Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 4, 1978

Vinzenz Übeleis, geboren am 16. 8. 1889 in Gramastetten im Mühlviertel, verbrachte Kindheitstage in Braunau, 1945-1949 Ver kehrsminister, 1949-1953 Staatssekretär im BM für Verkehr und verstaatlichte Betriebe. - Foto: Bildarchiv d. Ost. Nationalbibliothek r W: : 1916 auch vorletzter Innenminister der Mo narchie war und von dem der letzte - nie realisierte - Verfassungsentwurf der Mon archie stammt. In der Städtekurie wären etwa der Braun auer Bürgermeister Max Fink (1902 bis 1902) oder der Schärdinger Apotheker und Bürgermeister Josef Kyrie zu erwähnen, für die Landgemeinden der Gutsbesitzer Franz Seyri in Starhemberg - der erbitterte Geg ner des Statthaiters Eduard Bach, der Lega tionsrat Viktor Weihs-Starkenfeis (1871 bis 1878), der nicht in der Kurie des Großgrund besitzes, sondern in der der Landgemein den kandidierte, der Ökonom Johann Zehetmayr aus Parz, der durch volle 35 Jahre Landtagsabgeordneter war, der Stiftschor herr von Reichersberg Georg Dobihamer (1878 bis 1899), der Dechant von Aspach Dr. Josef Lechner (1871 bis 1887), schließ lich seit 1899 im Wahikreis Schärding (ab 1909 im Wahikreis Freistadt) Johann Hau ser, Priester und Sekretär des Oberösterrei chischen Voikskredits, zweifellos die größte politische Begabung, die das Innviertei in diesen letzten hundert Jahren hervorge bracht hat^. Man kann in diesem Zusammenhang nicht die Persöniichkeit Hausers charakterisie ren. Es sei nur darauf hingewiesen, daß sich in ihm innviertier wie österreichische Cha rakterzüge sehr glücklich vereinten: eine Voikstümiichkeit, die eher eine Voiksverbundeseinheit war, politische Klugheit bis zur Bauernschiäue. Liebe zu seiner engeren Heimat verband sich bei ihm mit einem sehr ausgeprägten Österreich-Bewußtsein, das nur selten im Sprachgebrauch jener Jahre vom ,,Anschluß", sondern vom ,,Zusam menschluß" spricht, in ihm, in seiner Per son, dokumentiert sich die volle Integration des innvierteis im letzten Jahrhundert®, in der alten Monarchie wurde das innviertei, insbesondere die Ufer des Inn, Spielplatz zweier Kinder, von Nicht-innviertiern, die später eine außerordentlich große Rolle spielen sollten. Adolf Hitler, in Braunau am Inn als Sohn eines Finanzbeamten geboren, spielte mit dem Mühiviertier Vinzenz Übeieis, dessen Vater hier als Jäger eingesetzt war. Später waren die Geschicke Hitlers auch für die oberösterreichische Landespoiitik nicht bedeutungslos, so, als er angesichts der drohenden Ausbürgerung seine österreichi sche Staatsbürgerschaft zurücklegte, aber auch noch später, als ihm anläßlich seines 44. Geburtstages das Ehrenbürgerrecht der Stadt Braunau verliehen werden sollte, al lerdings nur 2 Großdeutsche und 1 Natio nalsozialist dafür und 2 Christiichsoziaie und 2 Sozialdemokraten dagegen stimmten. Übeieis, der dann ab 1945 dem österreichi schen Bundeskabinett angehörte, lehnte es 1938 entschieden ab, mit seinem alten Ju gendfreund Hitler zusammenzutreffen. Das Umherwandern österreichischer Offiziersfamiiien führte übrigens auch dazu, daß Braunau Geburtsort des nachmaligen groß deutschen bzw. nationalsozialistischen Po litikers, Ministers und Generais Giaise-Horstenau werden sollte. Im Ersten Weitkrieg war ganz Öberösterreich sozusagen ein Refugium für Behörden und Dienststellen, die aus dem gefährdeten, evakuierten oder besetzten Gebiet verlagert werden mußten. So wurde Braunau Stand ort für die aus Poia im Küstenland verlagerte Marine-Akademie®. Bescheidene Zusammenarbeit der Helmwehren Nach Ende des Ersten Weitkrieges gehörte die Grenzzone nach Bayern sozusagen zu den ruhigsten Gebieten Österreichs. Man blickte erschrocken nach öst und West, zu den räterepubiikanischen Experimenten in München und Budapest, befürchtete Ähnli ches in Wien und Niederösterreich, schaute besorgt zur starken Rätegruppe nach Linz und fühlte sich beiderseits der inngrenze re lativ sicher. Die nunmehr gutnachbarlichen Beziehun gen bewährten sich insbesondere beim chaotischen Kriegsende im Herbst 1918.

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