Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr Schriftleitung: Adolf Bodlngbauer Das letzte Gottesurteil in Steyr anno 1580 Aus dem Musikleben der Stadt Steyr nach dem Dreißigjährigen Kriege Zwei Verlassenschaftsaufnahmen aus dem XVI. Jahrhundert Die Darstellungen der Vier Gekrönten in Steyr Die Wasserversorgung Steyrs — eine historische Betrachtung Die Bürgermeister der Stadt Steyr und Ihre Zeit (Fortsetzung) Haft 20 April 1960 Dr. Erlefrled Krobeth Oberschuirat Josef Ofner Oberbaurat i. R. Dipl. Ing. Friedrich Berndt Adolf Bodingbauer Oberbaurat i. R. Dipl. Ing. Friedrich Berndt Dr. Erlefried Krobath

Veröffentlichungen des Kulfuramtes der Stadt Steyr Schriftleitung: Adolf Bodingbauer Das letzte Gottesurteil In Steyr anno 1S80 Aus dem Musikleben der Stadt Steyr nach dem Dreißigjährigen Kriege Zwei Verlassenschaftsaufnahmen aus dem XVI, Jahrhundert Die Darstellungen der Vier Gekrönten in Steyr Die Wasserversorgung Steyrs — eine historische Betrachtung Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit (Fortsetzung) Heft 20 April 1960 Dr. Erlefried Krobath Oberschulrat Josef Ofner Oberbaurat i. R. Dipl. Ing. Friedrich Berndt Adolf Bodingbauer Oberbaurat i. R. Dipl. Ing. Friedrich Berndt Dr. Erlefried Krobath

Bas letzte Gottesurteil in stepr Von Si. Erlefried Krobath anno tseo Schon in alter Zeit pflegte man verdächtige Personen, denen man Mord oder Totschlag nicht Nachweisen konnte, an die Bahre des Getöteten zu rufen, weil man annahm, daß in Gegenwart des Täters die Wunden wieder aufbrechen würden. Dieser Schuldbeweis, Gottesurteil genannt, wurde sehr ernst genommen und wir können heute nur mit Schaudern an diese Art der Beweisführung denken, die auch in der Sage ihren Niederschlag fand. Selbst das Nibelungenlied läßt Hagen an die Bahre Siegfrieds treten: „Das ist ein großes Wunder, wie es oft noch geschieht, Wenn man den Mordbefleckten bei dem Toten sieht, So bluten die Wunden, wie es auch hier geschah; Daher man der Untat sich zu Hagen versah." Im Mittelalter war diese Prozeßführung weit verbreitet. Beim „Bahrgericht" handelte es sich um eine Art der früheren Gottesgerichte, es wurde nur angewendet, wenn ein Beweisnotstand vorlag. Das Bahrgericht sah vor, daß der Beschuldigte die Wunden oder auch den Nabel des Getöteten berühren und dabei eine Formel sprechen mußte. Bluteten die Wunden oder zeigte sich am Munde des Toten Schaum, war der Schuldbeweis erbracht, zumindest aber erschien der schwere Verdacht bestätigt. Nach Ansicht mancher Rechtsgelehrter dieser Zeit war dann zur endgültigen Feststellung der Schuld, der Verdächtige noch einer Folterung zu unterwerfen. Im fränkischen Recht bestand für diese Art der Beweisführung sogar ein eigenes kirchliches Ritual. Das Bahrrecht (jus feretri, jus cruentationis) wurde von manchen Gerichten bis ins 17. Jahrhundert zur Überführung von Mördern und Totschlägern angewendet. In Steyr geschah dies letztmalig gegen Ende des 16. Jahrhundertes. Am 10. Jänner 1580 war Hanns Kofler, ein Bruder des einstigen Stadtschreibers Wolfs Kofler in seinem Hause in der Kirchengasse mit zerschmettertem Kopfe und durchschnittener Kehle aufgefunden worden. Neben ihm, inmitten der Stube, lag seine alte Haushälterin, der der Mörder ebenfalls tödliche Wunden zugefügt hatte. Trotz eifriger Nachforschungen durch das Stadtgericht konnte der Täter nicht ermittelt werden. Nach einigen Tagen jedoch fiel der Verdacht, dieses Verbrechen begangen zu haben, auf den Tuchscherer Sebastian Sallmayr, der am Mordtage mittags von Kofler zu einem Blutwurstgerichte eingeladen worden war. Obwohl sich im Laufe der Untersuchung herausstellte, daß die Haushälterin nach dem Mittagessen am Mordtage noch die Kirche besuchte und Sallmayr zu dieser

Zeit schon wieder nachhause gegangen war, hatte er sich über Befehl des Stadtgerichtes vom Verdachte des vorsätzlich begangenen Mordes „vermittelst angestellten Bahr-Rechtes zu purgiren und reinigen." Am frühen Morgen des 16. Jänner wurden die Leichen der Ermordeten auf Bahren in den Hof der heutigen Dominikanerkirche gebracht, wo sich die Ratsherren und das Stadtgericht versammelt hatten. Hier hatte Sallmayr den ihm vom Stadtrichter Adam Pfeffer! vorgesprochenen nachfolgenden Eid zu leisten: „Ich schwöre bei dem allmächtigen Gott, daß ich an der Entleibung dieser beiden Personen, deren Körper allda zugegen, unschuldig bin, und dazu weder mit Rath noch That geholfen, oder einiges Wissen darum habe, als wahr mir Gott helfe, und das Leiden Christi." Nach Leistung dieses ersten Teiles des Schwures wurden die beiden bedeckten Leichname von den anwesenden Badern an den Stellen, die die tödlichen Wunden aufwiesen, abgedeckt. In diese Wunden mußte Sallmayr nun Zeigen und Mittelfinger der rechten Hand legen und den zweiten Teil der Eidesformel nachsagen: „Wo ich aber mit oder bei dieser Entleibung, es sey mit eigener That oder Anweisung, verwandt gewesen, oder hiervon das geringste Wissen habe, so rufe ich hiermit an die heil. Dreifaltigkeit, Gott Vater, Sohn und heil. Geist, als die einige und höchste Wahrheit, daß sie, zur Erforschung des toalfren Grundes dieser Mordtat aus Gnaden schicken wolle, daß diese Leiche, zur Rache und Vollziehung der göttlichen Gerechtigkeit, ein öffentliches Blutzeichen von sich scheinen lassen und geben wolle, Amen!" Als nach dieser Anrufung Gottes keine Blutzeichen erfolgten, wurde Sallmayr vom Stadtgerichte als unschuldig an dem Morde erklärt und von der „gefaßten Jnzicht losgesprochen". Viele Jahre später erst, als die zur Zeit des Mordes lebende Generation bereits der kühle Rasen deckte, wurde in einem Anmerkbuche des verstorbenen protestantischen Magister Joachim Müller verzeichnet gefunden, daß der Täter ein Nachbar des Ermordeten war. Er hatte dem „Purgationsprozeß" Sallmayrs zugesehen, war dem Leichenzuge als Trauergast gefolgt und hatte überdies der Leichenpredigt beigewohnt. Mit tiefer Reue hatte er später dem Pfarrer den Mord einbekannt. der Stadt Stehr nach dem Dreißigjährigen Kriege Über bestimmte Zweige des kulturellen Lebens der Eisenstadt Steyr in früheren Jahrhunderten sind wir mangelhaft unterrichtet. So besteht auch die archi- valische Überlieferung, die sich auf das städtische Musikleben bezieht, zumeist nur in trockenen, kurzen Ratsbeschlüssen über Rechtsangelegenheiten der im Burgfried tätigen Musiker. Doch auch diese farblosen Hinweise deuten zur Genüge an, daß in der Barockzeit der Musik in Steyr eine besondere Pflege zuteil wurde. Die Hauptzentren ernster Musik waren naturgemäß die Stadtpfarrkirche und die Jesuitenkirche St. Michael in Steyrdorf. Aus Stiftsbriefen wissen wir, daß schon die ursprüngliche Stadtpfarrkirche, die bis zum Jahre 1443 an der Stelle der jetzigen stand, über eine Orgel für liturgische Gottesdienste verfügtes Im Jahre 1478 vollendete im heutigen Gotteshaus der Orgelmacher Hannes Laus aus Deg4

gendorf in Bayern3 das Orgelwerke Wie die übrige Kircheneinrichtung wurde auch dieses Instrument durch den gewaltigen Stadtbrand im März 1522 zerstört. Erst etwa zwanzig Jahre später, um 1544, erhielt die Kirche wieder eine Orgel, die der kaiserliche Orgelbauer Jacob errichtete4 und die jedenfalls bis zur Aufstellung der Chrisman-Orgel (1774—1779)5 bestand. Oftmals waren größere Reparaturen notwendig. In den Jahren 1586/87«, 15917 und 1597« führte der bürgerliche Orgelbauer Georg Hackher« Jnstandsetzungsarbeiten durch. Eine größere Reparatur, die fast einer Erneuerung gleichkam und 350 Gulden kostete, wurde 1637 vom Salzburger Orgelmacher Leopold Rottenburger oorgenom- men.10 1648 reparierte die Orgel Ulrich Schreyer und 1699 der Orgelbauer Martin Kurz aus Passau.44 Im zweiten und dritten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts dürfte Ulrich Schreyer einer der bedeutendsten Orgelmacher im Lande ob der Enns gewesen sein. Er war der Sohn des Orgelbauers Leonhard Schreyer zu Gröningen und ein Vetter Georg Hackhers, der ihm, da er keine Leibeserben besaß, im Testament vom 7. Mai 1612 sein Haus am 33erg13 zusprach.43 Schreyer arbeitete unter dem Organisten und Orgelbauer Paul Peu- e r I14 um 1614 an der neuen Orgel in der evangelischen Schulkirche45 und übernahm die Aufstellung eines Orgelwerkes in der Frauenkirche zu Freistadt.4« Fm Jahre 1616 lieferte er in die Landhauskirche in Linz um 600 Gulden eine neue Orgel47 und reparierte 1627 die kleine Orgel in der Stiftskirche St. Florian.4« In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war in Steyr kein Orgelbauer ansäßig. Erst 1727 erwähnen die Quellen den Orgelmacher und bürgerlichen Gastgeb Johann Häräl I.49 Zum Chorpersonal der Stadtpfarrkirche gehörten um 1650 und in der Folgezeit der Organist, ein oder zwei Diskantisten, ein Altist, ein Tenorist, ein Bassist und ein Kalkant (Orgelbalgzieher). Sämtliche Mitglieder des Kirchenchores wurden über Vorschlag des Abtes zu Garsten vom Magistrat angestellt und aus den Einkünften des Stadtpfarrkirchenamtes besoldet. Die Leitung der Kirchenmusik oblag dem Regenschori (Chorregent, Chorrektor). Gewöhnlich hatte der Bassist diese Stelle inne. Nach dem Dreißigjährigen Kriege werden in den Archivalien folgende Chorregenten genannt: Valentin Reiter (1649, 1670),30 Rudolf Zeyringer (1675, 1684),34 Johann Sebastian Mörsperger (1686, 1725),22 Johann Gottfried Rentier (1728, 1741),23 Tobias Muhr (1741, 1763),24 Karl Plyma (1764, 1767).25 . In der Zeit von 1652 bis 1659 betrug die jährliche Besoldung des Regenschori 200 Gulden,3« 1669 wöchentlich drei Gulden.27 Außerdem bezog er, wenn ihm eine Wohnung vom Magistrat nicht beigestellt werden konnte, einen Zimmerzins2« und für einen oder zwei Diskantisten 20 fl. aus dem Wolf Pfesferlschen Stipendium.39 Zu den Aufgaben des Chorregenten zählte auch die Schulung der Knaben im Chorgesang.3« Im Jahre 1684 beauftragte der Rat die Stadtschulmeister, die zur Musik „tauglichen" Knaben dem Regenschori zu melden.34 Von der Mitwirkung weiblicher Kräfte am Kirchenchor ist erstmalig 1757 die Rede. In diesem Jahre berichtete Tobias Muhr in einem Gesuch an den Magistrat, daß seine Töchter und sein „Söhnl" den Diskantistendienst am Chor versehen.33 Den Organistendienst versah durch Jahrzehnte Johann Nikolaus Kirchberger. Schon im Jahre 1615 erwähnen ihn die Ratsprotokolle.33 Als er 1673 das Fest der Goldenen Hochzeit feierte, war er noch als Organist tätig.34 1677 erhielt der Stadtkoch Urban Lux seine ©teile.35 Aus Lux folgten die Organisten D u n st (1698)36 und Deuze r.37 Im Jahre 1693 wird Johann Bernhard Niderer als Pfarrorganist genannt.3« Sein Nachfolger dürfte der Organist Muetter gewesen sein, der 1725 starb.39 Vermutlich übernahm schon um diese Zeit Wolfgang Jakob Deuring (Deuringer, Deyringer) den Organistendienst.4« Nach seinem Ableben im Jahre 175544 bewarben sich sechs Suppli5

kanten um den Organistenposten. Im Jahre 1759 erhielt ihn der aus Ulmerfeld gebürtige Organist Johann Reisser42 Die Organisten bewohnten zumeist das der Stadt gehörige „Organistenhaus" in der Berggasse42 und bezogen eine fixe Besoldung; 1652 betrug sie 160, 1705 jährlich 200 und 1733 wöchentlich vier Gulden44 Wesentlich geringer waren die Bezüge der Eltiften4« und Tenoristen,4« auch sie bekamen ein Zinsgeld oder erhielten vom Magistrat eine Wohnung zugewiesen. Im Jahre 1669 z. B. betrug die Entlohnung des Eltiften wöchentlich 2 fl., des Tenoristen nur 1 fl 4 ß.47 Letzterer bewohnte das für einen Pfarrtenoristen gewidmete Stifthaus am Berg (Berggasse).4« Es gab natürlich auch Nebeneinnahmen für besondere Leistungen und aus Gottesdienststiftungen. 1654 gab man den Garstner Mönche spielen Kembalo «nd Oboe Reproduktion eines Bildes aus dem Heimathaus Stevr (18. Iahrh.) an der Fronleichnamsprozession mitwirkenden Musikanten 7 Gulden. Der Stadtschulmeister und Kantor Johann Gärtler empfing für den „deutschen Gsang vor der Predigt" jährlich vier Gulden.4« Aus mehreren Bittgesuchen um Aufbesserung der Besoldung oder um eine „Beihilfe" aber ersehen wir, daß das Einkommen der „Stadtpfarrmusikanten" zum Leben kaum ausreichte, manchmal nicht zeitgerecht oder gekürzt zur Auszahlung gelangte. So wurde zu Anfang des Jahres 1661 den Sängern Johann Gärtler, Florian Schwarz und Nikolaus Wurmb der Lohn durch sechs Wochen nicht ausgezahlt,«« um 1730 kürzte man die Bezüge des Regenschori, des Eltiften und Tenoristen zur Versorgung der „verwittibten Chorregentin" Maria Zeyringer wöchentlich um 15 Kreuzer.«4 Im Jahre 1666 beklagte sich beim Rat der Stadtpfarrer P. Ämilian Raittenberger über die Handwerkszünfte, weil „sie nit mehr gesungenen Gottesdienst halten, daher denen Musicanten Ihre Regalta entziehen und schuldige devotion und Andacht schwächen".«2 Leider fehlt es in den Archivalien an Hinweisen über musikalische Darbietungen. Wir kennen auch nicht die Namen der Komponisten, deren Werke zur Aufführung gelangten.«2 Ohne Zweifel aber stand die sakrale Musik unter dem Ein6

fluffe des Benediktinerstiftes Garsten, das sich wie andere Klöster im Lande ob der Enns im 17. und 18. Jahrhundert zu einer Pflegestätte der Musik entwickelt £>atte.54 Im Jahre 1647 war die von der Gesellschaft Jesu erbaute Kirche St. Michael soweit fertig, daß sie am Feste des Schutzpatrons in Benützung genommen werden konnte. Drei Jahre später schritt man an die Errichtung einer Orgel.55 Den Chorgesang und die Musik bei theatralischen Veranstaltungen bestritten hier die Seminaristen und Studenten.56 Wie im 16. Jahrhundert lag auch in unserem Zeitabschnitt die Ausübung der profanen Musik vorwiegend in den Händen des Stadtturnermeisters.5? Nur er allein war berechtigt, offizielle Veranstaltungen (Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen, Eröffnung des Jahrmarktes, Empfang des Landesfürsten56 u, a.) mit seiner Musik zu verschönern .Ihm unterstanden gewöhnlich drei bis vier Gesellen und einige Lehrjungen. Pauken, Trompeten und Posaunen bei bürgerlichen Festlichkeiten zu gebrauchen, war dem Turnermeister seit 1661 besonders strenge untersagt. Diese Instrumente waren den oberen Landständen (Adel und Geistlichkeit) Vorbehalten.56 Mehrmals ließen sie sich aber doch verleiten, Hochzeiten gemeiner Leute mit Trompetenschall und Paukenschlag zu begehen. Solche Übergriffe rügte der Magistrat und drohte mit einer Strafe. Im Februar des Jahres 1710 heiratete der bürgerliche Nadler Sträßnizkhi. Die Hochzeitsgäste unternahmen eine Schlittenfahrt in Richtung Gleink. Um die Rückkehr in die Stadt besonders ausfallend zu gestalten, ließen sie auf dem Stadlmayrfeld und in Steyrdorf von den an der Spitze fahrenden Turnern aus Trompeten und einem Jägerhorn Märsche blasen. Dieser Vorfall erregte großes Aufsehen und kam in der nächsten Ratssitzung zur Sprache. Die empörten Ratssreunde faßten folgenden Beschluß: „Wie nun die Trompeten vnd Jägerhorn ie lenger ie mehr gar zu gmain zu werden beginnen, also daß wohl auch Schuster vnd Schneider sich damit bedienen lassen, als muß solchem Exceß, weill die bisherige abmahnungen nit verfangen, nothwendig mit mehrern Ernst gesteuert werden, mithin dan der Magistrat schließt, daß durch daß Kaiser!. Stattgricht der Sträßnizkhi mit dem nächsten Vorgesordert, sein Vnzimb- liches anmassen deine mit Ernst Verwisen Vnd zugleich Zur wohl Verdienten Straff Zum alsobaldigen Erlaag Vier Reichsthaller66 angehalten, der Thurner- meister aber per Decret gewahrnet werden solle, sonderlich im öffentlichen diensten mit denen Trompetten vnd dem Jäger Horn eine mehrere discretion zu brauchen, alß Er sonsten der schon empfangen mündlichen Correction zu Volge mit wohl empfindlicher Straff belegt werden tourbe".61 Zum Aufgabenbereich des Stadtturnermeisters gehörte auch die Mitwirkung am Chor der Stadtpfarrkirche durch Beistellung der Instrumentalmusik, das Cho- ralblafen62 und die Feuerwache am Turm dieses Gotteshauses.66 Da er durch seine musikalischen Obliegenheiten meist nicht in der Lage war, die Feuerwache pausenlos zu versehen, wurden ihm eigene Wächter zugeteilt, deren Dienst er einzuteilen und zu überwachen hatte. Um die Anwesenheit des Wächters auf dem Turme jederzeit kontrollieren zu können, legten die Stadtväter großen Wert darauf, daß die Stunden- und Viertelstundenschläge der Turmuhr vom Türmer nachgeschlagen wurden.6^ Der Turnermeister mußte auch die Nachtwächter mit Holz und Licht versehen und war verpflichtet, die Stadtturmuhr zu richten.65 Das Aufspielen bei Hochzeiten und Festgelagen (Tafelmusik) gestattete der Magistrat den Turnermeistern nur fallweise auf längere Zeit. Er konnte diese Musik auch an den Stadtpfarrorganisten, an einen Stadtschulmeister oder an bürgerliche Spielleute tiergeben.66 Ähnlich verhielt es sich mit dem Musizieren bei den Versammlungen der Handwerker an den Jahrtagen. Die Besoldung des Stadtkapellmeisters erfolgte durch den Magistrat, der auch die Wohnung Beiftettte.67 Bis zum Jahre 1677 betrug die Entlohnung jährlich 171 Gulden. Ab 1. Jänner 1678 wurden die Bezüge, da damals die.Stadt arg 7

verschuldet und die Innerberger Hauptgewerkschaft dem Zusammenbruche nahe war, um 21 Gulden gekürzt.«« An Holz- und Lichtgeld für den Turmwächter bezog der Turnermetster um 1743 jährlich sechs Gulden.«« In der Regel stellte die Stadtgemeinde auch alljährlich dem Meister und seinen Gesellen Uniformen aus grünem Tuch (Livreen, bestehend aus Kleidung und Mantel) zur Verfügung. Für die Mitwirkung am Kirchenchor bekam der Stadtturner jährlich aus dem Stadtpfarrkirchenamt 20 Gulden und 24 Metzen Korn.7« Eine Erhöhung des Einkommens brachte die Musik bei Hochzeiten und besonderen SMäffen.71 Aus den Einkünften aber hatte er für die Instandhaltung der Instrumente aufzukommen7« und mußte den Gesellen zur Kost wöchentlich 30 bis 40 Kreuzer geben, vom Hochzeitsgeld (3 fl.) ein Drittel. Nicht selten wurde anläßlich des Ablebens hochgestellter Persönlichkeiten vom Landesfürsten öffentliche Trauer angeordnet und damit jede Unterhaltungsmusik verboten,7« ebenso waren in der Advent- und Fastenzeit musikalische Veranstaltungen untersagt. In solchen Zeiten wurden meist die Ersparnisse äufgebraucht und mancher Turnermeister, besonders wenn er wie Wolfs Lauf- fensteiner täglich für 20 Personen (Turnermeister und Gattin, 3 Gesellen, 3 Lehrjungen, 3 Dienstboten) zu sorgen hatte, geriet in Schulden und war gezwungen, beim Magistrat um eine Zubuße zu bitten.74 Bis zum Jahre 1638 lag das Turnermeisteramt in den Händen der Familie S ch m i d t p e r g e r.7^ Im November dieses Jahres erhielt auf Fürsprache des Abtes zu Garsten der Geselle Balthasar Schmidtpergers, Paul Kronstorfer, die Stelle des Turnermeisters.7« 1645 erwarb er das Bürgerrecht und eine Gastwirtschaft.77 Nach seinem Ableben bekam 1647 „in Ansehung seiner Wolersahren- heit der Khunst auch sonsten Jed(er) Zeitt Erbar vnnd Züchtig gefüehrten Wandlß,, Hans Rohrmüllner den Turnermeisterposten.7« Wahrscheinlich starb er 1661. Die Witwe Anna Rohrmüllner führte mit „tauglichen Leuten" den Turnerdienst bis zur Neubesetzung.7« Nur kurze Zeit, von 1663 bis 1665, war der Nachfolger Gottlieb Kronstorfer tätig.«« Am 30. Juni 1666 verlieh der Rat die Turnerstelle an Wolf Jakob Sauffen ft einer. Er erhielt 1667 das Bürgerrecht und war bis 1679 auch als Rauchfangkehrer beschäftigt. Von seinen neun Kindern konnten zwei Söhne auf Grund städtischer Stipendien studieren. Ein Sohn, und zwar Jakob Gottfried, wurde 1687 von Jakob Ignaz Hager unvorsichtigerweise erschossen.«^ Lauffenstainer, der 1689 starb, hatte sich, wie er am 20. März 1682 in einem Gesuch an den Magistrat berichtete, auch mit kompositorischen Arbeiten besaßt: „Was ich in instrumentalisch Music in Zeit meiner Bedienung componirt damit Tag vnd nacht öffters laboriert, tinir mich dermassen destruirt, d(a)ß Ich es irzo an meiner gesundtheit merkhlich empfinde, vnd Bost täglich schmerz(en) in Kopf vnd Leib leibe.. ,"«2 Bis zum Jahre 1691 überließ der Magistrat das Turneramt der Witwe Susanne Lauffenstainer.83 Am 15. Juli dieses Jahres übernahm die Stelle Ferdinand Sertl aus MelkM Bekanntlich geht die Entstehung der Wallfahrtskirche Christkindl auf diesen Turnermeister zurück. Um 1695 kaufte er von den Cölestinerinnen in Steyr ein in Wachs geformtes Christkindl, das er in der Höhlung eines Baumes in einem Wäldchen oberhalb der Ortschaft Unterhimmel ausstellte und dort wöchentlich Bittandachten verrichtete, die seine Heilung von der Fallsucht bewirkten.««Jm November 1725 legte Sertl den Turnerdienst zurück, den nun sein Sohn Franz weiterführte.«« Franz Sertl kaufte 1741 vom Bürger und Klingenschmied Hans Losstainer Haus und Garten in Pyrach und erhielt 1744 vom Magistrat die Bewilligung zum Saitenmachen.«7 Sein Nachfolger wurde 1759 der Turncrgeselle und Kammerschreiber Wenzel Plyma aus Garsten.«« Völlig unabhängig vom Stadtturnermeister waren die vom Magistrat bestellten Trommler, die durchwegs aus Handwerkerkreisen stammten.«« In erster Linie wurden sie bei Verlautbarung amtlicher Verordnungen«« und bei Werbungen benötigt, doch durften sie auch bei der Fronleichnamsprozesston«^ und anderen größeren Festlichkeiten nicht fehlen. Die Stadtobrigkeit entlohnte sie nur für ihre 8

jeweilige Stiftung92 und gab ihnen für die Unterweisung eines angehenden Tam- hours ein Lehrgeld von zwei @ulben.93 Musik betrieben aber nicht allein Organisten, Kantoren, Turner und Studenten, sondern auch zahlreiche bürgerliche und unbürgerliche Spielleute. Vor allem pflegten die Handwerker volkstümliche Musik. Sie beherrschten Saiten- und Blasinstrumente, betätigten sich als Geiger bei Hochzeiten, Zunftversammlungen, Frei- timgen94 und Maskeraden und übten zur Weihnachtszeit das (Sternfingen.95 Obwohl die Turnermeister aus Konkurrenzgründen wiederholt ihre „Abschaffung" beim Magistrat und beim Stadtgericht beantragten99 und von diesen Behörden dies auch mehrmals durchgeführt wurde, konnte ihre musikalische Betätigung nicht gänzlich unterbunden werden. Hauptsächlich die bürgerlichen Musikanten wußten sich schon im 17. Jahrhundert teilweise durchzusetzen. So erlangten sie bereits im Jahre 1680 die stadtobrigkeitliche Bewilligung, bei den Jahrtagsversammlungen der Zünfte zu spielen.9? Zu Anfang des 18. Jahrhunderts bildeten sich kleine Verbände musizierender Handwerker, von denen die „Kainratische Musikanten Banda" größeren Einfluß erlangte. 1731 bestand diese Kapelle aus den bürgerlichen Meistern Anton und Gregor Kainrath, beide Messerer, Johann Adam Pisch, Kupferschmied, und Hans Wolf Gröpl, Pfannenschmied.99 Als diese Musikanten 1734 an den Magistrat das Ersuchen richteten, „unbürgerliche Hochzeiten unb, andere Lustbarkeiten mit ihrer Musik bedienen zu dürfen", verfügte die Stadtobrigkeit, „daß dem Turnermeister die Bedienung der bürgerlichen als unbürgerlichen allhier in der Stadt wohnenden Personen gebühren solle". Wäre er aber mit seinen Gesellen hiezu nicht in der Lage, dann sie den Supplikanten das Musizieren zu gestatten, doch müsse vorher der Turnermeister befragt werden.99 Wahrscheinlich erhielten später die Handwerker-Musikanten, die wie die Turner die unbürgerlichen und fremden Spielleute heftig bekämpften, noch weitere Lizenzen. Um 1769 dürften sie sich zur „Bürgerlichen Musikanten-Compagnie" zusammengeschlossen haben.499 Die rechtmäßige Organisation für alle in der Öffentlichkeit tätigen Musiker war die 1228 „Z e ch und Bruderschaft Sancti Nicola i"401 bei der St.-Michaels-Pfarrkirche in Wien. Diese Bruderschaft unterstand dem Spielgrafenamt der Erzherzogtümer Österreich unter und ob der Enns. Die Erb- vogtet über dieses Amt wurde vom „Obrist-Eammer Ambt" in ^)fterreic§ unter der Enns ausgeübt. Der Obriste Erbkämmerer Ernst Friedrich Brenner, Graf von und zu Aspern, ernannte 1671 zum Spielgrafenamtsverwalter in öfterreiti^ ob und unter der Enns Karl Eder, dem die Spielgrafenamts-Viertelmeister unterstellt waren.492 Im Traunviertel wurden mit dieser Funktion meist Steyrer Bürger betraut. Erwähnt werden: Georg Gollenberger (1646),193 der Stadtkoch Urban Lux (um 1650 bis 1679),404 der Messerer Hans Jakob Hoffer (1682),495 Johann Dorffner, Mitglied des äußeren Rates (1702).406 Alle Personen, „so vor den Leuten Spiel und Kurzweil um Geld machten", waren verpflichtet, das Einkaufsgeld und den Jahrschilling zur Nicolai-Bruderschaft bei dem Spielgrafenamts-Viertelmeister zu erlegen. Sie erhielten hierüber eine Zahlungsbestätigung („Spielzettel"), der sie erst zum öffentlichen Auftreten berechtigte. Nach dem kaiserlichen Spielgrafenamtspatent vom 12. Juni 1665 umfaßte die erwähnte Bruderschaft a) alle Turner, Organisten, Kltinzimbler, Lautenschläger, Harfenisten, Geiger, Pfeifer, Hackbrettler, Schwägler „und dergleichen Spitileuth / so Hoch-Mahlzeiten und Pancketen umb die Bezahlung bedienen / wie auch theils derselben aufs den Tantz-Böden / in denen Wirtshäusern und Ta- fernen / mit ihrer gemeinen Kunst auffmachen",49? b) sämtliche Freifechter, Hafen- schupfer, Glückshafner, Komödianten, Gaukler, Seiltänzer, Trommelschläger, Legrer, Bären-, Affen- und Hundstanzmacher, Schwertfänger, Freisinger, Würfel- und Taschenspieler, Schalksnarren „und in Summa alle andere / so vor den Leuthen Spill und Kurtzweill (baßen aber bei Leib- und Guts-Strass / das Gottslästern / 9

Fluchen und Schwören / wie auch einige unzüchtige Reden / Gebärden und Verstellungen nicht zugestattc») auff dem Jahr-Wochen-Märckt und anderen Fest- und Freuden-Tägen" vorführten. Im genannten Patent Leopolds I. wurde allen nicht einverleibten Musikern und ©ftelern108 die sofortige Inkorporation bei der NicolaiBruderschaft befohlen, den Stadt- und Grundobrigketten aber u. a. eingeschärft, keine Spielleute und Spieler, die einen Spielzettel vorweisen können, durch Gerichtsdiener zu belästigen, keine uneinverleibten Musikanten weder zu dulden, noch selbst zu beschäftigen und den Verwaltern und Viertelmeistern des Spielgrafenamtes Schutz und Hilfe zu gewähren."» Das Spielgrasenamt bestand noch bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Im Jahre 1782 wurde es unter Kaiser Joseph II. aufgehoben, da „es der natürlichen Freiheit, durch freie Kunst das Brot zu verdienen", nicht entsprach!" Zusammenfassend sei festgehalten, daß auch in den wirtschaftlich schweren Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Kriege und in der Zeit der Türkeneinfälle in Steyr die Musik nicht vernachlässigt wurde. Die sakrale Musik, die ein zeitgenössischer Bericht als „schön" bezeichnet/" empfing durch die aufstrebende Barockkultur neue Impulse. Die fast ausschließlich dem Handwerkerstand angehörenden bürgerlichen Spielleute beeinträchtigen zwar die Rechte der Turnmeister, förderten aber durch die Pflege der Volksmusik in wertvoller Weise das kulturelle Leben. Wie auf vielen Gebieten der Wirtschaft und Kultur damals versucht wurde, mittelalterliche Fesseln allmählich zu lösen, so werden auch im musikalischen Leben der Eisenstadt neue Wege erkennbar, die schließlich zu einer freien Entfaltung führten. Josef Ofner Anmerkungen: Nachstehend angeführte Archivalien ohne Ortsangabe befinden sich im Stadtarchiv Steyr. F. — Faszikel, römische Ziffer — Kasten, arabische Ziffer — Lade, Rp. = Ratsprotokoll. ’) F. Gottesdienststiftunigen, XI/34, Nr. 9. 2) In dm einschlägigen Literatur wird Ternberg angegeben. Dieser Irrtum dürfte auf einen Lesefehler zurückzuführ-en sein. 3) » 9Rfnrrfirrfn> __Ifißn XT/9r> Nr 9'6 1) Visitation die Pfarr Steyr betreff. Storno' 1544 besetzehe»; Cista H/20, Nr. 62. - Zur Aufrichtung einer neuem Orgel legierte 1540 der Bürger Hans Fuchsbergei 50 Pfund. Eder K., Das Land ob der Enns vor der Glauibensspaltung (1933), S. 149, Anm. 318. -) Rp. 1774, 94; — 1777, 104; — 1779, 11. — * 2 * * * 6) Rp. 1586, 166. 7) Rp. 1591, 266. — 8 * * * * * * 1 ) Pfarrkirchenrechnung 1597. 9) Gestorben wahrscheinlich 1612 oder 1613. F. Testamente, Buchstabe H. ,0) Rp. 1637, 86, 98. ") F. Pfarrkirchen-Rechnungen 1609—1704, XI/29: 1648, 1699. ,2) Berggasse Nr. 30/32. ,3) Krenn I., Häuserchronik der Altstadt Steyr, S. 73. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Juni 1951. ’4) Vgl. Neumann I., Paul Peuerl, Organist und Orgelbauer in Steyr. 73. Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums Steyr (1956), S. 5—24. ,5) Dominikanerkirche. ’6) Jäkel I., Kirchliche und religiöse Zustände in Fr-etstadt während des ReformationsZeitalters. 20. Jahresbericht des k. k. Staatsgymnastums in Freistadt in OO. (1890), S. 30. ’7) Wessely O., Musik in Oberösterreich (1951), S. 20. 1S) Czerny St., Kunst und Kunstgewerbe im Stifte St. Florian von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (1886), S. 118. ") Rp. 1727, 2. — 2°) Rp. 1667, 516; — 1670, 275. 2') Rp. 1675, 49; — 1684, 7. — 22) Rp. 1686, 131; — 1725, 97. 23) Pfarrkirchenrechnung 1728; F. Pfarrkirche 1716—1738, XI/27, Nr. 232; Rp. 1741, 167. 10

») Rp. 1741, 185; — 1763, 352. — 25) Rp. 1764, 324; — 1767, 202. “) F. Psarrkirchen-Rechnungen 1609—1704, XI/29: 1652, 1659. — ”) Rp. 1669, 5. 2°) 1682 jährlich 6 fl., 1741 fünfzehn Gulden; Rp. 1682, 116; — 1741, 186. 29) Rp. 1662, 248; — 1757, 2. — 1705 erhielten 2 Diskantisten zusammen jährlich an Besoldung 25 tl. Pfarrkirchenamtsrechnung 1705. 3°) F. Pfarrkirche 1716—1738, XI/27, Nr. 232. — 31) Rp. 1684, 130. 32) F. StipendiMgesuche, XI/37, Nr. 34. — 33) Rp. 1615, 24. 34) Der Rai beschenkte ihn zum „Freudenfest" mit 3 Gulden. Rp. 1673, 160. 35) Rp. 1677, 209. — 36) Rp. 1698, 2, — 37) Rp. 1702, 48. 3S) Rp. 1693, 211. — 35) Rp. 1725, 57. «) F. Pfarrkirche 1716—1738, XI/27, Nr. 232. — 41) Rp, 1755, 596, 42) Rp. 1759, 40, 318. — 43) Haus Berggasse Nr. 48; Kvenn I., a. a. £)., S, 57. 44) F. Psarrkirchen-Rechnungen 1609 —1704, XI/29 : 1652; Psarrkrchenamtsrechnung 1705; F. Pfarrkirche 1716—1738, XI/27, Nr. 232. 45) Altisten: Vitus Reutter (Rp. 1666, 231), Ulrich Vogl, er beging am 18. 4. 1668 einen Totschlag an dem Rhetorikstudenten Dlatthias Hobesperger, daher vom Dienst enthoben (Rp. 1668, 220, 287, 309), Lorenz Christoph Taster (Rp. 1669, 7), Andreas Schefslmayr, Bürger (Rp. 1738, 303; — 1750, 206; — 1756, 535). ") Tenoristen: Elias Meindl (Rp. 1642, 114), Florian Schwarz (1668, 271; — 1682, 29), Franz Lindtmayr (Rp. 1685, 11; — 1720, 146), Philipp Paur, ging als Schulmeister nach Bah-ern (Rp. 1732, 268; — 1737, 274), Rainer (Rp. 1739, 48), Stainkogler (Rp. 1741, 164), Franz Xaver Straußberger (Rp. 1745, 8; — 1758, 193), Andreas Schefslmayr (Rp. 1763, 105). Bassisten: Siehe Chorvegenten. Andreias Käß (Rp. 1705, 266). Die Besoldung des Kalkanten betrug jährlich 10 Gulden, gelegentlich erhielt er eine« Zubuße. Pfarrkirchenamtsrechnung 1705. 47 ) ißfiQ 5 __ 48) Sfft, 1790 146* __ 1756 471 «») F. Psarrkirchen-Rechnungen 1609—1704, XI/29: 1652, 1654, 1658, 1659. 3°) F. Pfarrkirche, XI/26, Nr. 156. — -') F. Pfarrkirche 1716—1738, XI/27, Nr. 232. 52) Rp. 1666, 143. 53) In den PfarrNrchenamtsrechnungen ist der Ankauf von Notenmaterial ohne nähere Angaben vermerkt. 54) Siehe Abbildung: Zwei Mönche spielen ein Konzert für Cembalo und Oboe. — Garstner Studenten und Musiker Wstierten in Steyr (Wessely O., a. a. O., S. 27), Sänger beteiligten sich an der Fronleichnamsprozession. F. Psarrkirchen-Rechnungen 1609—1704, XI/29: 1654. 55) Rp. 1650, 120. 56) Vgl. Fröhler I., Das Jesuitendrama in Steyr (1954), Dkaschinschrift. 57) Vgl. Ofner I., Aus dem Kulturleben der Stadt Steyr vor beim Dreißigjährigen Krieg, Veröffentlichungen d. Kulturamtes d. Stadt Steyr, Dezember 1949. 5S) Zum Empfang Kaiser Leopolds I. im Jahre 1680 wurden vier „Chöre" mit Trompeten und Heerpauken aufgeboten, einen Chor stellten die Studenten des Jesuitengymnasiums. „Beschreibung Deß Empfangs vnnd Einzugs Der Aller,Durchleüchtigi- sten Kayserlichen Mayestätten Leopoldi I. et Eleonorae, Magdalenae, Theresiae. So In der Kays. Landts-Fürstl. Uhralten Cammer-Guett Statt Steyr deß Ertz-Hertzog- thumbs Oesterreich ob der Ennß / beschehen ist den 8. Tag deß Monaths Augusti. Anno M. DC. LXXX. Gedruckt zu Lintz / Bey Johan Jacob Mahr / Im Jahr 1681". Beim Einzug des Bischofs von Passau wurde 1700 mit Zinken und Posaunen geblasen. Rp. 1700, 130. Bei Ankunft des Landeshauptmannes im Iah« 1715 hatte der Turnermeister im Vovigischen Hause (heute Stadtplatz Nr. 1) und auf dem Rathaus zu blasen. Rp. 1715, 83. 59) Rp. 1661, 119. — 60) Etwa 1200 Schilling in heutiger Währung. 61) Rp. 1710 v. 10. Februar, 26. 62) Das „gewöhnliche Blasen" am Morgen, zu Mittag und am Abend, an Sonn- und Feiertagen um 10 Uhr. Rp. 1663, 211. 63) Der Ausdruck „Turnermeister" (Thurnermeister) stammt von der alten Bezeichnung „Turn" — Turm. Die Feuerwache durch den Turnermeister am Stadtpfarrkirchenturm ist seit 1528 nachweisbar. Preuenhueber Annales Styrenses (1740), S. 241. — Im Wachthaus am Tabor (heute Höhenvestaurant) war ein vom Magistrat bestellter Wächter beschäftigt, der aber keinerlei musikalische Aufgaben zu -erfüllen hatte. Rp. 1666, 212, 239. ") Rp. 1705, 16; — 1709, 33. 11

65) F. Stipeiibiengesuche 1559—1753, XI/37, Nr. 21. “) Rp. 1646, 158; — 1661, 129; — 1667, 327. ") Wahrscheinlich im Pfarvtvr. Krenn I., a. a. O., S. 52. — «) Rp. 1677, 336. 69) Rp. 1743, 111. 70) Av 1733 erhielt er 32 fl. — 1 Metzen Korn kostete 1652 zehn 6 — 10 Schilling, demnach erhielt er für 24 Metzen 240 Schilling oder 30 Gulden (1 fl. — 8 11 F. PsarrKrchen-Rechnungen 1609—■ 1704, XI/29: 1652, 1698. — F. Pfarrkirche 1716—1738, XI/27, Nr. 231. 71) Wolf Jakob Laufsenstainer erhielt für die Musik anläßlich der Feier zur Eroberung der Festung Ofen 15 fl. Rp. 1686, 186. — Für musikalische Darbietungen bei den Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen gab der Akagistrat 6 bis 15 fl. Rp. 1687, 204; — 1734, 134. 72) Franz Sertl gab für Saiten jährlich 17 kl. aus F. Pfarrkirche 1716—1738, IX/27, Nr. 231. 73) Rp. 1657, 73; — 1665, 239; — 1676, 109. 74) F.. Stipmdiengesuche 1559—1753, XI/37, Nr. 21. 75) 1548—1588: Veit Schmidtperger, 1588—1620: Balthasar Schmidtperger, 1620—1638: Balthasar Schmidtperger. Ofner I., a. a. O., S. 7. 76) Rp. 1638, 221. — 77) Rp. 1645, 38, 181. 78) Rp. 1647, 207. — 79) Rp. 1661, 243; — 1663, 15, 85. 80) Rp. 1663, 217. —■ Kronstorfer erhielt 1664 das Bürgerrecht. Rp. 1664, 22. — Bis zur Ernennung eines Turnermeistörs versah Eva Kronstorfer das Turneramt. Rp. 1666, 51. =’) Rp. 1666, 151; — 1667, 122; — 1679, 152; — 1682, 47; — 1683, 91; — 1687, 137, 156. 82) F. Stipendiengesuche 1559 — 1753, XI/37, Nr. 21. 63) Np 1689 235; _• 1691, 146. _ 84) Rp. 1691 122. a5) Perndll I., 250 Jahre Christkindl. Sonderdruck aus dem Jahresbericht des Kollegium Petvinum 1957/58 (1958), S. 3 f. 66) Rp. 1795, 205. 87) Rp. 1741, 263; — 1744, 243. — Die von Sertl 1738 angestvebte Ausübung der Kaffegstederei wurde chm nicht gestattet. Rp. 1738, 135; — 1741, 148. äs) Rp. 1759, 125. <19) Erwähnt werden: 1645 Paul Schulmann, Nestler; 1702 Michael Reher, Kammacher; 1706 Jakob Steyrleithner, Feilhauer; 1712 Philipp Prener, Messerer; 1733 Johann Paul Freyberger, Messerer; 1760 Max Kögl, Feilhauer. Rp. 1645, 89; — 1702, 21; — 1706, 74; — 1712, 16; — 1733, 179; — 1760, 233. 90) Das „Austrommeln" wurde erst in der Gemeinderatssitzung vom 26. Februar 1892 ab geschafft. Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1893. 91) 1748 begleiteten die Prozession 10 Trommler und 3 Pfeifer. Rp. 1748, 15192j Z. B. erhielt Michael Reher, Kammacher, für das Trommelschlagen bei bieir Werbung wöchentlich 1 fl. 15 kr. Rp. 1703, 6. 93) Rp. 1733, 179. 94) Frei- oder Feiltänze wurden von den Gastwirten und Musikanten „feil"-gegeben, d. h. es könnte jeder Gast, der hiefür bezahlte, an der Tanzunterhaltung teilnehmen, was bei Hochzeiten nicht der Fall war. Höfer M., Etymologisches Wörterbuch (1815). Im Sommer durste bis 9 Uhr, im Winter bis 8 Uhr abends getanzt werden. Rp. 1678, 83; — 1718, 164 f. — 1765 wurden „wegen der großen Sündsgefahren, dann Gelegenheit zum Lastern" vom Magistrat alle Freitänze verboten. Nur zu den Jahrmarktzeiten konnte der Stadtrichter Tanzveranstaltungen bewilligen. Rp. 1765, 203. — Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurde für die Freitänze eine Steuer, der Musikimpost, eingeführt. Rp. 1708, 15; — 1711, 11; — 1724, 69. 95) Zu Weihnachten 1695 sangen „mit dem Stern" die Messerer Hans Adam Windhager, Zacharias Schürfser, Adam Aydtenberger, der Lötschlosser Daniel Müllner, der Drechsler Peter Holder und der Messerergeselle Franz Adam Windthager. Stadtgerichtsprotokoll 1696, Handschrift Nr. 203, S. 85 f. 96) Rp. 1696, 24; — 1700, 118; — 1706, 229; — 1722, 65; — 1730, 38. ”) Rp, 1680, 114. — Im Handwerk der Ringlmacher bestritten die eigenen Zunft- genosfen die Musik bei den Zusammenkünften. Rp. 1725, 127. 98) Rp. 1731, 158; — 1765, 49. — ”) Rp. 1734, 403. ’°°) Rp. 1768, 25; — 1769, 133, 142. — '°') Wessely O., a. a. O., S. 11. ’02) Linz, Landesarchiv, F., 6a, Stadt Steyregg, Bd. 15. — Codex Austriacus (1704), II. Teil, S. 303 ff. 12

1°3) Rp. 1646, 186. — 1°4) Rp. 1650, 144; — 1679, 180. '«) Stadtgerichtsprotokoll 1682, Handschrift Nr. 201, fol. 16. — ,06) Rp. 1703, 21, 38. 107) Die Trompeter und Pauker des Heeres besaßen eine eigene Ordnung und waren dem Spielgrafenamt nicht unterstellt. Wissel R., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit (1929), Band 1, S. 242. , 10S) Die Archivalien unterscheiden zwischen „Spielleuten" und „Spielern"; Spiellente waren die Musikanten, Spieler hingegen Gaukler, Bärentreiber, Seiltänzer u. dgl. 109) Codex Austriacus, a. a. O., S. 303 ff. "°) Wissel, a. a. O., S. 245. '") Beschreibung Deß Empfangs vnnd Einzugs .. . Leopolds I., 1681. Zwei Vertassenschaftsaufnahmen dem XVI. Jahrhundert aus Von Oberbaurat Dipl Ing. B e r n d t Nach dem Tode manches Bürgers bestimmte der Bürgermeister zwei Räte zur Aufnahme der Verlassenschaft des Verstorbenen. Stück für Stück wurden alle Realitäten, Dokumente und Wertsachen ausgenommen. Schließlich wurde die Aufnahme dem Bürgermeister vorgelegt und im Stadtarchiv verwahrt. Die erste Aufnahme, die hier besprochen wird, wurde nach dem Ableben des Andre Schaelhouer (Schälhofer) im Jahre 1553 gemacht. Dieser Lederer und Besitzer des Hauses „unterm Schaurstein an der oberen Zeile zwischen der Mittermühle und Vital Hauser, Bader," gelegen, hatte seine Werkstatt über der Gasse. „Unterm Schaurstein inners Tor" hieß das Stadtviertel an der Badgasse und Fabriksstraße bis zur Doktormühle, die einst 2 Tore hatte. Heute steht an Stelle der Doktormühle das Haus Fabriksstraße 20. Der Schaurstein war der „Schutzfelsen" oberhalb der Badgasse. Die Mittermühle war das heutige Haus Fabriksstraße 1. Fabriksstraße 7 war eine Badstube. Zwischen diesen Häusern lag das Ledererhaus Fabriksstraße 3 und 5, welches dem Schälhofer gehörte. In der Verlassenschaftsausnahme wurden mehrere alte Kaufbriefe angeführt, welche das Haus betreffen. Am St.-Veits-Tag des Jahres 1433 verkaufte es Peter der Müller an Leonhard den Lederer. Der Name Lederer läßt darauf schließen, daß er ein Lederer war, vielleicht jener, der das Ledererhaus aufgebaut hat. Am Phingtag nach Pauli Bekehrung ging es von Leonhard und seiner Hausfrau Margarete auf Hans Rat und seine Hausfrau Elsbeth über. Am Montag nach Cantate 1528 erwarben es Bernhard und Barbara Achperger. 1547 ist das Haus im Besitze ihrer Erben Jörg Khöll und Hans Ringswerch, von welchem es Andre Schälhofer kaufte. Dieser hatte im Jahre 1541 seine Hausfrau Margarete geheiratet und die später eingefallene Werkstatt in der Fischergasse inne. Im Jahre 1547 kaufte er den vierten Teil der Lohstampf in der Gruft. 1548 stellten ihm Vital und Rosina Hauser einen Zulaßbrief wegen des Gebäudes an ihrem Hause aus. 1549 erhielt er vom Stadtrichter Joachim Händl einen Zulaßbrief wegen des Ganges über den 13

Weg in das Werkhaus. 1551 erlaubte ihm Hauser, das Wasser aus dem Grander im Bad in seine Werkstatt rinnen zu lassen. 1553 starb der unternehmende Mann. Es ist in Steyr sehr selten, daß man ein Haus bis 1433 zurückverfolgen kann. Nicht alle Bürger haben ihre Kaufbriefe sorgsam ausbewahrt und nur wenige Verlassenschaftsaufnahmen sind vorhanden. Aus der Verlassenschaft des Wolfgang Laufhuber vom 7. Mai 1544 erfahren wir, daß er das Haus zu Steyr in der Gleinker Gasse an der oberen Zeile zwischen Colman Straßkircher und Jörg Pleier besaß. Sie führt auch einen Kaufbrief von Samstag vor unserer Frauen Lichtmeßtag des Jahres 1492 an. An diesem Tage haben Hans Judenschlaher, Messerer und Bürger zu Steyr, und seine Hausfrau Affra das Haus, das auf 500 Pfund Pfennige geschätzt wurde, verkauft, vermutlich an Laufhuber. Wolfgang Laufhuber wird zwar erst 1539 als Messerermeister mit dem Zeichen: „Ein Rabenhaupt mit zwei Federn" genannt. Das Haus läßt sich nach den Steuerbüchern der Stadt eindeutig bestimmen: es ist das durch seine besonders breite Front besonders auffallende Haus Gleinker Gasse 16, mit dem Gasthausschild „Zum grünen Baum". Besonders interessant sind die Säulen der Hoflauben. Sie zwingen uns geradezu, der Vergangenheit des Hauses nachzugehen. Im Jahre 1573 kam der Messerermeister Andre Schönauer in den Besitz des Hauses. Er ließ eine der Säulen durch leichtes Ubermeißeln mit Ornamenten schmücken, in denen auch die Anfangsbuchstaben seines Namens: A. S. und die Jahreszahl 1573 eingefügt sind. Eine andere Säule, in gleicher Art bearbeitet, zeigt über dem Kapitel ein vierblättriges Kleeblatt, es soll den Bewohnern des Hauses Glück bringen. Das Kapitell zeigt, dem Hofe zugewandt, einen Christuskopf, ein Zeichen des Christentums der Bewohner. Unter dem Kopfe das Handwerkszeichen der Messerer, eine Krone, von 3 Schwertern durchstochen, zeigend, daß der Hausherr ein Messerer war. Unter dem Handwerkszeichen sehen uns zwei menschenähnliche Augen starr aus einem unkenntlichen Kopfe an. Aus welcher Zeit stammt dieses Haus? Es gibt noch einen Kaufbrief (Nr. 3989) im Stadtarchiv aus deni Jahre 1464. Darin steht, daß der Predigerorden zu Krems das Haus in Steyrdorf, an der oberen Zeile, zwischen Kappcnfuß und Aichinger gelegen, an Vinzenz und Dorothea Gwinner, Bürger und Messerer in Steyr, verkauft haben.-Auf das Haus Gleinker Gasse 16 führt die angeführte Dienstleistung des Hauses an die Herrschaft Steyr von 60 Pfennig. Meist haben sich die Häuser im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Jeder neue Hausherr läßt das Haus nach seinen Bedürfnissen um- oder ausbauen, mancher wird es gar von Grund aus neu aufbauen, insbesonders wenn Kriegsereignisse oder Feuersbrünste das Haus größtenteils zerstört haben. Architektonisch gestaltete Bauteile erlauben hie und da die beiläufige Bestimmung der Bauzeit. Meist aber tappen wir im Ungewissen, denn nur die Vornehmsten konnten sich den Luxus steinerner^Säulen, Tür- und Fenstergewände leisten. So sind wir glücklich, wenn wir eine Schrift finden, die uns erlaubt, die erste Erbauung eines Hauses vor dem 15. Jahrhundert festzustellen. Es fehlen uns auch Bürgerverzeichnisse vergangener Jahrhunderte und wir müssen froh sein, aus den Verlassenschaftsakten die Namen von Bürgern des 15. Jahrhunderts zu erfahren. Eines kann gesagt werden: im Hause des Andre Schälhofer hat sich das Ledererhandwerk, in dem des Vital Hauser das Baderhandwerk und in jenem des Wolfgang Laufhuber das Messererhandwerk durch Jahrhunderte erhalten. 14

üie üarRellungen Der Hier (Gefronten in Stepr Von Adolf Bodingbauer Die großen Aufgaben, die den Steinmetzen in den Kirchenbauten des Mittelalters gestellt waren, verursachten, daß sie sich zur bedeutendsten, geschlossensten, das ganze Reich umspannenden Zunft jener Zeit entwickelten. Die berühmtesten Bauhütten waren Köln, Wien und Bern (später Zürich). Unter diesen war die Wiener die bedeutendste. Allen aber übergeordnet war die Straßburger Hütte. Besonders bedeutsam für Steyr war die Wiener Bauhütte. Im Jahre 1443 wurde mit dem Bau der Stadtpfarrkirche in Steyr begonnen — gerade zu einer Zeit, in der die Wiener Bauhütte weithin großen Einfluß hatte. In Steyr befand sich eine Viertellade dieser Dombauhütte. Trotz der vielen Schäden, die das „Steyrer Münster" im Laufe von über fünf Jahrhunderten erlitten hat, bleibt seine Bedeutung als Werk der Wiener Dombauhütte aus der Blütezeit der Gotik ungeschmälert. Es ist zu den großen Werken österreichischer Gotik, deren Verwandtschaft augenfällig ist, zuzugesellen. Sie werden kunsthistorisch in nachstehender Reihen15

folge aufgezählt: St, Stephan — Wten, St, Ägid und Koloman — Steyr und St, Mepyan — isggmourg. Wie alle Berufsstände in vergangener Zeit hatten auch die Bauhütten ihre Schutzpatrone, Es waren dies die sogenannten Vier Gekrönten, Schon in der Hüttenordnung von Straßburg aus dem Jahre 1459 sind sie erwähnt, Steyr besitzt zwei Darstellungen der Vier Gekrönten: Eine befindet sich — (charakteristischerweise) —- in der Stadtpfarrkirche, die andere im Heimathaus, Wer sind die Vier Gekrönten? Was macht die beiden Darstellungen erwähnenswert? Die historischen Tatsachen sind äußerst spärlich überliefert, viele Angaben über die Vier Gekrönten sind legendenhaft. Bisweilen geht die herangezogene Literatur über sie etwas auseinander. Einen Hinweis darüber gibt die Kirchengeschichte von Tomek im Kapitel „Die ersten Christen in den Donauländern": „ ... Die nächsten sicheren Nachrichten tauchen dann erst in der Zeit der diokletianischen Verfolgung ans: In den Marmorbrüchen von Sirmium (Mitrowitz) in Pannonien erlitten vier christliche Bildhauer, die einen fünften bekehrten, das Martyrium, weil sie sich vor Diokletian weigerten, eine Statue des Aesculap zu fertigen. Sie wurden in Bleisärgen in die Save gestürzt (294?)". Ihre Namen werden nicht angeführt. Im Lexikon für Theologie und Kirche werden die Namen der Vier Gekrönten angegeben. Sie heißen Sempronianus (oder Shmphorianus), Klaudius, Nikostratus und Kastor(ius), Weiter heißt es: „Nach der Legende arbeiteten die Vier Gekrönten als Bildhauer in den kaiserlichen Steinbrüchen Pannoniens, wurden wegen ihrer Weigerung, eine Statue des Asklepius und das Bild des Sonnengottes herzustellen, mit einem fünften Christen, Simplicius, getötet. Ist dies geschichtlich, so kam nicht nur der Kult früh nach Rom sondern es wurden auch die leiblichen Überreste im 4, oder 5. Jahrhundert dorthin übertragen und „ad duas lauros" beigesetzt," Irrtümlich wurden ste mit den Märtyrern von Albano, Viktorinus und Genossen identifiziert. Rach dem römischen Martyrologium wurden die Brüder Severus, Severianus, Karpophorus und Viktorinus in der diokletianischen Verfolgung um des christlichen Glaubens willen in Rom zu Tode gegeißelt (um 305). Da man lange Zeit ihre Namen nicht kannte, wurden sie die Vier Gekrönten genannt, Vielleicht ist die irrtümliche Identifizierung darauf zurückzuführen, daß in der Nähe ihres Grabes die vier Brüder an der Lavikanischen Straße beigesetzt und später ihre Überreste in der Kirche mit dem Titel „Die Vier Gekrönten" in Rom gemeinsam bestattet wurden, Ihr Fest wird am 8, November gefeiert. Es ist somit auf Grund ihres Berufes und ihrer Tätigkeit leicht erklärbar, daß sie als Schutzpatrone der Bildhauer, Steinmetze und Maurer verehrt wurden. Einer der künstlerisch wertvollsten Grabsteine der Stadtpsarrkirche zeigt ihre äußerst interessante Darstellung (2166. 1), Im Inneren der Kirche steht im südlichen Seitenschiff, nahe dem Haupteingang, das Grabdenkmal des Baumeisters Wolfgang Tenc (gest, 20. 9, 1513). Früher befand sich dieser Grabstein an der nördlichen Außenwand der Kirche, Jetzt erinnert noch eine Tafel an den ursprünglichen Standort, Auch Preuenhueber erwähnt ihn: „Dessen Grab-Stein ist zu sehen außerhalb der Kirchen, wo man von St, Gilgen-Thor über das Gatter in Freythof gehet, an der rechten Hand;", Der Grabstein besteht aus rotem, weißgeäderten Marmor und ist in zwei Teile gegliedert, von denen der obere eine viereckige gotische Einrahmung hat. Der größere obere Teil zeigt ein Kreuz, das auf einem Felsstück errichtet ist; vor diesem kniet links mit der Kopfbedeckung in den Händen der Baumeister Tenk, rechts steht ein Steinmetzgeselle im Schurzfell, der einen Schild mit dem Wappen Tenks oder der Steinmetzinnung von Steyr vor sich hält. Das Wappen zeigt vom oberen Schildrand einen rechtwinkelig abgebogenen Arm aus einer Wolke ragend, der in der Faust einen Maurerhammer hält. Neben den beiden Personen wachsen reiche Blattornamente hervor, welche gleichsam als Blumen die Vier Gekrönten tragen und je zu zweien an den Seiten des Kreuzes gruppiert, mit dem 16 .

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schiedenen Arbeiten der Steinmetze beschäftigt sind. Zu Füßen des Kreuzes liegt ein Schild mit Tenks Meisterzeichen. Die Figur des Baumeisters darf wohl als Porträt angesehen werden. Ausgehend von den Händen Tenks schlingt sich ein Spruchband um den Stamm des Kreuzes mit folgenden Worten in erhabener gotischer Minuskel: amor meus crucifixus est (der Gekreuzigte ist meine Liebe). Die fünfzeilige Inschrift in stark vertiefter gotischer Minuskel auf dem unteren Teil des Steines lautet: Hie leit begraben der erbar Maister Wolfgang tenc schtainmez der paumeister ist gebesen hie pei diser chirichen dem got genadig sei der gestorben ist an erchtag nach des heilige chreiz tag ethebum Anno domini 1. 5. 13. Steinmetzmeister Wolfgang Tenk war vom Jahre 1482 bis 1513 als Baumeister an der Kirche tätig, vorher gehörte er der Bruderschaft der Steinmetze von Admont an; (das Handwerksbuch dieser Bruderschaft vom Jahre 1480 enthält sein Handwerkszeichen). Die zweite Darstellung stammt aus späterer Zeit. Diese ist auf dem Zunftbild der Maurer und Steinmetze (2166. 2) im 1. Stock des Heimathauses zu sehen. Der Rahmen des Bildes ist spätbarock, der das Bild krönende Adler deutet vielleicht bereits ein klassizistisches Formelement an. In Seiten- ob. Eckbildern sind die Schutzpatrone auf Metallplatten gemalt. Die beiden oberen sind als betagte Sltänncr mit Bärten (Abb. 3 u. 4), die beiden unteren als Jünglinge dargestellt, alle mit Emblemen des Handwerks. Das dominierende Bild in der Mitte zeigt eine allegorische Verbindung zwischen dem Tempelbau des Königs Salomon und der Unbefleckten Empfängnis. Unter diesem, wiederum auf eine Metallplatte gemalten Bild ist folgende Inschrift zu lesen: Welch' Wunder, daß wir hier an Salomons Tempel zu schauen, Ohn' Eisen Hammerschlag, ist göttlich Werk zu bauen, Ein Sinnbild, daß wir nur an Christi Mutter finden, Sie blieb ja unbefleckt von Adams Fall und Sünden. Karl Huber, geprüfter Bau- und Maurermeister, als Obervorsteher, Anton Haslinger, Steinmetzmeister, als Mitvorsteher. Renoviert nach dem Brand 1824. 18

Links von der Inschrift: Franz Arbeshuber, Baumeister, als Vorsteher; rechts: Georg Radermayr, Steinmetzmeister, als Mitvorsteher. Renoviert 1875. Diese beiden Darstellungen, besonders die erste, beweisen, daß Steyr ein bedeutender Mittelpunkt der Baukunst gewesen ist. Als Unterlagen dientqn: 1 Wörterbuch der deutschen Volkskunde, Stuttgart 1955, Seite 730. 2 Josef Wackerlq, Die Stadtpfarrkirche zu Steyr. 3 Ferdinand Wiesinger, Von der Steinmetzzunft, In den „Heimatgauen" (Zeitschrift für oberösterveichische Geschichte Landes- und Volkskunde), 7. Jahrgang, Linz 1926, Seite 147. 4 Dehio, Sberösterreich, Wien 1958, Seite 327. 5 Ernst Tomek, Geschichte der Kirche; Erster Teil, Altertum und Mittelalter, Seite 21—22. 6 Lexikon für Theologie und Kirche, 10. Band, Seite 602—603. 7 Anseilm Schott, Das Meßbuch der heiligen Kirche, Freiburg 1952, Seite 981. 8 Deutsches Brevier, 2. Band: Pfingsten bis Advent; Seite 924—925. 9 Johann Wussin, Die Grabdenkmale der Stadtpsarrkirche in Stadt (Eteijr und ihres ehemaligen Friedhofes; Handschrift 1876. 10 Anton von Pantz, Die Grabdenkmale der Stadtpfarrkirche zu Steyr im Jahrbuch der k. k. Heraldischen Gesellschaft „Stola:", Wien 1911, Seite 89. 11 Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses. Nürnberg 1740, Seite 96. Die Wasserversorgung Stehrs - eine historische Betrachtung Von Oberbaurat Dipl.-Ing. Friedr. Berndt Vorwort: Nachstehende Arbeit wurde 1935 verfaßt. Der seither, besonders in neuester Zeit stürmische Fortschritt des Ausbaues der zentralen Wasserversorgung Steyrs hat viele Einrichtungen, die bei der Verfassung der Betrachtung tätig und aktuell waren, überflüssig gemacht und zur Auflösung gebracht. Verschiedene Bezeichnungen von Örtlichkeiten und die Benennung von Einrichtungen sind nach dem Stand 1935 zu verstehen. Die Redaktion. Die natürliche Vorbedingung für das Werden einer Siedlung ist das Vorhandensein guten Trinkwassers. Wenn auch die ersten Siedler auf dem Boden der heutigen Stadt wahrscheinlich gewußt haben, daß in nicht allzu großer Tiefe Grundwasser angetroffen werden kann, so ist doch anzunehmen, daß sie sich vor allen Dingen dort ansiedelten, wo ein klarer Quell dem Boden entsprang, dessen Einsaugung sie nicht viel Zeit und Arbeitskraft kostete. 19

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