Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

leleitung als der „ältesten Pipeline der Welt", die seit 1595 bestellt. Er berichtet, daß gegenwärtig die Gesamtproduktion der österreichischen Sali nen in den Salzbergwerken Hallstatt, Bad Ischl, Altaussee und Hallein jährlich etwa 400,000 Ton nen Salz umfaßt und der Salzvorrat In der Saline Hallstatt noch für etwa 391 Jahre reichen wird. Er erzählt von den Grabungen, die einer europä ischen Kulturstufe der Prähistorie den Namen ,,Hallstattzelt" gegeben haben, wie der einfache Sallnenbeamte Johann Georg Ramsauer von 1846 bis 1863 Im Hallstätter Gräberfeld 980 Grä ber mit 19.497 Fundobjekten gehoben hat und über diese Grabungen genaueste Protokolle führte, die heute noch die Anerkennung der Wis senschaft finden, zu seinen Lebzelten Ihm aber In seinen wirtschaftlichen Nöten nicht helfen konn ten. Er erzählt vom ,,König Dachstein" und seiner Ersteigungsgeschichte, von der Kunst In Hallstatt mit den Werken der Gotik und des Barock, die von den Salzverwesern, den Hofscheibern und den Salzfertigern des Ortes sozial getragen, aber auch von den Bergleuten gewollt und geschützt wurde, so etwa von dem einfachen, ungenannten Hallstätter, der um das Jahr 1750 den Auftrag er hielt, einen kleinen gotischen Flügelaltar In der Häuerkapelle auf dem Salzberg zu vernichten, sich jedoch entschied, wie ein Holztäfelchen der Nachwelt übermittelt: ,,lch aber hebe Ihn auf. Vielleicht findet Ihn jemand, der mehr Herz hat." Heute bildet dieses Altarwerk In der katholischen Pfarrkirche eine willkommene Ergänzung zu dem spätgotischen Marlenaltar, der zu den Spitzen werken der österreichischen Gotik gezählt wird. Stolz wird von der Gegenwart berichtet, die 1958 die Erbauung einer landschaftszerstörenden Seeuferstraße verhinderte und eine moderne Tunnellösung für die Hallstätter Landesstraße ermöglichte. Gleiche Anerkennung eines unge brochenen Kulturbewußtselns verdienen die Lei stungen der Holzfachschule mit Ihren vielen be kannten Bildhauernamen als ehemaligen Hall stätter Schülern und die Keramik Hallstatt von Gudrun Wittke-Baudlsch. Mit großer Neigung charakterisiert Rudolf Lehr seine Nachbarn, seine Hallstätter, wie sie einst und heute lebten, wie ,,Salz und Holz nach wie vor Ihr Leben be stimmen", aber auch den Fremdenverkehr mit seinen Seilbahnen und der Touristik. Das harte Leben dieser Menschen, die immer In der ,,Nähe Gottes" hausen müssen, kommt eindringlich zur Darstellung. Zu den Hallstättern gehören ebenso Ihre Urlauber und nicht zuletzt die vielen Künstler von ,,Waldmüller bis Holzmelster", die das ,,Mo tiv Hallstatt" In der österreichischen Land schaftsmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts be kanntgemacht haben. Diesem Buch Ist ein voller Erfolg zu wünschen. Für die 1980 geplante Landesausstellung ,,Hall stattzelt - Frühform europäischer Einheit" Ist es eine wohlklingende Ouvertüre. Rudolf Lehr: Hallstatt - Geschichte und Gegen wart. -Linz, Oberösterreichischer Landesverlag 1979, 248 Selten, 75 Färb- und 125 Schwar zweißbilder, farbiger Schutzumschlag, Ganzlei nen, Ladenpreis S 378.-. Erster Prosaband von Erna Blaas Dem Oberösterreichischen Landesverlag Ried im Innkreis verdankt die österreichische Literatur die Herausgabe des bisher ersten und wohl auch einzigen Prosabandes der seit Jahrzehnten an erkannten Lyrikerin und Adalbert-Stlfter-Prelsträgerln Erna Blaas. Die Dichterin lebt seit langem In Salzburg. Sie fühlt sich jedoch ihrer Geburtsheimat Oberöster reich, voran dem Kremstal und dem Innviertel, nach wie vor innig verbunden. Mit Ihren Gedich ten hat sie längst Eingang In die gesamtösterrei chische Literaturgeschichte gefunden. Es sei er innert an die Lyrikbände ,,Das Leben und der Tod" (1929), ,,Dle Liebenden (1942), ,,Rühmung und Klage" (1944), ,,Dle Balladen der Rauh nacht" (1944), ,,Abendliche Flöte" (1955), ,,Das Lied der Mutter" (1956), ,,Der Garten Mlrabell" (1960), ,,Durch Bild und Zeichen" (1961), ,,Schattenllcht" (1969). Der vorliegende Prosaband umfaßt zwölf,.Erzäh lungen und Beriohte", so die eigene Kennzeich nung der Autorin. Zum Teil sind diese Erzählun gen schon früher in Zeltungen und Zeitschriften erschienen, so z. B. ,,Dle Schottergrube" In un serer Zeitschrift ,,Oberösterreich". Nun bilden sie eine abgerundete Auswahl, die Zeugnis davon ablegt, daß Erna Blaas auch die Prosa meister haft, vor allem In schöner Sprache, beherrscht. Vielfach sind es tatsächlich ,,Berichte" aus dem eigenen Leben. ,,Verwandlung des Neptun" bringt freundliche Erinnerungen an das Ihrem Geburtsort Kirchdorf an der Krems so nahe lie gende Kloster Schilerbach. Mit der ,,Goldenen Hochzelt" setzt die Dichterin nicht nur Ihrer väter lichen Großmutter, sondern ebenso dem Innvier tel ein literarisches Denkmal. ,,Die Schottergru be", ein Bericht über einstige archäologische Grabungen Im Kremstal, die ja heute noch nicht abgeschlossen sind, erweist das rege historische Interesse der Autorin. Besonders liebenswürdig das Bekenntnis ,,Dle Mutter", ein Hauptthema Ih rer Lyrik, tragisch die Erzählung vom Unfalltod ei nes Brüderchens mit dem daraus sich folgernden Elternschmerz. Mit den Erzählungen aus einem ,,Burgenländlschen Tagebuch" erreicht Erna Blaas die Mei sterschaft der Novellette. ,,Am Rande der Wäl der" erzählt vom Schicksal eines Zigeuners, ,,Dle Burg" von der Tragödie eines alten Kunstfreun des, der seinen Besitz nicht halten kann und von dem die Dichterin zu sagen weiß: ,,Man hat den feinen, alten Herrn mit dem schütter gewordenen Haar und der tiefernsten, bekümmerten Miene nie wieder gesehen. - und sie suchten wochenlang nach ihm." ,,Schwarzer Germer" Ist vollendete Naturmystik. Die Zellen ,, Vorklang" wären wohl am besten als epische Landschaftsmalerei zu bezeichnen. Ganz köstlich liest sich die Geschichte von der ,,Dreikönigsnacht", In der ein verweinter Stern singer, der Mohrenkönig Balthasar, den seine Kameraden verlassen haben, unter die wilden Perchten gerät, wo sich dicht Heidnisches und Christliches begegnen und die Einfalt eines Kin des die Oberhand behält. ,,Emanuele" beschreibt die Maturareise eines jungen Mannes durch Italien. Es wird viel über ita lienische Kunst dargeboten. Es ereignet sich viel, vielleicht zuviel In diesem knappen Zeltraum. ,,Das Grafenleben" bildet den vornehmen Ab schluß einer kultivierten Erzählkunst, die stillen Abenden dienen kann. Erna Blaas: Verwandlungen. Erzählungen und Berichte. - Ried im Innkreis 1978, 121 Selten, zweifarbiger Schutzumschlag, Ganzleinen, La denpreis S 129.-. Neues Rieder Stadtbuch Knapp vor Redaktionsschluß erreicht uns das neue RIeder Stadtbuch ,,Ried Im Innkreis. Die Stadt Im Zentrum des Innviertels", das rechtzeitig zur Eröffnung der Sonderausstellung ,,Histori sche Dokumentation zur Eingliederung des Inn viertels im Jahre 1779" am 10. Mal 1979 erschie nen Ist. Neben den Stadtgeschichten von Konrad Meindl 1898 und Hofrat Dr. Franz Berger 1948 besitzt Ried nun eine neue, zeltgemäße Gesamtdarstel lung. Das Buch kann vorläufig hier nur angekün digt werden. Eine eingehende Besprechung er folgt Im Heft 3/1979. Auf den Prolog ,,Dietmar der Anhänger" folgen die Kapitel ,,Die Stadt In der Geschichte" von Ferdinand Brunnbauer, ,,Dle Stadt In der Gegenwart" von Bürgermeister Dr. Franz Fruhstorfer, ,,Dle Stadt und Ihre Kultur" von Josef Mader, ,,Das Land um die Stadt" von Ernest Simharl, ,,Dle Partnerschaft der Städte Landshut-RIed Im Innkreis", ein Anhang mit Zelttafel, Ehrenbürgern, Ehrenrlngträgern, Bürgermeistern usw. Die äußere Form dieses Stadtbuches Ist wohl ge lungen, Gestaltung und Druck sind festlich. Dem Herausgeber - der Stadtgemeinde Ried im Inn kreis - kann herzlich gratuliert werden. Grüße aus dem innviertei Diesen Buchtitel gibt Rudolf Walter Litschel einer ,,Auswahl alter Ansichtskarten", die gerade rechtzeitig als liebenswürdiger Geschenkband zum Innviertel-Gedenkjahr im Oberösterrelchlschen Landesverlag erschienen Ist. Der erfah rene Publizist erweist mit dieser Veröffentlichung erneut sein Gespür für aktuelle Thematik. Die alte Photographle, vor wenigen Jahren noch für den Mülleimer bestimmt, Ist plötzlich zum gesuchten Sammelobjekt geworden. So wie In der Kunst die Jahrhundertwende entdeckt wird, rücken auch Technik und Lebensgewohnhelten der Großvä tergeneration In unser romantisches Blickfeld. In Oberösterreich erfuhr dieser Prozeß sicherlich durch die Eröffnung des Photomuseums von Hans Frank Im Marmorschlößl des Ischler Kalserparkes einen besonderen Impuls. Das Im Oberösterreichischen Landesverlag vorange kündigte Werk ,,Oberösterreich In alten Photographlen" Ist Beweis hIefür. Rudolf Walter LItschels Bändchen Ist ein echt bi bliophiler ,,Gruß". Im Vorwort ,,Dem geschätzten Leser ein herzliches ,Hell Dir' und ,Servltore'!" berichtet der Autor kurz über den historischen Hintergrund der Eingliederung des Innviertels In den österreichischen Staatsverband vor 200 Jah-

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