Chronik von Garsten

4 Bei diesem Tausche erscheint als Vermitler ein gewisser Wolfgang „quondam hic parochianus“; dieser Ausdruck bedeutete in jener Zeit einen Pfarrer (siehe Pritz, Seite 106). Wahrscheinlich war dies der letzte, denn dann kam die Kirche zum S��e. Otokar V erhielt beim Tausche Garsten mit allen Pfarrechten und Zehenten zwischen den beiden Rubinichen (untere Rubinicha=Ramingbach, obere Rubinicha=Neus��erbach) und zwischen der Enns und Steyr bis an den Rotepach=Retenbach (siehe Pritz, Seite 7). Zu dieser ersten Ausstatung des S��es schenkte Otokar der V den Damberg durch die Hand der Gräfin (Markgräfin) Wiilibirge. Es gehörte ferner dazu der Grund jenseits der Steyr samt der dort gelegenen Mühle und ein Hof, nebst dem aller Zehent vom kul�vierten und unkul�vierten Lande im ganzen Distrikte. Otokar V. zog in hohem Alter aus Andacht nach Rom, starb dort um das Jahr 1088 und liegt in jener Stadt begraben. Es folgte ihm in der Regierung sein Sohn Otokar VI. Er war bald mit den in Garsten lebenden Klerikern unzufrieden und fasste mit seiner Gemahlin Elisabeth den Entschluss, daselbst Mönche vom Orden des hl. Benedikt einzuführen (siehe Pritz, Seite 6). Elisabeth erlebte dies nicht mehr, vermachte jedoch zu diesem Zwecke einige Güter, so dass sie deshalb ö�er auch als S��erin bezeichnet wird. Da nun einige Kleriker beim Baden ertranken, vollführte der Markgraf seinen Entschluss am 9. Oktober 1107. Er reiste nach Götweig zum Abte Hartmann, entdeckte ihm seinen Plan und erreichte es, dass dieser einige Mönche unter dem Prior Wirnto nach Garsten schickte; diese führten hier die Regel des hl. Benedikt ein. Von den Kanonikern nahmen einige freiwillig die Regel an, einige Untertanen Otokars wurden zur Annahme gezwungen, andere nahmen Abschied, darunter Eberhard, der frühere Vorsteher. Wirnto blieb nur kurze Zeit in Garsten. Hieher kam nun erster Abt dieses Klosters der berühmte Berthold I. (siehe Pritz, Seite 7). Er stammte aus dem Geschlechte der Grafen von Würtemberg. Sein Vater hieß Albert, seine Muter Luitgarde. Vor 1080 war er mit Adelheid von Lechsmund vermählt. Nach dem Tode seiner Ga�n begab er sich ins Kloster St. Blasien, war dortselbst Subprior und wurde dann nach Götweig als Prior an die Stelle des Wirnto berufen und 1110 oder nach den Chronikern von Admont, Garsten und Melk im Jahre 1111 zum Abt von Garsten gewählt. Unter Berthold I. wurde das S�� besonders durch die Freigebigkeit Otokars sehr bereichert, die S��ung in gewisser Hinsicht vollendet und der S��ungsbrief wahrscheinlich 1142 ausgestellt. Es wäre zu weitläufig, alle einzelnen Besitzungen aufzuzählen, welche das S�� erhielt oder besaß, nur die wich�gsten sollen hier angeführt werden (siehe Pritz, Seite 8 ff). Zwischen 1092 und 1111 übergab Otokar VI. dem Kloster die Kirche Haslbach (St. Magdalena bei Linz), welche vom Bischof Ulrich von Passau zu einer Pfarre erhoben wurde, da sie vorher nur eine Filiale von Taversheim (Steyregg) gewesen war, samt deren Besitzungen im Niederwinkel (in der Pfarre Altenberg). Im Verzeichnis der Schenkungen kommen ferner folgende vor: Die Kirche des hl. Mar�n zu Aubach und die des Hl. Veit in Ternberg samt ihren Vermögen; von Otokar die Besitzung Jagirnberge (Jägerberg bei Steyr).

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