Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

Nr. 25, Hans Stander, war Weinkenner und ließ den Brunnen versauern. Deshalb schrieb man ihm an seine Türe: „Tränke Herr Stander so gern Wasser als Wein, würde der Ennsbrunn viel sauberer sein." Die kleine Siedlung am Fuße der Burg wuchs bald über die Mauern hinaus und erfüllte den ganzen Raum unter dem Berg. In der Mitte des Platzes vor dem heutigen Rathaus wurde ein öffentlicher Ziehbrunnen gebaut. Der Boden, auf welchem die Stadt steht, hat nur eine geringe Erdschichte. Darunter liegt tief und fest gelagert gelblicher Schwemmsand der Enns. Auf dem Berg entstand in der Berggasse zwischen dem Stadttheater und der Burg eine Häuserzeile. Auch hier stand ein Brunnen, der 1511 in einer Schenkungsurkunde Maximilians erwähnt wird. Nach dem Bau der Wasserleitung bzw. der Pumpanlage in Zwischenbrücken wurde vermutlich dieser Brunnen am Berg an die Leitung angeschlossen. Die hier beschriebenen Brunnen und Wasserleitungen — und noch andere, die später genannt werden sollen — bestanden oder bestehen noch, wir wissen nicht seit wann. Sicher kannten schon die Vorsaßen der Bajuwaren, welche nach der Völkerwanderung das Land besiedelten, durch die Römer die Kunst, Wasser auf längere Strecken zu leiten. War doch das Quellwasser in alter Zeit — und ist es in anderer Art auch noch heute — eine gute Einnahmsquelle. Deshalb waren Grundstücke, auf denen eine Quelle entsprang, aucff in alten Zeiten gesuchte Kaufobjekte — gutverzinsliche Kapitalanlagen. Das für das Gut notwendige Wasser wurde sichergestellt, der Überschuß oder das Überwasser an Interessenten abgegeben, die dafür einen jährlichen Zins zahlen mußten. Es ist naheliegend, daß Siedler auf den Gründen des Gutes bei der Abgabe des Überwassers bevorzugt wurden, daher für die Baustellen solcher Güter auch ein höherer Grundzins gefordert werden konnte. Siedler ohne Brunnen mußten ihr Trinkwasser von weither mühsam holen und konnten sich deshalb kein Vieh halten. Wurde jedoch die Siedlung größer, so konnten sie sich einen gemeinsamen Brunnen graben lassen, oder sie leiteten sich Quellwasser in den Mittelpunkt der Siedlung. Alle, welche aus dem Brunnen schöpften, mußten zu seiner Erhaltung beitragen, und bildeten eine Brunnengemeinde. Die Höhe des Beitrages jedes Gemeindemitgliedes wurde aus der jährlich abgehaltenen Versammlung beschlossen, denn jede Gemeinde verwaltete sich selbst, hatte ihren Vorstand, Schriftführer und Einnehmer. Unreines Wasser ist oft die Ursache verheerender Seuchen geworden. Es lag daher im Interesse der ganzen Bevölkerung der Stadt, dort einzugreisen, wo es in dicht besiedelten Gebieten an gutem Trinkwasser mangelte und die Bewohner nicht die Mittel aufbrachten, sich gutes Wasser zuzuleiten. Jede Seuche verursachte nicht nur den schmerzlichen Verlust vieler Menschenleben, sie zwang auch die Stadtverwaltung zu umfangreichen, kostspieligen Abwehrmaßnahmen, hemmte den geschäftlichen Verkehr und die Verbindung der Stadt mit der Außenwelt. Je dichter die Stadt besiedelt wurde, desto größer wurde auch die Gefahr der Ausbreitung eines entstandenen Brandes. Anfangs mußten die Hausbrunnen, die Behälter der Brunnen von Brunnengemeinden und die angelegten Feuerlacken, in welchen das Überwasser verschiedener Hausbrunnen sich sammelte, genügen. Bei manchen Brandorten war wohl der Weg zum Flusse der Nächste. Die stets verbesserten Löschgeräte verlangten aber immer mehr Wasser, das die unzulänglichen Wasseranlagen nicht geben konnten. Auch hier mußte die Stadtregierung eingreisen und Vorsorgen treffen, daß überall und stets im Stadtgebiete genügend Wasserentnahmestellen vorhanden waren. Der mit der Stadt wachsende Verkehr von Fuhrwerken machte schließlich die Staubplage in den Straßen unerträglich. Da man auch die Schädlichkeit des Staubes für die Gesundheit erkannte, forderte man im Interesse des allgemeinen Wohles von der Stadt die Staubbekämpfung durch Bespritzen der Straßen. 21

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