Chronik von Garsten

Chronik von Garsten von Josef Aschauer Pfarrer von Laussa 1930-1969

1 Chronik von Garsten von Josef Aschauer (Pfarrer von Laussa [1930-1969], * 1895 in Eferding -  1969 Laussa) Vorwort Gar o� schaute ich bewundernd die Schätze des Klosters Garsten. Und wenn ich so an den alten Denkmälern vorbeiwandelte, da vergaß ich meine Umwelt, längst vergangene Zeiten wachten auf, die Geschichte nahm plötzlich Leben an und erweckte in mir den Drang, immer in das Dunkel der Vergangenheit einzudringen. So ging ich neben den freundlichen Anweisungen des Herrn Professors Dr. Franz Eiblhuber1 auch bei fremden Männern in die Schule, die es viel besser als ich verstanden haben, die geheimnisvollen Runen eins�gen Wirkens zu deuten. So bin ich dazugekommen, in kurzen Zügen das Bild des Klosters Garsten zu zeichnen, das mir so lieb und teuer geworden ist. Zu den schönsten Gebirgstälern unseres Heimatlandes gehört unstrei�g das Tal der Enns, durch welches sich das grüne Band des Flusses schlängelt. Gerne wird es von den Sommergästen aufgesucht, die ein s�lles, trautes Plätzchen in der würzigen Gebirgslu� lieben. Schmucke Dörfer, von Obstbäumen umrahmt, beleben es und fleißige Bewohner ringen dem nicht sehr fruchtbaren Boden ihr tägliches Brot ab. Mäch�ge Waldungen sind der Stolz und hie und da die einzige Erwerbsquelle dieser Menschen. Auf den wilden Gebirgsbächen und gewal�gen „Holzriesen“ werden die Baumstämme zu Tale gebracht, zu Flössen verbunden und auf der Enns weiterbefördert. Vor einigen Jahrzehnten waren das Ennstal und seine Seitentäler noch belebt von zahlreichen Nagel- und Hammerschmieden, die heute größtenteils dem Fabriksbetriebe weichen mussten. Es wimmelte damals geradezu von Messerern, Schleifern, Schmieden und Holzknechten. Ein reicher Verdienst lohnte ihr regsames Arbeiten und ein lus�ges, heiteres Leben spielte sich in diesem Tale ab. 1 LAbg. Prälat Dir. Dr. Franz Eiblhuber (* 7. Dezember 1891 in Pö�ng, Oberösterreich; † 4. Mai 1950 in Linz) war Priester, Pädagoge und Poli�ker.

2 Dort, wo die Enns und Steyr rauschen, wo sich das Ennstal weitet, liegt sein Hauptort, die einst weltberühmte, reiche Eisenstadt Steyr. Und steht man auf der Ennsbrücke dieser Stadt und lässt seine Blicke nach Süden schweifen, so sieht man zwei schmucke Türme, die einer herrlichen Barockkirche angehören. Es ist dies die großar�ge S��skirche vom eins�gen Benedik�nerkloster Garsten. Hart am linken Ufer der Enns erhebt sich dieses prachtvolle Baudenkmal, umgeben von einem Komplex statlicher Gebäude, dessen Haup�ront der Straße zugekehrt ist und einen majestä�- schen Ausblick gewährt. Eine hohe Mauer, die einst als Befes�gungswerk erbaut wurde, schließt das Ganze ab. Doch dieser imposante Bau des S��sgebäudes in Garsten ist nicht der einzige Denkstein, den sich die Söhne des hl. Benedikt hier gesetzt haben und der von ihrer opferfreudigen Arbeit und ihrem künstlerischen Schaffen Zeugnis ablegt; denn ebenso ruhmvoll und anerkennenswert ist ihre Wirksamkeit hinsichtlich der Kul�vierung des Landes wie hinsichtlich der Bildung und Wissenscha�, die alle in dieser Gegend von der Klosterzelle ausgegangen sind. Unter ihren Streichen fielen des Urwaldes Riesen, mit voller Kra� bearbeiteten sie das gewonnene Erdreich, die wilden Tiere wichen in die �efen Schluchten und hohen Berge zurück. Die frommen Mönche scheuten nicht davor zurück, den Spaten in die Hand zu nehmen; und galt es, einen Bau aufzuführen, so bauten diese vielgeprü�en Männer klugen Sinns und unverdrossen mit Lot und Waage, legten selbst das Winkelmaß an und die geweihte Hand griff beherzt zur Säge und zum Hammer. Diese Bearbeitung wie die Arbeiter selbst starben nicht aus; die Müden würden von den Starken, die Alten von den Jungen abgelöst und jene begaben sich in ihre s�lle Zelle, um sich für das andere Leben vorzubereiten. Zu den Pflichten der Benedik�ner gehörte wohl auch das Abschreiben der alten Handschri�en und wir haben Gründe genug, mit innigem Danke auf diese eins�ge Tä- �gkeit zu schauen, denn ihr verdanken wir unsere gesamte Kunde des Altertums. Aus diesen ersten Anfängen entwickelten sich die Klosterbibliotheken, die dann nach der Erfindung der Buchdruckerkunst jene Schätze der religiösen, klassischen, geschichtlichen und poe�schen Literatur aufspeicherten, auf denen die Menschheit einzig und allein ihre Bildung und Gesitung bis zu ihrer heu�gen Höhe ausbilden konnte. Aus dem wilden Getöse der Waffen aus dem Lärme des Krieges und nicht zuletzt aus der entsetzlichen Nüchternheit eines barbarischen Alltagslebens damaliger Zeiten reteten sich Poesie, Wissenscha� und Gelehrsamkeit in die ruhige Klosterzelle, wo sie Aufnahme fanden und eifrig gepflegt wurden. Jeder muss zugeben, dass die Klosterbibliotheken großar�ge Fundgruben des Wissens sind. Die Wissenscha�, die im Verborgenen herrliche Blüten hervorbrachte, behielten sich die Benedik�ner nicht für sich zu rück, sondern trachteten auf jede Weise, diese auch andere zu lehren, was ihnen besonders durch die Gründung der Klosterschulen ermöglicht wurde.

3 Lesen, Schreiben und Rechnen wurde da gelehrt, meist nur im mündlichen Vortrag, weil es anfangs an Büchern fehlte. Viel Gewicht wurde auf die lateinische Sprache gelegt und die sogenannten „sieben freien Künste“ standen auf dem Lehrplane: Gramma�k, Rhetorik, Dialek�k, Arithme�k, Geometrie, Astronomie und Musik. Die Klosterschulen erfreuten sich im Mitelalter eines hohen Rufes und dieser Einrichtung hat vielfach der Orden seinen Glanz und Ruhm zu verdanken. So übten die Söhne des hl. Benedikt ihr Tagwerk aus und vergaßen aber dabei auch nicht der Sorge für das Heil der Seele. Mit Segensworten auf den Lippen und in der Hand des Friedens Zeichen suchten sie die kranken Seelen auf, um ihnen Trost und Hilfe zu bringen. Und früh und spät schallte ihrer Hymnen und Gebete bange Klage zum Himmel, die für alle und für sie um Einlass flehte. Solche Männer, die so vielsei�g sich beschä�igten, haben einst auch in Garsten durch volle 700 Jahre gelebt und gewirkt; und diesen hat es auch seine heu�ge Größe zu verdanken. Alljährlich wandern viele Hunderte von nah und fern auf der vom letzten Abte Maurus Gordon bepflanzten Alle nach Garsten, um die Kunstschätze des ehemaligen Klosters zu bewundern. Und wahrha�ig, diese Schätze verdienen unsere vollste Bewunderung. In vielen Besuchern wird dann auch der Wunsch rege, den ganzen Werdegang dieser alten Kulturstäte zu erfahren, ihr Wachsen und Werden nachzuleben. Und diesem nur allzu berech�gtem Wunsche möchte die folgende Studie in bescheidenem Ausmaße dienen. Zur Zeit der Erbauung der Styraburg, der steinernen Geschichte der heu�gen Stadt Steyr, durch Otokar (um 980), die sich auf dem Felsen zwischen der Enns und Steyr erhebt erscheinen urkundlich Ortscha�en in diesen Gegenden, die sich unter dem Schutze der Otokare vermehrten. Nahe jener Burg, kaum eine halbe Stunde en�ernt, lag in einem mit Hügeln umgebenen Kesseltale am linken Ufer der Enns eine Ortscha�, die schon zwischen 980 und 991 in Bischof Pilgrims Urkunde (Passau) unter dem Namen Gars�na vorkommt. (Siehe Pritz, Seite 106). Es musste nämlich der Zehent an die Pfarrkirche Sierning abgeliefert werden. Ob damals auch eine Kirche dort stand, ist nicht genau gesagt; jedoch wahrscheinlich ist es, dass schon eine solche, aber als Filiale von Sierning errichtet war. Denn ungefähr 100 Jahre später erscheint Garsten schon als eine selbständige Pfarre. Markgraf Otokar der V. setzte zuerst in Garsten Kleriker ein, die keine Gelübde ablegten, aber doch nach einer bes�mmten Regel lebten; und indem er diesen auch Grund und Boden gab, wurde er so der erste Urheber des S��es (siehe Pritz, Seite 3) Sein Sohn Otokar VI änderte diese S��ung in ein Benedik�nerkloster um und er ist daher der zweite S��er, als S��er der Benedik�ner der erste. Als solcher wird er auch auf dem Grabmal zu Garsten betrachtet. Da nun aber Otokar im Jahre 1082 mit dem Bischof Altmann von Passau den Tausch machte, wodurch er stat Behamberg die sehr umfangreiche Pfarre Garsten erhielt, so ist dieses Jahr 1082 auch als Ursprung des S��es Garsten zu werten.

4 Bei diesem Tausche erscheint als Vermitler ein gewisser Wolfgang „quondam hic parochianus“; dieser Ausdruck bedeutete in jener Zeit einen Pfarrer (siehe Pritz, Seite 106). Wahrscheinlich war dies der letzte, denn dann kam die Kirche zum S��e. Otokar V erhielt beim Tausche Garsten mit allen Pfarrechten und Zehenten zwischen den beiden Rubinichen (untere Rubinicha=Ramingbach, obere Rubinicha=Neus��erbach) und zwischen der Enns und Steyr bis an den Rotepach=Retenbach (siehe Pritz, Seite 7). Zu dieser ersten Ausstatung des S��es schenkte Otokar der V den Damberg durch die Hand der Gräfin (Markgräfin) Wiilibirge. Es gehörte ferner dazu der Grund jenseits der Steyr samt der dort gelegenen Mühle und ein Hof, nebst dem aller Zehent vom kul�vierten und unkul�vierten Lande im ganzen Distrikte. Otokar V. zog in hohem Alter aus Andacht nach Rom, starb dort um das Jahr 1088 und liegt in jener Stadt begraben. Es folgte ihm in der Regierung sein Sohn Otokar VI. Er war bald mit den in Garsten lebenden Klerikern unzufrieden und fasste mit seiner Gemahlin Elisabeth den Entschluss, daselbst Mönche vom Orden des hl. Benedikt einzuführen (siehe Pritz, Seite 6). Elisabeth erlebte dies nicht mehr, vermachte jedoch zu diesem Zwecke einige Güter, so dass sie deshalb ö�er auch als S��erin bezeichnet wird. Da nun einige Kleriker beim Baden ertranken, vollführte der Markgraf seinen Entschluss am 9. Oktober 1107. Er reiste nach Götweig zum Abte Hartmann, entdeckte ihm seinen Plan und erreichte es, dass dieser einige Mönche unter dem Prior Wirnto nach Garsten schickte; diese führten hier die Regel des hl. Benedikt ein. Von den Kanonikern nahmen einige freiwillig die Regel an, einige Untertanen Otokars wurden zur Annahme gezwungen, andere nahmen Abschied, darunter Eberhard, der frühere Vorsteher. Wirnto blieb nur kurze Zeit in Garsten. Hieher kam nun erster Abt dieses Klosters der berühmte Berthold I. (siehe Pritz, Seite 7). Er stammte aus dem Geschlechte der Grafen von Würtemberg. Sein Vater hieß Albert, seine Muter Luitgarde. Vor 1080 war er mit Adelheid von Lechsmund vermählt. Nach dem Tode seiner Ga�n begab er sich ins Kloster St. Blasien, war dortselbst Subprior und wurde dann nach Götweig als Prior an die Stelle des Wirnto berufen und 1110 oder nach den Chronikern von Admont, Garsten und Melk im Jahre 1111 zum Abt von Garsten gewählt. Unter Berthold I. wurde das S�� besonders durch die Freigebigkeit Otokars sehr bereichert, die S��ung in gewisser Hinsicht vollendet und der S��ungsbrief wahrscheinlich 1142 ausgestellt. Es wäre zu weitläufig, alle einzelnen Besitzungen aufzuzählen, welche das S�� erhielt oder besaß, nur die wich�gsten sollen hier angeführt werden (siehe Pritz, Seite 8 ff). Zwischen 1092 und 1111 übergab Otokar VI. dem Kloster die Kirche Haslbach (St. Magdalena bei Linz), welche vom Bischof Ulrich von Passau zu einer Pfarre erhoben wurde, da sie vorher nur eine Filiale von Taversheim (Steyregg) gewesen war, samt deren Besitzungen im Niederwinkel (in der Pfarre Altenberg). Im Verzeichnis der Schenkungen kommen ferner folgende vor: Die Kirche des hl. Mar�n zu Aubach und die des Hl. Veit in Ternberg samt ihren Vermögen; von Otokar die Besitzung Jagirnberge (Jägerberg bei Steyr).

5 Das Stift hatte Besitzungen im Ennstale und bei Strechau: im Hausruckviertel drei Höfe bei Hörbach und das Gut Specke; Weinberge und Weingärten in der Wachau und bei Wilhelmsburg: in dessen Nähe von Ottokar VI. zwölf Bauernhöfe mit 30 Hörigen für die Zehente des Stiftes. Von ihm und seinem Sohne Leopold erhielt es eine Salzpfanne mit allem, was dazugehörte, bei Bayrisch-Hall und bei Steinbach an der Steyr die Hälfte des noch unkultivierten Waldes. Schließlich gehörte auch das Dominium Berkwiniden mit dem dazugehörigen Forste dem Stifte Garsten. Durch Tausch erhielt es um den Preis einer Kelte, welche Ottokars Gemahlin vor ihrem Tode dem Kloster geschenkt hatte, ein Dominium mit Weingärten bei Hordingsgraben in der Gegend von Tulln. Die Kultur drang bereits in die entlegensten Seitentäler der Enns vor (Juritsch, Seite 166). Nach dem Muster der Hirschauer Mönche schickte Berthold sogenannte Bärtlinge kolonienweise aus, welche die Wälder zu lichten anfingen und kleine Konventhäuser, Obedienzen genannt, zimmerten, um die herum sich bald Wohnungen der Laien anreihten. Otokar VI., der große Wohltäter und zweite S��er von Garsten, starb am 28. November 1122 und wurde in der dort für ihn errichteten Grabstäte in der Lauren�uskapelle (auch Losensteinerkapelle genannt) begraben (siehe Pritz, Seite 9). 1347 wurden seine Gebeine in die Kirche übertragen. Seit 1686 ruhen seine und Elisabethens Gebeine in der neuen, herrlichen Kirche beim Herz Jesu Altar (der Sarg befindet sich in einem gemauerten Behältnisse, oben liegt die alte Statue Otokars). Ihm folgte als Markgraf sein Sohn Leopold der Starke, der während seiner kurzen Regierung dem S��e viel Gutes erwies, Er bestä�gte in einer eigenen Urkunde die Schenkungen seines Vaters, sprach das Kloster von allen Vögten frei, gab ihm den freien Handel im Kauf und Verkauf ohne Maut und Zoll in seinem Lande und Gewährte das Fischerrecht in allen Gewässern, die an den Besitzungen des Klosters vorbeifließen. In seinen Forsten dur�en die Mönche Holz fällen und sie zu Viehweiden benützen. Stat der Jagd, die ihm vorbehalten blieb, erhielten sie von jedem erlegten Wild den Vorderlauf (siehe Pritz, S. 10). Leopold IV. schenkte dem S��e vier Joch Weingärten bei Herzogenburg, seine Gemahlin Sophia gab den noch übrigen Teil des Waldes von Permindt (Berkwiniden). Doch schon am 26. Oktober 1129 wurde ihr der Gate durch den Tod entrissen. Sie führte indessen für ihren zwei- bis dreijährigen Sohn Otokar VII. die Regierung. Sie machte eine bedeutende Schenkung an Garsten mit ihrer Herrscha� Gaflenz samt allen Höfen und Gütern, vom Beginne der Bäche dieser Gegend in den Bergen bis zur Enns mit dem Fischerrecht in diesem Fluss, der Fällung des Holzes und den Weiden in den Wäldern, nur die Jagd war ausgenommen. Dieser Bezirk hate auch eine Kirche (Gaflenz) und wurde 1140 zu einer selbständigen Pfarre erhoben. Es ist dies der ganze Distrikt der jetzigen Pfarren Gaflenz und Weyer und der größte Teil der Pfarre Großraming. Die große Schenkung von 400 Mansen „in unserem Wald, der Reidmark genannt wird“, vom Fluss Jaunitz bis zur Aist und von das bis zur slavischen Grenze, die Kaiser Konrad III. im Jahre 1142 dem Kloster Garsten machte, blieb gänzlich unausgenützt, da die

6 böhmischen Grenzfehden einer Kolonisa�on im Wege standen (Vancsa, Seite 424). Sehr ausgedehnt war also schon um die se Zeit der Besitz des Klosters Garsten. Ebenso krä�ig blühte es in geis�ger Hinsicht empor (Pritz, Seite 11). Ein herrlicher Geist lebte unter den Mitgliedern und hate selbst diejenigen ergriffen, die anfangs der Einführung der Mönchsregel abhold waren, so den Eberhard sowie auch zwei Ulriche, von denen der eine Abt in Gleink und der andere Abt zu St. Lambrecht wurde (1125). 1165 wurde Adalram von Garsten nach Kremsmünster als Abt postuliert und 1173 wurde wiederum ein Garstner Mönch namens Ulrich dort Abt, wodurch Garsten gleichsam eine Pflanzschule für andere Klöster wurde. Es konnte kaum anders sein; denn allen voran leuchtete Bertholds Leben und Wirken. Überall und zu jeder Zeit ging er mit heldenmü�gem Beispiel voraus. Mit Wort und Tat wirkte er auf seine Untergegebenen ein, verhinderte das Böse und scha�e dem Guten überall Eingang. Und nicht allein auf sein S�� beschränkte sich sein wohltä�ger Einfluss; auch in der Ferne war der Ruf seiner Frömmigkeit und Geisteskra� gedrungen. Von allen Richtungen zogen Pilger zu diesem Manne, um bei ihm die Sündenlast abzulegen und Trost und Hilfe zu erlangen, und gebessert und getröstet gingen sie von ihm weg. Er verstand es sehr gut, Irrende für sich zu gewinnen. So nahm er einen Raubriter und einen Räuber, die Reue zeigten, als Mitglieder seines S��es auf, die sich später durch frommes Leben auszeichneten. Kaiser Konrad III., dessen Beichtvater er ö�er gewesen ist, hörte gern seinen Rat. (Pritz Seite 12). Nach der Erzählung seines Biographen gehorchte diesem gewal�gen Abte sogar die Natur; als einst der Bach an der Südseite des S��es (Garstnerbach) dasselbe überschwemmte, befahl er demselben, sich zurückzuziehen, und es geschah; Fische kamen in Menge auf sein Begehren herbei, den Bedürfnissen der Mönche zu dienen (daher auch die zwei Fische im Wappen des S��es; Kranke heilte sein Wort, und selbst die bösen Geister bannte und vertrieb sein frommer Spruch. Er starb am 27. Juli 1142. Man erzählt, dass bei der Leiche Engel seinen Sarg getragen häten, da die Träger fast keine Last spürten. Bald nach seinem Tode verbreitete sich die Kunde von Wundern an seinem Grabe, zu dem man in Prozessionen herbeiströmte und wo so mancher Kranke seine Gesundheit wieder erhielt. Ihm zu Ehren wurde die hl. Messe gelesen und unmitelbar nach seinem Tode verehrte man ihn schon als Heiligen. Jetzt noch feiert die Kirche sein Andenken am 27. Juli. Jährlich wird in Garsten die Erinnerungsfeier an ihn mit großer Beteiligung der Bevölkerung abgehalten. Einst stand sein Grabmal miten in der Kirche (bis 1620); oben lag sein Bildnis aus Stein und in der Mite war die Inschri� (Pritz, Seite 13): Pastor praedigne, pater o Bertholde benigne, Rite cucurris�) multum domino placuis�. Zu promissorum debes memor esse tuorum, Protege viventes, salva quoque lucis egentes. Nach 1620 wurde das Monument zu dem Altare (1. Altar auf der Epistelseite) gebracht, der seinen Namen trägt, und dort ist es auch jetzt seit 1686 in der neu erbauten Kirche gegenüber dem Grabmal Otokars und Elisabeths (1. Altar auf der Evangelienseite).

7 Obwohl Berthold I. Eberhard zu seinem Nachfolger vorgeschlagen hate, sträubte sich dieser sehr gegen diese Würde; er war nämlich etwas schwächlich und stand außerdem schon in sehr hohem Alter. Demnach wurde Berthold II. gewählt, von dessen Leitung des S��es uns die Geschichte fast gar nicht überliefert hat. Doch ist zu vermuten, dass er im Geiste seines großen Vorbildes und Vorgängers weitergearbeitet hat. Unter ihm bestä�gte Otokar der VII die Besitzungen von Garsten in der vom Jahre 1143 da�erten Urkunde. 1145 machte Dietrich Enenkel, ein Ministeriale Otokars, eine Schenkung an das S�� mit dem Gute Gaubenberg bei Seitensteten (Pritz, Seite 14). Berthold II. starb im Jahre 1151. Das S�� erhielt in dem Abte Syrus, der auch unter dem Namen Siegehard vorkommt, wieder ein tüch�ges Oberhaupt. Er machte mit dem Bischof Konrad von Passau einen Tausch, in dem dieser dem S�� den Pfarrzehent von Gaflenz übergab und mehrere Bauerngüter dafür erhielt. In geis�ger Hinsicht war der Stand des S��es sehr gut. Die von Berthold I. gelegte Grundlage war fest und dauernd und konnte deshalb nicht so schnell wieder zugrunde gehen. Frömmigkeit und Disziplin herrschten, viele Zöglinge Bertholds verpflanzten dessen Sinn und Geist auch auf die jüngeren Mitglieder, sodass der alte Ruf erhalten blieb und sich sogar immer mehr noch verbreitete. Wie einst wurden ebenfalls um diese Zeit Männer aus ihrer Mite gewählt, um an deren Klöstern als Abte vorzustehen, um auch dort religiösen Sinn zu erhalten und zu erhöhen. Doch hinsichtlich der Gerichtsbarkeit war ein arger Missbrauch eingerissen (Pritz, Seite 15). Und der war so schrecklich, dass die Mönche das Kloster verlassen und in ruhigere Gegenden ziehen wollten. Sie wurden nämlich, wie auch die übrige Bevölkerung, durch die Erpressung der Vögte hart bedrückt. Es drängten sich o� mehrere ein, hielten lange Zeit Gericht, wo alle bei Strafe erscheinen mussten, stellten ungerechte Forderungen an die Leute, stra�en ungerechterweise an Geld und Gut und forderten vor den Gemeinden einen o� kostspieligen Unterhalt für sich und ihr Gefolge. Man wandte sich deshalb an Otokar, der o� von dieser Gegend abwesend war und so diesem Unfug keine Schranken setzte. Er hielt mit seinen Vasallen eine Versammlung ab, um zu untersuchen, welche Gesetze darüber früher bestanden häten, und alles wieder nach dem Willen des S��ers einzurichten. Man fand, dass der Landesfürst selber der Obervogt sei, der Untervogt nur dreimal im Jahre öffentlich Gericht halten solle, welches die Fronleute des Abtes ankündigen sollten; von dem Strafgelde gehören zwei Driteile dem Kloster, das übrige dem Richter; Vergehen der Klosterpfründler habe nur der Abt zu untersuchen und zu richten, dieser sitze jedem Gerichte des Vogtes bei; die nächsten Bauern sollen desselben und eines kleinen Gefolges Unterhalt besorgen, das Kloster dürfe der Vogt nicht betreten, als nur um dort zu beten. Untervögte solle er sich gar nicht aufnehmen. Durch die Einführung dieser alten Vorschri�en machte Otokar den vielen eingerissenen Missbräuchen wieder ein Ende. Abt Syrus muss im Jahre 1160 oder im Anfang des Jahres 1161 dieses Zeitliche verlassen haben, weil in einer Urkunde von Waldhausen vom 1. Mai 1161 schon Walter vorkommt (Pritz, Seite 16).

8 Dieser Walter wird jedoch in den Chroniken und Annalen nicht erwähnt und muss dem S��e nur ein paar Jahre vorgestanden haben, da 1164 schon Abt Gunther I. in der Lebensbeschreibung Bertholds I. und in den Verzeichnissen genannt wird. Am 31.Dezember 1164 starb zu Fün�irchen in Ungarn Otokar VII.; da sein Sohn Otokar VIII erst zwei Jahre alt war führte seine Muter Kunigunde die vormundscha�- liche Regierung. 1170 soll Kaiser Friedrich der Rotbart den Palmsonntag in Garsten zugebracht und den Abt zum „Obersten Kapellan der Burgkirche in Steyr“ ernannt haben (geschriebene Annale des S��es). In die Zeit der Regierung des Abtes Gunther fällt sehr wahrscheinlich die Schenkung Konrads von Retz, welcher einen Meierhof und eine große Strecke Waldes bei Retz dem Kloster gab, wo auch früher sein Vater einen Hof namens „Münichreut“ geschenkt hate (Pritz, Seite 17). Nach dem Tode Gunthers I. (nach den Chroniken 1178) folgte ihm als Abt Konrad I. Um diese Zeit baten Otokar VIII., der Erzbischof Adalbert von Salzburg, Bischof Konrad von Mainz und Abt Konrad (von Garsten) den Papst Alexander III., die S��ungen und die Besitzungen von Garsten zu bestä�gen. Der Papst erfüllte diese Bite der Männer in einer Bulle an den Abt von Garsten im Jahre 1179. Überdies wurden die Besitzungen unter diesem Abte sehr vermehrt (Pritz, Seite 18). Heinrich von Tonchenstein schenkte ein Gut in Engensteten (Niederösterreich). Oto II., Bischof von Bamberg, gab auf Biten Otokars einige Lehen bei Spital am Pyhrn dem Kloster. Es erhielt ferner noch mehrere zerstreut liegende Güter im Lande ob und unter der Enns. Bevor Herzog Leopold VI. von Osterreich seine Pilgerreise nach Paläs- �na antrat, befreite er das S�� von allen Mautabgaben auf der Donau „aus Liebe zum Grabe Chris�, welches er sehnsüch�g zu sehen wünschte (Juritsch, Seite 294)“. Außerdem erhielt er von ihm zwei Bauernhöfe am Gaflenzbache mit dem Walde, der Jagd und der Fischerei und zwei Güter im Ennstale, wofür täglich eine hl. Messe gelesen werden musste. Nachdem Konrad I. dreizehn Jahre mit Klugheit und Frömmigkeit seinem S��e vorgestanden war, wurde er im Jahre 1190 vom Schauplatz seines Wirkens abberufen (Pritz, Seite 19). An seiner Stelle wurde Syrus II. (oder Siegahard) gewählt. Unter ihm (8. Mai 1192) starb Herzog Otokar VIII. von „Steyermark“, der Letzte vom Stamme der Otokare vom Traungau, den S��ern und Wohltätern Garstens. Alle seine Besitzungen (darunter auch Garsten) fielen an den mit ihm verwandten Herzog Leopold VI. von Osterreich. Dieser zog sofort nach Grätz, nahm dort die Huldigungen entgegen und bestä�gte dem Abte Syrus die Besitzungen und Privilegien von Garsten. Jährlich schenkte er dem S��e 62 Fuder Salz aus seinen Salzpfannen von Ischl und Aussee. Abt Syrus wurde zum obersten Ho�aplan in der Burgkirche in Steyr ernannt, nach dessen Anordnung der Gotesdienst bei seiner Anwesenheit abgehalten werden sollte. Abt Syrus starb im Jahre 1200. Mehr als 100 Jahre waren also seit der Gründung verstrichen. Was Otokar V. begonnen, Otokar VI. gefördert und ihre Nachkommen weitergeführt und vermehrt hatten, stand blühend am Ende des 12. Jahrhunderts da.

9 Ihr Geschlecht war ausgestorben, ihr großer und herrlicher Besitz in andere Hände gekommen, nämlich in die der Babenberger, doch das Andenken an die Otokare starb in Garsten nicht aus. Der schönste Dank des S��es für die vielen Wohltaten bestand in ihrer guten Verwendung, in dem ununterbrochenen Streben, den schönen, edlen Zweck der S��ung zu verfolgen und zu erreichen durch Kul�vierung des Landes, durch Verbreitung des religiösen Sinnes unter den rauen Bewohnern dieser Gegend, wo o� noch viele wilde Tiere hausten, und durch Beispiele der Tugend und Frömmigkeit. In welchem Rufe und in welcher Achtung das S�� in diesen Zeiten stand, hat die Geschichte bereits gezeigt; hate es doch Männer, die würdig und fähig waren, auch anderen, größeren Klöstern vorzustehen. Von der Gelehrsamkeit in der damaligen Zeit kann wohl noch nicht gesprochen werden, wo die Mönche in Sturm und Regen auf den Feldern arbeiteten, Sümpfe trockenlegten, das Land bebauten und die übrige Zeit im Gebete verbrachten, wo ja auch erst die Morgenröte der Wissenscha�en am Firmamente aufging. Und doch entstand in dieser Zeit schon eine Biografie Bertholds I., von einem Konventualen geschrieben; es mag vielleicht auch im Laufe der Zeit so manches verloren gegangen sein, sodass wir davon nichts wissen können. Auf dem felsenfesten Grundstein, den das erste Jahrhundert gelegt hate, bauten die nächs�olgenden weiter. Die Leitung des Klosters Garsten wurde im Jahre 1200 auf Berthold III. übertragen (Pritz, Seite 21). Unter ihm wird Neus�� schon als eine Pfarre erwähnt, mit welcher ein bedeutender Teil von Großraming verbunden war. Er starb schon 1204 und sein Nachfolger als Abt, Konrad II., folgte ihm auch noch in diesem oder am Anfang des folgenden Jahres im Tode nach; denn in einer Urkunde vom Jahre 1205, da�ert am 2. Juli, erscheint schon Abt Hadamar I., dem Leopold VII. von Osterreich den Besitz des Gutes Thern bestä�gte; Gozwin von Oberensteten (Steten bei Ulrichskirchen, nördlich von Korneuburg), seine Schwester Adelheid und ihre Enkelin Adelheid von Ulrichskirchen übergaben dasselbe zur Zeit dieses Abtes dem S��e. Dieses Thern, bestehend aus Ober- und Unterthern, von denen der eine Teil Götweig, der andere Garsten untertänig war, gehörte immer unter das Patronat und unter die Vogtei von Garsten, war aber damals eine Filiale von Weikersdorf, dessen Seelsorger jeden zweiten Sonntag dort den Gotesdienst hielten und die pfarramtlichen Angelegenheiten besorgten; man bezog dafür den Zehent von Thern und alle zwei Jahre wurde in Garsten Kirchenrechnung gehalten, die für Garsten meist schlecht ausfiel, da jene Gegend o� durch Überschwemmungen und Brände verheert wurde. 1210 trat an einem Sonntag in Garsten so außerordentlicher Schneefall ein, dem ein starker Regenguss folgte; die Folge davon war, dass viele Menschen hier zu Grunde gingen (geschriebene Annale des S��es). Um diese Zeit hate Düring von Ternberg auf dem Gotesacker in Garsten mehrere Personen ermordet (Pritz, Seite 22). Doch zeigte er dann große Reue und beschloss, zur Buße nach Rom zu pilgern. Abt Hadamar, der bei Herzog Leopold von Osterreich in hoher Gunst stand, beredete diesen, als er (1213) in die Stadt Steyr kam, mit ihm nach Jerusalem zu ziehen, was er auch tat. Nach seiner Rückkehr von Paläs�na wurde er Abt in Melk.

10 In Garsten wurde nach Hadamars Abreise (1214) Arnhalm I. zum Abte gewählt, der einige Weingärten erhielt und die Befreiung von allen Zöllen in Osterreich für das S�� bewerkstelligte. Doch waren ihm bloß zwei Jahre für die Oberleitung gegönnt, denn er starb schon 1216. An seine Stelle trat noch im gleichen Jahre Konrad III. der früher Prior in Melk war (Pritz, Seite 23). Zu dieser Zeit reiste der eben erwähnte Düring von Ternberg mit einem gewissen Ulger, einem Diener des Herzogs, nach Paläs�na, wo er aber erschlagen wurde. 1218 wurde Konrad III. von Garsten als Abt nach Melk berufen und seine Stelle übernahm im Jahre 1219 Reginbert oder Reinbert. Eine geschriebene Annale von Garsten spricht von einer wunderbaren Erscheinung, dass nämlich im Jahre 1222 Schnee fiel, der sich in Blut verwandelte, als er schmolz (geschriebene Annale des S��es). Im Jahre 1219 traf das S�� ein schwerer Schicksalsschlag (Pritz, Seite 23). Ein Brand, welcher von einem Bösewicht verursacht worden war, verwandelte fast das ganze Kloster in einen Schuthaufen. Der Abt begann zwar die Wiedererbauung, konnte die aber nicht zu Ende führen, da der Kummer seinen Tod (1223) beschleunigte. Das schwere Amt wurde nun Berthold IV. übertragen. Die Lage war noch schlimmer. Noch glich das Kloster zur Häl�e einer Ruine, nachdem die eine Häl�e mit großem Kostenaufwand wiederhergestellt worden war, da geschahen von neuem von Seite eingedrungener Vögte abermals große Erpressungen und ungerechte Forderungen. Man wandte sich um Hilfe an Herzog Friedrich II., doch dieser schenkte selbst den Biten des Bischofs Gebhard von Passau wenig Gehör. Gebeugt durch die allzu große Last der Sorgen, starb Berthold IV. im Jahre 1233; es folgte auf ihn Ulrich I. Von diesem Abt erhielt der Pfarrer von Taversheim die Kirche zu Haslbach und beide Höfe „unter der Bedingung, dass er und seine Nachfolger dort fleißig den Gotesdienst halten sollten“; und es wurde zugleich festgesetzt, dass ein jeder Pfarrer von Taversheim bei dem jeweiligen Abte zu Garsten um die Kirche ansuchen und dieser sie ihm überlassen sollte (Pritz, Seite 6). Über diese Verhandlung wurde am 2. August 1234 eine Urkunde ausgestellt. Auf wiederholtes stürmisches Drängen des Abtes hin hielt Friedrich im September eine große Versammlung vor dem Schloss Sitzenberg, bei welcher der Abt in Gegenwart des Bischofs von Freysing und vieler Ministerialen hinlänglich bewies, dass das S�� vermöge alter Privilegien keinen anderen als den Landesfürsten selber zum Vogte habe (Pritz, Seite 25). Friedrich räumte deshalb mit diesem Unfuge auf, indem er das Kloster von allen Vögten befreite. Jetzt fing man in Garsten mit Erlaubnis des Bischofs von Passau an, Berthold den I., der sich ohnedies schon sehr großer Verehrung erfreute, an seinem Todestage mit einer An�phon de confessoribus zu verehren. Ulrich I. verließ im Jahre 1240 das irdische Leben und noch im gleichen Jahre folgte als Abt Berthold V., der 1243 aus unbekannten Gründen sein Amt niederlegte oder, wie andere glauben, abgesetzt wurde. Als Abt wurde nun Ortolf I. vom S��e Melk nach Garsten postuliert, unter dem eine verworrene und teilweise auch traurige Zeit für das ganze Land einsetzte.

11 Herzog Friedrich war nämlich 1246 in der Schlacht an der Leitha gefallen, ohne einen Nachkommen zu hinterlassen und ohne betreffs der Erbscha� etwas bes�mmt zu haben. Überall herrschte Uneinigkeit, Raub und Mord waren an der Tagesordnung. Ein jeder wollte möglichst viel auf Kosten anderer für sich gewinnen. Kaiser Friedrich II. gab zwar eine Bes�mmung heraus, dass diese Provinzen dem Deutschen Reich anheimgefallene Lehen seien, und schickte einen Stathalter nach Wien: doch der Kaiser war im Banne, man gehorchte nicht! Für das Wohl des Klosters besorgt, reiste Abt Ortolf 1248 zum Kaiser nach Cremona in Italien. Er wurde dort ehrenvoll aufgenommen, das Privilegium Herzog Friedrichs des Streitbaren betreffs der Vögte bestä�gt und Schutz für das S�� Garsten versprochen. Er stellte darüber im Juni 1248 eine Urkunde im Lager vor Parma aus, die von den berühmten Kanzler Petrus de Vinea ausgefer�gt ist. Als der Abt zurückkehrte, traf er noch sehr traurige Zustände an; die Kämpfe der Parteien, die Plünderungen der Kirchen und der Bewohnerscha� dauerten fort. Dazu kam noch, dass Herzog Ludwig von Bayern mit einem Kriegsheer in Osterreich einfiel. Nachdem seine Truppen Linz und Enns eingenommen haten, kamen sie auch nach Steyr, überfielen plötzlich Garsten und plünderten es gänzlich aus (1250). Da nun in diesem Jahre Kaiser Friedrich II. starb, war Österreich völlig herrenlos, ein Umstand, der die Verwirrung noch steigerte. Schließlich wurde im folgenden Jahre von den Ständen Osterreichs Otokar von Böhmen als Landesherr anerkannt. Der stellte die Ruhe in diesen Gegenden wieder her. Abt Ortolf konnte aber nicht mehr lange diese bessere Zeit in Garsten genießen, denn er wurde als Abt nach Melk berufen (1253). Die Leitung des S��es übertrugen die Mönche Gerung I. (Pritz, Seite 27). Er war ein sehr tä�ger Mann und am Hofe sehr beliebt. Er erbat sich von Otokar einige Güter zur Au�ewahrung des Getreides, die jährlich zwei Talente eintrugen. Sie lagen in Ternberg, im Artzberg bei Leonstein, in Windischgarsten und bei Molln. Die Urkunde darüber wurde 1255 in Linz ausgestellt. Gerung machte einen Tausch mit Gundaker von Storchenberg (Starhemberg) „für dessen Hube auf dem Hügel, genannt Rigel, bei Losenstein, gab er ihm dem Klosterhof in Duringheim“. Im nämlichen Jahre übergab der Abt vermöge des Vertrages von 1234 dem Pfarrer Heinrich v. Taversheim auf dessen Ansuchen die Kirche St. Magdalena und die beiden dazugehörigen Höfe (siehe Pritz, Seite 17). 1256 wurde wieder ein Mitglied des S��es Garsten, namens Berthold von Achleiten, zum Abte von Kremsmünster erwählt. Abt Gerung I. starb 1258 und an seine Stelle kam Ulrich III. In diese Zeit fällt ungefähr die Erbauung der Kirchen in Losenstein (alte Bauart des Turmes), in Molln und in Weyer (1259 zu Ehren des hl. Johannes des Evangelisten eingeweiht). Zur Errichtung dieser Kirchen hat Garsten sehr viel geleistet; die Seelsorge wurde in diesen Orten von Garstenermönchen besorgt (Pritz, Seite 28). Im Jahre 1261 kam Gundaker von Starhemberg nach Garsten, wo mehrere seiner Vorfahren begraben worden waren, ließ sich daselbst eine Begräbnisstäte errichten und gab dem S��e das Gut Peilicz.

12 In diesem Jahre lit die Bevölkerung „wegen der sengenden Hitze“ an großem Getreidemangel (geschriebene Annale des S��e). Abt Ulrich II. legte 1261 sein Haupt zur Ruhe und es folgte ihm Friedrich I. (Pritz, S. 28). Am 24. Februar 1265 bestä�gte Otokar in Neuenkirchen dem Kloster Garsten „alle Privilegien von den steyrischen Markgrafen“ und den Besitz von Gaflenz, einen Monat später (21. April) zu Grätz die Freiheit von allen Vögten und dem Landesgerichte. Unter den Besitzungen des S��es wird in dieser Zeit die Herrscha� Garsten erwähnt, bestehend aus einem „Dorfe mit eilf Häusern und einer Mühle, und lag im V.O.M.B. nördlich von Thaya“ (laut Verbesserung des korrigierenden Professors heißt die Herrscha� rich�g: Gastern). Im Kampfe Kaiser Rudolfs I. gegen Otokar erlit Gastern, das eine große Summe Geld und Gut zur Rüstung der Soldaten geopfert hate, beim Durchmarsch der Truppen Rudolfs so viel Ungemach, dass der Abt sich genö�gt sah, einige S��sgüter „auf Lebenszeit“ zu verpachten (Zöhrer I, Seite 88). Am 26.August 1278 fiel auf dem Marchfelde die Entscheidungsschlacht, in der Otokar Schlacht und Leben verlor. Somit waren die österreichischen Lande wiederum dem deutschen Reiche angegliedert, auf die schon damals Kaiser Rudolf sein besonderes Augenmerk gerichtet hate (Pritz, Seite 29). Im folgenden Jahre bestä�gte er in Wien am 25.Dezember den von Kaiser Friedrich II. 1248 bestä�gten Privilegienbrief des Klosters Garsten (Vancsa, Seite 55). Abt Friedrich starb im Jahre 1282 und seine Würde erhielt Marquard I. (Pritz, Seite 29). Unter ihm wurde der Streit geschlichtet, welcher zwischen Garsten und Admont wegen eines Waldes, aus dem man das Holz zur Salzbereitung nahm, entstanden war; es wurde jedem ein bes�mmter Teil zugewiesen. Damals erhielt „Garsten auf gerichtlichem Wege ein Gut in der Riedmarx (Riedmarch) zurück, welches erkau� worden war aber der Sohn des Verkäufers gewaltsam an sich gebracht hate; die Übergabe geschah bei Gallneukirchen“ (Pritz, Seite 29). Abt Marquard muss im Jahre 1290 gestorben sein; denn in einer Original-Urkunde von Garsten kommt er am 20.Februar 1288 vor wo er einen Hof in Leun�ng Heinrich dem Harbruner als Lehen übergibt. Von seinem Nachfolger Gotschalk I. ist sonst nichts bekannt, als dass er fünf Jahre dem Kloster vorgestanden und 1295 gestorben ist. Deshalb kann man als das Todesjahr seines Vorgängers das Jahr 1290 annehmen. Die Lenkung des S��es wurde Ulrich III. (mit Zunamen Widmer) übertragen. Unter ihm (17.März 1305) stellten der Adel, der Richter und die Bürger der Stadt Steyr dem Abte und dem Konvente in Garsten gleichsam einen Revers aus, kra� dessen jene für immer den Abt und seine Nachfolger als den obersten Pfarrer über die Stadt, die Burgkapelle und das Spital erklärten und sich zum Gehorsam verpflichteten gegenüber dem, den der jeweilige Abt dazu bes�mmte. Steyr stand hiemit in dieser Hinsicht unter Garsten. 1311 waren Ketzerrichter in Garsten sehr tä�g gegen die Waldenser, von denen viele das Kreuz tragen, sonst sich vor den Augen der Richter selbst strafen mussten; andere wieder wurden gar verbrannt und im Ketzerfriedhof auf der Frixenwiese (Kraxental) begraben (geschriebene Annale des S��es).

13 Seit dem Jahre 1313 erhielt das Kloster Garsten von der verwitweten Kaiserin Elisabeth jährlich 30 Fuder Salz aus dem Bergwerk in Hallstat (Pritz, Seite 30). Abt Ulrich starb 1317. Das nachfolgende Oberhaupt wurde Oto I. Er errichtete einige S��sgebäude, verschönerte die Kirche und bereicherte die Bibliothek. 1333 befreite Herzog Albrecht II. die Untertanen des Klosters Garsten von fremder Gerichtsbarkeit. Konrad von Volkenstorf schenkte dem S��e sein Gut die Brandstat genannt, in der Pfarre Kematen im Traunkreise. Abt Oto I. starb im Jahre 1333 und die Würde eines Abtes erhielt Heinrich I., unter dem die Kirche in Garsten konsekriert wurde. Er starb aber schon 1335. Der folgende Abt war Michael I., der seinem S��e einige Güter verscha�e (Pritz, Seite 31). 1342 wurden die Privilegien des S��es von Albert II. bestä�gt. Im Jahre 1348 wurde Garsten samt der Umgebung am Abend von Pauli-Bekehrung (25. Jänner) und am Mitag von Maria-Lichtmess (2. Februar) von einem he�igen Erdbeben heimgesucht (geschriebene Annale des S��es). Im gleichen Jahre ra�e die allgemein au�retende Pest den driten Teil der Bewohner dieser Gegend hinweg. Nach Michaels Tod (1352) wurde im folgenden Jahre Eberhard oder Erhard I., der bis dahin Pfarrer in Steyr war, zum Abte von Garsten gewählt (Pritz, Seite 30). Durch die S��ung des Oto von Pless, eines Bürgers aus Steyr, erhielt das Kloster Garsten (um 1360) den Pleßhof in der Pfarre Ternberg. In diesem Jahre trat abermals die Pest auf, die von Ende Juli bis Mite November wütete (geschriebene Annale). Eberhard starb im Jahre 1365 und sein Amt wurde Nikolaus I. übertragen. Er stammte aus der adeligen Familie der Venkhe, dessen Bruder Simon, Burggraf von Steyr, den größten Teil des Mollnertales samt dem Fischerrecht in der Steyr und in der Krumm-Steyrling dem S��e schenkte. Im Jahre 1371, nach Pritz, 1365, nach einer geschriebenen Annale kam Riter Hartneid mit seiner Gemahlin und einigen Begleitern nach Garsten. Weil er spät in der Nacht eintraf, deshalb nicht nach Wunsch bewirtet wurde und da es in seinem „Gehirn nicht recht s�mmte“, zündete er am Morgen des anderen Tages den naheliegenden und dem Kloster gehörenden Meierhof an wobei alles verbrannte, sodass er einen Schaden von 400 Talenten anrichtete. Im folgenden Jahre wurde unter Vermitlung des Burggrafen, Georg von Volkensdorf, und des Pfarrers von Steyr, Friedrich Thungassinger, zwischen Garsten und dem Hartneid ein Vergleich geschlossen. 1378 schloss Garsten mit dem Benedik�nerkloster Meten in Bayern einen Vertrag zu wechselsei�ger Gas�reundscha� und hinsichtlich des Gebetes für die verstorbenen Mitglieder (Pritz, Seite 31) 1380 verscha�e Herzog Albrecht IV. dem S��e auf drei Jahre die Befreiung von der läs�gen und kostspieligen Gastpflicht für die Riter und Edlen, für die landesfürstlichen Jäger und Hunde, die o� in großer Menge unterhalten werden mussten. Der Burggraf von Steyr wurde beau�ragt, das Kloster hinsichtlich eines Privilegiums zu schützen (Pritz, Seite 32). Zum Ersatze des von Hartneid angerichteten Schadens schenkte dessen Bruder Peter von Losenstein das kleine Schloss samt dem Meierhofe welches 1 Stunde außerhalb der Stadt Steyr liegt und damals das Gut „In der Gweng auf dem Ölgraben“ hieß.

14 Es gehörten auch noch neun Häuser und ein Wirtshaus dazu. Das Schloss besaß außerdem sehr viele Freiheiten und Privilegien. Anfangs übergaben es die Abte anderen als Lehen „des größeren Nutzens halber“; einmal hieß der Lehensträger Rosner, von dem es den Namen Roseneck bzw. Rosenegg erhielt. Vom Herzog Albert beau�ragt, lässt der Pfleger von Steyr im Jahre 1392 auf der Enns in Unterlahrndorf eine „Fischarche“ schlagen (geschriebene Annale). 1397 fand die große Untersuchung über die Waldenser stat deren Leitung Petrus, der Provincial der Cöles�ner aus Böhmen, führte (Pritz, Seite 32). In Garsten sollen drei dicke Bände gewesen sein, die die Akten darüber enthielten. Petrus starb in Garsten und wurde daselbst begraben. Abt Nikolaus schied nach einer langen und klugen Leitung seines S��es im Jahre 1399 aus diesem Leben. In seiner Würde folgte ihm Florian I. 1400 geschah in der Kirche zu Garsten der Klosterfrevel der Juden. Diese verscha�en sich mit Hilfe der Mesnerin „gegen“ Geld konsekrierte Hos�en aus dem Tabernakel, die sie auf alle mögliche Weise misshandelten, zerbrachen und schlugen, sodass wunderbares Blut daraus sich in das Velum ergoss, in welches sie gewickelt aus der Kirche gebracht wurden (heute noch zeigt man in Garsten in einem Reliquienschreine von Blut beträufelte Teile dieses Velums). Wegen dieses Frevels wurden die Juden aus ganz Oberösterreich, vor allem aus Steyr ausgewiesen. 1402 wurde der päpstliche Nun�us in der Gegend von Weyer gefangen genommen und beraubt (Pritz, Seite 32). Es wurde daher den Bewohnern dieser Ortscha� und dem Kloster Garsten „bei Strafe des Bannes“ befohlen, diese Verbrecher aufzusuchen, damit sie die Gewaltat sühnten und Genugtuung geleistet würde. Näheres von diesem Ereignis ist nicht bekannt (Pritz, Seite 110). Da der Weg für die Bewohner der Ortscha�en am rechten Ufer der Enns o� sehr weit und beschwerlich, ja bei den nicht seltenen Regengüssen die Überfahrt über die Enns sehr gefährlich und o� unmöglich war, baute Abt Florian (1411) eine größere Kapelle zu Ehren des hl. Ulrich, wo jeden Sonn- und Feiertag eine hl. Messe gelesen und eine Predigt gehalten wurde. Der Abt mag wohl auch den Zweck im Auge gehabt haben, die Bewohner gegen die Waldenser zu schützen. Es herrschten schon lange Strei�gkeiten hinsichtlich Gastern in Niederösterreich zwischen Garsten und dem Pfarrer von Thaya (Pritz, Seite 33). Dieser wollte sich nämlich dort die Kirche, die samt der Herrscha� nach Garsten gehörte, ihre Einkün�e und Verwaltung zueignen. Deshalb schloss Abt Florian im Jahre 1412 einen Vergleich, demzufolge er dem Pfarrer von Thaya erlaubte, die „Seelsorge und die pfarrlichen Rechte“ in Gastern auszuüben, wofür er die Einkün�e der Kirche beziehen sollte. Doch blieb die ganze Herrscha� samt Kirche dem Kloster Garsten untergeordnet. In der Kirchenversammlung zu Konstanz (1419) setzte es Herzog Albrecht V. durch, dass Papst Johann XXIII. eine allgemeine Visita�on der Benedik�ner- und Augus�nerklöster in seinen Staten, die der Diözese Passau angehörten, vornehmen ließ. An der Spitze der Prüfungsbehörde standen:

15 Angelus, Abt von Rain in der Steiermark und Leonhard, Prior der Kartause zu Gaming (Pritz, Seite 34); diesen waren noch der Abt Nikolaus von Melk und P. Kaspar von Garsten beigegeben. Bald nach dem Aschermitwoch kamen sie nach Garsten. Es wurde hier die Disziplin verschär�, da sich bereits durch allzu große Nachsicht des Abtes Florian arge Lauigkeit eingeschlichen hate; es wurde vorgeschrieben, dass das S�� immer 24 Religiosen, darunter 16 Priester, haben müsse; der Genuss des Fleisches im gemeinsamen Refektorium“ wurde verboten und nur im Krankenzimmer und bei gewissen größeren Prälatentafeln gestatet; die Novizen mussten den Psalter auswendig lernen; Weihrauch und Orgel dur�en nur an den höchsten Festagen gebraucht werden. Da der Abt selber einsah, dass es zur Herhaltung solcher Disziplin einer festeren Hand bedürfe - oder er war überhaupt der Geschä�e schon überdrüssig - legte er noch im Jahre 1419 seine Würde nieder und verbrachte seinen Lebensabend ganz unauffällig in der ruhigen Klosterzelle, bis ihn der Tod im Jahre 1425 abholte (Pritz, Seite 34). Unter dem folgenden Abte Leonhard I. (1419) soll der Schlüsselhof bei Steyr, damals Pleschhof genannt, von Garsten angekau� worden sein, fiel aber später an die Herrscha� Steyr. Sonst ist weiter nichts von diesem Abte bekannt. Als Todesjahr wird das Jahr 1434 angegeben. Nach ihm wurde Thomas I. Abt von Garsten. Er gehörte einer steirischen Familie an, war sehr gelehrt und wohnte der Kirchenversammlung von Basel bei, von der er die Bestä�gung der Privilegien von Garsten erhielt. 1442 legte er, durch die Geschä�e überanstrengt, freiwillig seine Würde nieder, lebte aber noch bis 1466 (Pritz, Seite 35). Zum Abte wurde Friedrich II. gewählt. Durch ihn erhielt das S�� das Gut Altenpölla im V.O.M.B. Friedrich begann den Bau einer eigenen Pfarrkirche. Der Mann, der drei Kirchen zu bauen begonnen hate (Garsten, Stadtpfarrkirche in Steyr und eine neue Kirche in Molln), häte sicher noch vieles geleistet, häte ihn nicht der Tod schon 1444 hinweggera�. In der Regierung des S��es folgte nun Adalbert I.; er erhielt auf Ansuchen des Herzogs Albrecht II. von Papst Pius II. die Infel, das Pastorale und die übrigen Pon�fikalien, deren er sich aber aus Demut niemals bediente. 1461 starb er. Nach ihm leitete das S�� Berthold VI., welcher den Bau der Abtei an der Enns begann, das Kloster mit Mauern und Türmen befes�gte, weil es die Soldaten des Georg von Stein, des damaligen Besitzers von Steyr, ausgeplündert haten. 1464 vollendete er die von Friedrich II. begonnene Pfarrkirche in Garsten. Sie stand außerhalb der Mauern des S��es auf der Nordseite und hate einen Turm. 1465 kau�e der Abt den Kammerhof bei Steinbach, der von Kaiser Friedrich IV. frei erklärt wurde, da er früher ein Lehen der Herzoge von Osterreich war. Um diese Zeit erhielt er auch Weinberge und Nußdorf mit einem Haus. Der Abt suchte in jeder Hinsicht die Rechte und Interessen seines Klosters zu verteidigen und nichts einreißen zu lassen, was sie vermindern oder gar vernichten häte können. Dadurch aber sah er sich in einem schlimmen Streit verwickelt. Die Dominikaner fingen nämlich 1472 an, in der Stadt Steyr ein Kloster zu bauen, nachdem Kaiser Friedrich und der Magistrat der Stadt ihre Einwilligung dazu gegeben haten.

16 Der Abt von Garsten, der nicht ganz mit Unrecht dadurch einen Schaden für sein S�� und für seine Jurisdik�on, die er in der Stadt besaß, befürchtete, erhob dagegen entschieden Einsprache. Die Strei�gkeit kam zu Ohren des Papstes. Doch das Ende dieses Streites erlebte Berthold nicht mehr, denn er starb 1473. Und so wurde denn der ganze Streit unter dem folgenden Abt Benedikt I. vom Papste dadurch beigelegt, dass dieser dem Kloster Garsten „ewiges S�llschweigen in dieser Sache auferlegte“ (Pritz, Seite 37). Doch stand dieses im guten Verhältnis zum Papste, da er 1483 die Privilegien von Garsten bestä�gte. Benedikt I. vollendete einige von seinen Vorgängern begonnene Gebäude und vermehrte durch neue Gütererwerbungen die Einkün�e des S��es (Pritz, Seite 36). Da den Abt 1488 plötzlich der Tod ereilte, folgte ihm Leonhard II. Damals war für diese Gegend eine unruhige Zeit; die Ungarn, die bei Ernsthofen eine große Schanze errichtet haten, machten Raubzüge nach Steyr und kamen dabei auch nach Garsten. 1492 entschied Kaiser Friedrich III., dass die Untertanen von Garsten am rechten Ufer der Enns „ihre Landesanlagen nur nach ob der Enns zu zahlen häten“. Abt Leonhard II. starb am 21.Oktober 1493 eines unnatürlichen Todes. Zwei Neffen (einer davon war sein Kammerdiener) und sein Schwager bereiteten ihm ein schreckliches Sterben. Da sie immer in Geldverlegenheit waren - ihr Geschä� war „Schatzgraben und Teufelsbannen“ - und ihnen der Abt nur sehr wenig gab, erschlugen sie ihn mit einem Prügel, legten seinen Leichnam an das untere Ende einer S�ege, um damit den Anschein zu erregen, er sei über die S�ege hinuntergefallen (Pritz, Seite 38). Sie erbrachen den Geldschrank im Zimmer des Abtes und nahmen mit, was sie fanden. Sie begaben sich nach diesem Verbrechen nach Steyr und verbreiteten da das Gerücht die Mönche von Garsten haben ihren Abt ermordet. Bald kam man auf diesen Schwindel und alle drei wurden mit dem Schwerte hingerichtet (Pritz, Seite 38). Zum Abte wurde nun Georg I. gewählt. Da die Fischarche in Lahrndorf schon schadhaft geworden war, ließ sie der Abt niederreißen und baute eine neue, die bedeutend größer war als die erste und heute noch erkennbar ist (Pritz, Seite 23). Am 1. November 1494 brannte ein Teil des Stiftes nieder. Am 21.Mai 1494 fuhr Georg mit einem Flosse auf der Enns hinab. In der Nähe des Schlüsselhofes war sein Schiffchen nahe daran, an einen Felsen zu stoßen, weshalb er an Land springen wollte; er aber erreichte es nicht, sondern fiel ins Wasser und ertrank sein Leichnam wurde später aufgefunden. Die Mönche wählten nun einen geborenen Steyrer, namens Praunauer, zu ihrem Abte; es war Ulrich IV. Er war sehr tä�g und in den verschiedenen Geschä�en ein gewandter und beschlagener Mann. Die Besitzungen des Klosters vermehrte er durch 40 neu gewonnene Höfe; von seinem Bruder Georg, einem Ratsherrn von Steyr, kau�e er die Herrscha� Biberbach in der Pfarre Kematen im Traunkreise. Unter seiner Leitung s�eg die Zahl der Mitglieder des S��es auf vierzig, denen er ein weises und frommes Oberhaupt war (Pritz, Seite 39). Als ein Großteil der Bürger sich gegen den Magistrat erhob, wurde er zur Beilegung des Streites zum königlichen Kommissär ernannt. Bei den Ratswahlen 1508, 1511 u.s.w. war er ebenfalls als solcher zugegen. Im Jahre 1511 erweiterte und vollendete er die Filialkirche in St. Ulrich. 1513 erhielt er vom Papst Leo X. die Bestä�gung aller Besitzungen und der einverleibten Pfarrkirchen.

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