Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

Lasso hatte der Stadt Motetten (geistliche Kompositionen) ongeBoten. Da aber solche in „guetter anzahl" vorhanden waren, begnügte sich der Rat mit der Ehrengabe an die SSrüber.35 Zu den namhaften deutschen Komponisten des 17. Jahrhunderts zählt der in dieser Zeit aus Horn zugewanderte Paul Peurl (Peüerl).3» Auf sein „bewegliches anhalten" hin bewilligte ihm der Rat am 18. 2. 1611 für das Amt des Organisten 100 Gulden als jährliche Bestallung. Auch an die Wohnung wolle der Rat denken, berichtet das Ratsprotokoll.3? Um die wirtschaftlichen Verhältnisse stand es nicht zum besten. In Steyr, das seinen Wohlstand ja immer dem Eisen verdankte, wurden die politischen Begebenheiten besonders verspürt. Seit 1584 war in unserer Stadt der Sitz der österreichischen Eisenobmannschaft, der „obersten lokalen Behörde für alle Belange des österreichischen Eisenwesens".33 Der Eisenobmann Christoph Strutz hatte schon im Oktober 1600 berichtet, daß er in seiner dreißigjährigen Tätigkeit als Eisenobmann noch nie so schlechte Zustände im Eisenwesen erlebt hätte. Er befürchte, daß die Bürger, die bei der Companie Geld eingelegt hatten, die Einlagen kündigen würden, was auch tatsächlich erfolgte. Zahlreiche Geldgeber hatten in den folgenden Jahren ihre Kapitalien gekündigt, wie dies aus bezüglichen Eisenakten im Stadtarchive Steyr hervorgeht.3» Die Gegenreformation bewirkte ein Sinken der Produktion. Die Eisenhandelsgesellschaft war nicht in der Lage, die Verlagskosten zu decken, da ihr zu wenig Eisen angeliefert wurde. Diese Zustände führten schließlich in späteren Jahren zum vollkommenen Zusammenbruch des Eisenwesens. Die Herkunft der Familie Jahn kann nicht mehr festgestellt werden. Matthäus Jahn selbst wird erstmalig in einem Steuerbuche des Jahres 1583 erwähnt. In den Häusern Stadtplatz 20/22 D Berggasse 35/37, an deren Stelle sich heute das Sparkassengebäude erhebt, betrieb er seine Handelsgeschäfte mit Venedigerwaren, Getreide, Sensen, Blech, Tuch und eine Gastwirtschaft.^» Von links nach rechts: Siegel des Bürgermeisters Matthäus Jahn, des Bürgernieisters Cosman Mann und des Stadtrichters Joachim Händl auf dem Testamente Jahns. „... weil nichts gewisserß ist den der Tott / Hingegen nichts vngewissers als die stundt desselbigen..und zur Verhütung von Gezänk, wie sich dieses „ ... auf absterben der Elttern wider verhaften deß abgestorbenen..." ergibt, verfaßte Jahn am 10. Juni 1616 ein eigenhändig geschriebenes Testament." Er verfügte, daß er von seinen Kindern Johannes und Catharina in der von ihm am 24. 4. 1599 erworbenen Gruft am Taborfriedhofe (27. links des Haupteinganges) seinem Stande gemäß beigesetzt werde. Ebenfalls schon zu Lebzeiten hatte er sich ein Epitaph errichten und um die Gruft ein „Eysenß vnd gestricktes gatter" machen lassen. Außer zwei Legaten vermachte er sein ganzes Vermögen seinen beiden zu 52

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