Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

Abgesehen davon, daß im letzten Jahrhundert mancher Großbetrieb entstand, der großer Mengen von Wasser bedurfte, muß man auch die Hebung der Lebensführung breiter Bevölkerungsschichten ins Auge fassen, um die stets dringlicher werdende Ausgabe der Stadt, das Wasserversorgungsproblem zu lösen, richtig zu verstehen. Der Wasserbedarf für hygienische Einrichtungen (Spülklosette, Badezimmer) hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die von den Brunnengemeinden und der Stadtverwaltung im Laufe der Jahrhunderte gebauten Anlagen bilden ein beinahe unübersichtliches, im Betriebe sehr teures System von Wasserleitungen. Manche Leitungen sind so überlastet, daß den angeschlossenen Hausbesitzern der Wasserbezug zeitweise eingestellt werden muß. Seit Jahrzehnten ist es der Wille der Stadtregierung, diesem unhaltbaren der Größe und Bedeutung der Stadt unwürdigen Zustand durch eine großangelegte Wasserversorgung ein Ende zu bereiten, doch scheitert die Tat stets an der schwierigen finanziellen Lage der Stadt. I. Aichet Die alten Höfe und Güter Die ältesten Urkunden über Quellen und Wasserleitungen besitzen wir üom Aichet. Wir haben dort den Hof an der Rinn bereits kennengelernt. Schroff teilt uns in seinen Schriften den Inhalt folgender Dokumente mit: 1436 hatte Niclas an der Rinn sein Gut an der Ryenn an Jakob Maritz, ^BürQcr AU 0>t£t)r, bcrfctuft. 1443 verkaufte Philipp Lederer dieses Gut an den Bäcker Peter Wiersing samt dem Wasser, welches von diesem Gut herabrinnt. 1467 bezeugt ein Kaufbrief, daß Hans Kaltenegger das Gut auf dem Rien zwischen dem Waschhof und dem Sondersiechenhaus (heute Bruderhaus) mit dem Wasser, welches vom Jlsinggut herabrinnt und das dem Trainten untertänig ist, an Hans Lederer verkauft hat. Der hier genannte Waschhof (Sierninger Straße 81) gehörte wie der Nienhof zum landesfürstlichen Scheckenamt und zahlte dorthin auch Grundzins. Die Lage des Jlsinggutes kennt man nicht. Wahrscheinlich stand es am Brünndlplatz. 1637 diente der Papiermüller Christoph Gießer (am Hammerschmiedberg) dem Rienhof wegen des Brunnens, der durch die Wiesen in seine Papiermühle läuft. Auch Hans Maria, Bäcker in Steyrdorf, hatte vom Rinnhof Wasser, welches durch die Wiesen in sein Haus lief. 1679 beschwerte sich die Gemeinde, daß Herr Bapt. v. Riesenfels das Wasser abgraben wolle, in dessen uralten Genuß sie seien. Schließlich wurde vereinbart, daß die Gemeinde die Zuleitung zu ihrer Schöpfstelle und ihre Erhaltung übernehmen müsse und Riesenfels das überwasser in seine Wiese hinabführen kann. Letztere Leitung geht durch des Georg Grünpöcks Gartl und Höfl, der dafür Wasser beziehen darf. Ein zweites Gut war das „Gut am Weiher" oder der „Klerhof". Am oberen Eingang des Kleegartens befand sich der Brunnen. Das Grundbuch bzw. Gewährbuch gibt verschiedene Häuser an, deren Besitzer vom Kleegarten das Wasser bezogen. So war nach Gw. II, S. 955, das Haus Nr. 21 bei der Steyr (Wehrgrabengafse 49) angeschlossen. Die auf dem Grunde des Kleehofes entstandenen Häuser Aichet Nr. 95, 96, 97 und 98 (Sierninger Straße 89, 87, 85 und 83) sowie die Häuser Aichet 24 und 25 (Gärtnergasse 3 und 5) bezogen ebenfalls ihr Wasser vom Kleehof (Gw. II, 192). Letzteres mußte an den Besitzer des Kleehofes Brunngeld zahlen. Der Kleehofinhaber mußte eine Leitung gestatten, die zu den Häusern „Bei der Steyr" Nr. 45 und 62 (Sierninger Straße 47, 54) durch seinen Garten ge22

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