Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

bis 1622 schilderte, wobei in seinem Werke die Religionsfrage eine besondere Berücksichtigung fmtb.12 Seine vom katholischen Standpunkte gesehenen „Annalen" bilden das Gegenstück zu den „Annales Styrenses" des protestantischen Historikers Prevenhuber. Im Jahre 1604 drohte Jnnerösterreich eine neue Kriegsgefahr. In Ungarn hatten die gewaltsam begonnenen Religionsreformen allgemeines Mißvergnügen hervorgerufen. Gegen den der Bevölkerung mißliebigen kaiserlichen Gouverneur Basta hatten sich die vornehmen Siebenbürger Moses Szekely und nach dessen Tötung Stephan Bocskai erhoben. Verbunden mit den Türken und untexstützt von der Bevölkerung, bemächtigte sich Bocskai Siebenbürgens und eines großen Teiles von Ungarn. Türkenscharen und rebellierende Söldner der ungarischen Gutsbesitzer, die Haiducken, streiften bis in die Nähe Wiens und verbreiteten Angst u. Schrecken. Diese äußere Bedrängnis hatte ein merkliches Nachlassen der Religionsreformation zur Folge, denn es bestand die Gefahr, daß die protestantisch gesinnten Stände zum Nachteile der Regierung bei Forderungen Widerstand leisten würden. Die Regenten waren durch die Türkengefahr in eine ihre Macht hemmende Abhängigkeit gekommen, weil von den Landständen die Geldbewilligungen ausgingen. Auch in der Stadt versteifte sich sofort die Haltung der den Religionsreformen abholden Bevölkerung. So waren z. B. die Handwerkszünfte, Zech- und „Vier- maister" der Hammermeister und Hufschmiede, Messerer und Schleifer, Schneider, Lederer, Bader, Fleischhacker, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute u. Messerschmiede mm Tragen von Fahnen und „Hübeln" bei der Fronleichnamsprozession aufgefordert worden. Sie lehnten aber eine Teilnahme schriftlich ab und wurden deshalb am 18. 6. 1604 vor den Rat gerufen. Trotz der ihnen verlesenen obrigkeitlichen Befehle und der „mehrfaltigen treuherzigen ganz vätterlichen Vermahnung vnd Wahrnung vor straff" blieben sie bei ihrem Beschluß.18 Die ganze ivannungsgeladene Atmosvhäre zeigen zwei Verordnungen11 vom Mai 1604. die Bürgermeister, Richter und Rat an die Bevölkerung richteten. Tn ihnen drückten sie ihr Befremden aus. daß Bürger, die sich wieder dem Katholizismus zugewandt hatten, nunmehr mit besonderem Eiter Anwürfe gegen den Rat erhoben batten und im Kamvfe aegen den Vrotestantismus in vorderster Front stünden. Unruhen, die zu Tätlichkeiten ausarteten, und Verleumdungen seien eine Folae davon Es war auch voraekommen. daß Bürger und ledige Handwerks- burichen vor dem Rathause gegen das Reformationsedikt und die kaiserlichen Kommissare demonstriert hatten. Alle redlichen Bürger, im besonderen die Handwerker in Ennsdork und Steyrdorf. wurden anfgefordert. sich von solchen Auseinandersetzungen fernzubalten. bzw Vorhaben, die zu Ruhestörungen führen hätten können, dem Rate zur Anzeige zu bringen. Wegen der dauernden Kriegswirren, die viele Kosten verursachten, sah sich die Regierung gezwungen, nach neuen Einnahmsauellen Umschau zu halten. Eine solche war die Erhöhung der Wassermaut in Mauthausen, Linz, Wbs und Stein. Hierüber fübrtcn die sieben landessürstlichen Städte Oberösterreichs (unter ihnen Steyr) Klage, die durch diese Erhöhung ihren Handel belastet fühlten.18 In dieser Zeit, am 14. 6. 1603, wurde die „Eisenkompanie" in Steyr vom Vizedom Gienger aufgefordert, zum Bau des kaiserlichen Schlosses in Linz fünfzig Zentner Eisen zu liefern.16 Erwähnt sei auch, daß der Rat am 13. August 1603 beschloß, einen „abrüs" des Burgfrieds anfertigen zu lassen. Es handelt sich hier um die erste in den Ratsprotokollen erwähnte Darstellung eines Stadtplanes. Mit der Durchführung wurden zwei Ratsherren beauftragt, denen der Stadtmaler, als Ersatzmann dessen Geselle, zugewiesen itmrben.17 Coloman Dorninger konnte sich nach seiner Amtszeit noch 5 Fahre eigenen Geschäften widmen. In den „Annales Styrenses" wird 1609 als sein Todesjahr angegeben.18 45

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