Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 4, 1978

Rechts; Abb. 6: Festsaal im ersten Stock; Deckenbild: Mittelteil: Apollo verjagt die Finsternis. Südliche Längsseite, Detail (rechts): Musik und Jagd. Nördliche Längsseite, Detail (links): Vogel- und Fischfang. Zustand 1975. Foto: M. Elersebner ren Paul Ornetsmüller und Rudolf Hans Fehringer. Es lohnt sich, eine kurze Beschreibung des hier geretteten barocken Kunstbestandes folgen zu lassen: Der mit seiner überglebelten Hauptfront schon klassizistisch gestaltete Südflügel (Abb. 2 und 3), dem die anderen Bauteile als Wirtschaftsgebäude zugeordnet wurden, besitzt ein Stiegenhaus (Abb. 11) und einen durch zwei Geschosse reichenden, 19x11,75 Meter messenden Festsaal (Abb. 5-10) mit Vorräumen und Galerlen an der östlichen und westlichen Schmalseite. Der kurfürstliche Hofmaler Christian Wink hat die Räume mit Wand- und Deckenmale reien geschmückt, die zu den besten profa nen Schöpfungen der Monumentalkunst des Rokoko Im süddeutschen und österrei chischen Raum zählen. Er signiert das Hauptbild Im Festsaal als ,,Christian Wink Aulae Boicae pictor 1772", hat außerdem auch alle übrigen figuralen Partien gemalt und In die von dem Münchner Theatermaler Josef Damian Stuber geschaffene dekora tive Ausstattung die Monatszeichen (Puttengrisaillen) und Blumenvasen (Abb. 5) gesetzt. Der Festsaal (Abb. 5-10) wirkt in seiner An lage und der Dekoration Stubers ebenfalls schon klassizistisch. In Winks Malereien dagegen ist noch volles Rokoko. Sie wurden schon in einer Beschreibung in der Augs burger Kunstzeitung vom 30. Oktober und 30. November 1772 dem interessierten Pu blikum vorgestellt. Für das Deckenbild des Festsaales gibt es eine Entwurfszeichnung im Grazer Joanneum und eine ölskizze im Wiener Barockmuseum. Die malerische Ausstattung hat mytholo gisch-bukolischen Charakter. Festsaal Decke: Mittelteil: Apollo verjagt die Finsternis (Abb. 6 Mitte): Der Sonnengott im Strahlenkranz auf einem Viergespann, gegen die östliche Schmalseite zu geflügelter Genius mit um gekehrter Fackel, begleitet von Fledermaus, Eule und Putten, reißt im Sturz das gestirnte Himmelsvelum der Nacht mit sich. In den Rahmenzonen: die Freuden des Landlebens. östliche Breitseite: Vertumnus und Pomona (Abb. 7): In der Mitte des Rokokoparks und vor einem Gartenhäuschen Pomona mit dem Apfel in der Hand, wendet sich der ne ben ihr sitzenden Alten (dem verkleideten Vertumnus) zu. Rechts Springbrunnen mit vier Mädchen mit Blüten, die auf die Blu menzucht hinweisen; links blumenge schmücktes Mädchen auf den Stufen eines Podestes. Südliche Längsseite: Musik und Jagd (Abb. 6, rechts): Links der Berg Parnaß, davor Apollo mit der Lyra, umgeben von den sin genden und musizierenden Musen und Put ten; rechts Waldszenerie, davor Zelt mit Diana und ihrem Gefolge beim Aufbruch zur Jagd. Westliche Breitseite; Ackerbau unter der Herrschaft der Ceres (Abb. 8, Mitte): Die Göttin steht unter einem Palmenbaum und weist auf Früchte, die ein neben ihr sitzen des Mädchen in einem Korb hält, während Ceres auf einen Drachenwagen blickt, mit Links: Abb. 5: Festsaal im ersten Stock: Blick nach Westen gegen Ende der Restaurlerarbeiten im Herbst 1978. Foto: Fr. Gangl 111!""' . Rechts: Abb. 7:- Festsaai im ersten Stock; Deckenbiid: Detail von der östlichen Breitseite: Vertumnus und Pomona. Zustand 1978. Foto: Fr. Gangl

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2