Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 4, 1978

Interessante Ausgabe von Franz Stelzhamers „Charakterbilder aus Oberoesterreich", im Wiener-Verlag, Wien und Leipzig 1906 Geleltspruch von Gerhart Hauptmann für diese Werkausgabe. - Wiedergabe mit Erlaubnis des Stadtmuseums Ried i. Innkreis WM Id) babc den Stelzbamer sd)on vor längerer Zeit genossen und mid) an seiner sd)lid)ten und ed)ten natur, die von einzigartiger Intimität ist, wirklid) erbaut. €r ist von überrasdxnder und geniebafter treue und Richtigkeit, die Uersd)wundenes und längst Überlebtes klar umrissen und warm vor uns hinstellt. So bat er mir zu sd)önen Gntdedcungen vergessener Besitztümer im Grunde eigenen (Uesens verholten und deutlid) gemad)t, wie id) selber ein glüdtlid)er Dorfjunge gewesen bin, gebannt in den Kreis der (Dunder kindlid)er €xistenz, und dass man nur gewinnt, indem man verliert. Gerbart Hauptmann, Eigener im Wort, ganz aus seiner Lebensauf fassung geschrieben, ohne Umschweife, auch wo er sich selbst getreu seinen Le bensmaximen zeichnet, und unübertroffen in unserer Zeit - es sind bald zehn Jahre, daß sich sein Todestag jährt -, und voller Humor wie Stelzhamer. Sein Hexameter epos ,,'s Drahbröttigspiel", nämlich das vie len leidenschaftlichen Spielern schon so ge fährlich gewordene Roulette, ist ein hinläng licher Beweis dafür. Schatzdorfer war auch der Musik zugewandt, einmal als Landler geiger, einer der letzten echten, die in un sere Tage hereinreichen, zum zweiten als Geigenmacher selbst. Achtzehn Geigen hat er gemacht, die neunzehnte wurde nicht mehr fertig. Sein hölzernes Wohnhaus in Piesenham bei Pramet, das seine Witwe noch immer bewohnt, ist eines der wenigen dieses Innviertier Haustyps, das ursprüng lich erhalten blieb. Wie das Stelzhamerhaus in Piesenham mit seinem ,,Muadastübl", heute im Besitz des Landes Oberösterreich, müßte es wohl auch einmal auf diese Weise vor Abbruch geschützt werden. So ein klei nes ,,Schatzdorfer-Museum" hätte sich der Hans von Piesenham, dieser lustige Bruder, der aber auch sehr ernst sein konnte und sich als Mann mit guten Manieren erwies, wenn die Situation es erforderte, zweifellos verdient. Anekdoten über seine Streiche, vor allem mit Andreas Reischekdem Jünge ren, dem er oft bei seinen an Geschlossen heit des Wortes bis heute unerreichten Rundfunkreportagen beigestanden ist, aber auch mit Harry Kupetz, derseine sämtlichen Gedichte und auch das ,,Drahbröttigspiel", von dem Dichter gesprochen, für den ORF auf Tonband aufgenommen hat, sind Legion und würden ein Buch füllen. Die Urwüchsig keit des Innviertiers, die diesen Volksstamm noch immer von den Bewohnern der übrigen älteren Viertel des Landes abhebt und seine niederbayerische Herkunft deutlich erken nen läßt, hat auch Hans Schatzdorfer nie leugnen können. (Der bis 1779 Machland viertel benannte Landstreifen längs der Do nau wurde sprachlich gestrichen und dem unteren Mühlviertel zugeordnet, denn sonst hätte Oberösterreich fünf Viertel gehabt.) Wie der Innviertier ist, sollte durch das Ge dicht ,,l iass' halt' 's Werkl renna" von Em merich Doninger eigentlich jedem Ober österreicher vertraut sein: Da Himmövada hilft ma schon. So is mein Löbn viel schena. Drum hab i gar koa Angst um mi ■ Ich Iass' halt 's Werkl renna. Da drahts mih allwei' sehen dahi, As lauft alls nachn Schnürl, Da kann i nacha nöt vafaihn Vom Himmö 's Hofstatt-Türl. Doh geht an Erchtl nöt voran. Dös werds, Leut, leicht begreifn: Oft sitzad gern da Toifö drobn Am Wagl nöbn da Schleifn! Da lachad a, da Herndlmann, Dös gfallert eahm am bössan. Wann a dennad mitfahrn kunnt Am Wagl hintan Rössan. Aft nimm i hait mein GoasI her und schnalz eahm oanö aber; ,,Steigst nöt oi, du Lausbua du. Du Herndlmann, du laberl" Da reißts 'n nacha wögg vom Wagn, Da druckt a sich, der Gauner, Und weil 'na i vojoat han gschwind. So kreit a wieder dauner. Mitn Herrgod fahr i hi und hi, Han 's Loatseil föst in Händtn, Und wia da meinö Rössl zoignd, i brauch nöt schein und mentn. Mitn Herrgod fahr ih hi und hi. Dös is ja doh dös Schena, Da han i gar koan Angst um mi - I Iass' halt 's Werkl renna. Nicht gerade in Innviertier Mundart, aber doch an sie anklingend hat der 1948 ver storbene Karl Itzinger seine erzählende Prosa geschrieben, so die weit über die Grenzen Oberösterreichs bekannt gewor dene Trilogie vom großen obderennsischen Bauernaufstand 1626 mit den Romanen ,,Das Würfelspiel auf dem Haushamerfeld", ,,Es muß sein" und ,,Ums Letzte". Sein ,,Frankenburger Würfelspiel", das alle zwei Jahre im Sommer auf der prächtigen Frei lichtbühne in Frankenburg, einer der schön sten in Österreich, aufgeführt wird, ist aller dings in Mundart verfaßt, die gerade er, der Sohn des Innviertels, als seine eigentliche Muttersprache angesehen hat. Sein erzäh lerischer Abgesang war ,,Der Ketzerfürst", ein Roman über den Tiroler Bauernhaupt mann Michael Gaismair, dreihundert Jahre vor Andreas Hofer. Karl Itzinger, so solda-

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