Chronik von Garsten

32 Und Wilhelm Aigner, der sich in dieser schrecklichen Zeit um die Kranken am rechten Ufer der Enns angenommen hate und im Grabenhof in St. Ulrich wohnte; leider fiel er der Pest zum Opfer und fand seine Ruhestäte im Garten. Am 29. April 1715 hate Anselm I seine ruhmvolle Lau�ahn vollendet und starb im Alter von 68 Jahren. Allgemein war die Trauer um ihn. Seine Regierungszeit gehört unstrei�g zu den Glanzperioden des S��es Garsten. Die neue Wahl bestimmte am 25. Juni 1715 Ambros von Freudenbichl, welcher große Liebe zur Wissenschaft zeigte, zum Abte des Klosters Garsten. Er erbaute die Kreuzkapelle am Nordrande des Friedhofes, den Kreuzaltar in der Losensteinerkapelle und zierte den Hochaltar mit einem purpurnen Baldachin und den Tabernakel mit einem herrlichen Strahlenkranz. Von ihm wurde ebenfalls der zweite Gasttrakt bei der sogenannten Schweizerstiege und eine schöne Grotte mit einem Springbrunnen erbaut. Der Abt verkau�e im Jahre 1722 an den Grafen von Lamberg die Herrscha� Gastern bei Thaya, weil sie dem Kloster mehr Schaden als Nutzen brachte (Pritz, Seite 14). Als durch die am 29. August 1727 in Steyr ausgebrochene Feuersbrunst viele ihres Heimes beraubt worden waren, beherbergte der Abt eine Zeitlang manche Verunglückte und wies den Nonnen, deren Kloster ein Raub der Flammen geworden war, zum einstweiligen Aufenthaltsort das Schloss Rosenegg zu. Im folgenden Jahr konnten sie in das vom Abte Ambros I erbaute Kloster wieder zurückkehren. Am Beginn des Jahres 1729 begab sich der kränkliche Abt ins Schloss Rosenegg, wo er ein zurückgezogenes Leben führet, bis ihn am 22. Dezember des gleichen Jahres der Tod abholte. Am 25. Jänner 1730 wurde Karl Haslinger zum Abte gewählt; dieser konnte aber zur Annahme einer solchen Würde nicht bewogen werden. Deshalb wurde noch einmal gewählt, wodurch Konstan�n I (Mutersgleich) zum Vorsteher des S��es bes�mmt wurde. Die Ausübung seines Amtes als Oberst-Erbland-Ho�aplan trug ihm einen kostbaren Ring von Kaiser Karl VI ein. Dieser kam am 25. September nach Garsten und übernachtete daselbst; am folgenden Tage ließ der Abt in der Nähe des Klosters über die Enns eine Schi�rücke schlagen, worüber der Kaiser zu der vom Fürsten Lamberg veranstalteten Hirschjagd auf den Damberg rit. Am 27. September verließ der königliche Hof wieder Garsten. Neben diesen Ereignissen hate aber auch ein bedeutendes Unglück in dem gleichen Jahr das S�� getroffen; es schlug nämlich in den Meierhof der Blitz ein, der zwei Personen tötete und den ganzen Hof einen Raub der Flammen werden ließ, wobei sehr viel Getreide und Vieh zugrunde ging (Pritz, Seite 85). Am 15. Jänner 1735 starb in Garsten der berühmte Maler Karl von Reselfeld und wurde in der Gru� unterhalb des Altares der hl. Kunigunde begraben. In Tirol geboren, kam er bereits sehr jung nach Steyr. Von da schickte ihn der Freiherr von Riesenfels nach Italien, wo er sich 4 Jahre in der Schule des berühmten Karl von Loth in Venedig ausbildete. Nach seiner Rückkehr 1684 widmete er gegen ein S�pendium von 200 Gulden seine Dienste dem S��e Garsten. 1735 kam der päpstliche Nun�us nach Garsten, wo sich auch viele andere Prälaten eingefunden haten.

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