Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 4, 1978

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Landeskunde Das Innviertel-Gedenkjahr Dr. Georg Heilingsetzer Das Teschener Friedensinstrument von 1779 2 Prof. Rudolf Walter Litschel Das Innviertel - ein ehemals bayerisches Grenzland 6 Dr. Harry Slapnicka Das Innviertel in den letzten hundert Jahren 13 Dr. Helmut Zöpfl 125 Jahre Stadttheater Braunau 65 Oberösterreich aktuell Festliches Innviertel 1979 Bücherecke 71 81 Prof. Carl Hans Watzinger Literatur aus dem Innviertel Dr. Dietmar Assmann Innviertier Wallfahrtsorte Literaturbeilage 21 29 Otto Haubner Wasserspiele (Prosa) Gedichte (Auf dem Land, Olympiade, Besuch, Nachmittag) 85 87 Kulturzeitschrift Oberösterreich 28. Jahrgang, Heft 4/1978 Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag; Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: 00. Landesverlag Linz, sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 178.-; Einzelverkaufspreis: S 55.-. (Alle Preise inkl. 8 % MWSt.) Historische Kunst Dr. Norbert Wibiral Die Restaurierung und Revitalisierung des Schlosses Zell a. d. Pram 41 Denkmalpflege Eduard C. Heinisch Verkaufte Ewigkeit 90 Rudolf Weilhartner Gedichte (Der Fall, Apokalypse, Nekrolog, Ostertage, Gras, Metamorphose, Hier, Die Stille des Landes, Mein Großvater und ich. Ortsfest) 93 Oberstudienrat Prof. Franz Engl Die Restaurierung der Stadtpfarrkirche St. Georg in Schärding 49 Umschlagmotiv: Türfüllung aus dem Bayerischen Saal des Augustiner-Chorherrenstiftes Reichersberg am Inn mit bayerischer Wappenraute in Rokokodekor, Entste hungsjahr 1771, freigelegt unter brauner Übermalung bei der Restaurierung 1967/68 Foto: Fr. Gangl Gestaltung: Herbert Friedl Schwerpunktthema von Heft 1/1979 Städte und Märkte des Innviertels Kunst der Gegenwart Univ.-Prof. Dr. J. A. Schmoll gen. Eisenwerth Karl Schmoll von Eisenwerth - Zur Aus stellung in Braunau am Inn 1978 57 Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt über Meyers Neues Lexikon bei. Die Buchhandlungen des 00. Landesver lages informieren Sie gerne darüber.

ilBMl WM Kulturzeitschrift Das Umschlagmotiv - die weiß-blaue Wap penraute aus einer Tür des „Bairischen Saales" des Innklosters Reichersberg, den 1771 der kurfürstlich bayerische Hofmaler Johann Nepomuk Schöpf geschaffen hat und den wir als typisches Beispiel süddeut scher barocker Lebensart empfinden - ist symbolhaft für das Schwerpunktthema die ses Heftes zu verstehen, das sich mit dem Innviertel-Gedenkjahr beschäftigt. Es er scheint in den Vorwochen des Jahres 1979, das im Innviertel festlich begangen werden wird. An diesem Jahresfestkreis wird sich ganz Oberösterreich, ja Österreich, beteili gen und auch die Nachbarn von ,,drüben" werden gerne mitfeiern. Die Gegenwart wird damit bezeugen, wie historische Ereignisse, die einst dramatisch waren, überwunden und positiv umgewertet werden können. Mit dem Ausgangspunkt der Ereignisse, dem ,,Teschener Friedensinstrument von 1779", das die Eingliederung der ,.Ämter Wildshut, Braunau, samt der Stadt dieses Namens, Mauerkirchen, Friedburg, Mattighofen, Ried, Schärding und überhaupt den ganzen Teil Bayerns, welcher zwischen Do nau, Inn und Salzach liegt und einen Teil der Regierung von Burghausen ausmacht", als ,,Innviertel" in den österreichischen Staats verband festlegte, beschäftigt sich Doktor Georg Heilingsetzer vom oö. Landesarchiv. Er vermittelt uns eine exakte Urkunden darstellung dieses ,,Staatsvertrages". Professor Rudolf Walter LItschel entwirft eine essayistische Skizze über ,,Das Inn viertel - ein ehemais bayerisches Grenz land". Durch sein Buch ,,Land am Inn" und seine Mitarbeit am Innviertel-Gedenkjahr in verantwortlicher Position der Kulturabtei lung des Amtes der oö. Landesregierung besitzt er zu diesem Thema eine reiche Sach- und Ortskenntnis. Er zeigt auf, wie sehr diese Landschaft immer Grenzland zwischen Bayern und Österreich war. Interessante Perspektiven eröffnet Dr. Harry Slapnicka, bekannt als Initiator zeit geschichtlicher Forschung im oö. Landes archiv, mit seinem Beitrag ,,Das Innviertel in den letztfen hundert Jahren". Sein zeitge nössisches Innviertelbild widerspricht viel fach der Vorstellung, die sich über den ,,streitbaren" Innviertier herausgebildet hat. Die politischen Ereignisse der unmittelba ren Vergangenheit vollzogen sich hier ver hältnismäßig ruhig, allerdings stets auch sehr konservativ. Die Ruhe, die diese Land schaft ausströmt, scheint sich ihren Bewoh nern mitzuteilen. Mit Franz Stelzhamer und Richard Billinger hat das Innviertel wesentliche Beiträge zur oberösterreichischen Dichtung erbringen können. Professor Carl Hans Watzinger zeigt in seiner Studie ,,Literatur aus dem Innviertel" jedoch die ganze Breite der lite rarischen Begabung dieser Landschaft auf, die sich nicht in wenigen Namen erschöpft, die auch in der Gegenwart bedeutende Be gabungen hervorgebracht hat und in der ,,Innviertier Künstlergilde" eine einigende Gemeinschaft besitzt, die auch typisch für diesen Landesteil gewertet werden kann. Mit der Abhandlung von Dr. Dietmar Ass mann, Schriftleiter der ,,Oberösterreichi schen Heimatblätter", über die ,,Innviertier Wallfahrtsorte" soll auf ein Wesensmerkmal bayrisch-österreichischer Eigenart - die Volksfrömmigkeit - hingewiesen werden. Sie setzte in der Spätgotik ein, erlebte im Barock ihren Höhepunkt und ist in unserer Gegenwart immer noch lebendig. Auch die Fachsparten dieses Heftes sind auf das Zentralthema Innviertel ausgerich tet. Landeskonservator Dr. Norbert Wibirai be schreibt das Barockschloß Zell an der Pram, das einen Mittelpunkt Im nächstjährigen Veranstaltungskalender bilden wird. Er be ginnt mit der Restaurierung und Revitaiisierung, behandelt dann jedoch vorrangig die großartige Freskoausstattung dieses Bau denkmals, das mit den berühmten bayeri schen Künstlernamen Christian Wink als Freskant und Franz de Guviilies dem Jünge ren als Baumeister verbunden ist. Stellvertretend für viele denkmalpfiegerische Aktionen zum Innviertel-Gedenkjahr beschreibt Professor Franz Engl die Re staurierung der Stadtpfarrkirche von Schär ding, die auf eine bewegte Geschichte zu rückblicken kann. Der Autor ist als einer der profiliertesten Historiker und Heimatpfleger des Innviertels bekannt. In der Sparte ,,Kunst der Gegenwart" wird an das einstige Mitglied der Innviertier Künstlergilde, an den Maler Karl Schmoll von Eisenwerth, erinnert, dem in Braunau am Inn erst vor kurzem eine umfassende Aussteilung gewidmet worden Ist. Mit die sem Aufsatz soll die Ehrenrettung, die mit dieser Ausstellung eingeleitet werden konn te, aus berufener Feder - der Autor ist be kannter Kunsthistoriker in München - gefe stigt werden. Das Braunauer Stadttheater wird nach sei ner Renovierung die Landesausstellung über die Bildhauerfamilie der Zürn aufneh men. Diese Wiederbelebung war Anlaß, über die ursprüngliche Verwendung dieser Kulturstätte nachzuforschen. Dr. Helmut Zöpfl beschäftigt sich seit längerem mit der Theatergeschichte von Braunau. Seine Studie ,,125 Jahre Stadttheater Braunau" vermittelt einen Eindruck von eigenständi ger Kulturaktivität in Zeiten, da es noch keine kulturellen Zentralräume gab, das Kulturleben dadurch vielleicht noch leben diger war. Schließlich wird über die Veranstaltungen des nächsten Jahres im Innviertel eine Übersicht gebracht, die R. W. Litschel als ,,Werbechef" des Innviertel-Gedenkjahres zusammengestellt hat. Die Redaktion freut sich, mit diesem Heft ei nen frühen Beitrag zum Innviertel-Gedenk jahr leisten zu können. Es ist unser Freun desgruß an das jubilierende Innviertel.

Das Teschener Friedensinstrument von 1779 Georg Heilingsetzer Die heutige Gestalt des Landes Oberöster reich ist - verglichen mit anderen österrei chischen Bundesländern - erst relativ spät erreicht worden, und zwar im Jahre 1779, als durch den Frieden von Teschen das ehemals bayerische Gebiet zwischen Inn, Donau und Saizach Österreich zugespro chen wurde und seither als ,,innviertel" ei nen Bestandteil Oberösterreichs bildet, für das es nach den Worten Kaiser Josephs II., der die Neuerwerbung noch im selben Jahr bereist hatte, ,,ungemein passend" seiL Am 10. und 11. Märzdes Jahres 1779 waren die Gesandten der europäischen Mächte nach mühseliger Fahrt und bei regneri schem Wetter im schlesischen Städtchen Teschen eingetroffen^. Sie hatten die Auf gabe, den zwischen Preußen und Öster reich über der Frage der bayerischen Erb folge ausgebrochenen Konflikt, den ,,Kartoffeikrieg" oder ,,Zwetschkenrummei", wie es im Voiksmund schon damals hieß, auf ei nem allgemeinen Friedenskongreß zu be enden. Es waren dies im einzelnen die Ver treter der vermittelnden Mächte Frankreich und Rußland, Auguste Le Toneiier, Baron de Breteuii und Fürst Nikoiaj Vasii'jevic Repnin, die Vertreter der beiden Kontrahenten Preußen und Österreich Freiherr Johann Hermann Riedesel und Graf Johann Philipp Gobenzi sowie der Gesandte des ebenfalls Ansprüche auf Bayern stellenden Kursach sen Graf Friedrich August Zinzendorf. Als Gesandter Bayerns fungierte Graf Anton Törring-Seefeld und den mutmaßlichen Er ben des kinderlosen bayerischen Kurfürsten vertrat Freiherr Christian von Hofenfels, dessen Politik als Opposition gegen die österreichischen Aspirationen auf Teile Bayerns und das bayerisch-beigische Tauschprojekt wesentlich dazu beigetragen hatte, daß es überhaupt zum Krieg der alten Rivalen Preußen und Österreich gekommen war^. Dabei hatte sich das Problem der bayeri schen Erfolge schon seit den fünfziger Jah ren des 18. Jahrhunderts abzuzeichnen be gonnen und im Jahre 1759 wußte der fran zösische Botschafter in Wien seinem Hof nicht ohne Sorge zu berichten, daß Öster reich im Falle des Ablebens des kinderlosen Kurfürsten Max III. Joseph, des letzten Wit teisbachers der bayerischen Linie, Ansprü che auf bayerisches Gebiet erheben werde, wie er meinte, auf den Landstrich jenseits des Inn, also das spätere Innviertel, sowie auf die Öberpfalz". Ais der Erbfall zu Ende des Jahres 1777 dann tatsächlich eintrat - der ironische Kommentar Josephs II. dazu lautete; ,,daß uns der Kurfürst von Bayern den Streich spielte zu sterben" -, schaltete man aber in Wien rasch. Am 3. Jänner 1778 wurde ein Vertrag mit dem Gesandten des nach den Hausgesetzen nächsten wittelsbachischen Erben, des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, geschlossen, der die österreichischen Ansprüche auf Teile Bay erns anerkannte®. Der Kurfürst, dem Bayern stets fremd geblieben ist, war auch an einem Tausch Belgien (österreichische Niederlan de) - Bayern interessiert, träumte er doch von einem eigenen Königreich am Nieder rhein. Wenige Tage nach Abschluß dieses Vertrages besetzten österreichische Trup pen die zugesagten Gebiete, deren Zentrum in Niederbayern um Straubing lag. Im Ver trag vom 3. Jänner hatte sich der kinderlose Kurfürst Karl Theodor auch verpflichtet, die Zustimmung seines Neffen und präsumtiven Erben, des Herzogs Karl August von PfalzZweibrücken, zu erreichen. Dessen Bevoll mächtigter in München jedoch, der schon genannte Freiherr von Hofenfels, verwei gerte seine Unterschrift unter die ihm vor gelegte Konvention und konnte auch den schwankenden Herzog davon überzeugen, daß der Vertrag für das Haus Wittelsbach unvorteilhaft sei. Dies umso mehr, als der Herzog wußte, daß er mit der Unterstützung König Friedrichs II. von Preußen rechnen konnte, der sich die willkommene Gelegen heit nicht entgehen ließ, einem Macht- und Landgewinn Österreichs entgegenzutreten. öbwohl es der österreichischen Politik nicht gelang, das seit 1756 verbündete Frank reich zu gewinnen und auch Preußen von seinem russischen Alliierten keine wirk same Unterstützung erwarten durfte, berei teten die beiden Monarchen in Berlin und Wien alles auf einen kommenden Waffen gang vor. Beide mußten sich auch intern durchsetzen, denn es gab sowohl in Preu ßen als auch in Österreich starke Gruppen, die für eine friedliche Lösung der bayeri schen Erbfoigefrage eintraten, in Berlin als prominentestes Beispiel Friedrichs eigenen Bruder Prinz Heinrich und in Wien Maria Theresia, die Mutter des Kaisers, die an ih rem Lebensabend den Bestand der Monar chie nicht durch einen Krieg gefährden woll te. Gerade aber der Preußenkönig, der die wieder angeknüpften Verhandlungen nur zum Schein führte, blieb bei seiner Haltung, denn er war als Schützer des Reichsrechtes und Retter Bayerns - welche Ironie der Ge schichte - aufgetreten und wollte seinen moralischen Anspruch nicht verlieren. Da her verwarf er alle Tauschpiäne und Aus gleichsvorschläge, die ihm auch von seinen eigenen Staatsmännern und Diplomaten im Sinne der Idee des Gleichgewichts und der ,,Konvenienz" des aufgeklärten 18. Jahr hunderts gemacht wurden. Am 5. Juli 1778 marschierte er in Böhmen ein. Aber der Feldzug lief sich bald fest und wurde zu einem Ringen um Nachschub- und Versorgungsmöglichkeiten, eben zum ,,Kartoffelkrieg". Als sich Frankreich vermit telnd einschaltete, bestand König Friedrich darauf, daß es diese Rolle gemeinsam mit Rußland übernehme, das dadurch die Mög lichkeit erhielt, erstmals offiziell als europä ische Großmacht aufzutreten. Nachdem zu nächst die Oberpfalz als österreichische Gebietserwerbung ins Auge gefaßt worden ist, gestand Friedrich am 10. Februar 1779 das Innviertei zu®, die Nachfolge des Her zogs von Zweibrücken wurde sichergestellt, Preußen erhielt die Anwartschaft auf Ansbach und Bayreuth und das verbündete Sachsen, das aufgrund der Tatsache, daß die Mutter des Kurfürsten die Schwester des letzten Wittelsbachers der bayerischen Li nie war, ebenfalls Ansprüche angemeldet hatte, sollte von Bayern eine Entschädigung in einer Geldsumme von noch unbestimmter Höhe erhalten. Am 2. März wurde der Waf fenstillstand angenommen. So standen also die wesentlichsten Bedingungen schon vor Beginn des Friedenskongresses fest und das Problem der sächsischen Entschädi gung war in der Tat das schwierigste, das sich den Unterhändlern stellte. Österreich ergriff hier Partei des bayerischen Bevoll mächtigten und erklärte eine Summe in der Höhe, wie sie von Sachsen gefordert wurde, als unzumutbar für Bayern. Da der österreichische Botschafter in Berlin Graf Ludwig Gobenzi, der ursprünglich zum Bevollmächtigten Österreichs in Teschen ausersehen war, plötzlich erkrankte, wurde sein Vetter Johann Philipp Gobenzi mit die ser Aufgabe betraut. Allerdings ist ihm die Materie ursprünglich weitgehend fremd ge wesen, weshalb man ihm den Hofrat der Staatskanzlei, den Freiherrn Peter Philipp Herbert-Rathkeal, zur Unterstützung an die Seite stellte^. Nachdem alle Schwierigkei ten in langwierigen Verhandlungen aus dem Weg geräumt werden konnten - neben der sächsischen Entschädigung vor allem for male Fragen über die Beschaffenheit der Verträge -, konnte am 13. Mai, dem Ge burtstag Maria Theresias, an die Unter zeichnung geschritten werden. Diese ging natürlich in besonders feierlicher Form über die Bühne. Zunächst wurde in der Domini kanerkirche von Teschen auf Veranlassung des französischen Vermittlers eine Messe gelesen und um neun Uhr vormittags ver sammelten sich alle diplomatischen Vertre ter im Ständehaus. Die verschiedenen Ex emplare des Friedenstraktates wurden aus getauscht, vorgelesen und verglichen. Nun konnte endlich die Unterzeichnung erfolgen, nachdem zur Vereinfachung des Verfahrens

* f ^ Erste Seite des preußisch-österreichischen Friedensvertrages zu Teschen (Original im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Allgemeine Urkundenreihe 1779 V 137) ///„,/,-■ ■'9^ .-,'X*,, 9, y/ '"X ■ if C," ,/, 'a , /? , ','A,„.y^ ,•„ , /l ,,, i' .,4« f t'^xSeAffi %ia/ ?' .r,* ^ ft4 /■tfn ^ Antr'.ft ^ yn/yryn, ^.»''<•*^^1 yrf'.'/ /' />^////» 4J< .<A A/-' yfAArV ff,',',,,, ,, /a r/ff,. A> A y ^ „ i/ , ■ ^ «f* < ' / / "r" 9r ,/■ X ■w',-M. .-^a „y ly, ^ y ^ 70^ '^Plnjiyi'y t/yA/'/. yf 'ry^iAy a t,/ey jX, tyAy Pyy,y y,f„y:,„ty / „, ,\ / •yy.' ^jayy^iyeyyy^' ///y/y (y^,tyny> t'Ayyyy A fy, A yyWl^ fy nyy yA,-, ' ,4/,- yyy^ AiyyyeAyiA.yA /ty ^yy yjyr^yy/t yyn fe'yiyrA^ tt ' ^A ty a tWy ^ yt*r,,, ,„f A t< ^yy .rey. y :'t y.'-t r iy ^yyir ym /yvP 9y A yy^tÄc /yyty/yAr f A rt yyfy a-A A A> Xy tdie Besiegelung schon am Vorabend vorge nommen worden war. Es wurden sämtliche Verträge unterzeichnet, obwohl es auch jetzt noch verschiedentliche Differenzen gab, etwa einen sächsischen Protest, der in einem der Vertragspunkte eine Beeinträch tigung der Rechte seines Hofes sah. Der Protest wurde zwar von den Vermittlern zur Kenntnis genommen, jedoch nicht weiter beachtet. Alles löste sich in Wohlgefallen auf und man ging, sich gegenseitig zu dem Werk beglückwünschend, auseinander. Kuriere reisten sofort nach Wien, München, Dresden und Breslau, wo sich König Fried rich II. befand, um die von den Souveränen zu vollziehenden Ratifikationen einzuholen. Nach deren Austausch, der in den nächsten Tagen erfolgte, verließen die Bevollmäch tigten den Kongreßorts. * Wenden wir uns nun den Dokumenten selbst zu, so ist zunächst festzustellen, daß Urkunden, also in bestimmten Formen ab gefaßte Schriftstücke rechtlichen Inhalts, aus dem späteren Mittelalter und noch mehr aus der Neuzeit nicht mehr in jenem AustA ? ^ ^*^yy »'S- yy^A 'X4ryyA Ayyy . a Ayyyhfufit -yy'A • ry / y^y-y y^iy^iyA. % y^yyyy cfWyyy Ayy^yyryyy yy»^ yyy y^i,'fyy,y yyyyyoi'yn r ,,,yy/Ay ' «'•» <yAi^A„yy''Aa. ^Cyyy y A■^l/yAy > Ayyiy /y y yynyy'A,y„y "y'y^ ,y 9 '.iyyy^ OA-^y'y,/yVy'^ ^ C-cZ/jt t4y^A y- f ' AT ' IPyOuZy.U y'yn y'^UA.^4A.> C/' 4t ' 9e Z'^U4lSZf> 9,t4yi,'yyn ^444 ^0%!^ ^tyZr-^ ^ ^ a Pi 4 < Zt yiyf^-y^fir f e " Zi4 Z^^tf y/etrt'^At ^■eZty^f^any^ey^ Ctyaytyt "Jar/ry^ f<. f^iZy^ 4, * 4J n t t^r y maß das Interesse der Historiker beanspru- nach den oft zeitlich differierenden Ratifikachen, wie für die Zeit vorher. Das liegt daran, tionen der Staatsoberhäupter. Die Ausfertidaß eben seit dem späteren Mittelalter die gung von Ratifikationsexemplaren, diejadie aktenmäßige Überlieferung einsetzt, wo- Genehmigung der Staatsoberhäupter bedurch wir nicht nur über den eigentiichen In- deuten, war allerdings entscheidend für die halt der Urkunden, sondern auch über die Rechtsgültigkeit des jeweiligen Vertrages, einzelnen Handlungsabläufe Informationen Hier handelt es sich meist um Rahmen erhalten. Eine wesentliche Ausnahme bil- Urkunden, die den Text der Unterhändler den allerdings die Staatsverträge, die außer Urkunde wortwörtlich enthalten (= Insert), für den Historiker auch für den Völkerrecht- mit den jeweiligen Vertragspartnern ausgeler von großer Bedeutung sind. Es haben tauscht und schließlich im Archiv hinterlegt sich nämlich bei internationalen Verträgen, wurden^, ausgehend von westeuropäischen Vorbil dern des Mittelalters, im Laufe der Zeit be- Das Teschener Friedensinstrumentio - wostimmte Formen und Gebräuche entwickelt, bei von der Unterhändlerurkunde ausgedie teilweise heute noch Anwendung finden, gangen wird - besteht aus mehreren Teilen: Dies gilt in besonderem Maße für die Art der dem Hauptvertrag zwischen Österreich und Beurkundung in einem Zusammengesetz- Preußen (Maria Theresia und Friedrich II.) ten Verfahren, das aus drei Teilen besteht: sowie Konventionen zwischen Österreich aus der Voilmacht der Unterhändler, aus der und Bayern (Maria Theresia und Kurfürst von diesen abgeschlossenen Urkunde und Karl Theodor), Bayern und Kursachsen schließlich aus der Ratifikation durch die (Karl Theodor und Kurfürst Friedrich August Staatsoberhäupter. Die Unterhändlerur- III.) und schließlich Bayern und Zweibrücken künde stellt nun in der Regel den endgülti- (Karl Theodor und sein präsumtiver Erbe, gen Text des Staatsvertrages dar, weshalb Herzog Karl August von Pfalz-Zweibrükdie Datierung auch nach ihr erfolgt und nicht ken). Weiters gehören zum Gesamtkomplex

xn. 9r *■'- P' < ^^/,-,» XiAif. otJ^ fn ^^n*!' X ^f<' y^*rf ■ »'*••»/> i' , f', .X/. W/»' ; «.' /i^..«' Ü* ys^y. ■/•"*^ i,< .\''>'/ i^Cyyifi'ÖAf -* Or %"» t t f r-tti/t4A^ • ^njin' av^ri^ • «n /If^ «■ %r"n f/y ,H-4fUn^ ,irJ^ iT^x^y^tA X ' Letzte Seite des Friedensvertrages mit den Unterschriften des österreichischen und preu ßischen Bevollmächtigten xt' \^xt'Af'i ''tt/ret^ ''/■ rA Ait" *i .fxrß^ ■ ^■r 45fc^f ^/n ^yjK c_- ^ V/rfZf Unten: Nachschrift mit der französisch-russi schen Garantieerklärung, unterzeichnet von den Bevollmächtigten Rußlands und Frank reichs tenliaire ^StT jkä/i'.itt Je' i tV jfouJ If^/f/iyjoMdtmre Jr Jil <ytyjo/y/ya£/'i Je Jil yO, < ' il/CjU J J/nyjc/'cil/'ur PcA>a/c'j /a/ !Aa\u/iJ, / ,e<yi LL ^^tf Ji{t/eil/l) d '/otcyr.ii7f Oe i\i J'Ac,,i\nAii^/.' i / ,Vy/„/-, t, y/.,„,,,., .«7//;/. h.t/,■.!/./< r Jnioc'ntl/rJe i'L-//!e ./ jJ'yl,i\\' e,., .y .e a/iyc/i^i^/ij ^ eZz-Z/'c/ej Je/>.t/-e'J ^ /}it/-//'ciL/ii''f et > i'> aeecj.uo72 et D'aeecy.>Ar/zl^!n/eziejcej et cjezt en le et jec Ac, J>eene7ne yal^ree /ueetcj /cj .( .rAee.xAttlc.x..J .-. / lJU! t/ Ji>7it canj-i/tuc.f ^ a. ete e^/teAi-yea.- /a /rieQt'ettiexxi et .'yu j /<i» qararitee De Jet JlcI/D.i/D J/YJ (. i//y/Ü'/I/U et De jlz jha/c.Aj J/njDc/Ya/e Dy /üu/cj /dj \ 'Iujj:cj. ^ t II 'JÜ-L De quc'i .neue .nyjiJ Jurne Dej .'erejcntej De /uz/re '' et y aya/ij .'aü a'j-j.^-er /e .uetet De /wJ .i r^tet. J\7jD U J DJ D D/t i. 4 / / le ü-tize 9tf— .Hexi/ .Ji/tDe je/tt ee/it enx^rnte et D/.x /leec/D■, c. '' W

noch die Beitrittserklärung Kaiser Josephs II. und die Anerkennung derselben durch den preußischen Monarchen und schließiich die russisch-französische Garantieerklä rung für den Frieden, die sich ais Nachschrift zum österreichisch-preußischen Hauptver trag findet, darüber hinaus aber auch noch in einer selbständigen Urkunde abgegeben wurde. Die äußere Ausstattung der Urkunden ist eher einfach. Der Text findet sich ganzseitig auf Papierbogen, die mit einer Schnur zu sammengeheftet sind. Befestigt ist diese Schnur durch die neben den Unterschriften des österreichischen und des preußischen Bevollmächtigten aufgedrückten Siegel (siehe Abbildung). Die Schrift, die von be rufsmäßigen Kanzleischreibern stammt, ist schmuckios und entspricht der üblichen la teinischen Schönschrift. Lediglich bei der russisch-französischen Garantieerklärung treten uns die Titel der Souveräne in einer vergrößerten, herausgehobenen Form ent gegen (siehe Abbildung). Wie es seit dem 17. Jahrhundert üblich zu werden begann, sind die Verträge in französischer Sprache abgefaßt. Der Friedensvertrag zwischen Preußen und Österreich beginnt mit einer bis ins 19. Jahr hundert üblichen Einleitungsformel, der An rufung Gottes (Au nom de laTresSainte Trinite . . . = Invocatio). Es folgt eine Einieitung, die die Vorgeschichte erzählt (Prä ambel) und damit mehrere im Mitteiaiter fe stumgrenzte Formeln vereinigt. Erst darauf finden sich in 17 Artikeln die einzelnen Be stimmungen des Friedensvertrages. Die er sten sechs davon betreffen den Frieden selbst, die Räumung der besetzten Gebiete und den Austausch der Gefangenen. Artikei sieben bis neun beinhalten den Einschluß Karl Theodors, des Herzogs von Zweibrükken und des Kurfürsten von Sachsen, sowie die österreichische Anerkennung der wittelsbachischen Haus- und Erbverträge. Die restiichen Artikel haben vor allem die von Österreich zugestandene Vereinigung der Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth mit Preußen, die Rückgabe der Reichslehen in Schwaben und Bayern durch Österreich und eine Einladung an Kaiser Joseph il. und das Reich, dem Vertrage beizutreten, zum Gegenstand. Der letzte Artikel (Nr. 17) schließlich bestimmte, wie es der Norm ent sprach, daß die Ratifikationen des Vertra ges innerhalb der nächsten vierzehn Tage ausgewechselt werden sollten. Eine rus sisch-französische Garantieerklärung, mit den Unterschriften der Bevollmächtigten, Baron Breteuil und Fürst Repnin, versehen, ist dem österreichisch-preußischen Frie densvertrag angeschlossen. Artikel sieben des Hauptvertrages hatte auch den Kurfürsten Kari Theodor betroffen, die Einzelheiten wurden jedoch in einer ge sonderten Konvention festgelegt, die insge samt neun Artikel umfaßt. Österreich (Maria Theresia) verpflichtete sich hierin, die be setzten bayerischen Gebiete zurückzuge ben und auf alle Ansprüche auf Bayern oder Teile desselben zu verzichten, wogegen sich der bayerische Kurfürst bereit fand, das Gebiet zwischen Inn, Donau und Salzach, also das Innviertel, an Österreich abzutre ten. Dieser für öberösterreich so wichtige Artikel vier lautet nun in deutscher Überset zung: ,,Dagegen aber um diesen Merkma len der Zuneigung Ihrer k. k. apostolischen Majestät zu entsprechen (pour repondre a ces marques d'affectation) überiäßt der Herr Kurfürst von der Pfalz für sich seine Erben und Nachfolger der Kaiserin Königin für sie ihre Erben und Nachfolger die Ämter Wilds hut, Braunau, samt der Stadt dieses Na mens, Mauerkirchen, Friedburg, Mattighofen, Ried, Schärding und überhaupt den ganzen Anteil Bayerns, welcher zwischen Donau, Inn und Salzach liegt und einen Teii der Regierung von Burghausen ausmacht, in dem Zustand in welchem sie sich gegenwäritg befinden." Darüber hinaus einigten sich beide Partner über die freie Schiffahrt auf den Grenzflüs sen, deren Lauf nicht verändert werden durfte, und über den Austausch der die be handelten Gebiete betreffenden Archivaiien. Sechzehn Tage nach Abschluß der Konvention sollten die österreichischen Truppen die besetzten Gebiete in Bayern räumen, gleichzeitig war die Übernahme des Innviertels durch Österreich vorgese hen. Damit war nun das Innviertei österreichisch geworden, ais Teil des Landes ob der Enns, wobei es 1782 noch gelang, eine Arrondie rung vorzunehmen, da das Hochstift Passau die beiden Enklaven öbernberg und Vichtenstein abtrat". Freilich ging alles noch einmal an Bayern verloren, als nach der mili tärischen Niederlage Österreichs im Kampf gegen Napoleon im Jahre 1809 das Innvier tei und weite Teiie des Hausruckvierteis ab getreten werden mußten. Nach einem kur zen intermezzo unter einem französischen Intendanten waren wieder die Bayern Her ren im Lande. Nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Herrschaftssystems sah sich allerdings auch der langjährige französische Verbündete Bayern genötigt, seine durch die Protektion Napoleons ge machten Erwerbungen wieder herauszu geben. Durch den Münchner Vertrag vom 14. April 1816" wurden die 1809 verlorenen Gebiete wieder österreichisch. So hat sich also doch der 1779 als bescheiden empfun dene Zuwachs dauerhafter erwiesen als so manche großräumige Gebietserweiterung, die im Laufe der Geschichte der Habsbur germonarchie zugefallen ist. Anmerkungen 1 Alfred v. Arneth, Maria Theresia und Jo seph II. Ihre Correspondenz, Bd. III, Wien 1868, 228: ,,. . . tres convenable a la Haute-Autriche." 2 Zum Frieden von Teschen vgl. aligemein: Adolf Unzer, Der Friede von Teschen, Kiel 1903; dazu Kari Othmar v. Aretin, Heiliges Römisches Reich 1776-1806, Wiesbaden 1967, Bd. 1,126ff. Zu den einzelnen Gesandten: Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder, Bd. III, Köln-Graz 1965. 3 Kari Othmar v. Aretin, Kurfürst Karl Theodor und das bayerische Tauschprojekt, in: Zeitschr. f. bayer. Landesgeschichte 25 (1963), 745ff. Über Hofenfeis vgl. HerthaM/ffe/berger, Joh. Christian Frh. V. Hofenfeis 1744-1787, München 1934. 4 Unzer, Friede von Teschen, 7. 5 Derselbe, Die Entstehung der pfälzisch österreichischen Konvention vom 3. 1. 1778, in: Mitteilungen d. Instituts f. österr. Geschichtsfor schung 15 (1894), 68ff. 6 Reinhoid Koser, Geschichte Friedrichs des Großen, Bd. 3, Stuttgart-Berlin 1925, 407. 7 Unzer, Friede von Teschen, 318; Alfred v. Ar neth, Graf Philipp Cobenzl und seine Memoiren, in: Archivf. österr. Geschichte 67 (1885), 25 (dort auch Charakteristiken einzelner Gesandter). Ab weichend davon das Repertorium der diplomati schen Vertreter alier Länder, 80, wo an Steile Herberts der Freiherr von Lehrbach angegeben ist, der jedoch während der Zeit des Teschener Kongresses als Gesandter in München weilte. 8 Unzer, Friede von Teschen, 419 ff. 9 Dazu: Ludwig Bittner, Die Lehre von der völ kerrechtlichen Vertragsurkunde, Stuttgart-Berlin 1924. Vgl. auch Heinrich Otto Meisner, Archiva lienkunde vom 16. Jahrhundert bis 1918, Göttin gen 1969, 282ff. 10 Die Wiener Originale befinden sich im Haus-, Hof- u. Staatsarchiv. Signatur: Alig. Ur kundenreihe 1779 V 13. Druck: F. G. Martens, Recueii des traites ... 2. Aufl., Göttingen 1817, 2. Bd., 661 ff. Die wichtigsten Bestimmungen auch bei (Schrötter), Topographie oder kurze Be schreibung . . . Wien 1779, Beilage 2, und F. W. Ghiilany, Europäische Chronik von 1492 bis Ende April 1865, Bd. 1, Leipzig 1865, 328ff. Kurze An gaben (auch über die Editionen) bei Ludwig Bitt ner, Chronologisches Verzeichnis der österrei chischen Staatsverträge, Bd. Ii, Wien 1909, Nr. 1234-1243. 11 Bittner, Chronoiog. Verzeichnis, Ii Nr. 1263. 12 Vgl. Hans Sturmberger, Das Innviertei - zweimal gewonnen, in: Öberösterreich 16, Heft 1/2 Sommer 1966, 5. und Eberhard We/s, Der Münchner Vertrag von 1816 zwischen Bayern und Österreich, in: Stimme der Pfalz 17 (1966), Nr. 1.

Das Innviertel — Ein ehemals bayerisches Grenzland Rudolf Walter LItschel Am 3. November 1779 schrieb Joseph II. von Linz aus an Maria Theresia einen Brief, mit dem er über seine Reise durch das Inn viertel berichtet. Darin heißt es unter ande rem: ,,lch bin entzückt, dieses Land gese hen zu haben, und ich glaube, daß ich mit den Bewohnern einen brauchbaren Kontakt hersteilen konnte. Besonders beeindruckt waren die Leute davon, daß der bayerische Kurfürst vierzig Jahre lang niemals auch nur für wenige Stunden sein Gebiet ostwärts des Inn besuchen kam, ich hingegen schon sechs Monate nach dem Erwerb des Inn viertels hier erschien, um mich über die Zu stände zu informieren." Joseph mag nun hinsichtlich der Bemer kung, daß Kurfürst Maximilian III. Joseph ,,niemals auch nur für wenige Stunden" den Inn überschritten habe, entweder einer fal schen Information aufgesessen sein oder er hat übertrieben, um sich selbst ein gutes Zeugnis als ein um seine Untertanen be sorgter Landesvater auszustellen. Dessen ungeachtet scheint der Hinweis Josephs bezüglich des Desinteresses der bayeri schen Herzöge und späteren Kurfürsten für ihr Land östlich von Saizach und Inn die des öfteren vorgebrachte Ansicht zu bekräfti gen, daß das heutige Innviertel für Bayern seit dem ausklingenden Mittelalter weitge hend nur ein Vorfeld, eine Pufferzone, einen Aufmarschplatz darstellte; dazu bestimmt die nach Westen drängenden Habsburger elastisch abzufangen. Um die Inn-Salzachlinie gegen den Feind aus dem Osten verteidigen zu können, ent standen Brückenköpfe: das kleine Vorwerk Ach am Saizachübergang bei Burghausen sowie die Festungen Braunau und Schär ding. Auch Obernberg erhieltseine Burg, die allerdings die Passauer Bischöfe als die Herren von Obernberg errichten ließen. Die größte Bedeutung erlangte Braunau, das 1260 von Herzog Heinrich zur Stadt erhoben wurde. Von da an blieb die Siedlung ein Liebkind der Witteisbacher, sie drückten ihr ihren Stempel auf, und Braunauer Bürger zu sein, bedeutete - zumindest zeitweise - Auszeichnung und in vielen Fällen Wohl stand, obgleich die Stadt oft genug in Be drängnis geriet. Als entscheidend für die Förderung Braunaus erwies sich freilich nicht der Bürgerfleiß oder die Treue zum Herrscherhaus, sondern die Festung Braunau, die von Kurfürst Ferdinand Maria im 17. Jahrhundert zu einer der stärksten Fortifikationen in Bayern ausgebaut wurde. Die Festungsstadt Schärding gab sich da gegen vom Martialischen her bescheidener: in ihr spielte vor allem der Salzhandel eine Rolle, denn die bayerischen Herzöge miß gönnten Passau die günstigere Lage und wollten daher dessen Konkurrenz ausschalJoseph II, deutscher Kaiser 1765-1790, bis zum Tode seiner Mutter Maria Theresia für die österreichischen Länder nur Mitregent, verkörpert den aufgeklärten Absolutismus in Österreich. Porträt im Stadtmuseum Gmunden. Foto: H. G. Prillinger ten. Das gelang zwar nicht, aber in Schär ding profitierte man dennoch und nannte ei nen ganzen Stadtteil ,,Salzmarkt". In den Gewölben von Schärding stapelte man au ßerdem Wein, Bier und Tuchwaren, Ge treide und Holz, so daß der Abt von Vorn bach um 1600 feststellte: ,,Der Handel, be sonders der Salz- und Weinhandel, berei chert viele Schärdinger; auch fehlt es nicht an angesehenen Brauereien." Und in einem Bericht aus dem Jahre 1783 wurde ver merkt: ,,Obwohl die Stadt Schärding immer noch an den Folgen einer schweren Feu ersbrunst leidet, blüht der Handel rasch wieder auf. Das ist dem Innflusse zu verdan ken, der Schärding mit Nord und Süd enger verbindet, als das je Straßen vermögen. In nerhalb von Tagen legten hier mehr als drei ßig Schiffzüge an oder wurden abgefertigt. Sie führten die verschiedensten Waren, darunter viel Wein, Getreide und Güter aus Italien. An all dem wird in Schärding gut ver dient, und nicht nur in Schärding, sondern in allen Städten, die am Inn liegen." Das war Ried - erst 1857 zur Stadt erhoben - nicht vergönnt. Im Gegenteil: der Markt Ried - als solcher 1364 privilegiert - befand sich im Zentrum der Pufferzone und diente des öfteren als Sammelplatz wie etwa 1626, als sich Truppen des bayerischen Kurfür sten Maximilian bei Ried formierten, um in das aufständische Oberösterreich einzufal len. Im Mittelalter zog Ried die Streithähne aus Ost und West geradezu an, und wäh rend des Spanischen und österreichischen Erbfolgekrieges war es nicht anders. Trotz der Drangsale und Opfer blieben die Rieder Bürger - im Vergieich zu jenen von Braunau und Schärding-im Hintergrund und von den Wittelsbachern kaum bedankt. Aber Ried war - und ist es noch - Mittelpunkt eines Bauernlandes, das sogar in Krisenzeiten aus dem vollen schöpfen konnte, und das sicherte den Riedern einen gewissen Wohl stand mit vielbesuchten Markttagen, aus denen sich das Rieder Volksfest und schließlich die österreichische Landwirt schaftsmesse mit all ihren Nebenerschei nungen entwickelten. Über mehr Geltung als Ried verfügten etli che kleinere Orte - zumeist nahe von Salz ach und Inn und damit außerhalb des unmit telbaren Gefahrenbereiches gelegen. Dazu gehören beispielsweise der ,,königliche Weiler" Mattighofen, das bereits erwähnte Obernberg mit ,,Halsgericht" und Reichs freiheit, Mauerkirchen - Wallfahrerziel und Herrensitz - oder Ostermiething, schon in der Urgeschichte besiedelt und vermutlich ein Stützpunkt der Römer. Doch gerade die ses uralte Ostermiething ist ein weiteres Beispiel dafür, wie bayerische Siedlungen ostwärts der Flüsse Salzach und Inn im Windschatten verharrten: so wurde Oster miething unter dem ,,weiß-blauen Himmel" nie zum Markt erhoben, obwohl es schon zur frühen Baiernzeit ein wichtiges Verwal tungszentrum war, ausgewiesen durch eine Fülie von Urkunden und eng verbunden mit den Herzögen Tassilo II. und Heinrich dem Löwen. Auch die Klöster im ,,bayerischen Vorfeld" konnten sich nur bedingt herzoglicher oder kurfürstlicher Gnaden erfreuen. Dem Augustiner-Chorherrenstift Hanshofen nächst Braunau - ab 788 herzoglicher Hof, dann Pfalz und schließlich Kioster - erging es noch am besten: die Dotationen flössen bis in die Barockzeit, doch, verglichen mit ande ren bayerischen Stiften, muten sie eher dürftig an. Als Hanshofen auf Napoleons Geheiß nach dem Frieden von Schönbrunn wieder an Bayern gekommen war, wurde das Kioster 1811 kurzerhand aufgehoben und dadurch so sehr ins Mark getroffen, daß nur noch die ehemalige Stiftskirche gelten kann. Reichersberg hingegen verdankt sei nen Fortbestand vornehmlich der Tatsache, daß es während der Säkularisation in Bay ern zu Österreich gehörte, und das relativ kleine Kloster Suben am Inn fiel zwar den Josephinischen Reformen 1784 zum Öpfer, aber es hatte auch zuvor nie eine außergewöhniiche Stellung inne und hätte daher si-

„Haupt Directions Plan der kayserl. königl. Granitz Festung Braunau 1779." — Der Ausbau der Stadt Braunau zu einer neuzeitllctien Festung In „neultallenischer Manier" nactr dem bastlonären System erfolgte in den Jahren 1672-1676 unter Kurfürst Ferdinand Maria. Im Jahre 1779 besorgte die österreichische Militärverwaltung sofort eine genaue Planaufnahme. Die Schleifung der Festung Braunau erfolgte nach den Vereinbarungen des Friedens von Preßburg und war am 30. August 1808 abgeschlossen. - Plankopie In der stadtgeschichtlichen Sammlung des Bezirksmuseums In der Braunauer Herzogsburg, Original Im Österreichischen Kriegsarchiv .f lAVPT DiRECTiO.VS c/i<iijjcr(ic)ipiiit|(; Viiniiifz T/c .'I iiiufjoii -A'S-Niifly rnpiniiwr.CVl/fBW. 8. • -Jiiut Mets Jf.'wyfrcff . lA \' r ijollii'u .A *n ' AiM ri( ,A 'VB ,h \\ t/liitt' J W.i/fr '^siilhen .A Af «Wi*// i\nl< r. xix-ffUr 4 \ eher kein anderes Schicksal erwarten kön nen. Von den Adelsgeschlechtern, die ihren Sitz im heutigen Innviertei hatten, haben nur ei nige Bedeutung erlangt, wovon zwei, und zwar die Tanberger und die Tattenbacher, ihren Aufstieg nicht den bayerischen Herzö gen, sondern den Bischöfen von Passau verdankten. Einzig die Herren von Aham un terhielten enge Beziehungen zum bayeri schen Hof, was Kurfürst Max Emanuel 1698 veranlaßte, den Grafenstand auf die ge samte Familie auszudehnen. Nach dem Te schener Frieden wurde Josef Eustach Graf Aham allerdings rasch Mitglied des österrei chischen Herrenstandes. Auch die Grafen von Taufkirchen und die Freiherren von Ler chenfeld konnten sich glücklich schätzen, in München beachtet zu werden: so wirkte ein Reichsgraf von Taufkirchen als Vizedom in Burghausen, und Ferdinand Josef Karl von Lerchenfeld errang die Würde eines kur bayerischen Kämmerers. Der übrige Adel, der mit dem Gebiet ostwärts der Inn-Salz ach-Linie verbunden erscheint, orientierte sich - wie etwa die von Zell an der Pram stammenden Zeller oder die Hohenecker, die 1375 zuerst in Suben, dann mit Martin von Hoheneck als herzogliche Landrichter im Weiihart aufscheinen — nach Wien, bzw.

Bio ' 1 •"» ",. «,'j ^ * -r " :MSM :'-'--il 'f-. t' ■•.iJ.i^V'i ,, , «;^ ^'2 ' • »1 mußte er sich mit dem bescheidenen Landedelmanndasein begnügen. Die Untertanen waren in ihrer Mehrzahl „gut bayerisch gesinnt", dennoch blieb die Grenze gegen Oberösterreich, gegen das ,,Landl" hin, zumeist offen. Auch als die Kai serlichen im 18. Jahrhundert gleich dreimal mit Waffengewalt in Bayern eindrangen, kam es kaum zu Zusammenstößen mit der Bevölkerung. Eine Ausnahme bildete der Bauernaufstand von 1705/06, an dessen Ausbruch zum Teil die Österreicher Schuld Braunauer Stadtansicht von Westen (Innund Enknach-Seite) mit mittelalterlicher Rück front der Altstadthäuser und Dominante des Turmes der Stadtpfarrkirche hl. Stefan. Foto: M. Elersebner trugen: In manchen Gegenden errichteten die Soldaten — vielfach aus Ungarn und Böhmen rekrutiert - eine wahre Schrekkensherrschaft. Morde und Plünderungen gehörten gleichermaßen zur Tagesordnung wie unverschämt hohe Forderungen der Besatzungskommissäre und ihrer Handlan ger. So griffen die Bauern zur Selbstwehr und eroberten Braunau, Schärding und Ried. Mit der Losung: ,.Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben" und unter der Führung des ,,Studenten von Altheim"

Auch das mittelalterliche und barocke Stadtbild von Schärding Ist eng mit der bayerischen Geschichte verbunden. Reich entwickelte sich In dieser Stadt barocke Bürgerherrllchkelt. Blldbelsplel mit Fassadenstuck. Foto: M. Elersebner Johann Georg Melndl - unterstützt auch von dem Rieder Bildhauer Bonaventura Schwanthaler- loderten Kämpfe auf, In de nen von beiden Selten kaum Pardon gege ben wurde. Doch abgesehen von diesen traurigen Ereignissen herrschten zwischen den Menschen diesseits und jenseits der Grenze gutnachbarschaftilche Beziehun gen, wenngleich der Landlbauer ob seiner sparsamen, etwas mißtrauischen und zu rückhaltenden Art von den ,,Boarn" oft Spott ertragen mußte. 1506 - nach dem blutigen Landshuter Erb folgekrieg, den östlich des Inn allerdings nur Braunau voll zu spüren bekam - teilte Her zog Albrecht der Welse Bayern In vier Rent(melster)ämter ein, die ihren Sitz In München, Landshut, Straubing und Burg hausen hatten. Das Rentamt Burghausen reichte von Schärding bis an den Chiemsee und wurde gegenüber dem Rentamt Mün chen sehr benachteiligt. So durfte es bis 1749 nur einen Verordneten zur Ritterschaft stellen, die Bürger hatten überhaupt kein Mitspracherecht usw. Auch hinsichtlich der reinen Verwaltungsarbelt scheint es In man chen Zelten Schwierigkelten gegeben zu haben, was Beschwerden auslöste und die Beziehungen zwischen Amt und Bevölke rung trübte. In diesem Zusammenhang sei die Klage eines Schärdinger Bürgers von 1757 erwähnt, der unter anderem feststellte, daß die bayerischen Behörden überbürokratlslert seien und das System an sich drin gend einer Reform bedürfe. Dieser Wunsch ging nach dem 31. Mal 1779 - der Tag gilt als die ,,eigentliche Geburts stunde des Innviertels", well an Ihm die bayerischen Gebiete ostwärts von Inn und ^il 'Q .i Ml Links: Die mittelalterliche Stadtbefestigung von Schärding hatte vier Stadttore. Im Bild der Innseltige Durchlaß des Wassertores. Foto: M. Elersebner Oben: Durchfahrt des Oberen oder Linzer Tores. Erhalten Ist auch noch das Untere oder Passauer Tor. Foto: M. Elersebner

„Dietmarbrunnen" am Hauptplatz von Ried im Innkreis, die Figur des sagenhaften Stadt gründers 1665 vom Rieder Barockbildhauer Veit Adam Vogi geschaffen, 1813 Säule erneu ert. Foto: M. Eiesebner rwV' ^ II J JIJJÜL-Silj Salzach erstmals offiziell Innviertel genannt wurden - rasch in Erfüllung. Kaiser Joseph drang darauf, daß das Innviertel so bald wie möglich eine ,,österreichische Visage" be kommen müsse, und iießeine ,,Landes-Einrichtungs-Kommission" bilden, die den Auf trag erhielt, Gerichtswesen und Verwaltung umzuformen. Leider geschah das wenig be hutsam und nahm - vor allem nach dem Tode Maria Theresias - hektische Formen an, was die Innviertier arg verdroß. Von Hektik zeugt auch die Herausgabe ei ner ,,Topographie oder kurzen Beschrei bung desjenigen Distrikts der bayerischen Lande, welchen das durchlauchtigste Erzhaus von Österreich kraft der mit Kurpfalz zu Teschen geschlossenen Konvention in Be sitz genommen hat". Die Publikation er schien bei Joseph von Kurzböck in Wien 1779, also noch im selben Jahr, in dem das Innviertel,,entstand" - es Ist bei solcher Eile kein Wunder, daß das Werk Fehler aufweist. Der Verfasser, Franz Ferdinand Edler von Schrötter, beginnt mit einer geographischen Darstellung, In der es heißt: ,,Der Distrikt grenzt gegen Osten an das Erzherzogtum Österreich ob der Enns, gegen Norden an das Erzstift Passau und die jenseits des Inn liegende Grafschaft Neuburg, gegen We sten an die oberbayerischen Ämter Gries bach, Burghausen und Trostberg und gegen Süden an das Gebiet des Erzstiftes Salz burg. Die Flüsse Inn und Salzach bilden die nasse Grenze gegen Bayern." In diesem Raum bestanden die Pfieggerichte Braunau, Schärding, Ried, Mauer kirchen, Friedburg, Wildshut, Mattighofen und - nach der Schrötterschen Topographie - Uttendorf. Neben den Städten Braunau und Schärding scheinen sechs Märkte - Alt helm, Aurolzmünster, Friedburg, Mauerkir chen, Ried und Uttendorf -, die Augusti ner-Chorherrenstifte Ranshofen, Reichers berg und Suben sowie das Koilegiatstift Mattighofen auf; Mattighofen selbst wird als ,,landesfürstliche Stadt" bezeichnet, was zweifellos auf einem Irrtum beruht. In adeli gem bzw. passauischem Besitz befanden sich mehr als sechzig Burgen und Schiösser, von denen etliche heute kaum noch dem Namen nach bekannt sind. Einer der größten Grundherren war Franz Graf von der Wahl; ihm gehörte auch das Gut Herbst heim - im Pfleggericht Mauerkirchen und in einer Gegend gelegen, die Schrötter des halb so angenehm bezeichnet, weil ,,die Luft dort als rein und gesund angepriesen wird, weshalb die Inwohner neunzig und mehr Jahre erleben". Abschließend heißt es: ,,Dermalen ist der Besitzer von Herbstheim Herr Graf Franz von der Wahl, welchem der Herausgeber dieser Topographie ein die sem Klima angemessenes Alter wünscht." Ii ■ .i ^ ..-r • Ä .,,

Unten: Herzog Heinrich IX. übergibt Ranshofen an den Orden der Augustiner-Chorherren mit Schenkungen und Privilegien. Originalur kunde im Bayerischen Hauptstaatsarchiv Mün chen. Schon im 8. Jahrhundert ist Ranshofen als Wirtschaftshof der bayerischen Herzoge aus dem Haus der Agiioifinger nachweisbar [ivil LirröcitA. Lac ^ Ttrc" cl Links: Ried im Innkreis, Stadtpfarrkirche hl. Pe ter und Paul, Innen raum mit hochbarokkem Gewöibestuck und Deckengemälden des späten 19. Jahr hunderts. Bück auf den künstlerisch be deutenden Hochaltar 1663-1665 mit Figuren von Thomas Schwanthaier und prunkvollem Tabernakel von Johann Peter Schwanthaier d. Älteren aus 1770. Foto: M. Eiersebner dtl fLfam ^ «> H 5•> - ,i itiAruTTtit miu m m in lucDJ ^ l f a m beiieficia • i f UJ atoUimicuuwun|uir ntvic^ mMifiTTti-C Jo I ,^rt>CT*C"S M tia3Nwcr..ti T^ö IjunaLAtmu. ;uL iTrcmU. jct J mir a ii' A-T[f' n" ojrca-muf 'pxtay^ crju nui j^^xnc bjj rtate pu^-4.Vi L cjmcraxtij ücru. itia Ii i H Tfi njecoyy nvuxcufto' .'^fop)cptr.. AJIu pmcfhven Anno 0. c.x)C.w.InMJlutSr I f fcntc §rmnc^fAimm.fru^^T^'0 cormxc. ae:. JuJnOOitB <io feo^T1<I^^o <;?c pifrr^r! .^■^Alc-^aico .J« mAifalhA *1 j-mWo de de <^prcti.0Wto^ ,/r A Jo.] U.»J„ .4^ a.4«.. II—^lutrt» d® rw t.iri-u«ao de ihi^jL^c.^ d^thä^rAjo vdo ttum*. ® 'c " tPl^ardfl^fTc d'v'cU» co.g »Ä=;

Rechts: Titelseite der Topographie des innvierteis, die 1779 in aller Eile erschien. Aus der Vorrede: „Einen Patrioten kann es nicht gleichgültig seyn, die Lage, Oerter und Be schaffenheit desjenigen Distrikts der bayeri schen Lande zu kennen, welche das durch lauchtigste Erzhaus von Oesterreich ... In der zu Teschen letzthin mit Kührpfalz ge schlossenen Konvention angenommen hat, und wie es sicher verlauten will, dem Erzherzogthume Oesterreich ob der Enns unter der Benennung des innviertels einverleiben wird." -yrC^ ^ ;#! W-M i' r—♦" :« ni IMIII Gemeinsamer Wappenstein für Heinrich VI. und Christof I. von Ahalm, gestorben 1463 und 1479, Im Kreuzgang des Augustiner-Chorherrenstiftes Reichersberg. Foto: Fr. Gangl furje 93ffbrei6ung fcc^jentgen SDiflriftö bct baperifi^m ßanbc, tveft^rn baö &ur(ölan(ötig)le (SrsNü^ »on £)cftencicj ^vaft t)er mit Äul^rpfafj 5efcf)eii öcfctjfolfwm Äontietition in ®e(If genommen fwt. ?Wit XXI. ^pfcrjjlt^en urtö <lnw ToviAi^iriaLimue-s\arjtu SB 3 S H9 SofcpS etlen bott ^uriHcf/ 1 7 7 9» i' Mit der niederen Gerichtsbarkeit waren die sogenannten Hofmarken - ein spezifisch bayerischer Begriff - ausgestattet, von de nen Schrötter rund vierzig verzeichnet. Als Badeort wird Raab besonders hervorqehoben. Im Juni 1782 erwarb Kaiser Joseph die passauischen Herrschaften Obernberg und Vichtenstein, womit das Innviertel zur Gänze österreichisch wurde. Allerdings nicht für lange Zeit, denn 1810 kam es auf Napoleons Geheiß wieder an Bayern, was ein Großteil der Bevölkerung begrüßte, denn die Mißstände vor 1779 waren verges sen und die kleinkarierte Haltung der kaiser lichen Beamten hatte bei den freisinnigen Innviertlern Unmut und Verstimmung her vorgerufen. Es gab daher nur wenige von ihnen, die die Rückkehr des Innviertels nach dem Münchener Vertrag vom 14. April 1816 guthießen, anderseits jedoch vertrat man vielfach die Auffassung, daß mit der InnSalzach-Grenze die jahrhundertelangen Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Österreich ihr Ende finden werden, was auch tatsächlich der Fall war. Die probayeri sche Stimmung nahm zwar zögernd, aber merkbar ab, besonders als Kaiser Franz Jo sef die Tochter des Herzogs Maximilian Jo seph in Bayern, Elisabeth, heiratete, womit Habsburg und Wittelsbach enge familiäre Beziehungen eingingen.

Das Innviertel in den letzten hundert Jahren Harry Slapnicka Gedenkblatt an die Jubelfeier des Teschener Friedens zu Ried am 13. Mai 1879, Druck u. Verlag J. Kränzl In Ried, mit folgenden Ortsansichten: I. Wernsteln-Neuburg-Schärding - II. Wildenau - III. Mattighofen - IV. Braunau - V. Wildshut - VI. Obernberg. - Original im Stadtmuseum Ried I. Innkreis. Wi - i 1 ^\Sla2- ,,Mit dem heutigen Tag schließt das Jahr hundert ab, seitdem sich das in Folge des Vertrages und Friedensschlusses zu Teschen am 13. Mai 1779 dem Kronland Österreich ob der Enns einverleibte In-Viertel mit den Völkern des österreichischen Kaiserhauses der Segnungen der weisen, gerechten und milden Regierung Eurer k. k. Mejestät glorreichen Fynastie erfreut", lau tete der Text jener Adresse an die Apostoli sche Majestät, den Aiiergnädigsten Kaiser, aus dem Jahre 1879, die nicht nur vom Lan deshauptmann und dem obderennsischen Landesausschuß, sondern auch von den Bürgermeistern aller Innviertier Gemeinden unterzeichnet ist. ,,Ein Jahrhundert ist ver strichen" - lesen wir in dieser Adresse wei ter-, ,,seitdem die Bevölkerung dieses Ge bietes Österreichs Herrschern den Eid der Treue leistete. Die Nachkommen derselben können den heutigen Gedenktag nicht fest licher begehen, als indem sie diese Huldi gung in ungeschwächter Anhänglichkeit, Liebe und Treue zu ihrem Monarchen, das Gelöbnis unerschütterlicher Reichstreue erneuern und des Himmels Segen auf das geweihte Haupt Eurer k. k. Majestät und für das gesamte kaiserliche Haus erflehen, auf daß es in allen Zeiten blühen und gedeihen, der mächtige Schirm und Hort der unter sei nem Scepter vereinigten Länder und Völker bleiben möge . . ." Der Kaiser antwortete auf den telegraphi schen Bericht des Statthalters u. a.: ,,Dan kenden Herzens empfing ich das erneute Gelöbnis der Treue, welche die Bevölkerung des Inviertels Mir und Meinem Hause Im Laufe dieses Jahrhunderts vielfach bewie sen und, wie ich fest vertraue, zu allen Zei ten beweisen wird . . ." Die Hundertjahrfeier vom 12., 13. und 14. Mai 1879 interpretierten diese Worte mehr mals. Schon der Aufruf zur Vorbereitung der Feiern in der,.ehemaligen Kreisstadt Ried" spricht davon, daß das Innviertel ,,von sei ner unerschütterlichen Treue und Anhäng lichkeit an das Allerhöchste Kaiserhaus" Ausdruck geben wird. Am Festtag selbst zog

etwa den aus Linz kommenden Sonderzug eine Lokomotive mit dem Namen „Ried". Beim Fest seibst sprach der (liberale) Lan deshauptmann Moritz Eigner von der „Er neuerung des Gelöbnisses der unwandel baren Treue und Anhänglichkeit" und dem „unverfälschten Ausdruck der Gesinnung einer treuen, kerndeutschen Bevölkerung", weiche ,,auch fürder in guten wie in bösen Tagen mannhaft zu Kaiser und Reich zu stehen bereit ist". ,,Möge die Geschichte nach abermais hundert Jahren ein zweites ebenso einmüthiges wie herzlich gemeintes Erinnerungsfest zu verzeichnen haben." Der Landeshauptmann hob das Glas u. a. auch auf das Innviertel und die,,reichstreue, fortschrittsfreundliche Stadt Ried"L Läßt man das Pathetische bei den Reden und Adressen aus der Zeit vor hundert Jah ren beiseite; auch die Tatsache, daß sich unter den Festrednern weder ein Innviertier noch ein Oberösterreicher befand - Lan deshauptmann Eigner war gebürtiger Nie derösterreicher und der kaiseriiche Statthaiter Bohusiav Widmann ein Mährer, vermutiich tschechischer Abstammung, so steht die völlige und praktisch problemlose Ein gliederung des Innviertels nach einem Jahr hundert doch ganz außer Zweifel. Die Innviertier Bürgermeister kamen aiierdings bei den Trinksprüchen doch sichtbar zu Wort: Der Bürgermeister von Schärding gab den ,,loyalen Gefühlen der alten, treuen Grenzstadt am Inn beredten Ausdruck", der Bürgermeister von Mattighofen erkiärte, daß sich ,,Österreich in sich selbst sein Fleil su che und nicht über die Reichsgrenzen hin ausspähe". Der Bürgermeister von Mauer kirchen dankte im Namen der Marktgemein den des Innvierteis dem Kaiser für dessen väterliche Fürsorge für die Gemeinden. Der frühere Statthalter der Jahre 1848 bis 1851, Dr. Alois Fischer, telegraphierte aus Inns bruck (er war gebürtiger Tiroler): ,,Vor hun dert Jahren hatte das Innviertel das Glück, Glied des mächtigen Österreich zu werden, Österreich, aber, einen kräftigen deutschen Stamm zu erwerben." Dieses Hereinwachsen begünstigten viele Dinge: die dynastische Freundschafts- und Heiratspolitik zwischen Habsburgern und Witteisbachern; die größeren Aufstiegs chancen für den Staatsbürger eines größe ren Reiches - mag dies auch von den Innviertiern relativ wenig genutzt worden sein; die, wie schon erwähnt, von den Bayern an erkannte gute Verwaltung und anderes mehr^. Einen gewissen Wermutstropfen be deutete es, daß es 114 Jahre dauerte, bis für die sogenannten ,,Innviertier Schulden" gemeinsam mit den ,,Invasionskosten" die ,,Etappen- und Spitalsforderungen" eine Lösung gefunden werden konnte, wobei die Feiern zur jundertjährigen Zugehörigkeit des Innviertels zu Österreich dieses so schwierige Problem einer Endphase zuge führt hat. Aber auch dieses leidige Problem berührte im wesentlichen nur die Städte und Stifte, nicht aber die Bevölkerung^. Im Bereich der ,,politischen Verwaltung" wurde in den letzten mehr als 130 Jahren nie der Versuch unternommen, dieses für Österreich gewonnene Gebiet anderen alt österreichischen Verwaltungseinheiten zu zuordnen; sicherlich ein Zeichen für ein österreichisches Selbstbewußtsein und für den öptimismus, das Land rasch, organisch und unkompliziert zu integrieren. Auch die erwähnte Tatsache, daß das von Österreich gewonnene Gebiet als Einheit jetzt auch ei nen Namen, nämlich ,,lnvierter, erhält, un terstreicht diese Tatsache. Nach einem Experimentierstadium entsteht dann 1868 eine örganisation, die auch heute noch existiert und sich bewährt: die Gliederung nach politischen Bezirken. Bis 1848 bestanden in öberösterreich (ein schließlich des k. k. Salzburgkreisamtes) 5 Kreisämter, darunter das k. k. Innkreis amt, das allerdings nur 8 landesfürstliche Pfiegegerichte umfaßte, während die ande ren Kreisämter 32 bis 36 Distriktskommissa riate, das Salzburgkreisamt 22 landesfürst liche Pfiegegerichte umfaßte. Sitz des Inn kreisamtes blieb —schon von Kaiser Joseph fixiert - Ried. 1848, mit der Aufhebung der Grundobrig keit, mußte ein neues Verwaltungsnetz ent stehen. In den einzlenen Kronländern wur den Landeschefs, Statthalter (in den kleine ren: Regierungspräsidenten) ernannt und unter dem Statthalter in öberösterreich vor erst 12 Bezirkshauptmannschaften, unter ihnen 3 im Innviertel, nämlich in Braunau, Ried und Schärding, errichtet. Diese Verwaltungseinteilung blieb nur vier Jahre, zwischen 1849 und 1854, bestehen. Vor allem trennte man nun die politische von der Finanzverwaltung und von den Gerich ten; man schuf Bezirksämter, deren Berei che etwa dem heutigen Bezirksgerichts sprengel entsprachen", öberösterreich er hielt 46 solcher gemischter Bezirksämter; der ,,lnn- und Nieder-Krels", auch ,,Rieder Kreis" genannt, 9, nämiich Braunau (XVI) mit 10 Gemeinden, Engelhartszell (XVII) mit 7, Mattighofen (XVIII) mit 12, Mauerkirchen (XIX) mit 13, öbernberg (XX) mit 12, Raab (XXI) mit 12, Ried (XXI) mit 15, Schärding (XXIII) mit 14 und Wildshut (XXIV) mit 10, insgesamt also mit 93 Gemeinden. 1868 wurden dann neue, größere Bezirke geschaffen, und anstelle der 46 Bezirks ämter traten 12 Bezirkshauptmannschaften. Drei dieser Bezirke mit Bezirkshauptmann schaften in Ried, Schärding und Braunau bildeten jetzt das Gebiet des Innviertels. Diese Bezirke, auch ,,politische Bezirke" genannt, wurden in drei bis vier Gerichts bezirke und ebenso viele Finanzbezirke ge gliedert. So gehören zu Ried Haag, öbern berg und Ried; zu Schärding Engelhartszell, Beuerbach, Raab und Schärding; zu Braun au Mattighofen, Mauerkirchen, Wildshut und Braunau. Der Flächeninhalt dieser neuen oberöster reichischen Verwaltungsbezirke schwankt zwischen 13 und 25 Ouadratmeilen, klein ster Bezirk öberösterreichs wurde Ried mit 12,9 Quadratmeilen. Später entstanden dann weitere Bezirke, so Urfahr (1903), Eferding (1907), Grieskir chen (vorher bei Wels), Haag am Hausruck (vorher Ried) und Beuerbach (vorher Schärding). Übrigens war es die Verwaltungsmaxime jener Jahre, daß die Verwaltung keineswegs zu voiksverbunden sein und Distanz wahren solie. So war etwa kein einziger der kaiser lichen Statthalter öberösterreichs der Jahre 1848 bis 1918 gebürtiger öberösterreicher. Ähnlich war es mit den Bezirkshauptleuten, auch wurden fast Immer Gendarmen aus anderen, meist anderssprachigen Kronlän dern zugeteilt. Fast könnte man als Verwal tungsmaxime herausstellen: ,,Distanz Ist Korrektheit" oder ,,Korrektheit durch Di stanz." Es ist demnach umso bemerkens werter, daß die anfänglich auch in anderen Landesteilen nicht gerade beliebte neue Verwaltung im Innviertei und in Bayern an erkannt und positiv gewertet wurde. Übrigens erst in österreichischer Zeit, 1857, wurde der Vorort des Innviertels, Ried, bis dahin Markt, landesfürstliche Stadt, nach dem Braunau und Schärding schon seit vie len Jahrhunderten (1260, 1384) das Stadt recht hatten. Ein „Wahlkreis Innviertel" bis zum heutigen Tag Im politischen Bereich war, ähnlich wie bei der Verwaltung, nicht nur keine Diffamie rung des Innviertels sichtbar; man zerriß auch hier das von Bayern übernommene Gebiet keineswegs, legte es auch nicht mit anderen oberösterreichischen Gebieten zu sammen. Gerade bei dem bis heute bestehenden ,,Wahlkreis Innviertel" ist diese Einheit noch stärker und ausgeprägter sichtbar als in der politischen bzw. Verwaltungsgiiederung, wo eben die drei politischen Bezirke Ried, Schärding und Braunau das Innviertel bil den.

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