschchen bis zur 3-Uter-Fiasche). Eine Führung durch diese Fabrik zeigt, wie heute vollautomatisch mit den modernsten Maschinen, die in Europa stehen, ein Betrieb geführt wird. Das Erzeu gungsprogramm ist auf zwei Giasfarben eingestellt: Weiß und Braun. Die Beschickung der Schmelzöfen mit Rohmaterial erfolgt automatisch und wird elektronisch gesteuert. Es muß daher um die Uhr, d. h. in drei Schichten, gearbeitet werden, weil der Schmelzofen nicht ausküh len darf. Eine Temperaturdifferenz von ± 5 Grad Celsius der Schmelzmasse im Schmelzofen würde schon den Ausfall einer Formmaschine bedeuten. Die flüssige Glasmasse fällt tropfenweise vom Schmelzofen in die Formautomaten, in wel che mittels Preßluft die Fiaschenform ge preßt wird. Über Fließband werden die rot glühenden fertigen Flaschen, die die Ma schinen auswerfen, in den Abkühiofen ge bracht. Die abgekühlten Flaschen durch wandern vier Kontroiisysteme, bis sie - au tomatisch verpackt - zur Auslieferung ge langen. Über das Stift Kremsmünster will ich nicht viel erzählen, denn vor zwei Jahren war ja die 1200-Jahr-Feier und es wurden viele Publikationen veröffentlicht, in Kremsmünster ist nach dem zweiten Weltkrieg ein neuer Ortsteii entstanden, und zwar Neu-Gabionz. Wir besuchen einen dieser Gabionzer Betriebe. Die Giasstangen, die in Rohr und anderen Hütten zur ErDie Glaswerkstätte In Schlierbach, die ,,Ober österreichische Giasmalerei", wurde 1884 in Linz gegründet und 1915 von Professor Raukamp übernommen. Nach dem Krieg wurde sie 1945 in Zusammenarbeit mit Raukamps Bruder, P. Petrus Raukamp, reaktiviert und teilweise in das Kioster Schlierbach veriegt. 1954 wurde die Giasmalerei ganz vom Kioster übernommen. Unter der Leitung von P. Petrus Raukamp und Ing. P. Tecelin Kummer konnte Zeugung kommen, werden hierzu Schmuck, Perlen und Schmucksteinen verarbeitet. In kleinen Öfen werden diese Stangen zur Rotglut erhitzt, in einer Presse zusammen gedrückt und in die gewünschte Form einer Perle oder eines Schmucksteines gebracht. Die ausgeworfenen Preßlinge werden nun in eine eigene Maschine gegeben, wo sie ge scheuert werden, so daß das überschüssige Glas abgeschliffen wird, üm den Steinen auch noch Glanz zu geben, werden sie mit Sand und Wasser vermengt, kommen in Trommein und werden hier wieder ge scheuert, bis ein herrlicher Glanz entsteht. Der Sand wird abgewaschen und die ferti gen Schmucksteine getrocknet. Nun wer den die einzelnen Farben von Frauenhän den sortiert und kommen zur weiteren Aus fertigung. Ein Teil der Einzelstücke wird in Heimarbeit gegeben, der andere Teil bleibt im eigenen Betrieb zur Fertigverarbeitung. Die Fertigerzeugnisse reichen über Rosen kränze, Haisketten, Schmucksteine, Perlen, Broschen und vieles andere mehr. Die Ga bionzer Betriebe, weiche hauptsächlich Modeschmuck erzeugen, gehören zu den besten Devisenbringern der österreichi schen Wirtschaft. Nun geht unsere Wanderung nach Wart berg. Von weitem ist schon die Kirche, dem hi. Kilian geweiht, zu sehen. Die Pfarre Wartberg gehörte bis zur Reformationszeit zum Stift Kremsmünster und kam dann zum Stift Schiierbach, dem sie auch heute noch untersteht. Die Einrichtung dieser Kirche ist, wie schon erwähnt, bäuerliches Knorpelbarock von Mathias Gründier. Besondere Erwähnung verdienen auf der rechten Seite des Chores herrliche gotische Tafelbilder aus der Zeit um 1470, die auf der Werktag seite die Leidensgeschichte Christi und auf der Sonntagseite die Kiiianiegende darstel len. Sie stammen vom ehemaligen goti schen Hauptaitar. Eine moderne Plastik des hi. Kilian finden wir auf der Brücke über den Kremsfiuß. Weiter führt uns der Weg nach Schiierbach. Dieses Stift war von 1355 bis 1556 ein Frauenkioster des Grauen Ordens und während der Reformationszeit verwaist. 1620 sind dann die Zisterziensermönche aus Rein aus der Steiermark gekommen und haben das Kioster neu besiedelt. Bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts hat das Stift nur von der Landwirtschaft gelebt und einen kleinen Studienbetrieb geführt, ünter Abt Alois Wiesinger wurde eine Käserei errich tet, die heute noch besteht. Ein Gymnasium mit Maturaabschiuß wird seit 1945 geführt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde eine Giaswerkstätte eingerichtet. Hier werden zwei besondere Verarbeitungen von Fen-

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