Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 4, 1978

ilBMl WM Kulturzeitschrift Das Umschlagmotiv - die weiß-blaue Wap penraute aus einer Tür des „Bairischen Saales" des Innklosters Reichersberg, den 1771 der kurfürstlich bayerische Hofmaler Johann Nepomuk Schöpf geschaffen hat und den wir als typisches Beispiel süddeut scher barocker Lebensart empfinden - ist symbolhaft für das Schwerpunktthema die ses Heftes zu verstehen, das sich mit dem Innviertel-Gedenkjahr beschäftigt. Es er scheint in den Vorwochen des Jahres 1979, das im Innviertel festlich begangen werden wird. An diesem Jahresfestkreis wird sich ganz Oberösterreich, ja Österreich, beteili gen und auch die Nachbarn von ,,drüben" werden gerne mitfeiern. Die Gegenwart wird damit bezeugen, wie historische Ereignisse, die einst dramatisch waren, überwunden und positiv umgewertet werden können. Mit dem Ausgangspunkt der Ereignisse, dem ,,Teschener Friedensinstrument von 1779", das die Eingliederung der ,.Ämter Wildshut, Braunau, samt der Stadt dieses Namens, Mauerkirchen, Friedburg, Mattighofen, Ried, Schärding und überhaupt den ganzen Teil Bayerns, welcher zwischen Do nau, Inn und Salzach liegt und einen Teil der Regierung von Burghausen ausmacht", als ,,Innviertel" in den österreichischen Staats verband festlegte, beschäftigt sich Doktor Georg Heilingsetzer vom oö. Landesarchiv. Er vermittelt uns eine exakte Urkunden darstellung dieses ,,Staatsvertrages". Professor Rudolf Walter LItschel entwirft eine essayistische Skizze über ,,Das Inn viertel - ein ehemais bayerisches Grenz land". Durch sein Buch ,,Land am Inn" und seine Mitarbeit am Innviertel-Gedenkjahr in verantwortlicher Position der Kulturabtei lung des Amtes der oö. Landesregierung besitzt er zu diesem Thema eine reiche Sach- und Ortskenntnis. Er zeigt auf, wie sehr diese Landschaft immer Grenzland zwischen Bayern und Österreich war. Interessante Perspektiven eröffnet Dr. Harry Slapnicka, bekannt als Initiator zeit geschichtlicher Forschung im oö. Landes archiv, mit seinem Beitrag ,,Das Innviertel in den letztfen hundert Jahren". Sein zeitge nössisches Innviertelbild widerspricht viel fach der Vorstellung, die sich über den ,,streitbaren" Innviertier herausgebildet hat. Die politischen Ereignisse der unmittelba ren Vergangenheit vollzogen sich hier ver hältnismäßig ruhig, allerdings stets auch sehr konservativ. Die Ruhe, die diese Land schaft ausströmt, scheint sich ihren Bewoh nern mitzuteilen. Mit Franz Stelzhamer und Richard Billinger hat das Innviertel wesentliche Beiträge zur oberösterreichischen Dichtung erbringen können. Professor Carl Hans Watzinger zeigt in seiner Studie ,,Literatur aus dem Innviertel" jedoch die ganze Breite der lite rarischen Begabung dieser Landschaft auf, die sich nicht in wenigen Namen erschöpft, die auch in der Gegenwart bedeutende Be gabungen hervorgebracht hat und in der ,,Innviertier Künstlergilde" eine einigende Gemeinschaft besitzt, die auch typisch für diesen Landesteil gewertet werden kann. Mit der Abhandlung von Dr. Dietmar Ass mann, Schriftleiter der ,,Oberösterreichi schen Heimatblätter", über die ,,Innviertier Wallfahrtsorte" soll auf ein Wesensmerkmal bayrisch-österreichischer Eigenart - die Volksfrömmigkeit - hingewiesen werden. Sie setzte in der Spätgotik ein, erlebte im Barock ihren Höhepunkt und ist in unserer Gegenwart immer noch lebendig. Auch die Fachsparten dieses Heftes sind auf das Zentralthema Innviertel ausgerich tet. Landeskonservator Dr. Norbert Wibirai be schreibt das Barockschloß Zell an der Pram, das einen Mittelpunkt Im nächstjährigen Veranstaltungskalender bilden wird. Er be ginnt mit der Restaurierung und Revitaiisierung, behandelt dann jedoch vorrangig die großartige Freskoausstattung dieses Bau denkmals, das mit den berühmten bayeri schen Künstlernamen Christian Wink als Freskant und Franz de Guviilies dem Jünge ren als Baumeister verbunden ist. Stellvertretend für viele denkmalpfiegerische Aktionen zum Innviertel-Gedenkjahr beschreibt Professor Franz Engl die Re staurierung der Stadtpfarrkirche von Schär ding, die auf eine bewegte Geschichte zu rückblicken kann. Der Autor ist als einer der profiliertesten Historiker und Heimatpfleger des Innviertels bekannt. In der Sparte ,,Kunst der Gegenwart" wird an das einstige Mitglied der Innviertier Künstlergilde, an den Maler Karl Schmoll von Eisenwerth, erinnert, dem in Braunau am Inn erst vor kurzem eine umfassende Aussteilung gewidmet worden Ist. Mit die sem Aufsatz soll die Ehrenrettung, die mit dieser Ausstellung eingeleitet werden konn te, aus berufener Feder - der Autor ist be kannter Kunsthistoriker in München - gefe stigt werden. Das Braunauer Stadttheater wird nach sei ner Renovierung die Landesausstellung über die Bildhauerfamilie der Zürn aufneh men. Diese Wiederbelebung war Anlaß, über die ursprüngliche Verwendung dieser Kulturstätte nachzuforschen. Dr. Helmut Zöpfl beschäftigt sich seit längerem mit der Theatergeschichte von Braunau. Seine Studie ,,125 Jahre Stadttheater Braunau" vermittelt einen Eindruck von eigenständi ger Kulturaktivität in Zeiten, da es noch keine kulturellen Zentralräume gab, das Kulturleben dadurch vielleicht noch leben diger war. Schließlich wird über die Veranstaltungen des nächsten Jahres im Innviertel eine Übersicht gebracht, die R. W. Litschel als ,,Werbechef" des Innviertel-Gedenkjahres zusammengestellt hat. Die Redaktion freut sich, mit diesem Heft ei nen frühen Beitrag zum Innviertel-Gedenk jahr leisten zu können. Es ist unser Freun desgruß an das jubilierende Innviertel.

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