Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 2, 1979

setzten Kreuz, genauer: wiederum einer Häufung von gewundenen und gebogenen Bändern, die ein Kreuz nur ais Figuration aus einer Häufung von serieilen Einzelele menten tierauslesen lassen. Der Taberna kel zeigt mit einer Seitenfläche In die (offe ne) Werktagskapelle, und mit einer zweiten in den großen Zentralraum. Diesmal läßt die einzige Gestaltung auf dem sonst ebenmä ßig glatten Block - einer ganz und gar ge schlossenen Form - an eine über der obe ren Eckkante aufbrechende Frucht denken. Der Zeichencharakter verstärkt sich noch, wenn das in der Gestik der Künstier hocher hobene Sakramentshaus geöffnet oder wieder verschlossen wird. Die Zeit verwirklichter Großaufträge, zu de nen auch der schon zitierte ,,AiuminiumTurm" aus versteilbaren Elementen vor dem Stadtmuseum Nordico (Höhe 2,80 Meter, 1973) und ein Edelstahiobjekt in Verbindung mit Plexiglasteilen (Höhe 2,90 Meter, 1975) für die Wiener Städtische Wechseiseitige Versicherungsanstalt in Linz gehören, war auch die Zeit allein oder im Teamwork mitgestaiteter Schmuckausstellungen im Inund Ausland. Die wichtigsten Stationen, wo charakteristi sche Gestaltungen von Waltrud und Arthur Viehböck bisher zu sehen waren, sind außer einer großen Anzahl österreichischer und deutscher Städte Basel, Zürich, Lausanne, Rom, Paris, New York, Mexico City und To kio. Waltrud Viehböck war bereits bekannt als Schmuckkünstlerin, ais Arthur ihr Arbeits kollege wurde. Schon der Schmuck dieser frübesten Periode war aber ganz bewußt als Alternative und kritische Antwort auf unreflektierte, im letzten ungeistige österreichi sche Bijouteriewaren-Kultur konzipiert ge wesen. In der Zusammenarbeit des Ehe paares vervollkommnete sich dann fast schlagartig rasch die Prägnanz und Exakt heit der Fertigung. Es kam zur Geburt eines speziellen Gemeinschaftsstiles, der auch bedeutsame öffentliche Auszeichnungen zur Feige hatte; 1974 eine Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich für bildende Kunst, 1975 den Herbert-Hofmann-Gedächtnis preis bei der Schmuck-Sonderschau auf der Internationaien Handwerksmesse München (IHM) und 1975 das österreichische Staats stipendium für bildende Kunst. 1974 wurde Waltrud und Arthur Viehböck die Teilnahme am Internationalen Sympo sion ,,Schmuck aus Stahi" in der österrei chischen Stahlindustrie, genau: im Schoeiler-Bleckmann-Werk Ternitz, ermöglicht. Ihre dort fertiggestellten Arbeiten wurden daraufhin in einerGruppen-Wanderausstellung gezeigt, die auch in der Neuen Galerie der Stadt Linz zu sehen war. Damit ist bereits die Frage der Materialwahi der beiden Künstler angeschlagen. Dr. Al fred Mikesch, einer der Hauptorganisatoren der Aussteilung ,,Schmuck aus Stahl", hat für diesen Prozeß des Umdenkens eine tref fende, geistreiche Formulierung gefunden: ,,Der Verzicht auf Gold, Platin und Diaman ten, die Hereinnahme von Stahl und Kunst stoff in die Gestaltung gleicht dem Damen opfer beim Schachspiel; man riskiert viel, gewinnt man aber, dann hat man elegant gewonnen." Aus Chromnickelstahlrohren wurden etwa durch die Weiterverarbeitung bei den Viehböcks seriell geordnete Elemente, die in ih rer Zusammenfassung und im Miteinbezug von Plexiglas den Charakter von reliefarti gen Wandgestaltungen annahmen. Auch Stelen von besonders klarer Eindringlichkeit wurden geschaffen. Zugleich übertrug sich diese Material- und Formensprache auch auf den Schmuck, der bereits zu einem früheren Zeitpunkt in die sem experimentelien Rahmen gestaitet worden war. Im allgemeinen verwenden die Viehböcks nach eigener Aussage ,,beim Schmuck ausschließlich Silber, manchmal kombiniert mit durchsichtigem oder schwar zem Acrylglas, bei den größeren Arbeiten jedoch meist Edelstahi". Eine geistige Grundhaltung der jungen Lin zer Hochschuie für künstlerische und indu strielle Gestaltung schlägt im Viehböckschen Gemeinschaftswerk durch, wenn die Begriffe Schmuck am menschlichen Körper, dann als autonome Klein- und Großplastik und schließlich als Plastik In Verbindung mit Architektur, etwa als Wandgestaltung oder als Relief, durchaus als Einheit mit fließen den Übergängen zwischen den einzelnen Ausdrucksweisen angesehen werden. Die revolutionierende neue Gestaitung rich tet sich ,,gegen die ausschließlich kommer ziell orientierte Massenproduktion" von fP» ef. Becher aus Edelstahl und Silberdose

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