Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

zufolgen. Er hoffe, daß der Rat jetzt sein Versprechen einlöfen werde. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, so werde er zur Erlangung seines Honorares für die geleisteten Mehrarbeiten „andere mittl Zu dessen erlangung an die Handt... nem- ben". In seiner Antwort stellte der Rat fest, daß Höbers Treue, Fleiß und Bemühungen im Dienste immer geschätzt worden wären. Es sei schon immer beabsichtigt gewesen, die Sonderarbeiten zu honorieren. Hätte man früher daran erinnert, so wäre dies längst geschehen. Man werde dies sofort nachholen. Es wurde durch die Ratsherren auch erklärt, daß sich Höber jederzeit auf ihren L-chutz verlassen könne. Man lege auf seine wertvollen Dienste auch noch weiterhin großen Wert, ganz besonders in dieser traurigen Notzeitlls Die Rückkehr der Gesandten der Bürgerschaft aus Linz am 7. 1. gab Grund, neuerdings über die Lage zu beraten. Die beigezogene evangelische Geistlichkeit meinte, da der Feind „sehr schnarcht vnd Pocht sye die gefahr (für den evangelischen Glauben) nit so groß, alß wenn er arglistig mit den sachen vmbging". Man solle die Pfarrkirche sperren und die Predigten in der Schul- und in der Spitalskirche abhalten. Dieser Ansicht schlossen sich die versammelten Ratsherren an. Die Prediger sollten nicht mehr das Wort Gottes künden, sondern in ihren Wohnungen verbleiben, wo man sie jederzeit zu Rate ziehen könne. Kindertaufen, Krankenbesuche und andere Glaubensverrichtungen sollten von den Diakonen Rennman und dem „pestilentialis" Conrad Khun besorgt werden. Auch sollten sie nicht predigen und nur Gläubige, von denen sie verlangt würden, in deren Häusern besuchend« Eine neue Delegation wurde nach Linz geschickt, um dort wegen der Pfarr- schlüssel vorzusprechen und bei den Verordneten der politischen Stände Rat einzuholen. Gleichzeitig hatte sie Dr. Paul Garzweiler 50 Dukaten und seiner Frau 25 Dukaten namens der Stadt zu überreichen, da er von den Ratsherren und dem Bürgermeister als sehr einflußreicher Mann betrachtet wurde, in dieser „religions tractation" fast das „factotum" sei, und seine Geneigtheit Steyr sicher zum Vorteil dienen werde.m Bei dieser Vorsprache erfuhren die Gesandten, daß sich die Lage neuerdings verschärft habe, daß unbedingt darauf bestanden würde, alle Predigten cinzustellen und die Prädikanten, wenn sie sich noch länger in der Stadt aufhielten, an Leib und Leben belangt würden. Man schlug nun den Predigern vor, sich eiligst nuf benachbarte Schlösser zu begeben, wo sie sicher wären. Sie aber beschlossen, in Stadtnäbe Zimmer zu benetzen. Nur den alten Conrad Khun wollte man in der Stadt behalten. Er sollte im Spital hausen, wo er. mit Ausnahme des Predigens, seinen Amtsverrichtungen im geheimen nachgehen tonnte.18 - . Die Bürgerschaft war mit dem Abzug der Prediger nicht einverstanden. Erst, als man ihr mitteilte, wie schwer die zu erwartenden Strafen bei Nichtbefolgung des kaiserlichen Befehles wären, willigten auch sie in die Abreise ein.19 Pfarrer Lampl verließ mit seiner Familie nach 34iähriger Tätiakeit die Stadt. Am 18. 1. 1599 teilte der Rat den Predigern M. Müller und M. Rennman mit. daß man sie nicht länger in Stevr aufhalten wolle. Jenem wurden 50 diesem 30 Taler zur Bestreitung ihres Lebensunterbaltes überreicht. Beide wollten vorläufig nach Sankt Peter in der Au ziehend« Von der Stadt wurde auch für den weiteren Lebensunterhalt der protestantischen Geistlichkeit gesorgt. Am 29. 3. wurde über Rats- bescbluü den Frauen M. Müllers und M. Rennmans das „Quatemberaeld" überwiesen.-1 Am 18. fi wurde beschlossen, dem Diakon Rennman jedes Vierteljahr 40 Gulden „Römisch" aus dem Nnaeldgesälle zu geBen.22 In der Bevölkerung der Stadt brodelte und gärte es. Den meisten Bewohnern Stevrs war der katholische Gottesdienst fremd geworden, da der letzte vor nahezu 50 Tahren aBgeBalten worden war Der Rat baOe den Viertelmeistern mehrmals befablen. letztmalig am 10. 2.. Unruhe zu vermeiden und die Bürger ermahnt, nichts ..kürsetzlich" und .muetwillin" geaen die Ausübung der katholischen Religion zu unternehmen, da sonst nickt nur dem Rate, sondern auch der Bürgerschaft großer Schaden zugefügt werden könnte. 35

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